Chronik der Kirchengemeinde Steinkirchen/Effeld  
   
  ... zurück zum Inhaltsverzeichnis  
     
 
Zu den Seiten:
1
   2   3   4   5   6   7   8   9   10   11   12   13   14   15   16  
 
     
 

1949


Der Bevölkerungsstand der Pfarre ist nach Ausweis der Pfarrkartothek am 1. Januar 1949 folgender:
katholische Einwohner 906,
in Effeld 820,
in Steinkirchen 86,
männliche 462,
weibliche 444,
Haushaltungen 245,
kath. Schulkinder 176 (insgesamt 191),
andersgläubige (evangelisch) 116,
Gesamtzahl also 1.022.
Am 1.4.1948 wurde zum ersten Male die Zahl 1.000 in der Gemeinde Effeld überschritten.
Zahl der Flüchtlinge 72,
Kriegsteilnehmer 230,
Gefallene 30,
Vermißte 17,
Gefangene 1.


Die heutige Zeit, die noch schwer unter den Kriegsfolgen leidet, verlangt mehr denn je soziales Denken und Handeln, denn nur in der Zusammenfassung aller Kräfte läßt sich die Not meistern.
Das veranlaßt den Bischof von Aachen, in seinem diesjährigen Fastenhirtenschreiben auf die Verantwortung des Katholiken im öffentlichen Leben hinzuweisen, insbesondere ‘seinen Glauben auch außerhalb des Kirchenraumes mit mutigem Bekenntnis und in christlicher Verantwortung hineinzutragen in das öffentliche Leben.’
Auch die Gemeinschaft, einbegriffen der Staat, ist Gott, dem Schöpfer, Endziel und Gebieter der ganzen Welt, gehorsamspflichtig; ohne und sogar gegen Gott gibt es keine Ordnung des Gemeinschaftslebens. Nur wer die Selbstsucht überwindet, wer den Willen und den Mut aufbringt, uneigennützig zu dienen, kann seiner Verantwortung zur Mitarbeit gerecht werden. Deshalb keine Interesselosigkeit gegenüber der Gemeinschaft, auch nicht gegenüber dem Staat und der Politik!
Auch die Frau darf sich heute dem öffentlichen Leben nicht entziehen.
Das Wählen ist eine ernste Gewissensfrage vor Gott.
Die Jugend muß charakterlich und kenntnismäßig eine Vorbereitung zum Apostolat im öffentlichen Leben empfangen.
Der Priester soll sich zwar nicht in das ‘Hin und Her’, das ‘Auf und Nieder’ der politischen Tageskämpfe einlassen; aber soweit die öffentlichen Angelegenheiten das religiös-sittliche Leben berühren, muß er auf den Plan treten. Niemand ist befugt, ihm das zu verwehren, und er selbst darf sich nicht scheuen, unerschrocken zu sagen und zu tun, was seines Amtes ist.

In Bonn berät der Parlamentarische Rat
über das Grundgesetz, das der Deutschen Bundesrepublik als Verfassung dienen soll.
Sehr hart stoßen die Meinungen aufeinander, wenn es um die Anwendung christlicher Grundsätze über Ehe, Familie, Erziehung,Schularten, Verhältnis von Kirche und Staat geht.
Der deutsche Episkopat versammelt sich in Pützchen bei Bonn zur Beratung und erläßt unter dem 11. Februar 1949 eine gemeinsame Erklärung, in der er seine tiefe Besorgnis über den Verlauf der Verhandlungen in Bonn zum Ausdruck bringt. Auf ihre Anregung gehen aus vielen Gemeinden, auch von hier, Anträge nach Bonn, um die Forderungen der Katholiken zu unterstützen.
Darin heißt es:
„Die unterzeichneten Vertreter der hiesigen katholischen Elternschaft fordern von den Mitgliedern des Parlamentarischen Rates, daß folgende Grundrechte in die auszuarbeitende Verfassung aufgenommen werden:
Das Recht der Erziehung ist ein primäres Recht der Eltern. Als unverletzliches
Naturrecht wird es vom Staate anerkannt und garantiert.
Aufgrund ihres natürlichen Erziehungsrechtes bestimmen die Eltern den Charakter der Schule, die ihre Kinder besuchen sollen.
Zu unsern Forderungen sei noch ausdrücklich bemerkt:
Das von der katholischen Elternschaft geforderte Recht stellt kein Sonderrecht dar, es kann in gleicher Weise den Anhängern anderer Weltanschauungen gewährt werden. Unsere Forderung stützt sich nicht nur auf das nach unserer Auffassung von Gott gegebene Naturrecht, das vor jedes Staatsrecht geht, sondern ist außerdem ein Wiedergutmachungsrecht: wir fordern, daß uns die Rechte und die Schularten wiedergegeben werden, die der nationalsozialistische Staat uns geraubt hat.“

Am 8. Mai wird das Grundgesetz in 3. Lesung vom Parlamentarischen Rat angenommen,
am 13. von den Militärregierungen genehmigt und am 19. von den Länderparlamenten ratifiziert.
Am 23. Mai nehmen die deutschen Bischöfe dazu Stellung:
„Wir wollen es nicht verkennen, daß das Grundgesetz manche Bestimmungen enthält, die den Forderungen des Naturrechts und des christlichen Sittengesetzes gerecht zu werden suchen.
Das Grundgesetz anerkennt das Recht auf Leben und Unversehrtheit des Körpers. Es stellt die Ehe und Familie unter den besonderen Schutz des Staates. Es erklärt Pflege und Erziehung des Kindes als das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht. Der Religionsunterricht soll schulplanmäßiges Lehrfach in den öffent-lichen Schulen sein und in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Kirche erteilt werden.....Zu unserm tiefsten Bedauern müssen wir auf zwei Punkte hinweisen, die unsere schärfste Kritik herausfordern und den Wert des Grundgesetzes wesentlich herabmindern:
1) Das Recht der Eltern, den religiösen Charakter der öffentlichen Pflichtschule, die ihre Kinder besuchen müssen, zu bestimmen, ist nicht ausdrücklich als für das gesamte Bundesgebiet gültig in das Grundgesetz aufgenommen worden.
Die sogenannte ‘Bremer Klausel’ gestattet für einzelne Fälle eine Ausnahme von dem Grundsatz, daß Religionsunterricht in allen Schulen als schulplanmäßiges Lehrfach dienen soll.“


Die Instandsetzung der beiden Gotteshäuser in unserer Pfarre erfordert große Summen Geldes. Eine Zeitlang sind monatliche Sonderkollekten mit gutem Erfolg gehalten worden.
Am 23. Januar wird eine Verlosung zugunsten unserer Kirchen durchgeführt.
Sämtliche Gewinne (über 100) sind von den Pfarrangehörigen und Auswärtigen gestiftet worden. Erster Preis ist eine Herrenuhr mit 12 Steinen, im Werte von 120 DM. Lose werden zu 1 DM verkauft. Ergebnis der Verlosung: 1013 DM Gewinn!


Die Standespredigten lassen sich leider nicht immer monatlich durchführen. In den Sommermonaten weisen sie oft einen schlechten Besuch auf. Versuchsweise werden sie auf die Fastenwochen zusammengelegt in der Weise, daß sonntags ein Vortrag für die Frauen, montags für die Jungfrauen, dienstags für die Jünglinge und Jungmänner, freitags für die Männer gehalten wird.
Letztere hält Herr Prälat SOLZBACHER aus Aachen, die übrigen der Ortspfarrer.
Der Versuch hat sich gelohnt, der Besuch ist zufriedenstellend.


Aus China, das gegenwärtig sehr stark unter kommunistischem Terror leidet, ist Herr Pater Friedbert MARX, O.F.M., ein gebürtiger Wassenberger, kürzlich heimgekehrt.
Er hält am 1. April im Saale der Wirtschaft Heinrich BUSCH einen interessanten Vortrag über Land, Leute und Missionsarbeit in China, der großen Anklang bei den Zuhörern findet und Anlaß zu einer ansehnlichen Missionsspende ist.

Am 2. April d.J. begeht unser glorreich regierender Heiliger Vater Papst PIUS XII. den Jahrestag seiner Priesterweihe. Nach dem Willen des Papstes wird der ganze katholische Erdkreis dieses Jubiläums am 3. April (Passionssonntag) gedenken, und zwar werden die Katholiken - mit Rücksicht auf die derzeitigen Leiden und Verfolgungen der Kirche, besonders im Südosten Europas -
zu Einkehr und Buße aufgerufen.

In der Nacht zum Passionssonntag ist, wie alljährlich, Bußwallfahrt der Männer. Die Männer von Ophoven kommen nach hier, während die Effelder, nach einer Prozession durch den Ort, sich mit den Ophovenern zur Mitternachtsmesse (mit Ansprache und Kommunion) in der Effelder Kirche einfinden. Die Männer haben dieses nächtliche Wallfahrten liebgewonnen; viele von ihnen scheuen
-wie Nikodemus - das Tageslicht.
Ob man nicht mehr von ihnen fordern soll?

