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Am 7. Dezember
1904 verließ Herr Pfarrer MERSCHEN aus Liebe zur größeren
Thätig keit in einer großen Gemeinde die Pfarre Steinkirchen
und wurde am 11. Dezember 1904 in Oberstyrum / Dekanat Werden als
Pfarrer eingeführt.
Derselbe hat als Pfarrer von Steinkirchen sein Amt in jeder Weise gewissenhaft
verwaltet, möge er in Oberstyrum volle Befriedigung in der dort mühsamen
Seelsorge finden.
Wilhelm
August MOTT,
geboren in Elberfeld am 7. April 1855, hat seine humanistischen
Studien, theils in Elberfeld, theils in Brilon vollendet, trat am 19.
März 1875 in den Orden des hl. Franziskus, mußte in demselben
Jahre mit seinen Mitbrüdern in Folge des Kulturkampfes nach Amerika
auswandern. Daselbst lag er mehrere Jahre dem Studium der Philosophie
und Theologie ob, und wurde am 28. Mai 1882 zu St. Louis zum Priester
geweiht.
Im folgenden Jahre kehrte er nach Deutschland zurück, verblieb noch
einige Jahre in verschiedenen Klöstern, theils in Belgien, theils
in Holland, und wirkte als Missionar in den verschiedensten Diözesen
des deutschen Vaterlandes, bis er
Anfang April 1887 durch den hochseligen Kardinal Erzbischof Philippus
KREMENTZ in die Erzdiözese aufgenommen, dort an verschiedenen Orten
in verschiedenen Stellungen thätig war.
Juni 1902,
durch die Güte Sr. Eminenz den hochs. Herrn Erzbischof FISCHER vollständig
der Erzdiözese incorporiert, wurde er nach bestandenem Pfarrexamen
im Jahre 1905 am 11. Januar zum Pfarrer von Steinkirchen ernannt
und am 16. Januar zu Cöln investiert. Seine Einführung
fand am 7. Februar 1905 statt durch den Herrn DEFINITOR (=Verwaltungsbeamter
der katholischen Kirche in einem Bistum oder Dekanat) Pfarrer HENCKEN
von Karken, unter großer Betheiligung von geistlichen und weltlichen
Freunden von NAH UND FERN.
Die Gemeinde hatte in großartiger Weise ihre Freude über die
Ankunft ihres neuen Hirten an den Tag gelegt, sowohl die kirchliche Feier
als auch die weltliche im Saale des Herrn Wirthes RÜTTEN in Effeld
wird allen unvergeßlich bleiben.
Am 16. April
wurden 20 Mädchen in die M. J. Congregation aufgenommen,
so daß diese jetzt 58 Mitglieder zählte, welche bisher durch
ihren Eifer dem Pfarrer Freude machen und der Pfarre zur Ehre gereichen.
Wohl hatten die Vorgänger
im Pfarramte ihr Bestes gethan zur Verschönerung der Kirche und Anschaffung
von kirchlichen Gegenständen, doch es blieb noch MANCHES zu thun
übrig.
Um das Budget nicht zu erhöhen, wurde eine sonntägliche Sammlung
angeordnet. Die Mädchen gehen jeden Sonntag von Haus zu Haus, wo
sie 10 Pfennige holen. Durch diese freiwilligen Beiträge sind im
Laufe von 10 Monaten schon 490 Mark eingekommen.
Als früherer Sohn des hl. Franziskus ist dem Pfarrer
das Betteln nicht fremd und so hat er dann in 10 Monaten schon, sowohl
in der Pfarre, als auch außerhalb derselben an 3.500 Mark zusammen
gebettelt.
