Zum Nachfolger
des versetzten Pfarrers wurde unter dem 2. Januar 1901
Herr Franz Laurenz MERSCHEN,
bisher Caplan in Odenkirchen zum Pfarrer in Steinkirchen berufen.
Er ist seit dem Jahre
1406 der 26ste Pfarrer von Steinkirchen.
Franz Laurenz MERSCHEN,
geboren am 22. März 1868 zu Stolberg im Landkreis Aachen,
besuchte das Kaiser-Karls-Gymnasium zu Aachen,
machte seine philosphischen und theologischen Studien an der Universität
Bonn,
bereitete sich auf das Priestertum im Priesterseminar zu Cöln vor
und empfing die hl. Priesterweihe am 15. August 1893.
Seine erste Anstellung erhielt er als Vikar in Odenkirchen und wurde
am 2. Januar 1901 zum Pfarrer von Steinkirchen ernannt.
Seine Einführung fand am 30. Januar 1901 durch den Dechanten,
Pfarrer KLEIN von Wildenrath, statt.
Es war ein kalter Wintertag, eisiger Wind schnob über die schneebedeckten
Wege und Felder.
Trotzdem hatte sich die ganze Gemeinde an den Einführungsfeierlichkeiten
eifrig beteiligt, und die Straßen, die Kirche und das Pfarrhaus
schön geschmückt.
Ende April 1901
wurde der neue, von Pfarrer WOLFF bestellte Hochaltar von Roermond geholt
und aufgestellt.
Er enthält auf beiden Seiten des Tabernakels 2 Reliefdarstellungen
aus dem Leben des hl. Bischofs MARTINUS, seine Bischofsweihe und seinen
Tod.
Verfertigt wurde der Altar von Dr. CUYPERS.
Am Nachmittag des
7. Mai 1901 zog der hochwürdigste Herr Weihbischof Dr. Antonius
FISCHER von Ophoven kommend in die Gemeinde ein, nahm die Prüfung
der Kinder in der Religion vor und übernachtete im Pfarrhause.
Am folgenden Morgen spendete er den Firmlingen von Steinkirchen und Ophoven
das hl. Sakrament der Firmung und begab sich nachmittags nach Roerkempen
und Karken.
Die Zahl der Firmlinge von Steinkirchen betrug 98.
Am 24. Mai 1901
starb der langjährige Küster Bartholomäus JENNIHSEN, der
sein Amt mit Treue und Gewissenhaftigkeit stets versehen hatte.
Seine Stelle erhielt vorläufig sein Sohn Peter JENNIHSEN.
Am 2. November
1901 verließ der Lehrer Wilhelm VON WACHTENDONCK widerrechtlich
seine Stelle und wurde am 1. Februar 1902 durch den Lehrer Joseph
PÜTZ ersetzt.
Am 24. Mai 1902
starb der hochwürdigste Herr Erzbischof von Cöln, Hubertus SIMAR.
Ihm folgte auf dem Stuhle des hl. Maternus der hochwürdigste
Herr Antonius FISCHER,der am 6. November 1902 vom Metropolitankapitel
erwählt und am 19. März 1903 feierlich inthronisiert wurde.
Schon am 22. Juni desselben Jahres wurde unser neuer hochwürdigster
Herr Erzbischof vom hl. Vater LEO XIII. in das Kollegium der Kardinäle
aufgenommen.
Ad multos annos!
(=Wir wünschen ihm viele Jahre!)
Am 9. Juni 1902 starb der langjährige Gemeindevorsteher Heinrich
DAENSKENS, der Schwager des hochw. Herrn Dechanten KRICKER und sein treuer
Helfer beim Baue der neuen Kirche.
Im Jahre 1902 wurden die alten theophorischen Prozessionen durch
Steinkirchen, die früher am Sonntage nach St. Josephstag und am Sonntage
nach Fronleichnam gehalten, in den letzten Jahren aber unterblieben waren,
wieder eingeführt, wobei die letztere mit erzbischöflicher Genehmigung
auf den Sonntag verlegt wurde, an dem das Fest des hl. Bischofs MARTINUS,
des Patrons der Kirche, feierlich begangen wird.
