NACHFOLGER
des verstorbenen Pfarrers Wilhelm SCHLEIß ist
Pfarrer Johann Hubert ESSER,
geboren am 24. Juni 1888 in Haaren (Landkreis Aachen),
zum Priester geweiht am 13. August 1922 im Dom zu Köln,
von 1922-1930 Kaplan in Ratheim (Dekanat Wassenberg),
von 1930-1935 Pfarr-Rektor in Kellersberg bei Alsdorf.
Die feierliche Pfarreinführung durch Dechant Anton RUPPERTZHOVEN
erfolgt
am Sonntag, dem 8. November unter reger Anteilnahme von Geistlichen
und Gläubigen.
Kaplan R. HERMANNS
wird zum 2. Kaplan in Breyell, Dekanat Lobberich ernannt.
Die Pfarre Steinkirchen, besonders die katholische Jugend, der er sich
mit frischem Eifer und großem Erfolg angenommen hat, sieht ihn nur
ungern scheiden.
1937
Am 14. März
erläßt Papst PIUS XI. an die Bischöfe Deutschlands ein
Rundschreiben über die Lage der katholischen Kirche im deutschen
Reich, das am PALMSONNTAG von allen Kanzeln verlesen wird.
Der Heilige Vater führt darin Klage über die Nichtbeachtung
des Reichskonkordates seitens Deutschlands.
Mit brennender Sorge, schreibt er, und steigendem Befremden
beobachten Wir seit geraumer Zeit den Leidensweg der Kirche, die wachsende
Bedrängnis der ihr in Gesinnung und Tat treubleibenden Bekenner und
Bekennerinnen inmitten des Landes und des Volkes, dem St. Bonifatius einst
die Licht- und Frohbotschaft von Christus und dem Reiche Gottes gebracht
hat.....Jeder, dessen Geist sich noch einen Rest von Wahrheitsempfinden,
dessen Herz sich noch einen Schatten von Gerechtigkeitsgefühl bewahrt
hat, wird dann zugeben müssen, daß in diesen schweren und ereignisvollen
Jahren der Nachkonkordatszeit jedes Unserer Worte und jede Unserer Handlungen
unter dem Gesetz der Vereinbarungstreue standen.
Er wird aber mit Befremden und innerster Ablehnung feststellen müssen,
wie von der anderen Seite die Vertragsumdeutung, die Vertragsumgehung,
die Vertragsaushöhlung, schließlich die mehr oder minder öffentliche
Vertragsverletzung zum ungeschriebenen Gesetz des Handelns gemacht wurden.
Im einzelnen weist der Papst auf folgende Punkte hin, die besonders gefährdet
sind:
der reine Gottesglaube, der reine Christusglaube, der reine Kirchenglaube,
der Glaube an den Primat, die religiösen Begriffe Offenbarung,
Glaube, Unsterblichkeit, Erbsünde, Kreuz Christi, Demut, Gnade, Sittenlehre
und sittliche Ordnung, Anerkennung des Naturrechts.
In einem besonderen Worte wendet sich der Papst an die Jugend, an die
Priester und Ordensleute, an die Getreuen aus dem Laienstande und ermahnt
sie zu weiterer unverbrüchlicher Treue im Glauben mit dem Hinweis:
So wie andere Zeiten der Kirche wird auch diese der Vorbote neuen
Aufstiegs und innerer Läuterung sein, wenn der Bekennerwille und
die Leidensbereitschaft der Getreuen Christi groß genug sind, um
der physischen Gewalt der Kirchenbedränger die Unbedingtheit eines
innigen Glaubens, die Unverwüstlichkeit eines ewigkeitssicheren Hoffnung,
die bezwingende Allgewalt einer tatstarken Liebe entgegenzustellen.
In unserer Pfarre besteht seit langem eine Borromäus-Bibliothek,
die besonders von dem verstorbenen Pfarrer PETERS eifrige Förderung
erfahren hat, aber in letzter Zeit vernachlässigt worden ist.
Sie wird gründlich durchgesehen und neu geordnet.
Die veralteten Bände werden durch neuere Literatur ersetzt.
Auch wird die Bibliothek aus der alten Schule gegenüber
der Kirche genommen und im Pfarrhaus untergebracht.
Nach vollendeter Neuordnung zählt die Bibliothek 1.200 gute Bücher
belehrenden und unterhaltenden Inhalts, eine für unsere Verhältnisse
(870 Seelen) sehr beachtliche Zahl.
Die Mitgliederzahl beträgt 50.
Die Verteilung der Bücher liegt in den bewährten Händen
von Freiin Anna VON BLANCKART, von hier, Haus Effeld.
Am 24. April wird in unserer Pfarre das hl. Sakrament der FIRMUNG
gespendet. Damit verbunden ist eine Firmerneuerung für alle Gläubigen.
Diese Erneuerung wird vorbereitet durch eine religiöse Woche vom
18.-24. April, die von Herrn Diözesanpräses der katholischen
Arbeitervereine Pfarrer Joseph TENBUSCH gehalten wird.
So vorbereitet mag die ganze Gemeinde sich erneuern in den Gnaden und
Aufgaben der hl. Firmung und die größere Glaubenskraft aufbringen,
die in heutiger Zeit benötigt wird. Die Firmungsfeierlichkeiten selbst
finden in etwas einfacherem Rahmen statt, da eine Prozession zum Abholen
des Bischofs nicht gestattet ist.
Der Bischof wird nur von der Geistlichkeit mit Meßdienern und weißgekleideten
Mädchen an der Post (Ecke Kreuz- und Dorfstraße) empfangen,
währenddessen die Gläubigen zu beiden Seiten der Straße
Spalier bilden.
Weihbischof Dr. Hermann Joseph STRÄTER spendet 78 jungen Christen
der Pfarre das hl. Sakrament der Firmung.