Von diesem Gelde nun sind folgende kirchlichen Sachen bisher angeschafft
worden:
ein neuer Baldachin, 400 Mark, welcher am hl. Fronleichnamsfeste zum ersten
Male gebraucht wurde;
eine neue Herz-Jesu-Statue, nebst zwei neue Postamente, ein
altes wurde neu aufgefrischt, 600 Mark. Die Herz-Jesu-Statue
wurde am Herz-Jesu-Fest aufgestellt, zugleich wurde der uralte Catharinenaltar
dadurch wieder hergestellt, daß die St. Catharinen-Statue dort wieder
ihren Platz fand, dagegen die Mutter-Gottes-Statue als Pendant zur Herz-Jesu-Statue
am Eingang des Chores aufgestellt wurde. Der St. Martinus-Statue wurde
die St. Theresia-Statue auf ein neues Postament gegenüber gestellt;
St. Joseph-Statue nebst Altärchen und Gitter, 360 Mark, diese Stelle
in der Kirche ist nun die Taufkapelle, weil das Gitter auch den Taufstein
umschließt;
Fahne der M. J. Congregation, 210 Mark, Kinderfähnchen 2 à
30 Mark. Weil das Dorf Effeld kaum ein religiöses Emblem zeigt, wurde
dort an der Schule ein herrliches Kreuz, nebst Gitter hingestellt, 500
Mark, dieses Kreuz wurde feierlich eingeweiht und zum Stationskreuz für
die Fronleichnamsprozession bestimmt. Auch das Kreuz an der Pastorathsscheune,
welche neu renoviert, ist zum Stationskreuz bestimmt. Dieses und die Renovation
des Kreuzes an der Kirche hat 100 Mark gekostet.
Kirchliche Sachen für den Hoch- und die Nebenaltäre, Blumen,
Leuchter, Stickereien, Sakramentssachen, Behänge für die Kommunionbank,
nebst Meßdienerbekleidung, 200 Mark.
Sodann wurden neue
Kinderbänke angeschafft, Holzbelag unter den alten und die Sitze
für die Lehrpersonen verbessert.
In Effeld wurde die uralte Kapelle, nebst altem Gnadenbild renovirt
und ein Heiligenhäuschen am Eingang des Dorfes aufgestellt, ein unbekannter
Wohltäter hat ungefähr 200 Mark dafür aufgebracht.
Da die größte Glocke im Thurm, welche schon unter Pfarrer WOLFF
umgegossen war, wieder gesprungen, unbrauchbar geworden, so wurde eine
neue beschafft, welche der Hofglockengießermeister STRILLING aus
Apolda in Thüringen besorgt hat.
Diese Glocke, welche 500 Mark kostet, wurde durch den Pfarrer am 3.
Dezember eingeweiht und erfreute schon bald die Gemeinde durch ihren
herrlichen Ton.
Doch die Verschönerung
der Kirche hätte bald an diesem Tage einen jähen Abschluß
gefunden, denn fast ein Wunder ist es zu nennen, daß bei Aufziehung
der Glocke in den Thurm nicht ein entsetzliches Unglück über
die Gemeinde hereingebrochen und Pfarrer und Pfarre in tiefes Leid versetzt
hätte.
Gott sei Dank, daß er auf die Fürbitte des hl. Joseph, dem
diese Glocke geweiht wurde, dieses (es folgt ein unleserliches Wort) von
uns ALLEN abgewendet hat.
Die Renovation der
Orgel ist auch im Gange und Herr Orgelbauer KOUHLEN aus Hückelhoven
(es folgt wiederum ein unleserliches Wort) Geilenkirchen wird sie bis
Weihnachten vollendet haben.
Die Bezahlung der Kosten von 469 Mark erfolgt aus den Geldern, welche
die Mädchen in hochherziger Weise sonntäglich von Haus zu Haus
gesammelt haben.
Bisher ist nach jeder hl. Messe täglich für die Wohlthäter
der Kirche gebetet worden.
Bunte Fenster und
Ausbesserung respektive Erhöhung des Thurmes wird wohl die nächste
Aufgabe des Pfarrers sein.
Nicht unerwähnt
kann ich lassen, daß meine Schwester Maria mir in der Ausschmückung
der Kirche treu zur Seite gestanden und der Küster auf meine Wünsche
bereitwillig eingegangen ist.