Am Nachmittag des ‘Schmerzensfreitags’ (8. April) haben die Frauen ihre Bußwallfahrt zum ‘Birgelener Pützchen’, wo sie in einer besonderen Feierstunde ihre persönlichen und die Zeitanliegen der Gottesmutter vortragen. Herr Pfarrer Wilhelm BAER, Wassenberg, hält die Ansprache. Mehrere hundert Frauen aus dem Dekanate sind anwesend.

Durch das Heimkehrerlager Friedland bei Göttingen werden täglich Hunderte von deutschen Kriegsgefangenen aus dem Osten in die deutsche Heimat durchgeschleust.
Die Heimkehrer treffen meist sehr schlecht ernährt und sehr schlecht gekleidet ein.
Damit ihnen gleich beim Betreten der Heimat neue Kleidung und Wäsche gespendet werden kann, veranstaltet der Diözesan-Caritas-Verband eine Sammlung von Kleidungsstücken, an der auch die hiesigen Katholiken sich gern beteiligen.

Am ‘Weißen Sonntag’, 24. April, schreiten 28 Kinder (14 Knaben und 14 Mädchen) zum ersten Male zum Tische des Herrn.

Seit Januar dieses Jahres
tauchen wieder Gerüchte über Grenzberichtigungen, d.h. Abtrennung von deutschen Gebietsteilen an Holland auf.
Es sollen die Westmächte ihr Einverständnis bereits erklärt haben.
Von deutscher Seite wird protestiert; es werden Ersatzangebote gemacht, etwa auf deutsche Kosten Eisenbahnen, Talsperren, etc. zu bauen.
Trotz aller Proteste erfolgt am 23. April die zwangsweise Annektierung des Selfkants durch Holland.
Die Dörfer Minder-Gangelt, Süsterseel, Wehr, Hillensberg, Tüddern, Millen, Isenbruch, Schalbruch, Havert, Stein, Höngen, Heilder, Klein- und Großwehrhagen werden unter holländische Zivilverwaltung gestellt.
Das Befürchtete ist also leider Tatsache geworden. Jeder Deutsche bedauert diese Maßnahme Hollands, die einer verspäteten kriegerischen Operation gleichkommt. Wir in Effeld sind zwar herzlich froh, daß die ‘Grenzberichtigungen’ unsern Ort verschont haben.
Hoffentlich bleibt es bei dieser kleinen Grenzverschiebung!


Sonntag, den 1. Mai tritt die katholische Jugend des Dekanates Wassenberg und des nördlichen Teils des Bistums zu ihrer jährlichen Kundgebung am ‘Birgelener Pützchen’ an.
Viele Tausend sind es wieder, die den Worten ihres Bischofs begeistert lauschen, der sie zu entschlossener christlicher Haltung im persönlichen und öffentlichen Leben auffordert.


„Die Menschen von heute haben allen Halt verloren. Sie kennen sich nicht mehr aus. Sie wissen nicht mehr um Ursprung und Ziel des Lebens. Alles ist ihnen sinnlos geworden. Was sie gestern noch angebetet haben, verbrennen sie heute. Was sie heute in den Himmel erheben, verdammen sie schon morgen in den Abgrund.....Ihr aber, meine lieben jungen Christen, bekennt euch zu Jesus Christus, derselbe gestern, heute und in Ewigkeit, dem einzigen Fundament, das alle Zeiten überdauert.“
Mit diesen Worten wendet sich der Bischof an die Jugend seiner Diözese in einem Hirtenbrief anläßlich des Gottbekenntnistages am Dreifaltigkeitssonntag, 12. Juni.
Bei uns findet die Bekenntnisfeier in der erweiterten und modernisierten Pfarrkirche zu Dalheim statt.


Durch Reskript des Heiligen Offiziums vom 25. Juni d.J. wird bezüglich des eucharistischen Nüchternheitsgebotes folgendes angeordnet:
Priester dürfen vor der Zelebration der hl. Messe Nahrung in flüssiger Form zu sich nehmen, wenn sie 60 Jahre und darüber alt sind, krank oder schwächlich sind, erst nach 9 Uhr das hl. Opfer feiern, an Sonn- und Feiertagen binieren oder trinieren.
Außerdem dürfen sie bis 3 Stunden vor Beginn der hl. Messe feste Speise zu sich nehmen, wenn sie nach 13 Uhr zelebrieren.
Für die Gläubigen gelten dieselben Erleichterungen vor dem Empfang der hl. Kommunion, wenn sie
60 Jahre und darüber alt sind,
krank oder schwächlich sind,
hoffende und stillende Mütter,
Nachtarbeit zu verrichten haben.


Ein anderes Dekret vom 1. Juli verurteilt den Kommunismus und verfügt, daß es nicht erlaubt ist:
einer kommunistischen Partei beizutreten oder dieselbe zu fördern,
kommunistische Bücher, Zeitschriften, Zeitungen oder Flugblätter herauszugeben, zu verbreiten, zu lesen oder in sie zu schreiben,
diejenigen zu den Sakramenten zuzulassen, die sich wissentlich und freiwillig gegen die Verbote 1 und 2 schuldig gemacht haben.


Am 19. Juni erfolgt erstmalig nach 1937 wieder die Neuwahl des Kirchenvorstandes.
Bei geringer Wahlbeteiligung der Pfarrangehörigen werden folgende Herren als Kirchenvorsteher neu gewählt:
GERATZ Peter,
RADEMACHER Heinrich,
RAMAKERS Heinrich,
RÖLKENS Theodor,
SCHMITZ Johann;
wiedergewählt wird Herr LINTZEN Wilhelm;
als Ersatzmitglieder gehen aus der Wahl hervor:
KEULEN Leonhard,
LINTZEN Peter.


Am 14. August wird der neue Bundestag, die erste deutsche gesetzgebende Körperschaft für das gesamte Bundesgebiet gewählt.
Die Bischöfe haben eindringlich gemahnt, nur solchen Abgeordneten seine Stimme zu geben, die ‘vor allem die Gewähr bieten, daß sie das Naturgesetz als Grundlage für das staatliche Gemeinschaftsleben anerkennen und mit allem Nachdruck dem natürlichen Recht wie den christlichen Grundsätzen im gesamten Leben unseres Volkes Geltung verschaffen wollen....’.Wir wollen am Wahltag unsere Pflicht so erfüllen, daß wir vor dem Urteil des eigenen Gewissens, vor dem Urteil der Nachwelt, besonders aber im unbestechlichen Gerichte Gottes bestehen können.

In Effeld haben 530 Wahlberechtigte,
das sind 89,37 % sich an der Wahl beteiligt.
Die CDU (Christlich-Demokratische Union) erhält 400 Stimmen, das sind 75 % der abgegebenen Stimmen.
Die SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands) erhält 37 Stimmen,
die FDP (Freie Demokratische Partei) ebenso 37 Stimmen,
die übrigen Parteien nur wenige zersplitterte Stimmen.
Das Ergebnis ist sehr zufriedenstellend.

Im Bundesgebiet sieht das Wahlergebnis so aus:

CDU 7.357.579 Stimmen, 139 Sitze,
SPD 6.932.272 Stimmen, 131 Sitze,
FDP 2.788.653 Stimmen, 52 Sitze,
Bayernpartei 986.606 Stimmen, 17 Sitze,
Deutsche Partei 940.008 Stimmen, 17 Sitze,
Kommunistische Partei 1.360.443 Stimmen, 15 Sitze.


Vom 1.-4. September wird in Bochum der diesjährige Katholikentag abgehalten.
Zur Schlußkundgebung fahren auch einige Männer aus Effeld mit ihrem Seelsorger dorthin und erleben die grandiose Feier der 500.000.


Am 18. September findet erstmalig auf dem benachbarten Grenzlandring (einer 9 km langen Umgehungsstraße um Wegberg) ein großes Autorennen statt, das viele Tausende aus nah und fern anlockt, ist doch der Grenzlandring wegen seiner besonderen Anlage (keine scharfen Kurven, keine Bodenerhöhungen) die schnellste Rennstrecke Europas.


Am 11. Oktober, dem Feste der Mutterschaft Mariens, pilgern die Frauen des Dekanates, auch eine größere Zahl aus unserer Pfarre, zum Gnadenbilde der Gottesmutter am ‘Birgelener Pützchen’, wo sie beten um die Gesundung der Familien.


Seit kurzer Zeit ist Herr Lehrer Eduard WALTER, ein Ostvertriebener, früher Hauptlehrer und Kantor in Breslau, in Effeld angestellt. Auf Bitten des Pfarrers übernimmt er die Leitung unseres Kirchenchors.
Damit entlastet er den Pfarrer, der anstelle des noch vermißten Chorregenten Josef RÜTTEN die Proben und Aufführungen des Kirchenchores geleitet hatte.


Ein anderer Lehrer Lothar BABST, der vor längerer Zeit von Ophoven nach hier versetzt wurde, nimmt sich dankenswerter Weise der männlichen Pfarrjugend an, hält Heimabende ab, macht Ausflüge per Rad mit ihnen - einen ersten größeren Ausflug durch Südwestdeutschland bis nach Kassel - und bereitet sie auf die Aufnahme in die Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg vor.