Am Nachmittage will der Hochw. Herr, wie auch früher bei solchen
Anlässen, sich zum Colleg St. Ludwig der deutschen Franziskanerpatres
im benachbarten Vlodrop (Holland) begeben. Es wird ihm jedoch das Überschreiten
der Grenzen von den Zollbeamten in Dalheim nicht gestattet, so daß
der Bischof unverrichteter Sache umkehren, und die jenseits der Grenze
bereitstehende Klostergeistlichkeit ohne den Hohen Gast ins Kloster zurückkehren
muß.
Die Firmungswoche im Dekanate Wassenberg schließt ab mit einer Jugendkundgebung
am Sonntagnachmittag, 25. April, in der soeben erweiterten Kirche
zu Birgelen. Der Hochw. Herr Weihbischof spricht zur Dekanatsjugend und
ermuntert sie zu Treue und Standhaftigkeit im Glauben.
Der allgemeine Bekenntnistag
der katholischen Jugend Deutschlands findet statt am Bonifatiusfest,
dem 6. Juni in Ratheim. Sehr zahlreich sind die Jünglinge
und Jungfrauen des Dekanates zur Stelle und legen ein begeistertes Treuebekenntnis
ab, das ein ermutigender Trost in schwerer Zeit ist.
Zum Fronleichnamsfeste
dürfen Privathäuser keine Kirchenfahnen mehr zeigen; nur den
Kirchen und kirchlichen Amtsgebäuden ist es noch gestattet, in kirchlichen
Farben zu flaggen. Die Katholiken ersetzen spontan die Fahnen durch Kreuze
aus Grün und Blumen, die an den Häuserfronten angebracht werden.
In der Zeit vom 10.-25.
Juli findet in Aachen die seit Jahrhunderten alle sieben Jahre übliche
Heiligtumsfahrt statt. Dabei werden gezeigt die sogenannten Vier
Großen Heiligtümer: das Kleid der Mutter Gottes,
die Windeln unseres Herrn,
das Lendentuch Christi und
das Enthauptungstuch des hl. Johannes,
zu denen noch eine Reihe kleiner Heiligtümer kommen.
Rund 150 Sonderzüge bringen Pilger aus allen Gauen Deutschlands.
23 Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe des In- und Auslandes
begleiten ihre Pilger nach Aachen. Das katholische Volk aus der näheren
und weiteren Umgebung, auch aus unserer Pfarre, strömt wie immer
in hellen Scharen zur Heiligtumsfahrt.
Vor allem an jenen Tagen, an denen die großen deutschen Bischöfe
der Gegenwart, wie Bischof Graf VON GALEN von Münster, zu
den Pilgern sprechen, können die Aachener Kirchen die Gläubigen
bei weitem nicht fassen.
Insgesamt sind nach amtlicher Zählung 800.000 Pilger in den 15 Tagen
in Aachen gewesen und haben ihre Treue zur Kirche, zum heiligen Vater
und zu den Bischöfen in feierlicher Weise bekundet.
Möge die Glaubenssaat, so schreibt Bischof VOGT von Aachen,
die in den Tagen der Heiligtumsfahrt in religiös aufgelockerte
und auch in laue Herzen hineingesenkt worden ist, aufgehen und auch in
Zukunft reichliche Frucht bringen!
Am Abend des 5.
Oktober trifft die Trauerbotschaft ein, saß Seine Exzellenz,
der Hochwürdigste Herr Bischof von Aachen, Dr. theol., Dr. iur. can.,
Dr. theol. h.c. Joseph VOGT am heutigen Tage in seiner Heimatstadt Monschau,
mittags um 12 Uhr, während des Angelus-Läutens,
versehen mit den hl. Sterbesakramenten, in die Ewigkeit abberufen wurde.
Für die Zeit der Verwaisung des Bischöflichen Stuhles wird Weihbischof
Dr. STRÄTER zum Kapitularvikar gewählt.
Seit 1936 tobt
in Spanien ein blutiger Bürgerkrieg, der zugleich ein Religionskrieg
ist:
die Kommunisten gegen die bürgerlich-militärische Bewegung.
Es ist ein harter Kampf zwischen Bolschewismus und christlicher Zivilisation,
zwischen Revolution und Ordnung.
In einem Hirtenschreiben wenden sich die spanischen Bischöfe an die
katholischen Glaubensbrüder in aller Welt und bitten um die Hilfe
des Gebetes. Sie berichten:
Man schätzt die Zahl der Laien, welche einzig wegen ihrer politischen
Anschauungen und speziell wegen ihrer religiösen Überzeugung
ermordet wurden, auf höher als 300.000; in Madrid wurden in den drei
ersten Monaten mehr als 22.000 umgebracht..... Vielen hat man die Glieder
amputiert und sie vor der Ermordung fürchterlich verstümmelt,
man hat ihnen die Augen ausgestochen und die Zunge abgeschnitten, sie
aufgeschlitzt, verbrannt, lebend begraben oder mit der Hacke erschlagen.
Am grausamsten ist man mit den Dienern Gottes verfahren. Aus Liebe und
Barmherzigkeit wollen wir nicht weitere Einzelheiten aufzählen. Die
Revolution war unmenschlich..... und barbarisch, weil sie das kulturelle
Werk von Jahrhunderten zerstörte. Sie vernichtete Tausende von Kunstwerken,
von denen viele Weltruf hatten..... Kein Krieg, kein barbarischer Einfall,
keine soziale Erschütterung in irgendeinem Jahrhundert hat jemals
in Spanien derartige Verwüstungen verursacht.....