Um den üblen
Eindruck, welcher auf jeden Besucher der schönen Kirche durch die
hängenden Lampen gemacht wird, wegzunehmen, sind für dieselben
Wandarme ange- bracht worden, welche der Schlosser FINKEN aus Effeld stilgerecht
und preiswürdig angefertigt hat.
Auch wurde der Krippe ein besserer Platz auf dem St. Rochusaltar angewiesen
und sie durch Anschaffung mehrerer neuer Figuren verschönert.
Die Wandarme kosten à Stück 17 Mark, die Figuren der Krippe
im GANZEN 30 Mark.
Am 11. Januar 1906
war die Reparatur der Orgel vollendet.
Herr Lehrer KONLOW aus Heinsberg hatte die Güte, die Orgel zu prüfen
und sprach sich sehr befriedigend über die Reparatur der Orgel aus.
Dem Orgelbauer wurden dann 483 (oder 489) Mark ausbezahlt, 20 Mark mehr,
als ausbedungen war, da er in Folge vieler schlechten Pfeifen größere
Auslagen gehabt hatte.
Vom Kirchenvorstand
waren bei der Prüfung zugegen, Herr BECKER stellvertretenderVorsitzender,
Herr Jakob KEVER und Herr Joseph LANDMESSER Rendant und Ortsvorsteher.
Am 12. Mai 1906
hatte die Gemeinde das große Glück, Seine Eminenz den Hochwürdigsten
Herrn Erzbischof Antonius Kardinal FISCHER in ihrer Mitte zu sehen.
Am 11. nachmittags von Ophoven kommend zog hochderselbe gegen 6 Uhr in
Steinkirchen ein, übernachtete in der Pastorat und spendete Samstag
Morgen gegen 9 Uhr 84 Firmlingen von Steinkirchen und 42 von Ophoven das
hl. Sakrament der Firmung.
Die Ausschmückung des Dorfes und der Kirche war großartig,
Fackelzug, Serenade, gemeinsam dargebracht von allen Vereinen der Pfarre,
bewies dem erhabenen Kirchen fürsten, wie sehr die (Angehörigen
der) Pfarre Steinkirchen ihren Oberhirten ehren und liebten.
Die canonische Visitation hatte einen sehr guten Verlauf und
vor seinem Weggehen drückte der erhabene Oberhirte dem Pfarrer seine
volle Zufriedenheit aus, namentlich hatten ihn die guten Kenntnisse der
Schulkinder in den Wahrheiten unserer hl. Religion erfreut.
Am 8. Dezember
1906 erfreute sich die ganze Gemeinde an den Kokosteppichen, welche
fast überall den Fußboden der Kirche bedeckten, dadurch den
Aufenthalt in derselben bei Winterzeit angenehmer machten.
Die Kosten der Anschaffung belaufen sich auf 240 Mark.
Mit Weihnachten wurde
die Vollständigkeit der Krippe erreicht, indem die Figuren der hl.
Dreikönige nebst Begleitung zur Aufstellung gelangten.
Dieselben kommen aus Kevelaer und kosten 95 Mark.
Wie der kirchliche
Anzeiger berichtete, ist der frühere Pfarrer Laurentius MERSCHEN
nach kaum zweijähriger Amtsthätigkeit in Styrum nun zum Pfarrer
von Menden an der Sieg ernannt.
Die Reichstagswahlen,
welche durch die am 15. Dezember erfolgte Auflösung des Reichstages
mit großer Heftigkeit gegen das Centrum geführt
wurden, hatten am 25. Januar dieses Jahres einen guten Erfolg.
Alle Verleumdungen, alle Ränke der Gegner, selbst die Intrigen der
Regierung waren nicht im Stande, die Centrumswähler irre zu machen.
Alle waren sich ihrer Pflicht bewußt und erschienen Mann für
Mann an den Urnen, wenn nicht alle Anzeichen trügen, geht die Partei
mit Vermehrung ihrer Sitze und Stimmenzahl in den Reichstag zurück
zum Wohle des Vaterlandes und der Kirche.