Um die Wegekreuze am südlichen Ausgang unseres Ortes (‘Schloßkreuz’ und ‘Mirbacher Kreuz’) standen bis gegen Ende des Krieges je drei mächtige, mehr als 150 Jahre alte Lindenbäume, die ein weithin sichtbares Wahrzeichen des Dorfes waren und wegen ihrer Schönheit unter Naturschutz standen.
Am 27. Februar 1945, als die deutschen Truppen vor den anrückenden Alliierten zurückwichen, wurden sie aus strategischen Gründen durch Sprengung umgelegt.
Zerfetzte Baumstümpfe mit wild wachsenden Schößlingen boten seitdem ein häßliches und unwürdiges Bild. Einheimische Kräfte waren, wie sich bei Versuchen zeigte, außerstande, die Stöcke mit ihrem gewaltigen Wurzelwerk aus dem Boden herauszuholen. Arbeiter der hier zum Umpflügen des Bruchgeländes weilenden Firma STEENKAMP (Leichlingen, Rhld.) haben mittels Sprengungen das Werk getan. Nun kann die Umgebung der Kreuze neu bepflanzt werden.

Nachdem die Ernte vollständig eingebracht und eine Übersicht über den Ertrag möglich ist, stellt sich heraus, daß Gott uns in diesem Jahr eine Rekordernte beschert hat. Pro Morgen Ackerland sind bis zu 25 Ztr. Weizen geerntet worden! Ähnlich günstig liegen die Erträge bei Roggen, Hafer, Frühkartoffeln und Obst. Ein 73jähriger Ortseingesessener erklärt, daß er ein so gutes Jahr noch nicht erlebt habe.


Zum Patronatsfeste des hl. Martinus am 11. November regt der Pfarrer an, es mögen monatlich Haussammlungen zur Beschaffung neuer Glocken für die Kirche in Effeld durchgeführt werden.
Die Kosten für drei neue Glocken (schwerer als die bisherigen) werden voraussichtlich 7-8.000 DM betragen.
Als Ziel gilt: die Sammlungen mögen so ausfallen, daß das Martinsfest 1950 mit den neuen Glocken eingeläutet werden kann. Ob das Werk gelingen wird?


Deutschland hat wieder eine neue Nationalflagge: schwarz-rot-gold.
Für die Kirchen ordnet die Fuldaer Bischofskonferenz an, daß sie nur aus kirchlichen Anlässen und nur mit kirchlichen Fahnen, z.B. gelb-weiß, rot-weiß, beflaggt werden dürfen.


Im Advent werden wöchentlich Standesvorträge für Männer und Jungmänner, sowie für Frauen und Jungfrauen vom Ortsseelsorger gehalten.
Themata sind vier wichtige soziale Tugenden:
Ehrfurcht,
Wahrhaftigkeit,
Treue
und
Güte.
Es sind dieselben Grundtugenden, die auch von der Bewegung ‘Moralische Aufrüstung’ (Sitz in Caux, Schweiz) gefordert werden; aber sie werden in katholischer, übernatürlicher Schau gezeigt.


Im August wird das Schreiben des Hl. Vaters vom 24. Mai d.J. bekannt, durch das er das Heilige Jahr 1950 ankündigt.
Es soll vor allem den Zweck haben, die Christen nicht nur zur Sühne für begangene Schuld, sondern auch zur Tugend und zu einem heiligen Leben anzufeuern.
Am 24. Dezember mittags 12 Uhr wird die Eröffnung des Hl. Jahres in allen katholischen Kirchen des Erdkreises durch feierliches Geläute angekündigt.
In Rom öffnet der Hl. Vater persönlich die Jubiläumspforte von St. Peter.
Damit hat das große Gnadenjahr, das 25. in der Reihenfolge der Jubeljahre, seinen Anfang genommen.
Möge es den Segen stiften, den der Papst in dem von ihm selbst verfaßten ‘Gebet für das Heilige Jahr’ erfleht!


1950
Heiliges Jahr

Gleich in den ersten Tagen des Januar ruft der Bischof von Aachen seine Diözesanen zur würdigen Mitfeier des Hl. Jahres auf.
„Wie jedesmal, wenn die Hl. Pforten sich öffneten, schaut die Welt auch jetzt voll Erwartung nach Rom und lauscht gespannt, was der Vater der Christenheit zu sagen hat. Papst PIUS XII. erwartet vom Hl. Jahr, daß durch dieses große Jubiläum in glücklicher Weise eine allgemeine Rückkehr aller zu Christus heranreife.....“
„Laß das Heilige Jahr“, so heißt er uns beten, „für alle werden ein Jahr der Reinigung und Heiligung, der Verinnerlichung und der Sühne, das Jahr der großen Rückkehr und des großen Verzeihens.....Wird das 25. Heilige Jahr, das die ereignisschwere erste Hälfte des 20. Jahrhunderts abschließt, die große Hinwendung der Welt u Christus bringen? Auf das Gebet und die sittlichen Anstrengungen eines jeden von uns kommt es dabei an.“

Das ‘Gebet für das Heilige Jahr’ wird nicht nur jeden Sonntag in der Andacht, wie der Bischof es anordnet, verrichtet, sondern auch bei vielen anderen Gottesdiensten.

„Wir wollen in unserer Diözese die Rückkehr zu Gott in diesem Heiligen Jahr beginnen mit der Rückkehr zur gewissenhaften Heiligung des Sonntags“, so schreibt der Bischof in seinem Fastenhirtenbrief 1950.
Der heutige Mensch sieht im Sonntag vielfach nur noch den ‘Ausruhtag nach der anstren-genden Sechstage-Arbeitswoche’.
Für uns Christen ist der Hl. Gottestag, ein Ostertag und Pfingsttag zugleich, der wichtigste und heiligste Tag für das ganze Gottesvolk Er soll auch ein Segenstag für die Familie sein. Wenn die staatliche Obrigkeit den Wert des Sonntags erkennt und seine Feier genügend schützt, wirkt er sich zum größten Segen für das ganze Volk aus.
„Ich will nicht das geradezu teuflische Zerrbild des Sonntags zeichnen: ohne Gottesdienst und Gebet, geschändet durch Ausgelassenheit und Ausschreitung, durch Trinkgelage und Unzucht, durch Störung der Nachtruhe, nicht selten mit blutigem Ausgang, ausgenützt von einer skrupellosen Vergnügungsindustrie, von verantwortungslosen, nur auf den Geldbeu-tel lauernden Geschäftemachern. Über diesem Bilde steht als Sinnbild der Totenkopf, das Zeichen lebentötenden Giftes. Über unserem Tag des Herrn stehe als Sinnbild die Sonne als Weckerin allen Lebens; sie ist das Zeichen Christi.....Ich rufe euch zu eurem eigenen Heile im Bewußtsein meiner oberhirtlichen Verantwortung zu:
Rettet den Sonntag!“

Die Eisenbahnstrecke Baal-Dalheim, errichtet im Jahre 1911, war die einzige, die unser abgelegenes Grenzgebiet dem Verkehr erschloß und auch den Bewohnern unseres Ortes Fahrgelegenheit bot; die kleine Station Rosenthal, 45 Minuten von hier, war Effelds Bahnhof.
Im letzten Kriege wurde die Teilstrecke Ratheim-Wassenberg-Rosenthal durch deutsche Truppen unbrauchbar gemacht, die Brücken dieses Geländeabschnittes wurden gesprengt. 5 Jahre dauerte es, bis sie wieder instandgesetzt wurde, und es war für die ganze Gegend ein freudiges Ereignis, als am 11. Februar der erste Zug wieder die wiederhergestellte Strecke befahren konnte.


Eine andere begrüßenswerte Verbesserung der Nachkriegszeit war die Aufhebung der Lebensmittelrationierung.
Die letzte Lebensmittelkarte für die 135. Versorgungsperiode (Januar und Februar 1950) wurde in Gestalt einer Strohfigur zu Fastnacht nach einer humorvollen Trauerrede und unter dem Geheul der Bevölkerung öffentlich verbrannt.

In diesem Jahre werden die Fastenpredigten von Herrn Pater WEBER, M.S.C. aus dem Missionshaus Heinsberg, Freitag abends gehalten.
Er behandelt die verschiedenen Menschentypen, denen Christus auf seinem Leidensweg begegnet, in denen wir uns selber erkennen und von denen wir für uns selber lernen können.

Seit mehreren hundert Jahren schwebt der Heiligsprechungsprozeß des seligen Hermann Joseph aus Steinfeld in der Eifel. Neue Anträge und neues Material sollen in diesem Jahre an die Ritenkongregation eingereicht werden, damit der lang gehegte Wunsch der rheinischen Katholiken endlich in Erfüllung gehe.
Durch Unterschriftensammlungen bei den Gläubigen soll die Aktion unterstützt werden.
Zu Hunderten leisten die Pfarrangehörigen bereitwilligst ihre Unterschrift.

