Chronik der Kirchengemeinde Steinkirchen/Effeld  
   
  ... zurück zum Inhaltsverzeichnis  
     
 
Zu den Seiten:
1
   2   3   4   5   6   7   8   9   10   11   12   13   14   15   16   
 
     
 

1956


Am 2. März diese Jahres begeht der Hl. Vater Papst PIUS XII. seinen 80. Geburtstag, zugleich auch den 17. Jahrestag seiner Erwählung zur hohen Würde des Statthalters Christi auf Erden.
Dankbar und freudig gedenken die Katholiken aus diesem Anlaß des Hl. Vaters, der so vieles getan hat für die Erhaltung des Friedens und zur Milderung der Folgen der beiden Weltkriege, und der zum Vater der Unglücklichen, Verlassenen und Armen geworden ist.
Von den meisten Regierungen in Europa und aus Übersee, von vielen Organisationen und nichtkatholischen Persönlichkeiten sind dem Vater der Christenheit Glückwünsche zugegangen..


Ein sehr bedeutendes und deutliches Hirtenschreiben haben die deutschen Bischöfe zur Fastenzeit verfaßt.
Es handelt vom dialektischen Materialismus (Bolschewismus oder Kommunismus), der als Ideologie offiziell im Osten herrscht, als praktische Lebenshaltung aber auch stark bei uns, sogar unter Christen verbreitet ist.
„Nicht wenige von denen, die - vielleicht sogar mit Leidenschaft - den dialektischen Materialismus ablehnen, ja mit Schrecken an seine Folgen denken, sind in ihrer Lebenshaltung Materialisten geworden.....Sie leugnen Gott nicht.....Aber sie nehmen Gott den Herrn nicht mehr ernst.“
Ihr Gott ist der Lebensstandard geworden, dem sie unbedenklich alles opfern.
Mit anderen Worten: Wir alle sind mehr oder weniger vom Kommunismus angesteckt.


Was hilft, den praktischen Materialismus zu überwinden?
Selbstbesinnung und Besserung, Empfang des Bußsakramentes;
Teilnahme an Exerzitien, die ein wirksames Mittel gegen die Gefahr der Vermassung sind;
gewissenhafte Befolgung des Fast- und Abstinenzgebotes, auch in der heutigen gemilderten Form, ebenso das Maßhalten im Genuß von Alkohol, Nikotin und Süßigkeiten;
Übung der Nächstenliebe, womöglich in einer Weise, die für uns ein spürbares Opfer bedeutet.
Ein weiteres wichtiges Wort richten die deutschen Bischöfe am 23. Januar an die katholischen Verbände und schärfen ihnen ein:
verfallet nicht dem rein diesseitigen Zeitgeist;
habet Mut zum Alleinstehen;
bewahret die Liebe;
betont das Christliche eurer Sendung;
begnügt euch nicht mit dem rein Organisatorischen;
überwindet die Betriebsamkeit;
übt ein übernatürliches und zeitgemäßes Apostolat.


Musicae Sacrae Disciplina’ heißt die Enzyklika des Hl. Vaters vom 25. Dezember 1955 über die kirchliche Musik.
Sie bringt die bisherigen katholischen Grundsätze über Musik und Gesang beim Gottesdienst in Erinnerung, spricht aber insbesondere so eindringlich über das religiöse Volkslied, daß man sie die ‘Magna Charta’ des Kirchenliedes genannt hat.
„Damit solche religiösen Gesänge dem christlichen Volke geistliche Frucht und Nutzen bringen können, müssen sie ganz übereinstimmen mit der Lehre des katholischen Glaubens; sie müssen eine einfache Sprache und Melodie verwenden, sie müssen von überflüssigem und übertriebenem Wortschwall frei sein; endlich müssen sie, auch wenn sie leicht und kurz sind, von einer religiösen Würde und einem religiösen Ernst getragen sein.“
Die Bischöfe sollen das Kirchenlied mit Sorge und Eifer pflegen und fördern.
In Deutschland, wo das volkssprachliche Kirchenlied längst in Übung ist, hat man diese Enzyklika lebhaft begrüßt, weil sie eine eindeutige Anerkennung unserer Bestrebungen bringt.
In unserer Gemeinde setzt sich der Pfarrer schon seit langem für ein gutes Singen der Kirchenlieder ein. Er mahnt beständig, daß keine Pausen gemacht werden, wo keine angegeben sind und daß das Tempo nicht zu schleppend ist. Bei den Schulkindern ist das leicht zu erreichen, auch noch beim Kirchenchor und bei der Jugend, weil dort die Möglichkeit des Einübens besteht. Viel schwieriger, fast unmöglich ist es bei den Erwachsenen, vor allem den Alten, die allem Neuen und Ungewohnten instinktmäßig abhold sind.
Es wird aber trotzdem das ‘neue’ Singen konsequent durchgeführt, bis es sich restlos durchgesetzt hat.


Durch ein ‘Decretum generale’ der Ritenkongregation vom 16. November 1955 wird eine neue Ordnung für die Feier der Karwochenliturgie angeordnet. Sie will die liturgischen Feiern möglichst auf die Zeiten legen, zu denen die hl. Geheimnisse geschehen sind, eine Ordnung, die anfangs in Übung war und erst im Mittelalter abgeschafft wurde.
Danach gelten von jetzt ab folgende Hauptänderungen:
am Gründonnerstag wird die ‘missa in cena Domini’ gegen Abend, zwischen 7 und 8 Uhr gefeiert;
am Karfreitag findet die liturgische Funktion nachmittags gegen 3 Uhr statt;
die feierliche Ostervigil ist so zu halten, daß die Festmesse dieser Vigil ungefähr um Mitternacht beginnt.
Auch inhaltlich sollen die Feiern so gestaltet werden, daß sie leichter auf Geist und Gemüt des Volkes einwirken.
Die Gläubigen sollen schon in den ersten Tagen der Karwoche beichten, damit sie an den drei letzten Tagen (auch am Karfreitag) den Leib des Herrn empfangen können.
Die erste Durchführung der neuen Ordnung in unsern Gottesdiensten entsprach noch nicht ganz den Bestimmungen des ‘Decretum’; sie kann erst nach und nach vollständig verwirklicht werden.


Jahrzehntelang haben zahlreiche führende Priester, Lehrer und andere kundige Erzieher im Auftrage der Bischöfe Deutschlands an einem neuen Katechismus
gearbeitet. Er ist nunmehr fertig und wird zu Ostern dieses Jahres eingeführt. Das Neue an diesem Katechismus ist, daß er nicht nur ein Lehr- und Lernbuch für Kinder, sondern auch ein Familienbuch, sogar ein Volks- und Lebensbuch ist.
An die Stelle einer Vielzahl von manchmal ermüdenden Fragen und Antworten stehen Lehrstücke, in welche die notwendigen Fragen eingestreut sind, und die auch von Erwachsenen mit Nutzen gelesen werden können
An Hand des neuen Katechismus können Eltern ihren Kindern leichter die Glaubenswahrheiten vermitteln; sie können sogar im Notfalle den Religionslehrer ersetzen.
In der Tat; Kinder und Lehrende haben sich bald an das neue Buch gewöhnt und es in kurzer Zeit liebgewonnen.


Am 12. April, dem ersten Schultag im neuen Unterrichtsjahr wird die hl. Messe als erste Schülermesse unter Anteilname aller Schüler, besonders der Schulneulinge und deren Eltern gehalten.
In einer Ansprache weist der Priester auf die Bedeutung des Tages hin: er ist der Beginn eines neuen Abschnittes im Leben des Kindes.
Er ermahnt die Eltern zu treuer Mitsorge und einträchtiger Mitarbeit mit den Lehrpersonen.
Nach der Meßfeier empfangen die ABC-Schützen den Segen des Priesters.


Am 28. April begehen die Eheleute Josef THISSEN und Agnes geb. STAAS die Feier der goldenen Hochzeit.
Anstelle des erkrankten Ortspfarrers, der zur Kur in Bad Mergentheim weilt, hält das feierliche Amt mit Ansprache der 80jährige ehemalige Südsee-Missionar Pater Josef ESSER, M.S.C. aus dem Kloster Heinsberg.
Auf einer Saalfeier am Abend, die von Schule, Ortsvereinen sowie Gemeinde- und Kirchenvertetung gestaltet wurde, wurde ein längeres Gratulationsschreiben des verhinderten Ortspfarrers verlesen.
Herr Josef THISSEN war lange Jahre Mitglied des Kirchenvorstandes.


‘Bis an der Erde Grenzen’ lautet das Thema des diesjährigen Gottbekenntnistages der katholischen Jugend. Eine Missionsfeierstunde ist deshalb die Veranstaltung, die am Nachmittag des Dreifaltigkeitssonntags, 27. Mai, in der neuen Kirche ‘St. Maria Himmelfahrt’, Wassenberg-Oberstadt gehalten wird.
Prediger ist Herr Kaplan PLEUSS, C.S.Sp., Dalheim, der selbst einem missionierenden Orden angehört, dessen Bruder Missionar in Südafrika ist.
Die Jugend ist zahlreich gekommen und hat eifrig mitgemacht, auch bei der Kollekte für die Missionen.