Die Erben des verstorbenen Herrn DAENSKENS haben zum Andenken ihrer Eltern
ein Devotionsaltärchen U. L. F. von der immerwährenden
Hilfe geschenkt, das von der Bildhauerfirma POHL & ESSER in
Aachen sauber ausgeführt seinen Platz an der Männerseite neben
der Türe gefunden hat.
Am 2. Februar 1903 wurde es feierlich eingeweiht und die daran
verliehenen Ablässe verkündet.
Leider konnte der Pfarrer diese schöne Feier nicht selbst vornehmen,
da eine schwere Influenza ihn ans Krankenzimmer fesselte.
Am 1. April 1903
verließ uns die Lehrerin Frl. Catharina THOMMES, um eine Stelle
in Gerresheim anzutreten; an ihre Stelle trat Frl. Caecilie THINNES aus
Dudweiler, die im Lehrerinnenseminar in Saarburg vorgebildet war.
Am 20. Juli 1903
verschied unser geliebter hl. Vater, Papst LEO XIII.
Have pia anima.
Über die
Anschaffung der St. Martinus-Fahne.
Bei der, wie althergebracht,
in der Oktav von Mariä Geburt im Jahre 1901 stattgefundenen
Fußprozession nach Kevelaer, wurde auf der Rückreise in Leuth
angeregt und beschlossen, eine neue Prozessionsfahne durch Sammlung zu
beschaffen, da die alte Prozessions-, St. Martinusfahne, verschlissen
ist.
Die Prozession zog unter Begleitung des Herrn Pfarrers und hatte über
100 Teilnehmer, darunter mehrere im goldenen Kränzchen resp. Sträußchen
(fünfzigmalige Teilnahme):
Zu Sammlern wurden
bestimmt:
Effeld Kreuzstraße Johann LANDMEHSER, Heinrich RAUSCHEN
Effeld Schleidstraße Franz THIHSEN, Peter KÜPPERS
Effeld Dorfstraße Christian JENNIHSEN, Jacob PETERS
Steinkirchen Jacob JENNIHSEN, Jacob KEVER
Bei der Rechnungsablage
am 11. Januar 1903 wurde den Sammlern von Herrn Pfarrer MERSCHEN
bekanntgegeben:
Die Fahne ist hergestellt von der Firma WEFERS in Köln a. Rh.
Eine Beschreibung der Fahne.
Dieselbe ist Vorderseite, roter Samt; Rückseite, gelbe Seide. Die
Vorderseite trägt das Bild des Hl. MARTINUS als Bischof mit den Symbolen
der vier Evangelisten. Die Rückseite das Monogramm (groß S
in groß M) mit der Umschrift
Pfarrgemeinde Steinkirchen, 1902
Quittung über den Kaufpreis: 500 Mark in 2 Raten bezahlt.
Nachstehend das
Einzelergebnis der Sammlungen:
Sept. 1901 |
Okt. 1901 |
Nov. 1901 |
Dez. 1901 |
Jan. 1902 |
10.65 M. |
4.79 M. |
7.40 M.
|
7..00 M. |
9.80 M. |
11.20 M. |
7.80 M. |
8.40 M. |
6.30 M.
|
5.02 M. |
7.62 M. |
29.00 M. |
7.45 M.
|
6.35 M.
|
9.00 M. |
8.72 M. |
9.10 M.
|
5.76 M.
|
5.67 M. |
9.50 M. |
38.19 M. |
50.69 M. |
29.01M. |
25.32 M.
|
26.61 M. |
Febr. 1902 |
März 1902 |
Apr. 1902 |
Mai 1902 |
|
6.31 M. |
5.56 M. |
7.59 M. |
7.00 M. |
|
8.0 M. |
6.40 M. |
7.40 M. |
6.80 M. |
|
5.50 M. |
7.80 M. |
5.20 M. |
7.20 M. |
|
6.80 M. |
5.89 M. |
6.40 M. |
4.79 M. |
|
26.61 m. |
25.65 M. |
26.59 M. |
25.71 M. |
|
Juni
1902
|
Juli 1902 |
Aug. 1902 |
Sept. 1902 |
|
7.00 M.
|
5.52 M. |
3.53 M. |
6.00 M. |
|
6.80 M. |
7.00 M. |
7.35 M. |
5.82 M. |
|
7.20 M. |
5.00 M. |
6.45 M. |
6.81 M. |
|
4.79 M. |
5.40 M. |
7.10 M. |
5.07 M. |
|
30.4 M. |
22.92 M. |
24.43 M. |
23.70 M. |
|
Okt. 1902 |
Nov. 1902 |
Dez. 1902 |
Jan. 1903 |
|
4.34 M. |
3.17 M. |
6.38 M. |
7.16 M. |
|
7.00 M. |
6.60 M. |
4.80 M. |
5.80 M. |
|
6.10 M. |
4.90 M. |
5.80 M. |
4.44 M. |
|
5.07 M. |
7.40 M. |
7.00 M. |
6.00 M. |
|
23.49 M. |
22.07 M. |
23.98 M. |
23.51 M. |
|
GESAMTERGEBNISSE:
1901
Sept. |
38.19
M |
|
|
|
1901
Okt. |
50.69
M. |
|
|
|
1901
Nov. |
29.01
M. |
|
|
|
1901
Dez. |
25.32
M. |
|
|
|
1902
Jan. |
33.32
M. |
|
|
|
1902
Febr. |
26.61
M. |
|
|
|
1902
März |
25.65
M. |
|
|
|
1902
Apr. |
26.59
M. |
|
|
|
1902
Mai |
25.71
M. |
|
|
|
1902
Juni |
30.04
M. |
|
|
|
1902
Juli |
22.92
M. |
|
|
|
1902
Aug. |
24.43
M. |
|
|
|
1902
Sept. |
23.70 M. |
|
|
|
1902
Okt. |
23.49
M. |
|
|
|
1902
Nov. |
22.07
M. |
|
|
|
1902
Dez. |
23.98
M |
|
|
|
1903
Jan. |
23.51
M. |
|
|
|
Summa |
475.23
M. |
|
|
|
Rest
von |
24.77 M. |
|
|
|
|
500.00
M. |
|
|
|
Aus
dem CONCLAVE ging am 4. August 1903 als neuer Papst hervor der
bisherige Kardinal-Patriarch von Venedig Joseph SARTO, der den Namen PIUS
X. annahm.
Möge ihm der gütige Gott eine lange Regierung schenken zum Segen
der Kirche.
Am 15. Oktober 1903 erhielt der Pfarrer von der geistlichen Behörde
die Ermächtigung, in der Pfarre Steinkirchen eine Marianische
Jungfrauen-Congregation unter dem Titel der Geburt Mariä und
dem Schutze der hl. Katharina von Alexandrien zu errichten.
Nachdem diese Congregation am 25. Oktober durch die Aufnahme von
4 Jungfrauen ins Leben getreten war, wurde ihre Aggregation in Rom nachgesucht,
die auch unter dem November vom P. General der Gesellschaft Jesu
vollzogen wurde.
Am 8. Dezember, dem Feste der unbefleckten Empfängnis Mariä,
fand die erste
feierliche Aufnahme statt, bei der 38 Jungfrauen in die Congregation aufgenommen
wurden.
Möge durch die Congregation die Verehrung der lieben Gottesmutter
und die Liebe zur Tugend der Herzensreinheit gefördert werden.
Am hl. Osterfeste,
den 3. April 1904, erfreute sich die Pfarrgemeinde zum ersten Male
an der neuen schönen Monstranz, die an diesem Tage in Gebrauch genommen
wurde. Diese, in spätgotischem Stile, silbervergoldet und mit Halbedelsteinen
reich besetzt, ist vollständig aus freiwilligen Beiträgen der
Pfarrgemeinde beschafft und von der Künstlerhand des Goldschmiedes
Mathias BRABANT in Aachen ausgeführt worden.
Der Preis beträgt 1275 Mark.
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