Eine für die kirchliche Finanzverwaltung wichtige und segensreiche Neuerung tritt am 1. April in Kraft:
Die Diözesankirchensteuer, d.h. das Kirchensteuerwesen wird von jetzt ab nicht mehr von den einzelnen Kirchengemeinden, sondern von der Bischöflichen Behörde zentral verwaltet. Die Erhebung der Kirchensteuer erfolgt in Zukunft durch die Finanzämter zugleich mit der Erhebung der Gehalts-, Lohnsteuer, etc. Diese Neuregelung ist in sozialer Hinsicht ein Segen, denn nun werden alle Katholiken des ganzen Bistums in gleicher Weise herangezogen, während bisher die reichen Pfarreien nur wenig Steuern, die armen dagegen hohe Steuern fordern mußten. Zudem ist sie in der Nachkriegszeit eine unvermeidliche Notwendigkeit, denn nur dadurch, daß alle Katholiken mithelfen, wird es möglich sein, die enormen Kriegsschäden in vielen Pfarreien zu beseitigen.
In der Diözese Aachen wurden während des Krieges völlig vernichtet
147 Pfarrkirchen,
14 Kapellen
und
316 andere kirchliche Gebäude;
teilweise zerstört
151 Pfarrkirchen,
10 Kapellen,
326 sonstige kirchliche Gebäude;
in geringem Maße beschädigt
180 Pfarrkirchen,
15 Kapellen und
265 sonstige kirchliche Gebäude.


Die ungleiche Not in den einzelnen Gemeinden muß durch eine gleichmäßige Hilfe aller überwunden werden.
Die Kirchenvorstände und Rendanten begrüßen lebhaft die Neuerung, weil sie ihnen ein gut Teil ihrer Verantwortung und ihrer Sorgen abnimmt und weil Steuerreklamationen nicht mehr an den Kirchenvorstand, sondern an die Bischöfliche Behörde zu richten sind.


Ab Weißen Sonntag d.J. wird das neue Diözesan-Gebet- und Gesangbuch ‘OREMUS’ bei uns in Gebrauch genommen.
Sehr viele Gebetbücher sind den Gläubigen im Kriege abhanden gekommen, neue sind in den Geschäften kaum zu haben, der Zeitpunkt für die Herausgabe eines neuen Gebetbuches ist also günstig.
‘OREMUS’ ist eine Mischung von Gebetbuch und ‘Schott’, weil es zu vielen Festen die Meßtexte bringt. Die Zahl der Andachten ist vermehrt, die Lieder sind in Wort und Melodie wieder den ursprünglichen Fassungen weitgehendst angeglichen worden; sehr viele neue sind eingefügt worden. Ihre Einstudierung wird viel Mühe und Geduld erfordern, weil das Volk verständlicherweise nicht leicht vom Alten abgeht.
Wir in unserer Gemeinde fangen mit Mut an und hoffen, in der Aneignung des neuen Liedgutes nicht die letzten zu sein. Die hiesige Bevölkerung ist sangesfreudig, sie behält gut und schnell einmal gehörte Melodien.
Mit Vorangehen der Schulkinder und des Kirchenchors wird es gelingen, auch das übrige Kirchenvolk für das Neue zu gewinnen.


Am 7. Mai, bei der jährlichen Kundgebung am ‘Birgelener Pützchen’ spricht der Hochwürdigste Herr Bischof Godehard MACHENS von Hildesheim zu den vielen Tausend von Jugendlichen und Erwachsenen, die sich dort eingefunden haben.
Der Diasporabischof spricht von der Diasporareife (Festigkeit und Selbständigkeit), die jeder Christ heute besitzen muß, wenn er in der glaubenslosen und glaubensfeindlichen Welt bestehen will.
Er berichtet auch von seien großen Diasporanöten: stark vermehrte Katholikenzahl infolge des Flüchtlingszustroms aus dem Osten, Mangel an Priestern und Seelsorghelfern, Fehlen von gottesdienstlichen Räumen.
Gern spenden die Anwesenden eine gute Gabe für die Diaspora, die dem Bischof als Hilfe des katholischen Mutterlandes überreicht wird.


Sonntag, den 9. Juli pilgern die Frauen des Dekanates zum ‘Birgelener Pützchen’, um der ‘Schmerzhaften Mutter’ das Anliegen des Friedens vorzutragen. In Korea tobt der Krieg angeblich zwischen den Nordkoreanern und den Südkoreanern, in Wirklichkeit zwischen Rußland (verstärkt durch China) und den USA mit ihren Alliierten, andere politische Spannungen zwischen verschiedenen Ländern lassen den Weltfrieden als äußerst gefährdet
erscheinen.
Da ist Gottes Hilfe notwendig und Beten eine Pflicht der Stunde.


Nach Beendigung des Krieges wurde den Holländern gestattet, deutsche Waldungen (besonders entlang der Grenze) abzuholzen (siehe Original-Chronik S. 252).
Von diesem Rechte haben sie sehr ausgiebig Gebrauch gemacht. Die Wälder unserer Gemarkung sind stellenweise kahle Einöden geworden. Es hat sich vor längerer Zeit unter den Forstbesitzern eine Waldwirtschaftsgemeinschaft im Amtsbezirk Wassenberg gebildet, die mit finanzieller Unterstützung des Staates die Wiederaufforstung in die Hand nimmt.
In monatelangem Schaffen, unter Beschäftigung vieler, sonst arbeitslosen Einwohner und unter Verwendung neuester Maschinen (Rillenpflüge) sind manche Parzellen wieder bepflanzt worden.
Zum Abschluß der Arbeiten wird der Pfarrer von Effeld am 17. Mai gebeten, die neuen Parzellen zu segnen. Gern ist er diesem Wunsche nachgekommen und hat er mit den Arbeitern und Arbeiterinnen der Waldwirtschaftsgemeinschaft um Gottes Segen für Wachstum und Gedeihen der jungen Pflanzungen gebetet.


In einer Enzyklika vom 12. August verurteilt der Papst eine Anzahl von modernen Irrtümern, die ‘die Grundlagen der katholischen Lehre zu untergraben drohen’.
Es sind dies besonders:
falsche Entwicklungslehre, Existentialismus, Historizismus, die die Notwendigkeit der Offenbarung leugnen; ferner der falsche Irenismus, der dazu neigt, den andern Konfessionen und Religionen Konzessionen zu machen; Aushöhlung der Dogmenbegriffe, Schwächung der Autorität der Hl. Schrift.
Diesen Irrtümern gegenüber betont die Enzyklika die Bedeutung und Notwendigkeit einer richtig aufgefaßten Philosophie, die Modernität der themistischen Philosophie.
Sie verpflichtet zum Schluß die Ordinarien und Ordensoberen, streng darüber zu wachen,
daß die genannten Irrlehren von den Klerikern und Gläubigen ferngehalten werden.
Keiner solle ‘in einer falschen Friedensliebe oder Irenismus glauben, die Getrennten und Irrenden könnten anders glücklich in den Schoß der Kirche zurückgeführt werden, als daß sie ehrlich die ganze Wahrheit der Kirche, ohne jegliche Entstellung und jeden Abstrich, entgegennehmen’.


Seit einiger Zeit macht ein Ort in der Diözese Bamberg - Heroldsbach - viel von sich reden.
Dort sollen mehrere Schulkinder Muttergottes-Erscheinungen gehabt haben und noch haben.
In großer Zahl sind wundersüchtige Menschen aus nah und fern dorthin gepilgert.
Eine oberhirtliche Prüfung hat einwandfrei ergeben, daß es sich nicht um übernatürliche Erscheinungen handelt.
Da der Besuch von Fremden trotzdem anhält, werden die Geistlichen - auch in unserer Diözese - ersucht, die Gläubigen von derartigen Besuchen abzuhalten.


Eine neue ‘Collectio rituum pro omnibus Germaniae dioecesibus’ ist von der hl. Ritenkongregation approbiert worden.
Sie stellt gegenüber der alten ‘Collectio’ eine bedeutende Verbesserung dar, weil sie statt der lateinischen die deutsche Sprache mehr verwendet und weil sie dem Vielerlei der im Gebrauch befindlichen Ritualien ein Ende macht.
Vom ersten Adventssonntag 1950 an darf nur noch die neue ‘Collectio rituum’ im Bistum Aachen gebraucht werden.


Am 7. Oktober 1900
spendeten sich vor dem Gnadenbilde der ‘Lieblichen Mutter’ in Ophoven zwei junge Menschen das hl. Sakrament der Ehe; es waren der Landwirt Kaspar GEISER aus Effeld und die Hausangestellte Christine SCHMITZ aus Vlodrop (Holland).
Heute - 7. Oktober 1950 - begehen sie in bester körperlicher und geistiger Frische das Fest der Goldenen Hochzeit. In einem feierlichen Gottesdienst am Morgen und einer weltlichen Feier am Abend in der Wirtschaft WILMS nimmt die ganze Gemeinde freudigen Anteil an dem freudigen Ereignis. Herr Kaspar GEISER ist bis 1949 viele Jahre Mitglied des Kirchenvorstandes gewesen.