Förderung des Missionsgedankens war das Thema für die Jahresarbeit bei der männlichen und weiblichen Jugend. Diesem Zwecke diente auch eine groß angelegte und vorzüglich gestaltete Missions-Wanderausstellung, die erstmalig vom 9. bis 27. Mai in Essen gezeigt wurde und von dort in andere Städte (Krefeld, Köln, Aachen) verlegt wurde.
Sie zeigt Gegenstände und bringt anschauliches statistisches Material aus Afrika, Amerika, Asien und Ozeanien.
Besonders wirkungsvoll und werbekräftig ist es, daß die Missionare selbst, z.T. Eingeborene, aus persönlichem Erleben über die Missionsarbeit in ihren Ländern berichten.
Die Ausstellung findet überall, auch in Aachen in der Zeit vom 16.9. bis 7.10. begeisterten Anklang und wird von Zehntausenden besucht.
Aus Effeld und Steinkirchen wird die ‘Missio’ von den größeren Schulkindern, sowie von rund 100 Jugendlichen und Erwachsenen besichtigt.

Zum 20. Verbandstag der Katholischen Arbeiterbewegung Westdeutschlands am (?) Mai richtet der Hl. Vater ein aufmunterndes Schreiben an Verbandspräses Dr. Hermann Josef SCHMITT und Verbandsvorsitzenden Josef GOCKELN, in dem er vier Gründe anführt, weshalb er das Wiederaufleben der KAB nach dem Kriege begrüßt:
die deutsche Gewerkschaftsbewegung (die ja nicht christlich ist) macht es erforderlich;
der Arbeiter muß auch außerbetrieblich sich zu christlicher Persönlichkeit bilden können;
die KAB hat eine apostolische Aufgabe zu erfüllen, die heute besonders dringend ist;
die KAB soll beispielgebend für die katholische Arbeiterschaft in andern Ländern sein.
„Möge die KAB Westdeutschlands im Zusammenwirken von Klerus und Laien immer mehr ein brauchbares Werkzeug der modernen Seelsorge sein!“


Am Nachmittag des Fronleichnamsfestes, dem 31. Mai verstarb plötzlich im Alter von 80 Jahren Herr Franz JANSEN, der 46 Jahre lang Rendant der Pfarrgemeinde und mehrere Jahrzehnte bis 1945 Ortsbürgermeister von Effeld gewesen war.
Er war ein Mann von besten geistigen und charakterlichen Eigenschaften, der seine öffentlichen Ämter mit Gewissenhaftigkeit und Zuverlässigkeit versah (siehe Seite 300 der Original-CHRONIK).
Sein Nachfolger als Kirchenrendant wurde Herr Heinrich RADEMACHER, Tabakwarengroßhändler und Rendant der ‘Effelder Spar- und Darlehnskasse’.

In seinem Hirtenwort zum Weihnachtsfeste 1955 hatte der Bischof aufgerufen zu freiwilligen Spenden für das Bischöfliche Knabenkonvikt in Aachen (gegründet 1953 vom verstorbenen Bischof VAN DER VELDEN), das zu Ostern 1956 zu einem Gymnasium (Pius-Gymnasium) erweitert wird.
Zahlreich sind die Spenden - auch aus Effeld - über das Postscheckkonto der Kirchenzeitung eingegangen, so daß der Bischof zum hl. Osterfeste ein besonderes Dankeswort an seine Diözesanen richtet.
„Mir wurde berichtet“, schreibt der Oberhirte, „von Menschen, die in sehr einfachen Verhältnissen leben und von ihrem mühsam verdienten, bescheidenen Arbeitslohn beachtliche Summen gaben; von Brautleuten, die eine Gabe spendeten in der Absicht, daß Gott ihre zukünftige Ehe segnen und ihrer Familie vielleicht auch einmal einen Priester schenken möge, und noch viele andere Fälle ließen erkennen, wie sehr die Gläubigen unseres Bistums die Sorge ihres Bischofs um den Priesternachwuchs auch als ihre Sorge betrachten.“

Seit der ersten Primiz im Jahre 1954 ist der Gedanke an den Priesterberuf auch in unserer Pfarre wach geblieben, und Gott scheint die Gnade des Priestertums auch weiteren jungen Menschen schenken zu wollen.
Zwei Knaben studieren bereits am Bischöflichen Knabenkonvikt in Aachen, zwei weitere haben sich zur Aufnahme gemeldet, ein fünfter will bei den Steyler Patres eintreten, um Missionar zu werden.
Gebe Gott, daß alle ihr Ziel, das Priestertum erreichen!

Lehrer Lothar BABST, der seit 1947 an unserer katholischen Volksschule tätig ist, wird mit Wirkung vom 1. März 1956 vom Regierungspräsident in Aachen zum Hauptlehrer ernannt, nachdem er vom Rat der Gemeinde hierzu einstimmig vorgeschlagen worden war.
Geboren in Aachen am 13.11.1915 absolvierte er die Pädagogische Akademie in Köln und war zunächst Lehrer in Momberg, Kreis Warburg in Hessen, seit 1947 in Effeld.
Seit 30 Jahren ist er in der Jugendbewegung aktiv tätig.
In Effeld gründete er 1949 den ersten Stamm der ‘Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg’; heute ist er Pfadfinder-Gaufeldmeister. Dank seiner Initiative und seiner Tatkraft sind unter seiner Leitung verschiedene internationale Pfadfindertreffen zustandegekommen, so in Deutschland, Frankreich und Holland.
Die gesamte Gemeinde freut sich über die Beförderung von Lehrer BABST zum Hauptlehrer und wünscht ihm noch langes, erfolgreiches Wirken in der Schule und bei der Jugend.


Nordöstlich des Pfarrgartens, an der Gasse, welche die ‘Dorfstraße’ mit der ‘Schleistraße’ verbindet, liegt eine Wiese, 32,40 ar groß, die Frl. Mechtilde RÜTTEN von hier gehört.
Diese hat sie von dem verstorbenen Hauptlehrer Christian KRANZ, ihrem Onkel, geerbt.
Diese Wiese wäre ein geeigneter Bauplatz für einen Kindergarten. Schon mehrfach hat der Kirchenvorstand sich um den Erwerb der Wiese bemüht. Jetzt ist die Eigentümerin mit dem Verkauf des Grundstücks an die Kirchengemeinde einverstanden. Der Kaufpreis beträgt 10.000 DM. Er wird von der Bischöflichen Behörde genehmigt und gezahlt.
Am 25. Juli wird der Kaufakt beim Notar Mich. FROITZHEIM, Wassenberg notariell vollzogen.


Das Jubiläumsjahr des hl. Ignatius von Loyola, gestorben 1556, ist den in Fulda versammelten deutschen Bischöfen Anlaß, die Exerzitien in einem gemeinsamen Hirtenwort erneut zu empfehlen.
Exerzitien sind ein heilsames Mittel gegen mehrere Zeitübel, z.B. gegen die allgemeine Veräußerlichung und Verflachung des gesamten Lebens, gegen den Materialismus, gegen die Gefahr der Vermassung.
Alle Stände, sagen die Bischöfe, brauchen die Exerzitien:
Männer, Frauen, Eheleute, Ledige, Jugendliche.
Alle sollten einander zu den Exerzitien helfen:
Arbeitgeber, katholische Organisationen.
Jeder Katholik sollte ein Exerzitienapostel sein.
Auch zur gleitenden Arbeitswoche nimmt die Fuldaer Bischofskonferenz deutlich Stellung. Sie lehnt sie ab, weil sie den Sonntag zum Werktag und „das Volk zu einer raffiniert ausgeklügelten Arbeitsmaschine machen würde“.


Unsere Pfadfinder haben sich in diesem Jahre den südlichen Schwarzwald für ihr Zeltlager auserkoren. Die einsame Kuppe von Gisiboden bei Geschwend, in 1.300 m Höhe, südlich von Freiburg, zwischen Feldberg und Belchen, mit großen von Tannen umgebenen Grasflächen, auf denen sich ab und zu die scheuen Gemsen zeigen, weitab von allen Häusern, mit Ausnahme eines neueren Hotels, das ist der ideale Platz, auf dem 120 Pfadfinder, darunter Deutsche, Franzosen, Holländer und Engländer, 14 Tage lang, vom (? bis (?) August Gemeinschaft pflegen.
Drei Geistliche - ein Franzose, ein Engländer und ein Holländer - betreuen seelsorglich die Lagerinsassen.
‘Internationale’ Geschicklichkeits- und Unterhaltungsspiele, aber auch ein- und mehrtägige Wanderungen - trotz der manchmal ungünstigen Witterung - sorgen für gesunde ‘Vollbeschäftigung’ aller.
In den abendlichen Führerrunden werden internationale Gegenwarts- und Zukunftsprobleme unverbindlich erörtert.
Das Lager ist wieder ein voller Erfolg, es knüpft noch enger die alten Freundschaftsbande der Teilnehmer und leistet einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur europäischen Völkerverständigung.