Vor allem war die Revolution antichristlich. Wir glauben nicht, daß
sich in der Geschichte des Christentums und im Zeitraum von wenigen Wochen
in allen Arten des Denkens, des Wollens und der Leidenschaft je ein solcher
Haß gegen Christus und seine hl. Religion ausgetobt hat.
Den ermordeten Bischöfen, Priestern und Laien geben die spanischen
Bischöfe das schöne Zeugnis:
Von keinem weiß man, daß er in der Stunde des Martyriums
an seinem Glauben irre geworden ist.
Möge Spanien eine Warnung für die anderen Länder, mögen
seine Märtyrer ein Beispiel für alle Katholiken sein!
Nach der Wahlordnung für die katholischen Kirchengemeinden der
preußischen Diözesen vom 20. Dezember 1928 scheidet
alle 3 Jahre die Hälfte der Kirchenvorstandsmitglieder aus und hat
Neuwahl zu erfolgen.
Bei der am 17. Oktober d.J. stattgefundenen Wahl wurden die ausgeschiedenen
Mitglieder wiedergewählt.
Zum stellvertretenden Vorsitzenden wurde Herr Lambert JENNISSEN, Neuerburg,
und zum Rendanten Herr Franz JANSEN, Ortsbürgermeister, ebenfalls
wiedergewählt.
Von November
ab muß die Zeitschrift des Franziskus-Xaverius-Missionsvereins die
Weltmission ihr Erscheinen einstellen.
Schade um die schöne, anregende Monatsschrift, die den Missionseifer
wachzuhalten auf das beste geeignet war. Aber sämtliche Mitglieder
erklären sich bereit, auch ohne Zeitschrift der Missionssache treu
zu bleiben und ihren Beitrag zu entrichten.
1938
Durch das Gesetz
über die Feiertage vom 27.2.1934 sind als kirchliche Feiertage
anerkannt: der Neujahrstag,
der Karfreitag,
der Ostermontag,
der Himmelfahrtstag,
der Pfingstmontag,
der Bußtag,
der 1. und 2. Weihnachtstag.
Außerdem wird in Gemeinden mit überwiegend evangelischer Bevölkerung
das Reformationsfest, in Gemeinden mit überwiegend katholischer Bevölkerung
das Fronleichnamsfest als Feiertag anerkannt.
Mach einer ministeriellen
Verfügung vom 15. Dezember 1937 wird der hebräische Unterricht
in den höheren Schulen aufgehoben; Prüfungen in dieser Sprache
dürfen daher nicht mehr abgehalten werden.
In der Zeit vom 25.-29.
Mai (Christi Himmelfahrt bis 6. Sonntag nach Ostern) wird
in Budapest die Feier des Internationalen Eucharistischen Kongresses
abgehalten.
Deutsche Katholiken können nicht an derselben teilnehmen, auch die
Bischöfe nicht.
Deshalb ruft der Bischof seine Diözesanen zur eifrigen Mitfeier in
der Heimat auf.
Von Donnerstag bis Sonntag ist Aussetzung des Allerheiligsten
während der hl. Messe.
Der Donnerstag ist Kommuniontag für die katholische Jugend,
der Freitag für die katholische Frauenwelt,
der Samstag für die Kinder,
der Sonntag für die Männer unter gleichzeitiger Abhaltung der
Familienkommunion.
Auf diese Weise
wirkte der Eucharistische Kongreß sich durch Sakramentenempfang
und eucharistische Lebensgestaltung nicht bei einigen Teilnehmern, sondern
bei der großen Mehrzahl der deutschen Katholiken aus.
Am 12. Juni,
Dreifaltigkeitssonntag, wird in Wassenberg die diesjährige
Bekenntnisfeier der katholischen Jugend unseres Dekanates abgehalten unter
dem Leitgedanken:
Im Kreuz ist Heil!
Das Kreuz ist unser Erkennungszeichen, unser Lebenszeichen, unser Bekenntniszeichen,
unser Kampf- und Siegeszeichen. Wiederum ist die männliche und weibliche
Jugend in sehr erfreulicher Zahl zur Stelle.
Am 15. Mai
wird der bisherige Kapitularvikar des Bistums Aachen, Weihbischof Dr.
Hermann Joseph STRÄTER, vom Heiligen Vater zum Apostolischen
Administrator (Bistumsverweser) ernannt.
Der Neuernannte bittet in einem Hirtenschreiben um das Gebet seiner Diözesanen.
Was ihm besonderes Vertrauen einflößt, ist die Tatsache, daß
die Diözese Aachen als eine eucharistische gilt, daß
heilige Persönlichkeiten in ihr gelebt und gewirkt haben:
Luise HENSEL, Klara FEY, Pauline VON MALLINCKRODT,
Franziska SCHERVIER (Aachen), Emilie SCHNEIDER
(Haaren bei Heinsberg), Leo HEINRICHS (Franziskaner
aus Erkelenz), P. KRATZ (Golzheim bei Düren), der selige
Hermann Joseph (Steinfeld), Thomas von Kempen (Niederrhein),
Irmgardis (Süchteln).
Sichtvermerk: Vidi
in vis. can. 26.6.42
gez. F. Hünermann, Ep. Aux.
Im Zuge der neuen
Zeitbestrebungen gibt die hiesige St. Martini-Schützenbruderschaft
ihren kirchlichen Charakter auf und wird zu einer weltlichen Schützengesellschaft,
unter Anschluß an den Schützenverband Mittelrhein-Niederrhein.
1609 war die Schützenbruderschaft gegründet und hat 300
Jahre katholische Tradition in der Pfarre gepflegt.
Was würden die Gründer und verstorbenen Mitglieder zu dieser
Umstellung sagen?
Am 15. August,
dem Feste Maria Himmelfahrt, stirbt nach längerem Leiden
unser ehemaliger Küster und Organist, Herr Peter JENNISSEN aus Steinkirchen.