Am 19. Juli 1910
wurde Herr Schneidermeister Franz JANSEN von hier unter dem damaligen Pfarrer Josef PETERS zum Rendanten der Kirchengemeinde Steinkirchen ernannt.
Seitdem hat er dieses Amt inne und verwaltet es heute noch mit größter Umsicht und äußerstem Sparsinn.
Durch zwei Geldabwertungen hindurch (1923 und 1948) hat er die Finanzen der Pfarre glücklich hindurchgesteuert. Zu seinem 40jährigen Dienstjubiläum
gratuliert ihm der Bischof von Aachen in einem huldvollen Anerkennungsschreiben, die Pfarre überreicht ihm ein Wandbild als Dank und Anerkennung.


‘Suchet zuerst das Reich Gottes!’
so lautet die Parole des diesjährigen 74. Deutschen Katholikentages, der in der Zeit vom bis 3. September in Passau abgehalten wird.
Wenn der Bochumer Katholikentag im letzten Jahre unter dem Leitgedanken stand ‘Gerechtigkeit schafft Frieden’, und Anregungen für das soziale Schaffen gab, so ist Passau eine ernste Mahnung zum Sichbesinnen und Beten, eine Mahnung, die nicht überhört werden darf und immer zeitgemäß bleibt.


Das Christkönigsfest - 29. Oktober - sieht diesmal die katholische Jugend des Dekanates zur jährlichen Gottbekenntnisfeier versammelt, und zwar in der Pfarrkirche zu Ratheim.
Der dortige Herr Kaplan Johannes HEIDENTHAL, der zugleich Dekanatspräses der katholischen männlichen Jugend ist, spricht in zündenden Worten zu den Jünglingen und Jungfrauen und ermahnt sie zu Glaubenstreue und Sittenreinheit in unserer verworrenen und verwirrenden Zeit.
Das zwar geräumige, aber unübersichtliche Gotteshaus konnte nicht alle Jugendlichen fassen und erschwerte die notwendige Ordnung und Haltung.
Abends traf sich die Jugend wieder zu Theaterspiel und Lied in dem wiederhergestellten Jugendheim an der ‘Burgstraße’.


Am Morgen des Allerheiligenfestes erreichte das Heilige Jahr seinen Höhepunkt, als der Heilige Vater, begleitet von fast 800 Bischöfen, umgeben von mehr als 500.000 Gläubigen aus aller Welt, verbunden über den Äther mit dem ganzen Erdkreis,
feierlich den Glaubenssatz verkündigte:
„Die unbefleckte, immerwährend jungfräuliche Gottesmutter Maria ist nach ihrem Erdenleben mit Leib und Seele aufgenommen worden in die himmlische Herrlichkeit.“
Freudige katholische Begeisterung in aller Welt war das Echo auf diese Verkündigung.
Es ist nun offiziell zur Offenbarungslehre und zum unfehlbaren Gotteswort erklärt, was die katholische Kirche schon immer geglaubt und gebetet hat.
Die unbefleckte Empfängnis Mariens findet in ihrer leiblichen Himmelfahrt die natürliche und folgerichtige Krönung.
In unserer Diözese soll am 8. Dezember in einem feierlichen Abendgottesdienst das neue Dogma den Gläubigen nahegebracht und gebührend gefeiert werden.


Am Martinsfeste 1949 hatte der Pfarrer die Abhaltung von monatlichen Haussammlungen zur Beschaffung neuer Glocken
angeregt. Die Bevölkerung griff die Anregung freudig auf. An den Monatssammlungen, die von Mitgliedern des Kirchenvorstandes durchgeführt wurden, haben sich alle Familien beteiligt.
In 12 Sammlungen kamen 6.888,55 DM ein.
Am 10. August 1950 wurde mit dem Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation ein Kauf-vertrag über drei Stahlglocken zum Gesamtpreise (Herstellung, Lieferung und Montage) von 5.339,10 DM abgeschlossen.
Man entschloß sich zu Stahlglocken, weil man der Ansicht war, daß Bronzeglocken in einem kommenden Kriege wieder beschlagnahmt werden könnten, wie es schon zweimal (1917 und 1941) geschehen war.
Auch sollten die Glocken schwerer sein als die bisherigen:
f’ - as’ - b’
anstatt
a’ - c’’ - d’’,
was allerdings die Umänderung des alten und die Anbringung eines neuen Glockenstuhles erforderlich macht.

Pünktlich zum vereinbarten Liefertermin - 3. November 1950 - trafen die Glocken per Lastwagen in Effeld ein, von der Bevölkerung ob ihrer Größe bestaunt und freudig begrüßt.
Sonntag, den 5. November, nachmittags 3 Uhr wurden die Glocken in feierlichem Zuge auf geschmückten Wagen durch die Straßen Effelds geführt und dann vor dem Hauptportal der Kirche vom Ortspfarrer unter Assistenz von Herrn Definitor Hermann ZURMAHR, Birgelen, und Herrn Pfarrer Josef BOHNEN, Ophoven, feierlich geweiht.
Die Montage-Arbeiten, geleitet von einem erfahrenen, älteren Werkmonteur, schritten planmäßig voran und waren am 10. November beendet.
Am Abend des Samstag, 11. November, dem Feste des hl. Pfarrpatrons Martinus - genau wie im vorigen Jahr geplant - wurden die neuen Glocken von Mitgliedern des Kirchenvorstandes eigenhändig zum ersten Male geläutet.
Alles war freudig überrascht von dem Wohlklang der neuen Glocken, auch jene, die heimlich befürchtet hatten, Stahlglocken würden zu hart, zu eisern klingen.
Die kleinste Glocke,
mit dem Ton b’, hat ein Gewicht von ca. 300 kg, einen Durchmesser von 0,92 m. Sie ist dem hl. Pfarrpatron Martinus geweiht und trägt die Inschrift ‘Sancte Martine, protege nos semper’. Sie wird geläutet bei Taufen; sie soll die Stimme des hl. Martinus sein, der das neue Pfarrkind unter seinen Schutz nimmt.
Die mittlere Glocke,
mit dem Ton as’, hat ein Gewicht von rd. 450 kg, einen Durchschnitt von 1,05 m. Sie ist der Muttergottes gewidmet und trägt die Inschrift ‘Mater divinae gratiae, ora pro nobis’. Sie soll die Angelus-Glocke sein, die dreimal täglich zum Engel des Herrn ruft.
Die schwerste Glocke,
mit dem Ton f’, hat ein Gewicht von ungefähr 700 kg, einen Durchmesser von 1,26 m. Sie ist dem göttlichen Herzen Jesu geweiht und trägt die Inschrift ‘Cor Jesu, spes in Te morientium, nobis’. Sie wird geläutet bei Sterbefällen von Pfarrkindern.
Zusammen bilden die drei Glocken ein sogenanntes ‘Te-Deum-Geläute’.
Das fachmännische Gutachten, aufgestellt von Dr. Hafner, Krefeld, war äußerst günstig. Es lautet:
Glocke 2. Glocke 3. Glocke
Untere Oktave f - 1/16 Halbton as b
Primton f’ as’ b’
Terz as’ ces ‘’ + 1/16 HT des’’
Quint c’’ - 1/16 HT es’’ f’’ - 1/16 HT
Obere Oktave f’’ as’’ b’’
Decime as’’ + 3/16 HT ces’’’ + 2/16 HAT des’’’
Duodecime c’’’ es’’’ f’’’ + 1/16 HT
Doppeloktave f’’’ as’’’ b’’’ + 1/16 HT Nachhall 54 Sekunden 56 Sekunden 45 Sekunden
„Dieser klare harmonische Aufbau der Unter- und Obertöne ergibt auch einen harmonisch reinen Klang der Einzelglocke wie des Gesamtgeläutes. Primton und Schlagton decken sich bei allen drei Glocken. Auch die Unteroktave ist klar und rein, wenn auch die Unteroktave der f-Glocke eine kleine, kaum merkliche Neigung nach unten zeigt. Der Nachhall ist erfreulich lang. Die Terz tritt sehr deutlich hervor; bei er f-Glocke ist auch die Quinte hörbar, so daß man deutlich den Fünfklang hört: f, as, b, c, des. Die anwesenden Herren waren freudig überrascht über die harmonische Reinheit und die Klangschönheit dieses verhältnismäßig kleinen Stahlgeläutes.“


Mögen die neuen Glocken noch recht lange zum Lobe Gottes rufen und in allen Pfarrkindern willige Hörer finden!


Unter dem Gedanken ‘Beherrsche dich selbst’ sollen auf Anweisung der Bischöfe im Advent Eltern und Kinder über die Wichtigkeit von Erziehung und Selbsterziehung hingewiesen werden.
Dazu dienen bei uns vier Vorträge, die sonntagabends für die Eltern gehalten werden, sowie die sonntägliche Christenlehre und der Religions-Unterricht in der Schule für die Kinder.
Das Thema ‘Selbstbeherrschung’ ist äußerst aktuell, denn es hat bei Kindern und Erwachsenen eine Genußsucht Platz gegriffen, die zu den bedenklichsten Folgen führen kann, wenn nicht rechtzeitig dagegen gearbeitet wird.