Das große kirchliche Ereignis des Jahres in Deutschland ist der Kölner Katholikentag vom 29. August bis 2. September, der unter dem Leitgedanken ‘Die Kirche, das Zeichen Gottes unter den Völkern’ durchgeführt wird.
Er war vielleicht der bisher glanzvollste Katholikentag mit der größten Teilnehmerzahl (500.000 Menschen beim Pontifikalamt von Card. PIAZZA, 800.000 bei der Schlußfeier). Beachtlich waren auch die Arbeiten der zahlreichen Arbeitsausschüsse, die das Wirken der Kirche in Heimat, Diaspora und Mission, in Wissenschaft, Kunst und Leben, in Wirtschaft, Politik und Völkerleben behandelten.
Die Haltung der Teilnehmer, besonders der rund 30.000 aus der Ostzone, war erbauend.
Der Hl. Vater richtete über den Rundfunk eine Botschaft an die Teilnehmer, in der er die Kirche als ‘signum levatum in nationes’ zeigt:
in den weltanschaulichen Stürmen der letzten Jahrzehnte,
in der Schaffung einer gerechten sozialen Ordnung,
in der seit einigen Jahren tobenden Glaubensverfolgung im Osten.
„Die Katholiken in der ganzen Welt können durch ihre Einheit im Glauben und in der Kirche eine gewaltige Kraft werden, um Frieden, auch sozialen Frieden zu schaffen. Nur muß das Bewußtsein ihrer Zusammengehörigkeit lebendig in ihnen wirken.
Pflegt alle dieses Bewußtsein!“
Organisationsleiter des Kölner Katholikentages war Notar Dr. Franz LEMMENS, der aus dem benachbarten Roerkempen stammt.


Das Gebäude der Volksschule Effeld, errichtet im Jahre 1929, ist zu klein geworden. Es umfaßt nur drei Klassenräume, während vier benötigt werden.
Der Gemeinderat beschloß deshalb in seiner Sitzung vom 21. Juli 1955, die Schule um zwei Klassenräume und die erforderlichen Nebenräume zu erweitern.
Die Baukosten betragen 120.000 DM, wovon die Gemeinde 1/3 und das Land 2/3 aufbringen wollen.
Am 10. September findet die feierliche Grundsteinlegung zum Erweiterungsbau statt.
Nach Ansprachen des Ortsbürgermeisters LEHNEN, des Kreisschulrats GRAMM wird der Grundstein mit der Inschrift ‘Deo et iuventuti’ vom Amtsdirektor WOLTERS gelegt und von vier Schulkindern mit je einem Stein unter sinnvollen Sprüchen zugemauert.

Vidi in visit. eccles. Dec. 1956.. RUPPERTZHOVEN, dec.


Allen Ernstes wird im Herbst dieses Jahres von der Gefahr eines dritten Weltkrieges gesprochen, die dadurch heraufbeschworen wurde, daß Ägypten (Regierungschef Nasser) vorzeitig den Vertrag kündigte, der allen Nationen freie Durchfahrt durch den Suezkanal garantierte.
Die durch den Vertragsbruch am meisten geschädigten Länder Frankreich und England drohen mit Waffeneinsatz und entsenden Truppen ins Mittelmeergebiet.
Die UNO-Versammlung (New York) schaltet sich ein, der Hl. Vater mahnt zur Besonnen-heit, die ganze Welt ist in banger Sorge.
Es gelingt der UNO nach langen Verhandlungen zu vermitteln und die Gefahr nach und nach zu bannen.


Ungarn erlebt im Spätherbst eine Revolution größten Ausmaßes:
die Bevölkerung lehnt sich offen gegen die Gewaltherrschaft ihrer bolschewistischen Regierung auf und fordert nationale und religiöse Freiheit.
Alle Schichten der Bevölkerung sind am Aufstand beteiligt. Es gelingt ihr auch, für längere Zeit die Regierung in die Hand zu bekommen, und man freute sich schon, daß es endlich einem Volke gelungen war, das Joch des Bolschewismus abzuschütteln.
Da schicken die Russen Panzer ins Land, bemächtigen sich mit List und Gewalt der Aufständischen und gelangen bald wieder ans Ruder.
Über 100.000 Ungarn flüchten über Österreich ins Ausland, auch nach Deutschland. Papst und Bischöfe rufen zum Gebet und zur Hilfe für Ungarn auf. Geld-, Kleider- und Lebens-
mittelsammlungen werden durchgeführt.
In hiesiger Pfarre kommen 6 Zentner Wäsche- und Bekleidungsstücke zusammen.
Die Schulkinder spenden Spielzeug für die ungarischen Kinder in den Flüchtlingslagern.
Man ist allgemein der Auffassung, der Bolschewismus hat in Ungarn zum mindesten eine moralische Niederlage erlitten.

Einen milden Winter hat man scherzhaft den Sommer 1956 genannt: kalt, naß und sonnenarm war es in den meisten Ländern Europas.
In Holland wurde der kälteste Sommer seit 1714 verzeichnet; zugleich war er der regenreichste seit 100 Jahren. Der August hatte 23 Regentage.
Im September stand im Hoch-Schwarzwald das Getreide noch ungereift und grün auf den Feldern.
Auch hier gingen die Erntearbeiten nur verspätet und langsam vonstatten. Jedoch war der Ertrag quantitativ (wenn auch nicht qualitativ) besser, als befürchtet wurde.

Auch in Südafrika sind die Wetterverhältnisse so ungünstig, daß der Missionar Pater Paul ESSER sich an seinen Vetter, den Pastor von Effeld, wendet mit der Bitte um Kleidungsstücke für seine frierenden Neger.
Gern spenden die Pfarrkinder und bringen 3,5 Zentner zusammen, die ein anderer Missionar in zwei großen Kisten als Reisegepäck per Schiff nach Afrika mitnimmt, wo sie von den Empfängern mit Dank und Stolz getragen wurden.

Am 28. Oktober finden in Nordrhein-Westfalen die Kommunalwahlen statt.
Nicht ohne Sorge sieht man diesem Tag entgegen, da es im Frühjahr der SPD gelungen ist, den Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen Karl ARNOLD (CDU) zu verdrängen und durch Fritz STEINHOFF (SPD) zu ersetzen.
Die Bischöfe mahnen ernstlich zu überlegtem und gewissenhaftem Wählen wegen der wichtigen Aufgaben, die den Stadt- und Gemeinderäten zufallen, nämlich:
Schulwesen, Kindergärten, Jugendpflege, Wohnungsbau.
Das Ergebnis der Wahlen ist wie erwartet bzw. befürchtet wurde: die SPD hat zugenommen, die CDU hat Stimmenverluste (wenn auch nicht erhebliche) zu verzeichnen.
In mehreren Nachbargemeinden hat es erbitterte Wahlkämpfe gegeben.
In Effeld blieb es ruhig; eine Wahl war nicht notwendig, weil es keine Gegenliste gab, und somit die bisherigen Vertreter im Gemeinderat blieben. Der Effelder Ortsbürgermeister Josef LEHNEN (Unabhängiger) wurde sogar zum Amtsbürgermeister von Wassenberg gewählt.


Die Pfarrkirche St. Georg in Wassenberg war gegen Ende des Krieges bis auf die Grundmauern und den Turm zerstört, wahrscheinlich von den deutschen Soldaten vor ihrem Rückzug gesprengt worden.
Unter großen Opfern der Bevölkerung und Beihilfen der Bischöflichen Behörde wurde sie nach den Plänen von Baurat LEITL, Trier, in ‘Parabelform’ wieder neu errichtet.
Am 20. und 21. November erhielt sie durch Bischof POHLSCHNEIDER die kirchliche Konsekration.
Bei dieser Gelegenheit wurde sie auch zur Propsteikirche erhoben und dem Pfarrer Paul SPÜLBECK der Titel ‘Propst’ verliehen.


Eine für den Ort noch nicht absehbare Bedeutung kann die Kiesbaggerei haben,
die in diesem Jahre im Effelder Gemeindebruch (an der holländischen Grenze) eingerichtet wurde.
Nach mehreren Versuchsbohrungen ist man auf wertvollen Baukies gestoßen, der nun nach neuestem Verfahren gefördert werden soll.
Auf dem sogenannten Baggersee schwimmt ein überdecktes Boot, in dem sich eine von zwei 150 PS-Elektromotoren getriebene Turbine befindet. Diese saugt bis zu einer Tiefe von 15 m den Kies aus dem Wasser und fördert ihn in zwei Hochsilos, aus denen er durch Öffnen einer Klappe in Lastwagen gefüllt werden kann.
Für den normalen Betrieb genügt ein Mann Bedienung.
Zu den beiden bereits fertigen Silos sollen in Zukunft noch fünf weitere hinzukommen.