R.i.P.!
Das Jugendhaus
in Düsseldorf teilt mit, daß durch Verfügung der Geheimen
Staatspolizei vom 26. September die Wacht (Zeitschrift
für katholische Jungmänner) und der Scheideweg (Zeitschrift
für katholische Jünglinge) für die Diözese Aachen
verboten worden sind. Von einem ähnlichen Verbot in anderen deutschen
Diözesen war schon früher Kunde nach hier gelangt.
Am 16. Oktober, dem Feste der Mutterschaft Mariens,
kommen die Kirchenchöre des Dekanates Wassenberg nach Effeld
zur Feier ihres jährlichen Cäcilienfestes.
Leiter der Veranstaltung ist der Bezirkspräses Herr Kaplan JACOBS
(Arsbeck).
Er hat die Choral- und polyphonen Gesänge sinnvoll um den Gedanken
an die Gottesmutter (Ave Maria) gruppiert, wie aus nebenstehendem Programm
hervorgeht.
(Programm wurde leider von unbekannter Hand entheftet!!!)
Um die christlichen Stände in der Pfarre einmal seelsorglich besonders
zu erfassen, werden sogenannte offene Einkehrtage gehalten,
Sonntag den 9. Oktober für Männer und Jungmänner,
Buß- und Bettag, den 16. November für Frauen.
Die Vorträge werden von Diözesanpräses Pfarrer TENBUSCH
in der Kirche zu Effeld gehalten, morgens und nachmittags, mit einer Schlußfeier
für die ganze Pfarre.
Die Beteiligung ist eine sehr gute. Es werden auf diese Weise bedeutend
mehr Gläubige erfaßt, als bei geschlossenen Einkehrtagen in
Klöstern oder Heimen.
Sonntag, den 27.
November werden im ganzen Dekanate Wassenberg Sühneandachten
gehalten, um dem göttlichen Heiland Abbitte zu leisten für die
in letzter Zeit verübten Kreuzfrevel (2 in Wildenrath, 1 in Wassenberg),
wobei Kreuze an öffentlichen Wegen geschändet oder zerstört
wurden. Trotz sofortiger Anzeige ist es der Polizei in keinem Falle gelungen,
die Täter zu fassen.
Zum Weihbischof von
Aachen hat Seine Heiligkeit Papst PIUS XI. den Hochw. Herrn Dr. theol.
Friedrich HÜNERMANN, Pfarrer an St. Peter in Aachen ernannt.
Er ist Titularbischof von Ostracine.
Er wurde geboren am 24.8.1886 in Erkrath, zum Priester geweiht
am 5.9.1909.
Er war eine Zeitlang Privatdozent und außerordentlicher Professor
an der
Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn.
Ad multos annos!
Zur Beheizung der
Kirche in Effeld wird ein großer Ofen beschafft, der in den
Wintermonaten vor dem rechten Seitenaltar (Muttergottes-Altar) Aufstellung
findet. Eine solche Beheizung der Effelder Kirche ist notwendig geworden,
weil der Religionsunterricht nicht mehr in der Schule erteilt werden darf,
sondern nur noch in kircheneigenen Räumen. Hier muß er - mangels
anderer geeigneter Räume - in der Kirche selbst gegeben werden.
1939
Am Morgen des 10.
Februar trägt der Rundfunk in alle Welt die Trauerbotschaft,
daß Papst PIUS XI. in der Frühe um 5.30 Uhr sanft im Herrn
entschlafen ist.
Trotz seines krankhaften Zustandes wollte er am kommenden Sonntag in Rom
an der Feier teilnehmen, die zur Erinnerung an die vor 10 Jahren getätigten
Lateranverträge und seine vor 17 Jahren stattgehabte Papstkrönung
gehalten werden sollte.
Nun ist es anders gekommen: der geistliche Vater von Millionen ist in
die Ewigkeit eingegangen.
Dem Frieden Christi im Reich Christi hat seine ganze segensreiche
Lebensarbeit gegolten.
Möge ihm bald der ewige Friede im Reiche des Himmels zuteil werden!
Aus diesem Anlaß
wird in allen Kirchen des Bistums - auch hier - am 16. Februar
ein feierliche REQUIEM für die Seelenruhe des verstorbenen Heiligen
Vaters gehalten.
Vom 17. Februar ab wird täglich bei der hl. Messe gemeinsam
mit dem Volke für eine glückliche Papstwahl gebetet.
Bereits am 2. März,
am ersten Wahltag, wird der Christenheit wieder ein neues Oberhaupt geschenkt
in der Person des Kardinals Eugenio PACELLI, der den Namen PIUS XII. annimmt.
Für uns deutsche Katholiken ist die getroffene Wahl eine ganz besondere
Freude. Hat doch der Erwählte lange Jahre in unserem Vaterlande als
Nuntius in München und Berlin geweilt, hat mit uns harte und schwere
Zeiten durchlebt, und beherrscht in vollkommener Weise unsere deutsche
Muttersprache, in der er oft zu uns ergreifende und erhebende Worte gesprochen
hat.
Möge Gottes Gnade über dem Pontifikate PIUS XII. walten!
Das Jahr 1939 ist für die Pfarre ein besonderes Gnadenjahr.
Es bringt in der Zeit vom 19. März bis 2. April die Feier
der hl. MISSION.
Vorbereitet wird sie durch ein eigenes Gebet, das täglich bei der
hl. Messe verrichtet wird. Eingeladen werden die Gläubigen durch
Drucksache und persönlichen Besuch des Pfarrers.
Leiter der MISSION sind die Franziskaner-Patres Tilmann HACKENHOLT aus
Neviges und Baptist ENGEL aus Mörmter.