Am 24. Dezember wird die Jubiläumspforte von Sankt Peter, durch die rund 3 Millionen Pilger geschritten sind, durch Papst PIUS XII. feierlich geschlossen.
Damit ist das Heilige Jahr in Rom beendet.
Viele Heilig- und Seligsprechungen, unzählige Papstaudienzen, grandiose Kundgebungen in Sankt Peter und auf dem Vorplatz, die säkulare Dogmatisation von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel und vieles andere hat es in diesem glorreichen Jubeljahr 1950 gegeben.
Auch aus unserem Orte konnten drei Pfarrkinder eine Rom-Pilgerfahrt unternehmen. Für die übrigen ist es tröstlich zu wissen, daß bereits am 26. Dezember die Bulle ‘Per annum sacrum’ veröffentlicht wurde, durch die der Heilige Vater das Jubiläumsjahr in der Zeit vom 1. Januar 1951 bis 31. Dezember 1951 auf die ganze Welt ausdehnt.


Mehrere Monate hindurch sind im Laufe dieses Sommers umfangreiche Erdarbeiten an der Roer vorgenommen worden.
Die Roer, die einen stark gewundenen Lauf hat und des öfteren schon große Erdmassen von den Ufern weggespült hat, soll in einem ersten Arbeitsabschnitt von der Grenze bis Roerkempen, in späteren Abschnitten auch weiter landeinwärts begradigt werden. An mehreren Stellen werden Unterwasser-Wehre eingebaut, um den durch die Begradigung beschleunigten Lauf zu hemmen.
Bei Steinkirchen wird eine Wirtschaftsbrücke über die Roer gebaut, um eine schnellere Verbindung mit Karken herzustellen.
Das Millionen-Projekt wird aus staatlichen Mitteln finanziert.
Ende Oktober sind die Arbeiten beendigt.
Planer und Unternehmer schauen befriedigt auf die vollbrachte Leistung.
Die Einheimischen sehen nur skeptisch zu, sie befürchten, daß die Roerbegradigung ein Absinken des Grundwasserspiegels und damit ein Austrocknen des Bodens zur Folge haben könnte, ja, daß auf die Dauer ein Tiefergraben der Hausbrunnen nötig sein könnte.


1951


Der Winter 1950/51 brachte viel Regen und - trotz der gerade vollendeten Roerbegradigung - eine Überschwemmung der Rurwiesen.
An mehreren Stellen wurden die neuen Ufer wieder auf weite Strecken fortgespült, die neue Wirtschaftsbrücke fiel zur Hälfte ins Wasser.
Nichtkenner wollen nicht für wahr halten, was die Einheimischen in Jahrhunderten erfahren haben: Die Rur ist ein tückisches Wasser und ist nicht leicht von Menschenhand zu bändigen.
Im Frühjahr setzen die Reparaturarbeiten an der ‘begradigten’ Rur ein; hoffentlich halten sie diesmal länger.


Aus der Kirchenruine in Steinkirchen, deren Türen nicht sicher verschlossen werden können, wurde im April ein Messing-Kronleuchter gestohlen,
der heute wegen des sehr begehrten Materials einigen Wert hat.
Die Polizei, die vom Pfarrer sofort benachrichtigt wurde, konnte schon nach wenigen Tagen den Dieb ermitteln in der Person eines arbeitslosen jungen Mannes aus Roerkempen, der mit einem ebenso jungen Komplizen die Tat im Schutze der Dunkelheit verübt hatte.
Der Kronleuchter war zusammengeschlagen, aber noch nicht veräußert worden.
Vor dem Jugendgericht erhielt der Dieb eine mehrmonatige Gefängnisstrafe mit Bewährungsfrist: Wenn er 2 Jahre im Untertagebetrieb der Zeche ‘Sophia-Jakoba’, Hückelhoven zur Zufriedenheit der Vorgesetzten arbeitet, wird ihm die Strafe erlassen.


Das ganze Jahr 1951 soll unter dem Leitgedanken stehen: Rettet die christliche Familie.
Die Jugend- und Erwachsenenseelsorge soll vorzüglich diesem Gedanken dienen.
Auch der Fastenhirtenbrief entwickelt das gleiche Thema.
Gefahren für die Familien sind:
Entchristlichung des ganzen Lebens, nur auf das Diesseitige gerichtete Lebensauffassung und Lebensgestaltung, übertriebener Luxus, bedrückende Zunahme der Geschlechtskrankheiten, Angst vor der Fruchtbarkeit des Schoßes.
Festgestellt wurde, daß in Städten 70 % der Schulkinder aus Ehen mit 1 oder 2 Kindern stammen.
Im Bistum Aachen hat jedes 4. bis 5. Kind keinen Vater mehr (im Kriege gefallen).
Ehescheidungen nehmen erschreckend zu.
Es gibt, Gott Dank, auch noch die Ehe, welche Jungbrunnen und Erneuerungsquell des gesamten Volkslebens ist. Das ist die Ehe, die gelebt wird als ein Bund der Liebe und Treue, als eine geheiligte Gemeinschaft, als ein heiliges Sakrament.
Diese Ehe soll gepflegt und gefördert, für sie soll die Jugend befähigt und begeistert werden. In konsequenter Weise sollen auch die Väter und Mütter für ihre Aufgabe belehrt und erzogen werden.
Wichtig für die Erhaltung der christlichen Familie ist eine familiengerechte Wohnung und ein ausreichender Familienlohn; hierfür wird die Kirche sich auch weiterhin mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln einsetzen.

Eine religiöse Woche, die in der Zeit vom 8. bis 15. April stattfindet, vertieft ebenfalls den Gedanken der christlichen Familie. Die Predigten hält Pater Ludwig HILLER, SDS, aus dem Kloster Steinfeld in der Eifel.
Seine tiefgründigen, mit praktischen Beispielen gut illustrierten und packend vorgetragenen Ausführungen sprechen die Zuhörer sichtlich an.
Bleibt zu hoffen und zu beten, daß sie in unsern Familien reiche Früchte tragen mögen.


Das Innere der Kirche in Effeld war durch Kriegseinwirkung recht häßlich geworden und entsprach nicht mehr der Würde eines Gotteshauses.
Ein Überschuß aus den Glockensammlungen, sowie besondere Kollekten in der Kirche gestatten es, nunmehr an einen neuen Anstrich zu denken.
Herrn Malermeister Christian LEMMENS, Roerkempen, wird der Auftrag hierzu erteilt. Derselbe führt die Arbeiten sauber und stilgerecht aus. Von jeder Ornamentik wurde abgesehen und nur die Architektur der Kirche durch dezente Farbunterschiede betont.
Die Gesamtkosten betragen 1774,45 DM.
Die Bevölkerung ist über das helle und freundliche Aussehen ihres Gotteshauses voller Stolz und Freude.


Die Karsamstagsliturgie, die eine ausgesprochene Auferstehungsfeier ist und ursprünglich in der Nacht zu Ostern gefeiert wurde, hat nicht ihren richtigen Platz am Morgen des Karsamstags.
Viele Bischöfe haben sich beim Hl. Stuhl um eine Verlegung derselben bemüht.
Die Ritenkongregation hat für dieses Jahr eine versuchsweise Verlegung auf die Nacht vor Ostern gestattet. Erfahrungen sollen gesammelt werden, die dann in einem späteren Erlaß verwertet werden.
In unserer Pfarre bleibt es einstweilen bei der bisherigen Art, da die Zeit der Umstellung und Vorbereitung der Gläubigen zu kurz war. Im nächsten Jahre - wenn es zu einer einheitlichen Regelung gekommen ist - soll auch hier das Neue eingeführt werden.

Westdeutschland, das Saargebiet, Belgien, Luxemburg und Holland sind
am Mittwoch, 14. März, morgens in der Zeit von 10.46 bis 10.55 Uhr von kurzen Erdstößen erschüttert worden, die auch bei uns deutlich spürbar waren.
Die stärksten Schäden sind, wie die Zeitungen berichten, im Raume südlich von Köln aufgetreten, so in Mechernich, Hergarten, Bleibuir, Roggendorf, Euskirchen, wo Schornsteine einstürzten, Kirchen, Schulen und Privathäuser z.T. schwer beschädigt wurden.

Die Aufgabe der Jugendseelsorge und die wirtschaftliche Lage des Jugendwerkes (z.B. ‘Haus Altenberg’ bei Köln) sind überaus schwierig geworden.
In einem Erlaß über die Jugendseelsorge vom Osterfeste 1951 wendet sich der Bischof an die Jugend, ihre Eltern und Führer und bittet sie inständig um rechte Mitarbeit und Unterstützung der katholischen Jugendorganisationen.
„Wir wünschen und erwarten, daß alle katholischen Jugendlichen.....einer der von den Bischöfen gutgeheißenen Jugendgemeinschaften angehören, daß sie früh dafür gewonnen werden und daß sie durch die Jahre ihrer Jugend lebendig mitarbeiten.“

In unserer Pfarre entspricht die von Herrn Lehrer BABST geleitete Pfadfindergruppe am besten diesem Wunsche des Bischofs. Sie gliedert sich heute in drei Abteilungen:
Pfadfinder,
Jungpfadfinder und
Wölflinge
und zählt ca. 30 Mitglieder.


