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1952
Das Fest des hl. Sebastianus (20. Januar), des Schutzpatrons der
Erzbruderschaft, wurde von unserer Bruderschaft bisher wenig geachtet,
obschon die Statuten vom 16. Februar 1930 vorschreiben, daß
zweimal im Jahre, am Feste des hl. Sebastianus und am Feste des hl. Pfarrpatrons
Martinus Generalkommunion aller Schützenbrüder gehalten werden
soll.
Auf Anregung des Präses wird dieser Brauch, der mancherorts üblich
ist, auch bei uns erstmalig in diesem Jahre durchgeführt.
In einer eigens für die Bruderschaft gestalteten hl. Messe am 23.
Januar folgen die allermeisten der an sie ergangenen schriftlichen Einladung
und gehen zum Tische des Herrn.
Möge es von nun an jedes Jahr so sein!
Am Abend des gleichen Tages findet die Jahreshauptversammlung statt, in
der die Statuten der Bruderschaft in einigen Punkten neu gefaßt
werden. Insbesondere wird folgender Paragraph eingefügt:
Bei den in der Pfarre üblichen Prozessionen stellt die Bruderschaft
die Brudermeister.
Damit wird der Bruderschaft eine kirchliche Aufgabe zugewiesen, die ihrem
Wesen gemäß
ist und alle Mitglieder verpflichtet, aus ihrer oft unerklärlichen
unmännlichen Zurückhaltung herauszutreten.
Werdet stark im Herrn!
so lautet das Losungswort für die diesjährige Erziehungswoche
vom 10.-17. Februar.
In einem Hirtenwort an die Kinder schreiben die deutschen Bischöfe:
Meister sollt ihr alle werden, Meister der Selbstbeherrschung! Sieger!
Ziehet an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr standhalten könnt
gegen die Nachstellungen des Teufels.
Übt, kämpft, wetteifert miteinander, damit ihr den Siegespreis
erlangt! Eure wahre Zufriedenheit, euer ganzes Lebensglück und eure
ewige Seligkeit hängen davon ab, wie ihr in der Jugendzeit kämpft.
Drei Vorsätze sollen die Kinder fassen und in der Fastenzeit durchführen:
stets pünktlich aufstehen und auch wochentags so oft wie möglich
die heilige Messe besuchen,
auf Süßigkeiten verzichten und keinen Film besuchen,
in der ganzen Schulzeit keinen Alkohol und kein Nikotin genießen.
In Christenlehre und Katechismusstunde werden die Kinder zur beharrlichen
Übung der Selbstbeherrschung angewiesen und ermuntert.
Viele von ihnen haben sich redliche Mühe gegeben und die Fastenvorsätze
gehalten.
Das diesjährige
Fastenhirtenschreiben ist dem Gedanken des Apostolats gewidmet.
Der gottlose Mensch von heute flieht vor sich selbst und geht in
die Masse.....Er fühlt sich wohl in der Namenlosigkeit, ja in der
Verantwortungslosigkeit. Er findet es bequem,.....wenn der Strom der Masse
ihn mit sich zieht.....Hier tritt an alle Christen die Aufgabe heran,
Apostel Gottes zu sein für alle Brüder und Schwestern, auch
für die, die in Nacht und Finsternis des Heidentums wandeln.....Wir
müssen sie durch unsere eigene christliche Persönlichkeit und
in liebender, gewiß mühevoller Arbeit zu Gott führen.....
Wo die Hoheit des Christenstandes im Menschen verwirklicht wird, da geht
immer eine erlösende Kraft von ihm aus, da wird er Salz der Erde
und Licht der Welt, da geht der Erlöser selbst durch ihn zu den Menschen.
Auch in diesem Jahre
hält Herr Pater Ludwig HILLER, aus dem Kloster Steinfeld (Eifel)
in der Zeit vom 16.-23. März (3.-4. Fastensonntag) eine religiöse
Woche zur Erneuerung und Vertiefung des religiösen Lebens in
unserer Gemeinde.
Die Predigten, die Christus als Eckstein und Mittelpunkt der Menschheit
zeigen, sind gut besucht und werden hoffentlich reiche Frucht tragen.
In den letzten Jahren
ist man mancherorts dazu übergegangen, die Ostervigilfeier (Karsamstagsfeier)
in der Nacht zum Ostersonntag zu halten, wie es in den ersten Jahrhunderten
der Kirche üblich war.
Die Hl. Ritenkongregation hat diesen Brauch nicht mißbilligt und
ihn durch Dekret vom 11. Januar 1952 für weitere drei Jahre
gestattet.