Die Beteiligung der Pfarrkinder war sehr zufriedenstellend; sie betrug
97 %. Die Predigten waren anregend und zeitnahe. Seitens der Herren Missionare
ist alles geschehen, die MISSION zu einem vollen Erfolge zu führen.
Die Saat war nach menschlichem Ermessen gut.
Gebe Gott das Gedeihen, daß auch die Ernte gut werde.
Confirma hoc, Deus,
quod operatus es in nobis!
Am 7. Februar teilt der Bischof in einem Hirtenschreiben den Gläubigen
mit:
Es laufen beunruhigende Nachrichten über eine Bedrohung des
Bestandes der Bekennt- nisschule ein. Schon seit längerer Zeit haben
wir um die Erhaltung der Bekenntnisschule gebetet, jener Schule, die durch
das Gesetz und das Konkordat geschützt ist. Wohl 90 % unserer Volksgenossen
sind in der Bekenntnisschule erzogen und unterrichtet worden..... Im Weltkrieg
haben die aus der Bekenntnisschule hervorgegangenen Soldaten für
Deutschland Kraft und Blut dem Vaterlande geopfert..... Ich weiß
mich mit den treuen Katholiken einig in dem entschiedenen Streben, alles
daran zu setzen, auf daß unsere katholische Bekenntnisschule uns
erhalten bleibe. Ich werde daher im Bewußtsein der großen
Verantwortung, die ich für euren Glauben und besonders für eure
Kinder trage, dem Führer und Reichskanzler die Bitte vortragen, die
Bekenntnisschule unserem Volke zu belassen.
Am 26. Februar
findet in der Kirche eine Abstimmung über die konfessionelle Schule
statt. Durch Handaufhebung sollen die Gläubigen bekunden, ob sie
für die Beibehaltung der Bekenntnisschule sind. Das Ergebnis ist
ein überwältigendes: 98 % der Anwesenden erklären sich
für die Erhaltung der katholischen Schule. Auch an anderen Orten
dieselbe erdrückende Mehrheit für die Bekenntnisschule.
Am 19. April schreibt
der Bischof:
Wir stehen heute bereits vor der traurigen Tatsache, daß im
ganzen Bereich des Bistums die Bekenntnisschule beseitigt ist. Von überall
her kommt mir die Kunde, welch tiefe Ergriffenheit sich der katholischen
Bevölkerung in Stadt und Land durch die Entfernung der Kreuze bemächtigt
hat. Von vielen gläubigen Eltern und ihren Kindern, von manchen christlich
gesinnten Lehrpersonen sind heiße Tränen über dieses Vorgehen
vergossen worden, und manche Hand hat gezittert, als sie auf höheren
Befehl das Kreuz von seinem Platze herunterholen mußte..... Ich
erhebe am heutigen Tage und durch meine Geistlichen von allen Kanzeln
des Aachener Bistums feierlichen Protest gegen die Entfernung der Kreuze
aus den Schulklassen und gegen die Beseitigung der katholischen Bekenntnis-
schulen. Ich werde diesen Protest auch bei den staatlichen Stellen erheben.
Es wird von nun ab
nicht mehr vor oder nach dem Unterricht in der Schule gebetet.
Manche Kinder beten dennoch, aber still und für sich.
Das erste Hirtenwort
des Heiligen Vaters PIUS XII. an den katholischen Erdkreis enthält
einen dringenden Appell an alle Verantwortlichen zur Erhaltung des Völkerfriedens:
Für den Frieden, den Unser hochseliger Vorgänger so eindringlich
empfahl, mit heißem Gebet herabrief und für den er sogar sein
eigenes Leben mit größter Opferbereitschaft anbot; für
den Frieden, Gottes herrlichstes Geschenk, das alle Begriffe übersteigt;
den Frieden, den alle Edelgesinnten erhoffen; für den Frieden, der
auf Gerechtigkeit und Liebe gegründet ist..... Überdies richten
Wir in diesen bangen Zeitläuften, da so viele und so große
Schwierigkeiten den wahren Frieden, den alle heiß ersehnen, zu gefährden
scheinen, demütige Bitten zu Gott für alle die Staatenlenker,
denen das schwere, doch ehrenvolle Amt aufgetragen ist, die Völker
zu Glück und kulturellem Aufstieg zu führen.
Für den Monat Mai ruft der Papst die Kinder zu einem Gebetskreuzzug
für den Frieden auf.
Nach frommer Sitte mögen die Eltern, Vater und Mutter, Tag
für Tag ihre Kinder, auch die Kleinen, zum Maialtar der Gottesmutter
führen. Dort mögen sie diese zugleich mit allem, was da grünt
und blüht in ihren Gärten und Fluren, zugleich mit ihrem und
der Kinder Gebet der jungfräulichen Gottesmutter empfehlen. Und wie
könnte die himmlische Mutter die Bitten so vieler unerhört lassen,
die da flehen um den Frieden für die Bürger, die Völker
und Staaten? Wie könnte sie das, wenn unsere kleinen Beter, die Engel
auf Erden heißen, ihre Stimmen vereinen mit den himmlischen Heerscharen?
Am 18. Juni
versammeln sich alle Jugendlichen des Dekanates zu ihrem jährlichen
Gottbekenntnis in der Pfarrkirche zu Wassenberg.
Leitgedanke der Feier und der Ansprache ist das Wort des hl. Papstes LEO
I. :
Christ, erkenne deine Würde!
Die hl. Taufe begründet die Christenwürde, indem sie göttliches
Leben spendet. Das Bewußtsein der Taufe muß stark und licht
und froh machen in unserer Zeit der Gefahren, des Dunkels und der Trübsal.
Alles kann uns genommen werden, aber wir besitzen noch alles, wenn wir
das Leben der Gnade besitzen.
In Anbetracht der
allgemeinen gespannten Lage ordnet der Bischof für Sonntag, den 27.