Im Laufe des Jahres
1906 ist der langjährige Dechant des Dekanates Wassenberg Herr
Pfarrer KLEIN von Wildenrath gestorben.
An seine Stelle ist Herr Pfarrer NOHLMANNS von Hilfarth getreten.
Am 12. März
1907 traf ein Blitzstrahl den Kirchthurm, es war allem Anschein nach
ein Kugelblitz, aber es war ein kalter Schlag, so daß ein größeres
Unglück von der Gemeinde fern geblieben ist.
Der Thurm hatte aber
sehr gelitten, jedoch ist der Schaden durch die Gelder 400 Mark, die uns
von Seiten der Aachen-Münchener-Feuerversicherungsgesellschaft prompt
ausbezahlt wurden, wieder gut gemacht worden.
Dachdecker NÖTHLICHS aus Ophoven hat den Schaden gut repariert.
Am 28. Mai
feierte ich unter großer Betheiligung von NAH und FERN von Verwandten
und Bekannten mein silbernes Priesterjubiläum.
Die Gemeinde betrachtete den Tag als einen Festtag und hat durch die Festlichkeiten
und Geschenke, welche sie mir an diesem Tage bereitete und dargebracht
hat, sich selbst und den Priesterstand geehrt.
Ob ich auch mein goldenes Jubiläum in der Pfarre Steinkirchen feiern
werde?
Was mich betrifft, so möchte ich diesen Tag in ihrer Mitte noch erleben,
aber ich fürchte, daß das Verlangen in Effeld eine Kapelle
zu errichten, in welcher selbst an Sonntagen Gottesdienst sein soll,
mir schließlich den Aufenthalt verleiden und erschweren wird.
Daß Steinkirchen
ein Blümchen sei, hat Eminenz mir bei der Uebergebung
der Urkunde als Pfarrer mitgetheilt, doch dieser Uebelstand könnte
leicht das Blümchen zum Welken bringen.
Für eine kleine Kapelle, in welcher an den Wochentagen ad libitum
parochi hl. Messen gelesen werden könnten, bin ich zu jeder
Zeit zu haben, aber nicht für den Bau eines Gotteshauses, wodurch
die schöne Pfarrkirche in Steinkirchen geschädigt und die Pfarrseelsorge
gleichsam gelähmt würde.
Der KAPELLENBAU-VEREIN
EFFELD ist gegen meinen Willen gegründet, alle bisherigen Anordnungen
gegen meinen Wunsch bestimmt, somit mag der Verein auch sehen, wie er
ohne den Pfarrer fertig werden kann.
Würde die Sache nicht von der Familie VON BLANCKART forciert, dann
würde die Angelegenheit nicht einen solchen Verlauf genommen, der
dem Pfarrer bisher recht unangenehme Stunden bereitet.
Gebe Gott, daß ALLES noch zum Besten ausläuft, weder die Pfarre
noch die Seelsorge zu Schaden kommt und das friedliche Zusammenleben zwischen
Hirth und Herde nicht gestört wird.
Hoffentlich wird die Kirchenbehörde auch dem Pfarrer helfen!
Am 7. Juli 1909
habe ich um Enthebung von der Pfarrstelle Steinkirchen gebeten. Hoffentlich
erhört die bischöfliche Behörde mein Gesuch, denn die Verhältnisse
haben sich durch den Kapellenbau so zugespitzt, daß dem Schreiber
dieses schon längst die Ueberzeugung gekommen ist, eine ersprießliche
Thätigkeit in hiesiger Pfarre ist einstweilen für ihn nicht
gut möglich.
Mögen dem Nachfolger bessere Tage beschieden werden, als ich in den
beiden letzten Jahren hier verlebt habe.
Zum Nutzen meines Nachfolgers will ich dann bis zum heutigen Tage die
CHRONIK fortsetzen.