Dem von der Bevölkerung geäußerten Wunsch nach einer Heizungsanlage
in unserer Kirche kann einstweilen nicht entsprochen werden, weil die Möglichkeit besteht, daß die Kirche in naher Zukunft - wegen einer auf Effelder Gebiet geplanten Bergarbeitersiedlung - erweitert werden muß.
Um aber wenigstens provisorisch die Kirche beheizen und die Feuchtigkeit bekämpfen zu können, werden zwei Ölöfen (Großraumöfen Marke ‘Kopenhagen’ von der Firma HAAS & Sohn, Neuhoffnungshütte, Dillkreis) angeschafft.
Bei der mäßigen Größe und Höhe des Raumes erfüllen sie gut ihren Zweck.

(Dazu ein Randvermerk von Amtsnachfolger Pfarrer WEINERT):
„Leider nicht, da die Kamine nicht entsprechend gebaut sind!“

Vidi in visitatione canonica 5.VI. 1957
gez. Joannes
Epps. Aquisgr. = Bischof von Aachen


1957

In einem Bischöflichen Erlaß vom 22. Dezember 1956 stellt der Aachener Oberhirte wertvolle Richtlinien für ein zeitgemäßes seelsorgliches Arbeiten auf, die in der Hauptsache in folgenden Punkten gipfeln:
1. genügender Zeitraum für die Aufeinanderfolge der hl. Messen an Sonn- und Feiertagen, etwa 1 ¼ - 1 ½ Stunde;
Abendmesse für Gläubige, die morgens verhindert sind;
Bination und Trination nur wenn unbedingt notwendig;
mehr Einzelseelsorge und Hausbesuche;
wo möglich Übertragung des Religionsunterrichts in den Mittelklassen der Volksschule auf geeignete Laienkräfte;
stärkere Mitarbeit der Laien als Helfer beim Gottesdienst, bei der Seelsorge und in den kirchlichen Vereinen und Organisationen;
keine übermäßige Beanspruchung der körperlichen und geistigen Kräfte.
Deshalb:
wohlüberlegte Tagesordnung, ausreichende Nachtruhe, ein Ruhetag in jeder Woche, gesundheitsfördernder Jahresurlaub, regelmäßige Gesundheitsüberwachung.
Wie schön es wäre, wenn sich diese Richtlinien verwirklichen ließen!.....
Die gleitende Arbeitswoche,
die einen ununterbrochenen Arbeitsgang sichern soll, wobei jeder Arbeiter nach 6 Tagen einen Ruhetag haben soll, wird zu einem sehr ernsten Seelsorgsproblem, weil sie praktisch den Sonntag als Tag des Gottesdienstes, der Familie und der Gesellschaft abgeschafft. In einigen Stahlwerken des Ruhrgebietes ist sie - entgegen den mit den zuständigen Bischöfen geführten Absprechungen - eingeführt worden.
Die Bischöfe protestieren in einem Schreiben vom 8. Januar gegen diese Verfahrensart und bitten die staatlichen Stellen, die Genehmigung hierzu zu versagen und dem Sonntag seine Stellung und Bedeutung in Kirche, Familie und Staat zu erhalten.
Im hiesigen Bezirk gibt es die gleitende Arbeitswoche nicht, obschon in einigen Betrieben, wie bei ‘Glanzstoff’ Oberbruch die Sonntagsarbeit -nach Aussagen der dort Beschäftigten einen ungebührlich großen Umfang annimmt.

„Die Frage der Erziehung unserer Jugend ist geradezu eine Schicksalsfrage für unser Volk, für unsere Familien und auch für unsere Diözese.....“
Aus dieser Besorgnis heraus spricht der Aachener Oberhirte in seinem diesjährigen Fastenhirtenschreiben über seine „Sorgen um die unsterblichen Seelen unserer Kinder“.
Was ist der Wert eines Kindes? Diese Frage mögen beantworten die Eltern,
der Heiland Jesus Christus, die großen Erzieher aller Zeiten.
II.Wer trägt die Verantwortung für die Jugend? An erster Stelle die Eltern, dann der Staat und die Kirche.
Zu welchem Ziele soll die Jugend hingeführt werden? Nicht zum reinen Dies-
seitskult, nicht zur Gottlosigkeit des Kommunismus, nicht zu einem verschwom-
menen Christentum, das die Simultanschule anstrebt, sondern zu echtem
katholischem Christentum, das nur die Bekenntnisschule fördern kann.
Entscheidend ist die Persönlichkeit des Lehrers.
„Der Lehrer ist die Seele der Schule. Er ist es, der ihren Geist bestimmt.“ (PIUS XII.)
Auch die Lehrerbildung soll deshalb eine katholische sein. Simultanbildung ist ein Unding, weil es keine Simultanmenschen gibt.

Um den veränderten Arbeits- und Wirtschaftsverhältnissen von heute besser zu entsprechen, hat der Hl. Vater am 19. März d.J. folgendes bestimmt:
Die Bischöfe können die Abendmesse dort täglich gestatten, wo ein bedeutendes geistliches Wohl der Gläubigen es erfordert.
Bezüglich der eucharistischen Nüchternheit gilt von jetzt ab: bis zu 3 Stunden vor dem Empfang der hl. Kommunion kann man feste Speisen zu sich nehmen, bis zu 1 Stunde vorher flüssige Nahrung, bis unmittelbar vorher kann man Wasser trinken.

Rechtzeitige Erstkommunion der Kinder, das ist eines der großen Anliegen unseres Bischofs, das er in einem besonderen Schreiben an die Priester in empfehlende Erinnerung bringt.
„Es bleibt die von unserer Kirche klar ausgesprochene Verpflichtung, daß alle Menschen, also auch die Kinder, das hl. Sakrament der Eucharistie empfangen, sobald sie zum Gebrauch der Vernunft gelangt sind“, d.h. allgemein mit dem vollendeten 7. Lebensjahr, in vielen Fällen sogar schon früher. Pflicht der Eltern ist es, diesen Zeitpunkt bei ihren Kindern zu ermitteln und entsprechend zu halten. Pflicht der Seelsorger ist es, den Eltern dabei zu helfen durch beständige Hinweise auf der Kanzel, bei Hausbesuchen, im Beichtstuhl, in Pfarrbriefen, durch Rundschreiben, auf Versammlungen der Schul- und Klassenpflegschaften und bei jeder anderen sich bietenden Gelegenheit.
Es sollen die Eltern angeregt und angeleitet werden, ihre Kinder möglichst früh, ohne äußere Feier zum Tische des Herrn zu führen.
Der Bischof ist der Überzeugung:
„Gottdank ist die Zahl der Eltern, die dazu bereit und fähig sind, nicht gering.“.

Das markanteste Ereignis im Leben der Pfarre dieses Jahres ist die hl. Mission vom 31. März bis 14. April.
Zur gleichen Zeit findet sie auch in den übrigen Pfarreien des Dekanates (außer Ratheim) statt.
Bereits am 4. November vorigen Jahres angekündigt und seitdem oft in Erinnerung gebracht, durch tägliches öffentliches und privates Beten (lebendiger Rosenkranz) vorbereitet, wurde durch Herausgabe von drei Flugblättern im Abstand von je 2 Wochen und durch persönlichen Besuch aller Familien durch den Priester der Boden bereitet für die Aufnahme des göttlichen Gnadensamens.
Prediger waren die Hochwürdigen Patres FROMM und RAABE, O.M.I., die uns das Salvatorianerkloster, Aachen, gesandt hatte.
Vom 27. bis 31. März war Kindermission mit täglich zwei Predigten um 8 Uhr und 16 Uhr.
Die Erwachsenen-Mission wurde als 14tägige Gemeinschaftsmission (für Männer und Frauen zugleich) durchgeführt.
Hinzu kamen Standespredigten für Männer, Frauen, Jungmänner und Jungfrauen.
Die Predigtzeiten waren 8.30 Uhr und 19.30 Uhr.
Nachmittags 16 Uhr war Rosenkranzbeten für alle, die sich frei machen konnten.
Soziologisch gesehen bietet die Pfarre augenblicklich folgendes Bild:
932 Katholiken (114 Andersgläubige) in 280 Familien, davon
60 % Arbeiter,
15 % Landwirte,
12 % Gewerbetreibende,
6 % Beamte und Angestellte,
7 % Sonstige.
93 % der Pfarrkinder haben die hl. Mission mitgemacht und die hl. Sakramente empfangen.
Unter den 7 % Ferngebliebenen sind 3 ungültige Ehen, die einstweilen nicht geordnet werden können, und 4 Katholiken, die schon lange nicht mehr am kirchlichen Leben teilnehmen.
Die Herren Missionare haben mit großem Eifer und gutem Können ihre schwere Aufgabe erfüllt.
Ihre Worte fanden besten Anklang bei den Zuhörern, so daß der Predigtbesuch von Tag zu Tag zunahm.
Möge der innere Gnadensegen der hl. Mission ebenso erfreulich sein und sich im Leben der Pfarrei fruchtbar auswirken im Sinne des Missions-Andenkens, das das Hauptthema der Mission darstellt:
‘Zu uns komme dein Reich!’