August besondere Betstunden für den Völkerfrieden an. Vom
Beginn des Hochamts bis zum Schluß der Andacht wird das Allerheiligste
ausgesetzt und vor demselben gebetet.
Aber der Wille einiger
Völker zum Kriege ist größer als ihre Liebe zum Frieden.
Am Morgen des 1. September (Herz-Jesu-Freitag) verbreitet der Rundfunk
die Nachricht, daß der Krieg ausgebrochen ist.
Zwischen Polen und Deutschland haben die Feindseligkeiten begonnen.
England und Frankreich erheben sich gegen uns, Italien geht mit uns.
Der europäische Krieg ist da.
Aus der Pfarre werden
nach und nach die wehrfähigen Männer eingezogen. Nach den ersten
4 Wochen sind es ca. 50; diese Zahl steigt in wenigen Monaten auf rund
100.
Die Heimat betet mit
größtem Eifer um den Frieden, um Gottes Schutz für die
Angehörigen im Felde.
Im Kapellchen (kleine alte Kapelle mit Muttergottes-Statue
in der Dorfstraße) sammeln sich allabendlich viele Dorfbewohner,
um zur Gottesmutter, der Königin des Friedens, zu beten.
Der Kriegsausbruch
löst für unseren Grenzort (wir sind Operationsgebiet)
die bange Frage aus: Werden wir räumen müssen?
Eine Zeitlang hat es diesen Anschein, und schwer lastet diese drückende
Ahnung auf allen Gemütern. Behördliche Erhebungen, Aushändigung
von Marschausweisen an die Bevölkerung bestätigen die Befürchtung,
daß wir die Heimat verlassen müssen. Die meisten Einwohner
haben ihre Koffer gepackt und sind reisefertig. Da kommt am 30. Oktober
die befreiende Kunde, daß nicht geräumt wird,
was von der Bevölkerung mit unbeschreiblicher Freude begrüßt
wird.
Der Effelder ist sehr stark mit der Heimat verbunden,
obschon sein Dörfchen gar nichts aufweist, was es aus andern herausheben
könnte. Es ist ein schlichtes ländliches Dorf mit ausgeprägtem
niederrheinischem Charakter, friedlich gebettet in der breiten Roer-Niederung,
eingefaßt im Süden und Westen von langen Reihen von Pappeln,
im Norden von ausgedehnten Kieferwaldungen, nach Osten hin in breiten
Ackerflächen offen verlaufend.
Verkehrstechnisch ist Effeld einer der ruhigsten Grenzorte. Durchgangsverkehr
ist keiner; die nächste fahrbare Straße nach Holland geht über
Rothenbach; von Effeld führt nur ein Fußweg nach Holland, nämlich
nach Vlodrop.
Im Süden bildet die Roer ein Verkehrshindernis, die nächste
Brücke ist in Roerkempen. Nach Norden hin trennt uns ein stundenweiter
Wald vom nächsten Ort (Dalheim). Die einzige offene Tür
zur Außenwelt ist der Weg nach Ophoven.
Nächste Bahnstation ist Rosenthal an der Strecke Dalheim-Baal;
sie ist in ca. ¾ Stunde zu erreichen.
Die Autobus-Verbindung von München-Gladbach nach Heinsberg geht nur
in den Sommermonaten über Effeld.
Eine Möglichkeit den Ort zu verlassen ist nur gegeben zu Fuß,
per Fahrrad oder mit Privatautos.
Diese Abgeschlossenheit
mag ihr Teil dazu beigetragen haben, daß der Effelder sich nirgendwo
wohl fühlt als nur in der Heimat.
Besonders die Soldaten bekunden in Unterhaltungen und Briefen immer wieder
ihre starke Heimatverbundenheit.
Die landschaftlich schönsten Gebiete, die unsere Feldgrauen zu sehen
bekommen, können ihnen nichts von dieser Heimatliebe nehmen.
Diese Tatsache für
die Seelsorge ausnützend unterhält der Pfarrer mit ungefähr
allen Einberufenen persönlichen Briefwechsel und fügt seinen
Schreiben regelmäßig die eine oder andere fotografische Aufnahme
aus der Heimat bei, was die Soldaten sichtlich erfreut und dazu beitragen
möge, daß sie auch dem heimatlichen Glauben treu bleiben.
Von militärischer
Seite wird zu Beginn des Krieges - wohl mit Rücksicht auf die Erfordernisse
des modernen Luftkrieges - das Läuten der Kirchenglocken gänzlich
verboten.
Später wird das
Verbot gemildert:
es darf einmal am Sonntag vor dem Hauptgottesdienst, einmal vor Sonn-
und Feiertagen, einmal bei Beerdigungen in der Zeit von 8-18 Uhr geläutet
werden.
Aus Gründen der
Sicherheit werden die wichtigsten Kirchenbücher, sowie wertvolle
Goldsachen und Paramente in das weniger gefährdete rechtsrheinische
Gebiet gebracht.
In Anbetracht der schwierigen Lage erteilt der Bischof am 6. September
den Seelsorgern außerordentliche Anweisungen und Vollmachten:
das Fasten- und Abstinenzgebot
ist aufgehoben;
der Beichtvater kann absolvieren:
von allen simplici modo reservierten Zensuren;
von der wegen Häresie, wegen Lesens verbotener Bücher,
wegen Kirchenaustritts inkurrierten Strafen;
der Pfarrer kann dispensieren:
von den Aufrufen;
vom Hindernis der mixta religio, u.s.w.
Die oratio pro tempore belli ist iuxta rubricas
einzulegen.