Sowohl die kirchliche,
als auch die staatlichen Behörden haben inverto parocho
die Erlaubniß zum Bau der Kirche in Effeld gegeben, gedrängt
durch die Schritte des Bauvereins und Verwendung eines Mitgliedes der
Centrumspartei im Landtag, welcher als Adliger der Familie VON BLANCKART
nahe steht.
Mit Mai dieses
Jahres hat der Bau seinen Anfang genommen, der Bauverein hofft, daß
mit Mai 1910 die Kirche vollständig fertig, für den öffentlichen
Gottesdienst geeignet sei.
Ein Glück ist es, daß die königliche Regierung in Berlin
bestimmt, daß die Kapelle in Effeld schuldenfrei dem Kirchenvorstand
der Pfarre Steinkirchen übergeben werden muß, ganz in das Eigenthum
der Pfarrgemeinde Steinkirchen übergeht, sonst wäre der Pfarrer
auf Gnade und Ungnade den Leuten in Effeld überantwortet.
Das Dorf Effeld besitzt nun im Kirchenvorstand, wie in der Gemeindevertretung
die Majorität, nachdem durch wüste Hetze die Mitglieder aus
Steinkirchen herausgewählt worden sind.
An der Spitze dieser Agitation stand der Kleinhändler Leonard STAAS,
der als Vorsitzender des Bauvereins eine nicht lobenswerthe Thätigkeit
in der Gemeinde entwickelt hat.
Um die nothwendigen Gelder zu erlangen, bemüht man sich nicht durch
Collectiren, sondern was das SCHLIMMSTE ist, und auch zum Verderben der
Pfarre dient, werden Feste auf Feste gefeiert, so daß die Kapelle
im Volksmunde schon die Bezeichnung Concertkapelle gefunden
und benachbarte Geistliche schon öfters über dieses beklagenswerthe
Treiben sich bitter ausgesprochen haben.
Im vorigen Jahre kam noch das Radfahrerfest Stiftungsfest,
in diesem Jahre das sogenannte 300 Jubiläum der St. Martinus
Schützenbruderschaft hinzu, welche eine große Volksmenge aus
NAH und FERN nach Effeld lockten.
Der Bauverein macht die Feste, die Vereine bekommen in Ehren ihre Unkosten
vergütet, der Reinertrag ist für die Kapelle.
Daß es bei diesen Festen nicht immer so gut hergeht, ist allbekannt.
Doch hier huldigt man dem Grundsatz:
Der Zweck heiligt die Mittel.
Videant Consules.
Trotz des vielen Widerwärthigen,
...........................(Passus fehlt!..........................................
privat und öffentlichen Leben zukommen sind, habe ich doch nicht
unterlassen, meine Pflicht als Pfarrer der Gemeinde zu thun.
Der weiteren Ausschmückung meiner schönen Pfarrkirche bin ich
auch bisher treu geblieben.
Wohl hat die Pfarrkirche von den Bewohnern von Effeld NICHTS mehr zu erwarten,
aber mir flossen Geldmittel aus einer andern Quelle zu, nicht aus der
Gemeinde, sondern von AUSWÄRTS und dieses Geld, ungefähr 2.000
Mark sind alle zum Besten der Pfarrkirche, auch des Pfarrhauses verwendet
worden.
Das Geld ist zu meinem vollständigen freien Ermessen und Verwenden
in meinen Besitz gelangt.
Die Kirche hat wieder werthvolle Sachen erhalten, wie die Aufzeichnungen
im INVENTARIUM beweisen, an das Pastorat ist ein Bedürfnißhäuschen
an- und eingebaut, so daß der Uebelstand, immer über den Hof
zu gehen, über den schon S. Eminenz bei der letzten Firmung sich
beklagt hatte, behoben ist.
Auf meine Veranlassung haben auch die Bewohner von Steinkirchen unter
sich eine Sammlung gemacht, mit diesen Geldern sind die bunten Fenster
im Chore und in der Kirche in etwa bezahlt worden, hoffentlich werden
die Bewohner ihrem Versprechen treu bleiben und die ganze Summe aufbringen.