Schon mehrere Jahrzehnte kämpft der katholische Volksteil um die konfessionelle Schule. Bisher hielten sich Verteidiger und Gegner die Waagschale, und es konnte nicht zu einem Schulgesetz kommen, das die Forderungen der Katholiken anerkannte.
„Diesmal“, so schreibt der Bischof in einem Hirtenwort vom 25. April, „haben wir die begründete Hoffnung, daß ein Schulgesetz zustande kommt, das den Rechten und Wünschen der katholischen Eltern Rechnung trägt.“
Deshalb soll gegenwärtig: 1. die Erhaltung der katholischen Volksschule unser beständiges Gebetsanliegen sein, 2. sollen katholische Eltern und Lehrer sich in gemeinsamer Arbeit für die Belange der katholischen Schule einsetzen.


Dreifaltigkeitssonntag, Gottbekentnistag der katholischen Jugend!
Er soll dem Jahresthema ‘Rettet die christliche Familie’ dienen, näherhin dem Gedanken der Liebe als ‘dem festen Band, das allein hält in aller Schwachheit der Menschen’. Und die Liebe soll kommen aus dem Glauben, wie es in dem alten christlichen Spruch heißt:
Wo Glaube, da Liebe; wo Liebe, da Gott!
Die Kundgebung findet in er Pfarrkirche zu Birgelen statt.
Festprediger ist Herr Pfarrer Paul SPÜLBECK von Wassenberg, der vor wenigen Monaten die dortige Pfarrstelle übernommen hat.

Das Jahr 1951 ist für Aachen ein Heiliges Jahr besonderer Art,
es ist das Jahr der Heiligtumsfahrt.
Nach 14jähriger Unterbrechung wird die alte Tradition wieder aufgenommen.
In der Zeit vom 8.-22. Juli sollen die vier großen Heiligtümer (Kleid der Muttergottes, Windeln unseres Herrn, Lendentuch Christi und Enthauptungstuch des hl. Johannes) wieder öffentlich gezeigt und verehrt werden.
Es soll der Fahrt zu den Aachener Heiligtümern vor allem ‘eine tiefe religiöse Bedeutung’ zukommen, schreibt der Bischof in einem Hirtenwort vom 6. Januar.
Das frohe Glaubensbewußtsein von der Wirklichkeit und Größe des Erlösungsgeheimnisses sollen die Pilger mit ins Leben nehmen. So aufgefaßt und so durchgeführt wird die Heiligtumsfahrt ein Segen sein, auch für die, welche sich nicht zum Glauben an die historische Echtheit der Aachener Reliquien aufschwingen können.
In den Tagen vom 8.-22. Juli haben 375.000 Pilger die Heiligtumsfahrt nach Aachen unternommen, 180.000 zogen zur Verehrung der Reliquien durch den Dom.
Mit der Bundesbahn, mit Omnibussen, mit Fahrrädern und zu Fuß waren sie nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Holland, Belgien und Luxemburg gekommen.
Mit einem Sonderzug für das Dekanat Wassenberg und einem Omnibus für Effeld und Ophoven beteiligten sich auch hiesige Pfarrkinder in größerer Zahl an der Aachenfahrt.
Mit dem gemeinsamen Segen der zwölf in Aachen weilenden Erzbischöfe und Bischöfe von der Galerie des Turmes schloß am Nachmittag des Sonntags (22. Juli) die Heiligtumsfahrt.
Möge sie allen Teilnehmern eine Heiligungsfahrt gewesen sein!


In hiesiger Gemeinde haben sich in den letzten Jahren die Hauswebereien (zur Verarbeitung von Kunstseide) beträchtlich vermehrt.
In 14 verschiedenen Kleinbetrieben stehen 88 Webstühle.
Die Webaufträge, von auswärtigen Firmen kommend, sind zahlreich und günstig.
Das Erlernen des Webens erfordert nur 6-8 Wochen. Das Zuhause-Weben bietet mancherlei Vorteile: es gibt keine weiten Anfahrtswege zur Arbeitsstätte, man kann sich die Arbeitszeit selbst einrichten und so mehr Freizeit für Haus- und Feldarbeiten erübrigen, die Familienangehörigen können sich nach Bedarf am Webstuhl ablösen und vertreten, alles Vorteile, die von großer Bedeutung sind und dem Orte auf die Dauer einen gewissen Wohlstand verschaffen können, vorausgesetzt, daß der Absatz so flüssig bleibt wie bisher.
Aber da kommt im Sommer 1951 ein unerwarteter Rückschlag, der Absatz stockt, die Produktion wird gedrosselt.
Eine allgemeine Wirtschaftskrise setzt ein,wohl eine Folge des anhaltenden Korea-Krieges, der die Großkaufleute in aller Welt zurückhaltend macht. Die Preise steigen, die Löhne folgen nach, die Beamten fordern Gehaltserhöhung, hier und da brechen Streiks aus, das Gespenst einer neuen Inflation grinst die Menschen an.
Die Hauswebereien müssen zum Teil wieder schließen oder Stühle stillegen.
Mehrere Monate dauert die Krise.
Der Fall Korea ist nicht der Anlaß eines 3. Weltkrieges geworden, die Welt beruhigt sich, die Wirtschaft zieht wieder an, das Hausweben wird wieder aufgenommen, aber nicht mehr in demselben Umfang und dem gleichen Verdienst wie zuvor.

Vor 25 Jahren erließ Papst PIUS XII. sein Rundschreiben ‘Rerum Ecclesiae’ über die Missionen. Aus diesem Anlaß wendet sich PIUS XII. wiederum an die katholische Öffentlichkeit mit der Enzyklika ‘Evangelii prae-cones’ vom 2. Juni d.J.
Große Erfolge sind inzwischen erzielt worden. Im Jahre 1926 gab es 400 Missionen, heute sind es 600. Damals zählten die Missionen annähernd 15 Millionen Katholiken, heute sind es fast 21 Millionen. Damals waren 14.800 Missionare tätig, heute 26.800. Die Zahl der einheimischen Priester und Bischöfe ist stark gewachsen. Missionszöglinge gab es damals 1.770, heute 4.300.
Es hat aber auch nicht an schweren Verfolgungen gefehlt, so in letzter Zeit besonders in den vom Kommunismus beherrschten Ländern China und Korea. Viel Märtyrerblut ist geflossen. Es muß noch viel getan werden in den Missionen. Auf 1 Milliarde schätzt man die Zahl der Menschen, die noch in der Nacht des Heidentums leben. Es muß aber auch nach wohlüberlegten Grundsätzen missioniert werden, die der Hl. Vater in seinem Rund-
schreiben näher darlegt. Nicht nur Priester und Ordensleute, auch katholische Laien sollen sich missionarisch betätigen, wie in den Anfängen der Kirche, wo der Glaube oft durch Soldaten und Kaufleute, Frauen und Jungfrauen in fremde Länder gelangt ist.
„Die katholische Kirche, die liebevolle Mutter aller Menschen, ruft alle ihre Kinder über den ganzen Erdkreis hin auf, den mutigen Sämännern des wahren Glaubens nach Vermögen brüderlich beizustehen durch Spenden, Gebet und Hilfe für alle, die von Gott zum Missionswerk erwählt werden.“


‘In ernster, unheildrohender Zeit’ wenden sich die in Fulda versammelten deutschen Bischöfe am 22. August an die Gläubigen und rufen sie zu inständigem Beten für den Frieden auf, und zwar nicht nur für den Völkerfrieden, der immer noch sehr gefährdet ist, sondern auch für den Frieden unter den Christen, für den sozialen Frieden, für den Frieden zwischen Kirche und Staat, für den Frieden der Herzen.
„Lang, dunkel, steinig und dornig ist der Weg, der zum wahren Frieden führt.....Aber je größer unsere Aufgabe ist und je schwächer die rein natürlichen Mittel zu ihrer Lösung sind, um so mehr müssen unsere Blicke sich nach oben richten und unsere Hände sich betend erheben zur Majestät desjenigen, der vom Glanz seiner göttlichen Herrlichkeit sich zu uns herabgelassen hat und ‘einer von uns’ geworden ist,.....daß er den Wellen und dem Meere gebiete und dem gequälten Menschengeschlecht die große Ruhe des wahren Friedens schenke.“


Einige Wochen später erklärt der Hl. Vater in drei Ansprachen über den Rundfunk (an die Katholiken der Schweiz, an den ‘Eucharistischen Kongreß’ in Nimes, Südfrankreich und an die Katholiken der Insel Madagaskar), die Probleme der Gegenwart hätten das Gleich-gewicht der Welt derart erschüttert, daß man einen endgültigen und totalen Zusammen-bruch befürchten müsse.
Er ruft alle Katholiken de Welt auf, sich mit ihm zu vereinigen im Gebete zum ewigen und obersten Priester um Verständigung und Frieden zwischen allen Staaten und Völkern.