An alle Diözesanen
wendet sich der Bischof in einem Hirtenschreiben vom 12. September
und ermahnt sie zu Glauben und Gottvertrauen in schwerster Zeit, zu Liebe
und Treue gegen Gott, zu besonderer Nächstenliebe gegen die Einberufenen
und gegen alle, die unter der Not des Krieges zu leiden haben.
Auf Anordnung des
Reichsministers der Luftfahrt müssen auch die Kirchen einen sogenannten
erweiterten Selbstschutz bilden, der im Falle eines Fliegerangriffs
Menschen und Gebäulichkeiten vor Schäden zu bewahren und entstandene
Schäden zu beseitigen hat.
Zum Selbstschutz gehören ohne weiteres Pfarrer, Küster
und sonstige in der Kirche beschäftigte Personen, zu denen - wenn
nötig - auch noch andere herangezogen werden können.
Jede Kirche soll Luftschutzräume einrichten, wenn nicht in
der Kirche selbst, dann in Nachbarhäusern, in die die Kirchenbesucher
im Ernstfalle flüchten können.
Kirchenräume müssen verdunkelt werden; es darf kein Licht durch
Fenster oder Türen nach außen fallen.
Kirchliche Kunstschätze müssen durch Sandsäcke oder
sandgefüllte Kisten geschützt werden.
Zum Gottesdienste dürfen nur so viel Personen zugelassen werden,
wie in den vorhandenen Luftschutzräumen untergebracht werden können.
Mit Rücksicht
auf die neuen Verdunkelungsvorschriften findet die Feier des
Ewigen Gebetes (bei uns am 29. November)
in verkürzter Form statt. Die Nachtanbetung fällt ganz aus.
Am Tage sind die Anbetungsstunden von morgens 7 Uhr bis nachmittags 5
Uhr.
Seit längerer
Zeit ist die Bischöfliche Behörde bemüht, für das
Bistum Aachen eine neue Collectio rituum herauszugeben.
Sie ist nun zum Teil fertiggestellt und enthält den Taufritus,
die Aussegnung der Mütter, die Spendung des Ehesakramentes
und die Begräbnisfeier.
Die meisten Gebete sind in deutscher Sprache.
Diese Neuerung trägt wesentlich dazu bei, die Bedeutung der Sakramente
und Segnungen mit Nachdruck darzustellen, den liturgischen Sinn zu erschließen
und die Frömmigkeit und das Glaubensleben zu befruchten und zu vertiefen.
Dankbar greift der Klerus die Neuerung auf und führt sie freudig
überall durch.
1940
Um den Gläubigen
öfters eine fremde Beichtgelegenheit zu bieten, wechseln die
Pfarrer von Ophoven und Steinkirchen sich monatlich einmal im Beichtstuhle
aus.
Am Samstag vor dem ersten Sonntag im Monat (Männer-Sonntag)
kommt Herr Pfarrer von Ophoven (Joseph BOHNEN) nach Effeld Beicht
hören, während Schreiber dieses nach Ophoven geht. Diese
gegenseitige Aushilfe hat sich für beide Pfarreien gut bewährt.
Zur Festigung der
Gnaden und Vorsätze der hl. MISSION, die im vorigen Jahre gehalten
wurde, findet in der Zeit vom 18.-25. Februar eine Missionserneuerung
in der Form einer eucharistischen Familienwoche statt.
Leiter derselben ist Herr P. Innozenz EUSKIRCHEN, aus dem Orden
der Heiligsten Herzen.
Die Pfarre beteiligt sich sehr gut an allen Predigten und Gottesdiensten.
Selbst die Soldaten werden durch Rundschreiben des P. Missionars erfaßt
und durch das Gebet der Heimat an den Gnaden der religiösen Woche
beteiligt.
Am 27. Januar
rückt Einquartierung in Effeld und Steinkirchen ein, eine
sächsische Infanterie-Kompanie unter Hauptmann APELT, der im Pfarrhause
Quartier nimmt. Die Soldaten sind meist evangelisch oder ungläubig.
Sie üben in der sogenannten Bunkerlinie des WESTWALLS
in der Gegend von Birgelen-Wassenberg-Orsbeck und im Gelände entlang
der Grenze.
Am Heldengedenktag, 10. März, veranstalten sie eine Bataillonsfeier
mit Parade, zu der auch die Geistlichkeit eingeladen wird.
Am 10. Mai (Freitag
vor Pfingsten) morgens 5 ¾ Uhr erfolgt der schon länger
erwartete deutsche Vorstoß über die Westgrenze nach
Holland, Belgien und Frankreich.
In der voraufgehenden Nacht werden starke Truppenverbände in den
Grenzdörfern konzentriert.
Aus Holland hört man heftige Detonationen, die von Sprengungen von
Brücken und Straßen herrühren; der Feind weiß also
um die deutschen Pläne und schafft Hindernisse für den deutschen
Vormarsch.
Bei Anbruch des Tages gehen unsere ersten Stoßtrupps in Richtung
Vlodrop vor.
In der Luft donnern starke deutsche Fliegergeschwader gegen Westen.
Man hört bald Gewehr- und Maschinengewehrschüsse an der Grenze.
Mehrere holländische Verwundete werden nach hier transportiert und
in der Schule verbunden.
Der Einmarsch der Deutschen hält den ganzen Tag und die folgende
Nacht an; ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen, gewinnt er
rasch an Boden.
In der Nacht vom
11. zum 12. Mai (Nacht vor Pfingsten) abends 11 Uhr erfolgt plötzlich
ein feindlicher Luftangriff auf unsere Heimat.
Aus kaum 500 m Höhe, mit brennenden Positionslichtern, ohne Abwehr
zu finden, werfen die englischen Flieger ihre Bomben ab.
Die Bevölkerung, die zum ersten Male einen Luftangriff erlebt, ist
verwirrt und rennt im Scheine der schwebenden Leuchtraketen über
die Straßen zu den Luftschutzkellern. Gott Dank gibt es keine Opfer
an Menschenleben.