Die belgischen Astronomen AREND und ROLAND hatten als erste im November vorigen Jahres einen Kometen entdeckt, dessen größte Sichtbarkeit für das Frühjahr 1957 angesagt wurde.
Am Ostersonntag (21. April) wurde er von Sternwarten in Deutschland, Schweden, Tschechoslowakei und Nordamerika gemeldet.
Bald konnte er bei wolkenlosem Nachthimmel überall ohne Fernglas gut beobachtet werden, so in Effeld in den Tagen vom 28.-30.April.
Bei genügend langer Belichtungszeit konnte er sogar fotografiert werden.
Er wurde als ‘Komet 1956h’ oder nach seinen Entdeckern als ‘Arend-Roland’ bezeichnet.


Am Christkönigsfest 1955 haben christliche Mitglieder des DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund) in Essen die Christliche Gewerkschaft gegründet, eine Tat, zu der Mut und Kühnheit gehörten.
Mehrere Tausend Arbeiter aus dem christlichen Lager haben sich sofort ihr angeschlossen; es hätten bedeutend mehr sein müssen. Mit auffallender Zurückhaltung ist die Neugründung in der katholischen Öffentlichkeit Deutschlands aufgenommen worden. Das katholische Ausland hat sie lebhafter begrüßt und ihr finanzielle Unterstützung gewährt.
Selbst den deutschen Bischöfen hat man zu große Reserve und Neutralismus vorgeworfen. Gegen solche Vorwürfe verwahrt sich ein Schreiben der westdeutschen Bischöfe vom Mai 1957, in dem sie ihre positive Stellung zur Christlichen Gewerkschaft erneut betonen und „alle katholischen Gemeinschaften und Verbände darauf hinweisen, daß es mit ihrem kirchlichen bzw. katholischen Charakter nicht vereinbar ist, wenn sie sich.....über die einmütige Auffassung der Bischöfe hinwegsetzen“.


Unser Dekanat ist eines der ersten, das der neue Bischof von Aachen Dr. Johannes POHLSCHNEIDER nach seiner Ernennung vor 2 ½ Jahren persönlich visitieren und mit der Spendung der hl. Firmung beehren will.
Er trifft am Abend des 23. Mai in Dalheim ein, wo er von der gesamten Dekanatsgeistlichkeit empfangen wird und wo er in einer ausführlichen Predigt zu Klerus und Volk spricht.
Tags darauf ist Firmung in Dalheim, Montag, den 27. Mai in Wassenberg ‘St. Georg’, Dienstag, den 28. in Wassenberg ‘Maria-Himmelfahrt’, etc.
Der Bischof verfährt bei seiner Firmungsreise nach folgendem Plan:
er trifft abends in der Pfarre ein, wo er in einer Predigt zu allen Gläubigen spricht; die Nacht verbringt er beim Dechanten, kehrt anderntags zurück, feiert um 9 Uhr die hl. Messe und spendet anschließend das Sakrament der Firmung. Danach Katechese des Pfarrers und Prüfung der Kinder durch den Bischof. Bis zum Nachmittag verweilt er in der Pfarre, segnet gegen 2 Uhr die Kinder in der Kirche und nimmt dann Abschied.
Für uns war Firmtag der 5. Juni, das Fest des hl. Bonifatius, des Apostels Deutschlands. Am Abend des 4. Juni wurde er in der ‘Kreuzstraße’ feierlich empfangen und vom Pfarrer und Ortsbürgermeister LEHNEN herzlich begrüßt.
Die Predigt des Bischofs in der Kirche war eine eindringliche Mahnung an die Eltern, ihren Kindern gewissenhafte Erzieher und lebendige Vorbilder zu sein.
Am folgenden Tage empfingen 70 junge Christen die Gnaden des Hl. Geistes aus der Hand ihres Diözesanbischofs. Bei der anschließenden Katechese und besonders bei der Prüfung durch den Bischof zeigten die Kinder gutes Können und geschultes Denken, was den Hochwürdigsten Herrn sehr erfreute.
Er lobte auch das vorbildliche Beten und Singen der Gemeinde.
Pfarrer ESSER nahm die Gelegenheit des Bischofsbesuchs wahr, um den Bischof persönlich und ernstlich auf die Bausorgen der Pfarre aufmerksam zu machen. Er führte ihn zur ‘Trümmerkirche’ in Steinkirchen, die wohl eines der letzten noch nicht wieder aufgebauten Gotteshäuser im Bistum sein müsse.
Der Bischof versprach Hilfe im Rahmen des Möglichen, bat aber zugleich um Geduld, da noch einige Wiederaufbauprojekte seelsorgerlich dringender seien.


Einer Einladung der Pfadfinder von Paris folgend fährt eine Gruppe unserer Pfadfinderschaft (20 Effelder und 4 Heinsberger) zusammen mit 36 Pfadfindern aus Roermond am Abend des 31. Juli mit Omnibus nach Val de Prés, in den französischen Alpen an der italienischen Grenze, 50 km südlicher als Mailand, und verbringen dort in 2.000 m Höhe ein 14tägiges gemeinsames Lager unter Führung der Scouts de France mit den üblichen, aber wegen des Gebirges außerordentlich schwierigen Pfadfinderübungen und -spielen.
Um eine ‘gute Tat’ zu vollbringen, wird von ihnen ein Gebirgsweg in etwa 10 km Länge ausgebaut.
Auch werden Berggipfel bis zu 3.200 m über leuchtende Gletscher erklommen.
Neu gestärkt an Leib und Seele, reich beglückt mit schönen Erlebnissen und Erinnerun-gen, noch mehr begeistert für die große Sache der St. Georgs-Pfadfinder kehren sie am August wieder heim.

Aus mehr als 80 Nationen sind Vertreter der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) am 25. August nach Rom gepilgert, um dem hl. Vater zu huldigen, seinen Segen und seine Weisungen zu empfangen.
In einer sehr herzlich gehaltenen Ansprache weist der Stellvertreter Christi auf drei Merkmale ihres Bundes hin und sagt:
„Ihr seid jung, ihr seid Arbeiter, ihr seid katholisch.“
Merkmale, die zugleich drei Quellen der Kraft für ihr apostolisches Wirken sein sollen.
„Eure Aufgabe ist es, Christus, den Erlöser bekannt zu machen und darauf hinzuwirken, daß sein Gesetz der Liebe alle Bezirke des privaten und öffentlichen Lebens durchdringen.“

Wie Papst PIUS XI. in den Jahren 1931 und 1936, so hat auch der jetzige Hl. Vater bei den verschiedensten Anlässen zu Film, Funk und Fernsehen Stellung genommen.
In einem sehr umfangreichen Rundschreiben ‘Miranda prorsus’ vom 8. September präzisiert der Papst die Stellungnahme der Kirche zu den genannten Erfindungen, weil sie zwar „in das Reich des Lichtes, des Edlen und des Schönen führen können, aber auch in das Reich der Finsternis, der Verderbtheit und der Zügellosigkeit, je nachdem sittlich Schlechtes oder sittlich Gutes in Erscheinung tritt“.
Der Hl. Vater wendet sich an die Produzenten und Verleiher des Films, an die Veranstalter und Hörer des Rundfunks, an die Darsteller und Zuschauer des Fernsehens, abschließend auch an den Klerus und ermahnt alle, sich die katholische Auffassung über Film, Funk und Fernsehen zu eigen zu machen und den kirchlichen Weisungen gern Folge zu leisten, damit diese neuesten publizistischen Mittel nur der Wahrheit und dem Guten dienen mögen.

Am 15. September wählt das deutsche Volk einen neuen Bundestag, den dritten in der deutschen Republik.
Die Bischöfe richten am 31. August ein ernstes Mahnwort an ihre Diözesanen:
„Erfüllt eure Wahlpflicht! Wählt solche Männer und Frauen, deren christliche Grundhaltung bekannt ist und deren öffentliche Tätigkeit dieser Grundhaltung entspricht!
Bedenkt! Wer hat die christlichen Grundsätze vertreten? Wer hat sie mißachtet? Prüfet Parteien und Kandidaten nach dem, was sie bisher getan haben und nicht allein nach den Worten, die sie jetzt sagen!“
Vom 8. bis 15. September wird täglich ein von den Bischöfen verfaßtes Gebet zur Wahl in allen Gottesdiensten verrichtet.
Am 15. September geben die deutschen Wähler zu 89 % ihre Stimme ab und zwar zu
50,18 % für die CDU,
31,75 % für die SPD,
7,7 % für die FDP,
3,36 % für die DP.
In den neuen Bundestag, der 497 Sitze zählt, zieht die CDU ein mit 270 Abgeordneten, die SPD mit 169, die FDP mit 41, die DP mit 17 Abgeordneten.
Die ‘Adenauer’-Partei (CDU) hat mir ihrer absoluten Mehrheit einen glänzenden Sieg davongetragen. Auch die SPD hat Stimmen gewonnen, die übrigen Parteien haben Verluste erlitten
Im Wahlkreis Geilenkirchen-Heinsberg-Jülich erhielt die CDU 50,8 %, die SPD 31,7 %, die FDP 7,7 % und die DP 3,4 % der abgegebenen Stimmen.
In der Gemeinde Effeld entschieden sich 435 Wähler für die CDU, 43 für die SPD, 22 für die FDP und 18 für die DP. Die Wahlbeteiligung betrug hier 94 %.