Das mittlere Fenster im Chor habe ich bezahlt.
Meine feste Ueberzeugung ist, daß in hiesiger Pfarre erst dann der
Friede wiedereinkehrt
und der Pfarrer ein besseres Dasein unter seinen Pfarrkindern haben wird,
wenn es erreicht werden kann, daß in Effeld die Pfarrkirche und
das Pfarrhaus ist, in Steinkirchen im alten Pfarrhause ein Kaplan oder
Rector residirt und dort den Gottesdienst ausüben wird. Dieses Ziel
müßte man zu erreichen suchen, möge meinem Nachfolger
dieses gelingen oder eine Ordensniederlassung.
Ein Lichtblick in meinen dunklen Tagen der letzten Jahre ist meine Reise
nach Rom gewesen. Ich hatte mich dem deutschen Pilgerzuge von Köln
aus im Oktober 1908 angeschlossen und sowohl in Italien, aber besonders
in Rom recht glückliche Stunden erlebt.
Bei meiner Rückkehr habe ich meiner Gemeinde den päpstlichen
Segen gespendet.
Die Versammlung aber, welche ich im Saale des Herrn Wirthes BUSCH anberaumt
hatte, um durch Vortrag und Lichtbilder meinen Pfarrkindern die Schönheiten
meiner Reise vorzuführen, war sehr schlecht besucht, weil ich nicht
die Eintrittsgelder alle zum Besten der neuen Kapelle bestimmt hatte.
In diesem Jahre war ich in Helgoland.
Am 17. Sonntag
nach Pfingsten den 26. September fand nach dem Pfarrgottesdienst die
Grundsteinlegung in der schon nach AUßEN hin fertigen Kapelle statt.
Weil die Einladung an die benachbarten Confratres von Seiten des Bauvereins
resp. des Herrn Baron ausgegangen, auch vorher Eingriffe in meine Pfarrechte
stattgefunden z. B. Schreiben nach Köln, Festsetzung der Prozession
etc., so fand sich kein Confrater ein, nur der Schloßkaplan von
Elsum, sowie Kaplan von Vlodrop waren anwesend.
Unter Blitz und Donner zogen wir von der Pfarrkirche aus, ganz durchnäßt
kam ich mit den Kirchendienern wieder in Steinkirchen an, nachdem ich
in Effeld die Segnung secundum Ritui Romi vollzogen hatte,
den übrigen Festlichkeiten aber aus dem Wege gegangen war.
Vor einigen Wochen
habe ich auf den Rath des Herrn Generalvikars mich auf Beggendorf im Dekanat
Geilenkirchen gemeldet, wie mir Herr Landrath Freiherr VON SCHEIBLER auf
der Kreislehrerkonferenz mitgetheilt, bin ich für diese Stelle ausersehen
und am 22. November ernannt. Deo gratias.
Möge mein Nachfolger trotz der Kapelle in Effeld bessere Tage in
der Pfarre Steinkirchen erleben.
Pro Memoria: Sie
wollten ja die Kapelle, wird mir immer mal gegengesprochen, wenn
ich mich über den Bau des sogenannten Kirchleins beklage.
Um alle Mißverständnisse für die Zukunft aus dem Wege
zu räumen, setze ich die Worte hierher, welche ich damals im Frühjahr
1907 auf der Kanzel gesprochen habe:
Um allem Murren ein Ende zu machen, bestimme ich hiermit, daß
in Zukunft von den monatlichen Kollekten, welche von den Mädchen
bisher eingeholt, ¾ für die zu erbauende Kapelle, ¼
für die Pfarrkirche verbleibt.
Hoffentlich geben jetzt ALLE in Effeld ihren Beitrag und zwar einen guten
Beitrag, damit die Sache bald angefangen werden kann.
10 bis 15.000 Mark müssen für eine Kapelle vorhanden sein.
Mott Pfarrer
28.11.09
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