Der Bischof ruft auch noch einmal zum Beten für den Frieden im Rosenkranzmonat Oktober auf:
„Betet in den kirchlichen Andachten, betet zusammen im häuslichen Kreise, betet einzeln auf den Wegen zur Arbeit und wenn ihr wieder zu den Familien zurückkehrt! Betet ohne Unterlaß, denn die Zeit ist schwer und dunkel.“
Wir folgen diesem Rufe des Oberhirten in unserm täglichen Rosenkranzgebet vor der hl. Messe.


Zur Erinnerung an die Muttergottes-Erscheinungen in Fatima im Jahre 1917, besonders an die letzte und auffallendste (13. Oktober 1917; Sonnenwunder von 60.000 Zuschauern erlebt) finden im Oktober großartige Gedenkfeiern in Fatima statt.
Mit 300.000 anwesenden Pilgern aus allen Ländern ist es wohl die größte Muttergottes-Feier überhaupt. Auch Fatima ist, wenn die Botschaft der Gottesmutter recht verstanden wird, ein dringender Appell zu Umkehr, Buße und Gebet zur Sicherung des Friedens.

Mutterschaft
ist die Aufgabe, die der Frauenart entspricht, die ihr eingeborene Neigung. Jede Frau ist dazu bestimmt, Mutter zu sein, Mutter im leiblichen Sinne oder in einem höheren geistigen, aber nicht weniger wirklichen Sinne. Diese natürliche Berufung der Frau, diese ihre höchste Würde ist gefährdet.“ So schreibt der Bischof Anfang Oktober.
In einer religiösen Woche für Jungfrauen und Frauen (insbesondere alleinstehende) soll über Mütterlichkeit und Mutterschaft gepredigt werden.
Bei uns hält Herr Pfarrer SPÜLBECK, Wassenberg an drei Abenden vom 18.-20. Oktober diese Predigten.

„Wieviel Gutes könnte doch der Film wirken!“,
sagte einmal PIUS XII. vor Filmproduzenten. Leider steht der Film mehr im Dienste des Bösen als des Guten, auch in letzter Zeit in Deutschland. Die deutschen Bischöfe beklagen es in einem gemeinsamen ausführlichen Hirtenschreiben vom 21. August. Die Kirche darf zu den Entartungen und Gefahren des Films nicht schweigen.
Die Bischöfe wenden sich an die Filmproduzenten, nicht des Geldes wegen die unveräußerlichen sittlichen Maßstäbe preiszugeben; an die Filmverleiher, das sogenannte Blind- und Blockbuchen zu verwerfen, das den Entleiher zur Abnahme von Filmen zwingt, die er nicht wünscht; an die Kinobesitzer, sich der Verantwortung bewußt zu sein, die sie tragen für das, was in ihren Häusern vorgeführt wird; an die Politiker und Staatsmänner, nur solche Filme finanziell zu unterstützen (durch Übernahme von Ausfallbürgschaften), die sittlich wertvoll sind; an die Filmbesucher, nicht wahllos jeden Film zu besuchen, sondern nur solche, die im ‘Filmdienst’ (im Auftrage der Bischöfe erscheinende Filmzensur) mit 1 oder 2 bezeichnet sind, den Filmbesuch der Kinder sorgfältig zu überwachen und der ‘Filmliga’ beizutreten.
Die Mitglieder der ‘Filmliga’ verpflichten sich durch Unterschrift, den schlechten Film abzulehnen und sich für den guten Film einzusetzen.

Mit dem Jahre 1946 schweben die Ortschaften an der holländischen Grenze
in Gefahr, von Holland annektiert zu werden (siehe Seite 259 der Original-CHRONIK). Eine vorläufige Abtretung der Dörfer des Selfkant fand am 23. April 1949 statt (siehe Seite 290 der Original-CHRONIK).
Damit war die Gefahr noch nicht endgültig beseitigt, denn es hieß 1949, eine definitive Grenzregelung könne erst beim Abschluß des Friedensvertrags erfolgen.
Bei der Wallfahrt nach Ophoven am 14. August 1949 gaben wir der ‘Lieblichen Mutter’ das Versprechen, später eine eigene Wallfahrt zur Danksagung zu unternehmen, wenn unsere Heimat vor der Annektierung bewahrt bleibe.
Nun ist zwar noch immer (6 Jahre nach dem Kriege) kein Friedensvertrag abgeschlossen; aber die Beziehungen Deutschlands zu den ehemaligen Feinden haben sich so gebessert, und im Falle eines neuen Krieges ist Deutschlands Mitwirkung so unentbehrlich geworden, daß man sich wohl hüten wird, Deutschland noch größere Gebietsabtretungen aufzuerlegen.
Die Heimat kann als gesichert gelten, unser Beten wurde erhört.
Am 28. Oktober lösen wir unser Versprechen ein und ziehen betend nach Ophoven, wo wir der ‘Lieblichen Mutter’ in einer feierlichen Andacht unseren Dank abstatten. Die Beteiligung der Pfarre an dieser Wallfahrt war über Erwarten groß. Es war wohl, so meinten die Teilnehmer, die größte Prozession nach Ophoven, die jemals stattgefunden hat.


Das verlängerte Heilige Jahr mit seinen reichen Gnaden und Ablässen soll nicht unbenutzt vergehen. Obschon manche Gläubige sicherlich einzeln den Jubiläumsablaß bereits gewonnen haben, lädt der Pfarrer doch die Gemeinde bei zwei Gelegenheiten zur gemeinsamen Gewinnung des Ablasses ein. Das eine Mal am Pfingstmontag (14. Mai), wo an Stelle der Andacht ein viermal wiederholter Besuch der Kirche mit Verrichtung der vorgeschriebenen Gebete von allen durchgeführt wird. Das andere Mal an den vier aufeinander folgenden Tagen: Allerheiligen, Allerseelen, Samstag (3. November), Sonntag (4. November), an denen bei der täglichen Andacht die Jubiläumsgebete verrichtet wurden.


Am 16. Oktober hat der Landtag von Nordrhein-Westfalen ein neues Feiertagsgesetz beschlossen, das folgende elf Tage zu staatlich anerkannten Feiertagen erklärt hat:
1. Mai,
Neujahr,
Karfreitag,
Ostermontag,
Christi Himmelfahrt,
Pfingstmontag,
Fronleichnam,
November,
Buß- und Bettag,
erster Weihnachtstag,
zweiter Weihnachtstag.
Die drei kirchlichen Feiertage ‘Erscheinung des Herrn’, ‘Peter und Paul’ und ‘Unbefleckte Empfängnis’ sind nicht in den staatlichen Katalog der gesetzlichen Feiertage aufgenommen.
Der Hl. Vater hat angeordnet, daß deren äußere Feier auf den folgenden Sonntag verlegt wird.
Sie mögen aber, so mahnen die westdeutschen Bischöfe, so weit wie möglich von den Gläubigen freiwillig gehalten werden.
Durch diese klare Neuordnung werden viele Unzuträglichkeiten, wirtschaftliche Schwierigkeiten und Belastungen des Gewissens in Zukunft aufhören.


Die benachbarte holländische Gemeinde Vlodrop steht aller Voraussicht nach vor einer großen Zukunft. Die holländische Regierung soll
- nach Zeitungsberichten - beschlossen haben, die Kohlenvorkommen im Gebiete Vlodrop-Herkenbosch-Meinweg zu erschließen. Man rechnet mit einem Kohlenvorrat von 271 Millionen Tonnen. Mit der Förderung könne in 7-10 Jahren begonnen werden. Wenn auch das neue Unternehmen ausschließlich holländisch ist, so könnte es doch auf unsere Gemeinde ‘abfärben’ und neue Arbeitsmöglichkeiten bieten.

In seiner Missionsenzyklika vom 2. Juni hat der Hl. Vater die jährliche Abhaltung eines Welttags der hl. Kindheit (Weltmissionstag für Kinder) angeordnet.
In diesem Jahre wird er erstmalig am Sonntag nach Weihnachten (30. Dezember) durchgeführt.
In den hl. Messen wird ein Schreiben des Bischofs verlesen, das sich insbesondere an die Kinder richtet.
In der Nachmittagsandacht beten und opfern die Kinder für die Missionierung der Heidenkinder. Zugleich werden neue Mitglieder in das ‘Päpstliche Werk der hl. Kindheit’ aufgenommen und findet eine Kindersegnung statt.


Vidi in visit. eccles. 4.XII.1951 RUPPERTZHOVEN Dech.

Vidi in visit. can. 4.7.52

gez. Frid. HÜNERMANN, Weihbischof

 
     
  Zu den Seiten:
1
   2   3   4   5   6   7   8   9   10   11   12   13   14   15   16   
 
     
  E-Mail  
     
  ... zurück zum Inhaltsverzeichnis
... nach oben