Einen ehemaligen Studienfreund, Pater Hermes FUCHS, zu besuchen,
der überdies sich auch als großer Freund und Wohltäter der Pfarre in der Not der Nachkriegsjahre (siehe Seite 274 der Original-CHRONIK) erwiesen hat, unternimmt Pfarrer ESSER im September eine 5wöchige Reise nach Kanada, die zugleich sein Jahresurlaub ist.
Pater FUCHS betreut in Beauvoir (Provinz Quebec) ein großes Herz-Jesu-Heiligtum, das während des ganzen Jahres - mit Ausnahme des Winters - das Ziel vieler Wallfahrer ist.
Über seine Eindrücke und Erlebnisse, besonders über das im französischen Teil Kanadas (Provinz Quebec) herrschende rege katholische Leben berichtet Pfarrer ESSER vor den Schulkindern, vor den Erwachsenen der Gemeinde, ebenso vor der Dekanatsgeistlichkeit in Lichtbildervorträgen, die viel Anklang finden.


Am 1. Oktober d.J. verfügt die Bischöfliche Behörde:
„Um die gemeinsame Arbeit der Priester zu fördern, die gegenseitige Hilfeleistung zu erleichtern und die Verwaltungsarbeiten zu vereinfachen, haben wir neue Dekanate gegründet und in manchen Fällen eine Neuumschreibung der bestehenden Dekanate vorgenommen.“
So wurden im Bistum 5 neue Dekanate geschaffen:
Arnoldsweiler,
Kreuzau,
Schleiden (Eifel),
Übach-Palenberg und
Willich.
23 Dekanate wurden verändert, darunter auch das Dekanat Wassenberg.
Insgesamt hat das Bistum jetzt 46 Dekanate.
Für die Veränderung bezw. Vergrößerung unseres Dekanates waren maßgebend die in den letzten Jahrzehnten eingetretenen wirtschaftlichen und sozialen Verlagerungen.
Unser Gebiet, das vor einem halben Jahrhundert noch Bauernland war, ist heute vorwiegend Industriegebiet, das am stärksten von der Zechenanlage Hückelhoven geprägt wird.
Wassenberg ist ‘Zechendekanat’ geworden und soll, soweit wie möglich, alle Seelsorgstellen umfassen, deren Bevölkerung von der Zeche schon abhängig ist oder in naher Zukunft abhängig sein wird.
In seiner neuen Form umfaßt das Dekanat Wassenberg 16 Pfareien oder Rektorate:
Birgelen, Doveren, Hetzerath, Hilfarth, Houverath, Hückelhoven ‘St. Barbara’, Hückelhoven ‘St. Lambertus’, Kleingladbach, Myhl, Ophoven, Orsbeck, Ratheim, Schaufenberg, Steinkirchen, Wassenberg ‘St. Georg’, Wassenberg ‘St. Marien’.
Abgetrennt und dem Dekanate Wegberg zugeteilt wurden die Pfarreien Arsbeck, Dalheim und Wildenrath.
Zum Dechanten des neuen Dekanates wurde von der Bischöflichen Behörde Herr Pfarrer Paul SCHAAF von Hückelhoven ‘St. Lambertus’ ernannt. Er ist 51 Jahre alt, zählt 25 Priesterjahre und ist seit 1947 Pfarrer in Hückelhoven.
Er ist Nachfolger des Herrn Domkapitulars Geistl. Rat und nunmehr Ehrendechant Anton RUPPERTZHOVEN, 71 Jahre alt, der von seinen 46 Priesterjahren 36 im hiesigen Dekanate zugebracht hat, wovon 21 als Dechant. Seine Konfratres können sich nur schwer von ihm trennen, weil sie in ihm einen geistigen Vater und lieben Freund verlieren.


Ein Ereignis, das die gesamte Welt in Staunen setzte, war der Abschuß des ersten künstlichen Erdsatelliten ‘SPUTNIK’ durch die Russen am 6. Oktober.
Die Überraschung war um so größer, als niemand mit diesem Abschuß gerechnet hatte und man vermutete, die USA würden als erste eine Rakete in den Weltraum schicken.
Allgemein wird angenommen, daß die Sowjet-Union ihren Vorsprung deutschen Wissenschaftlern verdankt, die bei Kriegsende nach Rußland verschleppt wurden und dort zurückgehalten werden.
Der ‘Sputnik’, eine Kugel von 58 cm Durchmesser und 83,6 kg Gewicht, umkreist die Erde in einer Höhe von 900 km mit einer Geschwindigkeit von 29.000 km in der Stunde (ca. 8 km in der Sekunde). Er kann seine Erdumsegelung voraussichtlich mehrere Wochen lang fortsetzen, bevor er absinkt und in der Erdatmosphäre zu Staub zerrieben wird.
Ohne Zweifel: das bisher wichtigste wissenschaftlich-technische Ereignis des Jahres.

Wie im Vorjahre, so ist es auch 1957 mit dem Wetter schlecht bestellt.
Der Winter war zu milde (im Februar durchschnittlich wärmer als im August!). Der Sommer war feucht; der Herbst war etwas besser, so daß die Ernte, die verhältnismäßig gut war, leicht eingebracht werden konnte. Die Obsternte war sehr schlecht.

Der Erweiterungsbau der hiesigen Volksschule, dessen Grundsteinlegung am 10.9.56 erfolgte, ist inzwischen fertiggestellt worden und kann in Benutzung genommen werden.
Am 16. November d.J. erfolgt die feierliche Einweihung.
Nach einem Schülergottesdienst mit Ansprache des Ortspfarrers versammeln sich die Teilnehmer im Vorraum des neuen Gebäudes, wo der Ortsbürgermeister Josef LEHNEN die Erschienenen begrüßt, u.a. Oberregierungsrat KAMPHAUSEN, Kreisschulrat MIES, Obermedizinalrat Dr. FREISEL, die Amtsverwaltung, den Gemeinderat, den katholischen und den evangelischen Pfarrer, den Architekt Dipl.-Ing. ANDERMAHR, u.a.
Die Einsegnung der Räume nimmt Pfarrer ESSER vor.
In den Ansprachen wird der Neubau als vorzüglich gelungen bezeichnet. Es wird die Hoffnung ausgesprochen, es möge dem Lehrkörper gelingen, ein ebenso gutes geistiges Gebäude auf dem Fundamente des Christentums unter der Dorfjugend zu errichten. Mahnung hierzu sind die Buntglasdarstellungen der breiten Eingangstür. Die Mitte derselben zeigt den Lebensbaum, der aus den vergangenen Geschlechtern erwächst und sich in den kommenden Geschlechtern zur aufgehenden Sonne empor reckt.
Rechts ist St. Martin dargestellt; er soll die Kinder mahnen, die Liebe zum Mitmenschen zu pflegen.
Die linke Seite zeigt als zweite Reitergestalt den hl. Georg, der zu edlem Mannestum und echter Ritterlichkeit aufruft.
Eingerahmt war die Feier durch Gedichte und Lieder der Schulkinder. Beschlossen wurde sie mit dem allgemeinen Lied ‘Großer Gott, wir loben dich’.

Die Weihnachtskrippe dieses Jahres stellt de Fassade der Effelder Kirche dar, was bedeuten soll: unser Gotteshaus soll das ganze Jahr hindurch Krippe des göttlichen Heilandes sein. Die Erlösungsgnaden können wir uns dort immer holen, und sie werden uns am vollkommensten zuteil, wenn wir in der hl. Kommunion unser Herz zur Krippe Christi machen.


1958


Zu Beginn des Jahres wird bezüglich der kirchlichen Beerdigungsfeier
folgende Änderung eingeführt: Der Sarg mit der Leiche des Verstorbenen wird vor den Exequien von den Angehörigen und Nachbarn in Prozession zur Kirche gebracht.
Der Sarg steht dabei auf einem Leichenhandwagen, der sich mühelos in die Kirche hineinfahren läßt. So wird das Begräbnisamt nach altem kirchlichen Brauch ‘praesente corpore’ gefeiert.
Nach den Exequien wird der Wagen bis vor das Hauptportal zurückgefahren, wo der Priester die liturgische Einsegnung der Leiche vornimmt.
Anschließend bewegt sich der Leichenzug zum Friedhof zur Beerdigung.
Die Neuerung, die an frühesten kirchlichen Brauch anschließt, hat u.a. den Vorteil, daß die Dauer einer Beerdigungsfeier kürzer als bisher und in allen Fällen die gleiche ist.