Die 18 abgeworfenen Bomben fallen sämtlich außerhalb des Dorfes
in Äcker, Wiesen und Waldungen in der Nähe der Grenze; in Vlodrop
werden mehrere Häuser stark beschädigt und Vieh auf der Weide
getötet.
Vermutlich galt der Angriff einem Feldflugplatz, der nicht hier, sondern
mehr landeinwärts bei Oberbruch errichtet worden war.
Noch in derselben Nacht kommt vom Regierungspräsidenten in Aachen
die Anordnung, daß Pfingstsonntag kein Gottesdienst stattfinden
darf wegen zu erwartender neuer Luftangriffe. Pfingsten ohne Gottesdienst!
Die katholische Bevölkerung wird ein solches Kriegspfingsten nicht
schnell vergessen.
Die Kriegsereignisse
überstürzen sich!
Am 14. Mai:
Kapitulation der holländischen Armee.
Am 18. Mai: Wiedervereinigung von Eupen, Malmedy und Moresnet mit
dem Reich.
Am 28. Mai: Kapitulation der belgischen Armee.
Am 25. Juni: Waffenstillstand mit Frankreich.
Am 9. April
waren die Deutschen in Dänemark und Norwegen eingedrungen,
am 10. Juni sind die letzten Kämpfe um Narvik abgeschlossen,
so daß Deutschland den Westen Europas beherrscht.
Es wird mit einem Vorstoß gegen England gerechnet; aber er erfolgt
nicht.
Mit Rücksicht
auf die Kriegsverhältnisse, namentlich wegen des sich verstärkenden
Luftkrieges werden uns vom Staate einschneidende Maßnahmen auferlegt:
öffentliche Prozessionen dürfen nicht mehr stattfinden
(Fronleichnamsprozession und Bittprozessionen werden in unserer Pfarre
einstweilen noch gehalten, weil die Fliegergefahr hier geringer ist als
anderswo, und die benutzten Straßen fast keinen Verkehr aufweisen),
die Zahl der außersonntäglichen Feiertage
wird auf
Weihnachten, Neujahr, Ostermontag und Pfingstmontag
beschränkt,
alle übrigen Feiertage sind auf den Sonntag zu verlegen.
Die Bronzeglocken
müssen für Kriegszwecke abgeliefert werden. In jeder Gemeinde
darf nur eine Läuteglocke - die kleinste - verbleiben.
Die Glocken (sind) in 4 Gruppen eingeteilt:
Gruppe A: Glocken, die sofort verhüttet werden.
Gruppe B: Glocken, die wegen ihres künstlerischen Wertes einstweilen
zurückgestellt
werden.
Gruppe C: Glocken, die aus gleichen Gründen erst nach der Gruppe
B verhüttet
werden sollen.
Gruppe D: Glocken, die wegen ihres musikalischen und historischen Wertes
nicht
verhüttet werden sollen.
Nach dieser Gruppierung verfallen die 3 Glocken von Effeld der Ablieferungspflicht.
Nur die alte Glocke von Steinkirchen (vielleicht aus dem 13. Jahrhundert;
eine schlecht zu lesende Jahreszahl könnte als 1248
gedeutet werden) wird der Gruppe D zugeteilt und bleibt erhalten.
Viele junge Geistliche werden zum Heeresdienste, meist zum Sanitätsdienste
eingezogen. Die Zahl der Priester in der Heimat wird kleiner.
Damit jedoch der Gottesdienst
nicht unter dem Priestermangel leidet, erteilt der Bischof die Genehmigung
zur Trination an Sonn- und Feiertagen.
Auch in unserer Gemeinde
wird von dieser Erlaubnis Gebrauch gemacht.
An den Pflichttagen sind 3 heilige Messen, 2 in Effeld und 1 in Steinkirchen.
Die Effelder brauchen nicht mehr den Weg nach Steinkirchen zu machen,
die Steinkirchener haben ihren eigenen Gottesdienst, allen ist die Erfüllung
der Sonntagspflicht erleichtert.
Die Heimat ist sich
des Ernstes der Zeit bewußt.
Sie betet unablässig für ihre Söhne im Felde, für
Volk und Vaterland, ebenso aber auch für die Kirche, gegen die der
Kampf des Nazismus unter dem Deckmantel kriegsbedingter Notwendigkeiten
im Stillen weitergeht.
Im Monat Oktober beten die Gläubigen täglich in der Kirche vor
der hl. Messe den Rosenkranz.
Am Sonntag, dem 24.
November wird ein vom Heiligen Vater angeordneter
WELTBITT- UND SÜHNETAG
abgehalten. In einem
13stündigen Gebet vor ausgesetztem Allerheiligsten wird der vielen
Toten gedacht, die er für so viele Menschen im Gefolge hat.
Gottes Güte und Erbarmen möge die Zeit der Heimsuchung abkürzen,
und ein Friede der Gerechtigkeit und Liebe möge die gestörte
Ordnung in der Welt wiederherstellen.
Damit das Fest des
Friedens, WEIHNACHTEN, überall ungestört gefeiert werden
könne (d.h. nicht durch Fliegerangriffe unterbrochen zu werden brauche),
gestattet der Heilige Vater in einem Motuproprio (lat. aus
eigenem Antrieb; päpstlicher Erlaß, der nicht auf Eingaben
beruht) vom 1. Dezember 1940,
daß die CHRISTMETTE bereits am Nachmittag des Vortages zelebriert
wird.
Für unsere Verhältnisse
ist eine solche Verlegung nicht erforderlich, weil die Feindflieger unser
Gebiet meist überfliegen und ihre Bombenlast vor allem auf große
Städte und Industriezentren abwerfen.
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