Sonntag, den 12. Januar wird ein ‘Gemeinsames Hirtenschreiben der deutschen Bischöfe über die Mischehe’ verlesen.
Es zeigt erneut die Gefahren für den Glauben und die Kindererziehung auf und warnt besonders vor der gemischten Bekanntschaft. Es ist wohl das Hirtenschreiben, dessen Verlesung im vergangenen Herbst im Anschluß an die Fuldaer Bischofskonferenz unterblieben ist, weil - wie vermutet wird - es peinlich gewesen wäre, Hirtenworte gegen die Mischehe zu verlesen in einer Zeit, da der Sohn des Bundeskanzlers ADENAUER eine protestantische Schwedin heiratete.

In einem Hirtenwort vom 6. Januar kündigt unser Bischof die diesjährige Heiligtumsfahrt nach Aachen an, die in der Zeit vom 10. bis 27. Juli stattfinden wird.
„Von der Heiligtumsfahrt verspreche ich mir eine Stärkung der Glaubensfreude, eine Belebung des Glaubensgeistes und die Weckung neuer Glaubenskraft. Wenn sich Hunderttausende gläubiger Menschen im vertrauensvollen Gebete an unsern Heiland Jesus Christus (Windeln und Lendentuch des Herrn), an seine gebenedeite Mutter (Kleid der Muttergottes) und an seinen Vorläufer, den hl. Johannes (Tuch der Enthauptung) wenden, dann wird Gott der Herr den vielen Betern gewiß die Gnade schenken, daß sie Einigkeit untereinander und Frieden mit allen Menschen haben.“

Nach kurzer, schwerer Krankheit verstarb in Aachen am 29. Januar im Alter von 56 Jahren Herr Prälat Johannes SOLZBACHER. Der Verstorbene war ein Freund des hiesigen Pfarrers, er war oft zu Besuch in Effeld, hat wiederholt hier gepredigt, so bei einem Triduum vor dem ‘Christkönigsfeste’ 1947, und verschiedentlich zu den Kindern in der Schule gesprochen. Prälat SOLZBACHER war nicht nur Präsident des ‘Päpstlichen Werkes der hl. Kindheit’, er war auch Herausgeber der Kirchenzeitung für das Bistum Aachen, Bischöflicher Referent für das Finanzwesen, Mitbegründer der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA), Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft kirchlicher Presse.
Nebenbei entfaltete er noch eine nicht geringe literarische Tätigkeit im Dienste der Mission und der Erziehung. Sein Tod reißt eine so große Lücke auf, daß sie nur von mehreren besten Kräften gefüllt werden kann. R.i.P.


In seinem diesjährigen Fastenhirtenbrief behandelt der Bischof das Thema:
die christliche Erziehung in der Familie.
Er weist nach: Der Erziehungsauftrag der Eltern stammt unmittelbar von Gott, er ist verankert im Sakrament der Ehe.
Eltern üben - ähnlich den Priestern - ein dreifaches Amt aus:
sie sind Lehrer, Priester und Hirten ihrer Kinder.
In heutiger Zeit wird die Erziehungsarbeit der Familie dadurch sehr erschwert, daß manche Mütter erwerbstätig sind, daß keine familiengerechte Wohnungen zur Verfügung stehen, daß kinderreiche Familien zu wenig vom Staate unterstützt werden.
Der Bischof, der selbst unter mehreren Geschwistern aufgewachsen ist und im Deutschen Episkopat Referent für das katholische Schulwesen ist, schließt mit dem Aufruf an alle:
„Helft der Familie! Denn sie ist die Keimzelle unseres Volkes. Sie ist die Mitte unserer Kultur. Sie ist die Wurzel unserer Kraft. Sie ist die Hoffnung für unsere Zukunft.“


Das Thema Erziehung wird während der Fastenzeit vom Ortspfarrer in wöchentlichen Vorträgen weiter behandelt. Anstelle von Fastenpredigten in der Kirche werden im Neubau der Volksschule dienstagabends Vorträge für Eltern, Lehrer und sonstige Interessenten mit anschließender Diskussion gehalten.
Einzelthemata:
das vorschulpflichtige Kind; das Schulkind; Religion als Erziehungsfaktor; der Jugendliche nach der Schulentlassung; die Freizeitgestaltung.
Der Besuch der Vorträge war zufriedenstellend. Die Diskussion war anfänglich schleppend und zögernd, später reger und lebhafter, mitunter kleinlich und persönlich zugespitzt.
Im ganzen gesehen dürften die Vorträge, die auf die Praxis abgestimmt waren, für unsere oft so gleichgültigen und schwachen Eltern von Nutzen gewesen sein.


Zu Ostern erfolgt an der hiesigen katholischen Volksschule ein Lehrerwechsel.
Frl. Johanna ARMGARDT, die 11 Jahre hier tätig war in der Unterklasse, ist nach Unterbruch bei Heinsberg versetzt, wo sie die Oberklasse übernehmen wird. An ihrer Stelle kommt nach Effeld Frl. Gerda BUNG, die seit einem Jahr an der Volksschule in Setterich unterrichtet hat.


Zur ersten hl. Kommunion am ‘Weißen Sonntag’ (13. April) gehen in diesem Jahre alle Kinder des 3. Schuljahres und vom 2. Schuljahr die Kinder, deren Eltern das wünschen.
Insgesamt sind es 24 Kinder: 11 Knaben und 13 Mädchen.
Im nächsten Jahre sollen es die restlichen Kinder des 3. Schuljahres und alle Kinder des 2. Schuljahres, so daß ab 1960 die normale Zeit der Erstkommunion für alle Kinder das Ende des 2. Schuljahres sein wird.
Damit wird auch bei uns dem Willen unseres Bischofs entsprochen, der auf ‘rechtzeitige’, d.h. möglichst frühe Erstkommunion der Kinder drängt.

Die vorzügliche Einrichtung, auch die Kinder zu freiwilligen kleinen Verzichten und Opfern in der Fastenzeit anzuhalten, wird auch hier schon seit vielen Jahren mit gutem Erfolg durchgeführt.
In diesem Jahre sollen die Kinder:
häufiger als sonst die hl. Messe besuchen und den Leib des Herrn empfangen,
auf Süßigkeiten und Kinobesuch verzichten,
das ersparte Geld für ein Werk der Nächstenliebe spenden, und zwar diesmal für die Beschaffung von Heilmitteln gegen die Lepra-Krankheit.
92,60 DM haben die Kinder hierfür am Nachmittag des ‘Weißen Sonntag’ abgeliefert. Möge Gott die gebrachten Opfer in Segen für unsere Kinder verwandeln!

Die Kindersegnung, die anderswo meist am ‘Fest der Unschuldigen Kinder’ (28. Dezember) stattfindet, wird hier am ‘Sonntag vom guten Hirten’ (2. Sonntag nach Ostern) gehalten.
Das hat den Vorteil, daß um diese Zeit des Jahres die Witterung günstiger ist, was wegen der Kleinkinder nicht außer Acht gelassen werden darf. Zudem erfolgt die Segnung der Kleinkinder dann einige Tage nach der Segnung der Schulneulinge, da das neue Schuljahr zumeist in der Woche nach ‘Weißen Sonntag’ beginnt.

Am 2. Weltkrieg (1939-1945) nahmen aus hiesiger Pfarre über 200 Soldaten teil. Davon sind 27 gefallen, und zwar:
Oberschütze Theo NELLISSEN, gefallen in Rußland 12.12.1941,
Obergefreiter Gerhard SCHUHWIRT, gefallen in Rußland 07.02.1942,
Obergefreiter Josef KRANZ, gefallen in Rußland 13.03.1942,
Obergefreiter Leo JENNISSEN, gefallen in Rumänien ? 1943,
Gefreiter Johann RADEMACHER, gefallen in Rußland 26.07.1943,
Gefreiter Theo RAD EMACHER, gefallen in Rußland 22.11.1943,
Unteroffizier Willi KREMERS, gefallen in Rußland 22.11.1943,
Obergefreiter Martin WINKENS, gefallen in Rußland 30.11.1943,
Obergefreiter Franz HAMACHER, gefallen in Rußland 02.12.1943,
Obergefreiter Josef BOHNEN, gefallen in Rußland 29.12.1943,
Gefreiter Hubert RAMAKERS, gefallen in Rußland 24.01.1944,
Obergefreiter Heinrich JANSEN, gefallen in Rußland 07.02.1944,
Sanitätsunteroffizier Johann STAAS, gefallen in Rußland 16.04.1944,
Feldwebel Heinrich LANGERBEINS, gefallen in Frankreich 06.06.1944,
Gefreiter Walter DERICHS, gefallen in Frankreich 04.07.1944,
Gefreiter Lorenz PELZER, gefallen in Frankreich 13.07.1944,
Sturmmann Lambert LINTZEN, gefallen in Polen 27.07.1944,
Obergefreiter Peter MEYER, gefallen in Rußland 07.08.1944,
Obergefreiter Heinrich LINTZEN, gefallen in Albanien 15.09.1944,
Obergefreiter Josef JENNISSEN, gefallen in Rumänien 02.10.1944,
Obergefreiter Johann BUSCH, gefallen im Rheinland 17.11.1944,
Matrose Leo RAMAKERS, untergegangen im U-Boot 31.12.1944,
Unteroffizier Willi RÜTTEN, gefallen in Ostpreußen 15.01.1945,
Unteroffizier Peter WINKENS, gefallen im Rheinland 28.02.1945,
Gefreiter Josef LINTZEN, gefallen im Rheinland 08.04.1945,
Oberwachtmeister Heinrich WINDELEN, gefallen im Rheinland 05.05.1945,
Gefreiter Hans OPHETFELD + in E. beim Minenräumen 05.10.1945.


17 Kriegsteilnehmer sind noch vermißt, und zwar:
Leo BRODERMANNS,
Johann CARON,
Leo DECKERS,
Wilhelm FLORACK,
Josef GERATZ,
Wilhelm HEUTERS,
Martin HÖPPENER,
Gerhard JANSEN,
Hubert JENNISSEN,
Hubert NELLISSEN,
Hubert KRINGS,
Hubert RADEMACHER,
Wilhelm RAMAKERS,
Josef RÜTTEN,
Leo SCHMITZ,
Nikolaus STAAS,
Johann WINDELEN.

Die Gedächtnistäfelchen für unsere Gefallenen, die 1942 (s. S. 217 Original-CHRONIK) unter der Orgelbühne der Effelder Kirche angebracht worden sind und deren Zahl sich von 12 auf 26 erhöht hat, werden immer noch von den Angehörigen der Toten liebevoll gepflegt und geschmückt, fast als wären es die Grabstätten selbst.
Auch sieht man öfters stille Beter davor stehe, die für ihre Seelenruhe bei Gott anhalten.
Randvermerk des Amtsnachfolgers (Pfarrer WEINERT):
1959 wurde davor ein Kerzenopfertisch angeschafft, auf den die Pfarrangehörigen schon lange gewartet hatten. 1960 holte Alex STAAS das kunstvolle Holzkreuz, das ihm gehörte und über den Täfelchen angebracht war, wieder ab, Baronesse Anna stiftete ein Kreuz aus ihrem Besitze.

Sonntag, den 6. Juli finden in Nordrhein-Westfalen Landtagswahlen statt.
Die Wahlpropaganda wird von der Opposition, besonders von der SPD sehr heftig betrieben.
‘Kampf dem Atomtod!’ (soll heißen: ‘Keine Ausrüstung der Bundeswehr mit atomaren Waffen’), mit diesem billigen Schlagwort glauben sie, die Massen der Wähler zu fangen.
Sie irren sich. Die Wähler entscheiden sich nicht für die lautesten Schreier, sondern für die Politiker der Vernunft und der Tat, die sich schon bis jetzt bewährt haben.
Auch die Bischöfe von Nordrhein-Westfalen ermahnen die Katholiken in einem gemeinsamen Hirtenschreiben vom 15. Juni:
„Erfüllt eure Wahlpflicht!.....Laßt euch leiten von den Einsichten und Forderungen eures katholischen Gewissens!.....Der Ausgang der Landtagswahlen im größten deutschen Bundesland hat weittragende Bedeutung für Staat und Kirche. Diese Bedeutung wird noch wesentlich erhöht durch die äußerst gespannte Weltlage.....Kein gläubiger Christ kann sich der Wahlpflicht entziehen, ohne sein Gewissen zu belasten.“
Das Wahlergebnis brachte der CDU die absolute Stimmenmehrheit.
In Effeld wurde wie folgt gewählt: CDD erhielt 426 Stimmen, SPD 38, FDP 25, Zentrum 3 und DP 9. Wahlbeteiligung: 85,25 %.

In den Tagen vom 10. bis 27. Juli fand in Aachen die Feier der seit Jahrhunderten alle sieben Jahre wiederkehrenden Heiligtumsfahrt statt.
An die 400.000 Pilger aus Deutschland und dem benachbarten Ausland (Holland, Belgien, Luxemburg) mögen es gewesen sein, die zur Verehrung der 4 großen Heiligtümer (Kleid der Mutter Gottes, Windeln des Herrn, Enthauptungstuch des Täufers, Lendentuch Christi) in die Kaiserstadt kamen.
Auch unsere Pfarre war durch größere Gruppen in Aachen vertreten, so bei der internationalen Jugendwallfahrt am 13. Juli, bei der Dekanatswallfahrt am 16. Juli und bei der Schlußfeier am 27. Juli.
„Die Heiligtumsfahrt“, so erklärte der Aachener Bischof in einem besonderen Hirtenschreiben, „soll uns Abbild unserer ganzen menschlichen Pilgerfahrt auf Erden sein. In der Zeit dieses Pilgerns müssen wir unser Heil wirken. Dies kann uns nur gelingen, wenn wir wandeln in der Nachfolge Christi. Lassen wir uns auf diesem Wege geleiten von Maria, der gebenedeiten Mutter des Herrn. Lassen wir uns führen vom hl. Johannes, dem Täufer. Lassen wir uns führen von all den heiligen Männern und Frauen, die vor uns in vielen Jahrhunderten nach Aachen gezogen sind, um zu ‘wachsen in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus’.“

Unsere Pfarrbücherei hatte durch die Beschlagnahme von 400 Bänden am 20. Mai 1941 (s. Original-CHRONIK Seite 214) einen schweren Schlag erlitten. Sie mußte während des Krieges (amtlich!) geschlossen bleiben.
Im November 1946 (s. Original-CHRONIK Seite 259) konnte sie mit 700 Bänden wieder in Benutzung genommen werden.
Eine Klage gegen den deutschen Staat auf Wiedergutmachung des Schadens, der uns durch die widerrechtliche Beschlagnahme entstanden war, blieb lange ohne Erfolg, bis er in diesem Jahre endlich zum Ziele führte: der Staat zahlte 1.200 DM Entschädigung.
Auf Antrag gewährte die Zentralstelle des Borromäusvereins in Bonn eine Beihilfe in Höhe von 200 DM.
Mit diesen Summen konnte unsere Bücherei aufgefüllt und modernisiert werden.
218 Neuerscheinungen konnten eingestellt werden, so daß die Pfarrbücherei heute einen Gesamtbestand von 1.261 Büchern aufweist, davon 53 belehrender Art, 125 Jugendbücher und 1.083 Bände Unterhaltungsliteratur.

Samstag, der 23. August war einer der schwärzesten Tage in der Geschichte der Pfarre.
Am Nachmittag gegen 4.30 Uhr wurden auf einem Kartoffelacker zwischen Effeld und Steinkirchen zwei Geschwister durch Blitzschlag getötet. Es waren die 55jährige unverheiratete Adele STAAS aus der ‘Dorfstraße’ in Effeld und deren 45jähriger verheirateter Bruder Leo STAAS, Vater von 7 unmündigen Kindern, wohnhaft in Steinkirchen. Ihr Neffe Emil KOHLEN aus Myhl wurde schwer verletzt; das 10jährige Söhnchen Bruno des Leo STAAS kam mit leichten Verletzungen davon. Die beiden letzten konnten nach mehrtägiger Krankenhausbehandlung geheilt entlassen werden.
An den Exequien für die Opfer des Blitzschlages am folgenden Mittwoch nahmen so viele Menschen von hier und auswärts teil, daß die Effelder Kirche sie bei weitem nicht fassen konnte. Der bei solcher Gelegenheit übliche Opfergang sollte den Hinterbliebenen, besonders der Familie des Leo STAAS zugute kommen. Er brachte viele Hundert DM ein und wurde der Witwe STAAS als Spareinlage vom Pfarrer überreicht.


Der derzeitige Pfarrer von Steinkirchen-Effeld hat am 24. Juni d.J. das 70. Lebensjahr vollendet.
Sein Gesundheitszustand läßt seit einigen Jahren zu wünschen übrig. Da aber die hiesige Pfarrstelle, besonders wegen dringender Bauprojekte (Instandsetzung der Pfarrkirche in Steinkirchen, Vergrößerung des Effelder Gotteshauses, Errichtung eines Kindergartens, Bau einer Küsterwohnung) eine noch frische Kraft benötigt, hat er vor mehr als Jahresfrist schon den Bischof um Pensionierung gebeten.
Der Bischof hat dieser Bitte nicht entsprochen, sondern den Antragsteller dringend ersucht, wenigstens noch eine kleine Pfarrstelle zu übernehmen, wozu dieser sich nach längerem Zögern bereit erklärt hat.
Am 14. März ist ihm die Pfarrstelle Puffendorf, Dekanat Geilenkirchen (ca. 300 Seelen) übertragen worden.
Nach annähernd 22jähriger Tätigkeit hierselbst verläßt Pfarrer Hubert ESSER am 16. September Steinkirchen-Effeld und begibt sich nach Puffendorf, wo er mit Gottes Gnade auch seine letzten Kräfte dem Heil der Seelen widmen will.
Randvermerk des Amtsnachfolgers:
Warum nicht in der 22jährigen Tätigkeit gebaut?

 
     
  Zu den Seiten:
1
   2   3   4   5   6   7   8   9   10   11   12   13   14   15   16   
 
     
  E-Mail  
     
  ... zurück zum Inhaltsverzeichnis
... nach oben