Der Bischof von Aachen bestimmt, daß in seiner Diözese der
bisherige Karsamstagsgottesdienst nach den neueren Bestimmungen nur in
er Osternacht gehalten wird. Danach sollen die Weihe des Feuers,
der Osterkerze, die Linnen-Christi-Prozession, das Exsultet, die Prophetien,
die Allerheiligenlitanei, die Weihe des Taufwassers und die Erneuerung
des Taufversprechens so angesetzt werden, daß sie gegen Mitternacht
zu Ende sind und das erste Osteramt sich gleich anschließen kann.
In unserer Kirche beginnen wir um ½ 9 Uhr mit der Vigilfeier, gegen
10 Uhr ist das Ostervigilamt als Abendmesse.
Diese Ordnung dürfte den Vorteil haben, daß sie die Ostersonntagsfeier
nicht beeinträch-tigt, denn die Folge einer Nachtfeier wird es sein,
daß der Ostersonntag an Bedeutung verliert, zumal die Gläubigen
durch Teilnahme an der Mitternachtsmesse ihrer Sonntagspflicht genügen.
Der Ostersonntag ist in Gefahr, ein rein weltlicher Ruhe- und Feiertag
zu werden.
1952 werden keine Kinder zur ersten hl. Kommunion geführt;
es wird ein Jahr überschlagen: Der bisherige Brauch, die Kinder am
Ende des 2. Schuljahres zum Tische des Herrn zu führen, hat sich
in den letzten Jahren nicht mehr bewährt.
Weil das Elternhaus heute nicht mehr so gewissenhafte religiöse Erziehungsarbeit
leistet wie früher, ist es besser, wenn die Kinder durch dreijährigen
Schulbesuch mehr religiöse Kenntnisse und Gewöhnungen erworben
haben, ehe sie zur ersten heiligen Kommunion gehen. Demzufolge werden
von jetzt ab zur ersten heiligen Kommunion geführt die Kinder des
3. Schuljahres. Es können auch jüngere zugelassen werden, wenn
die Eltern es wünschen und der Seelsorger keine Bedenken dagegen
hat.
2 große kirchliche Ereignisse kennzeichnen das Jahr 1952:
der eucharistische Weltkongreß in Barcelona vom 27. Mai bis
1. Juni und der 75. deutsche Katholikentag in Berlin vom 18.-24.
August.
An beiden nehmen wir in der Heimat regen inneren Anteil durch Betstunden,
die der Bischof anordnet.
Mit den Kongreßteilnehmern in Barcelona senden wir zum Himmel den
Ruf: Lamm Gottes, das du hinwegnimmst die Sünden der Welt,
schenk uns den Frieden!
Der Berliner Katholikentag, der unter dem Motto tagt Gott lebt,
soll uns selber aufrütteln, daß wir in unserm eigenen
Leben Gott wieder ernster nehmen..... und daß wir das deutsche Volk
in Ost und West hinführen zu Gott, der von Ewigkeit her lebt und
leben wird, der Ursprung, Kraft, Ordnung, Ziel allen Lebens ist.
102.000 Namen und
Adressen von deutschen Kriegsgefangenen, die noch in Sowjet-Rußland
zurückgehalten werden, sind bekannt. Hinzu kommen noch Tausende,
von denen nie ein Lebenszeichen in die Heimat gedrungen ist. Für
sie zu beten und zu sühnen sind wir im Herz-Jesu-Monat Juni aufgerufen.
In früheren Jahrhunderten, heißt es in einem Hirtenwort
des Bischofs, haben sich hochherzige Männer aus Antrieb des
Hl. Geistes gefunden, die sich stellvertretend in Gefangenschaft begaben.....Uns
Heutigen ist der Weg zu den Gefangenenlagern verwehrt..... Aber wir können
in sühnender, stellvertretender Liebe in der Heimat freiwillig übernehmen,
was jenen zwangsmäßig auferlegt ist.....Unsere Liebe soll die
Grenzen unseres Landes überschreiten und zu den Brüdern gehen,
von denen gilt: Ich war in
Gefangenschaft, und ihr seid zu mir gekommen.
Am 4. Dezember
1951 ist ein Gesetz zum Schutz der Jugend in der Öffentlichkeit
in Kraft getreten, das vom Landtag in Düsseldorf für Nordrhein-Westfalen
erlassen worden ist. Es verbietet in der Hauptsache den Jugendlichen unter
18 Jahren den Aufenthalt in Gaststätten, die Teilnahme an öffentlichen
Tanzvergnügungen, den Zutritt zu Varieté-, Kabarett- und Revue-Veranstaltungen,
den Genuß von Tabakwaren in der Öffentlichkeit.
Jugendliche unter 16 Jahren dürfen nicht in Gaststätten Branntwein
trinken; sie dürfen sich nicht an Orten aufhalten, an denen ihnen
eine sittliche Gefahr droht. Die Zuwiderhandelnden werden dem Jugendamt
gemeldet, das erzieherische oder strafende Maßnahmen einleitet.
Erwachsene (Gastwirte, Gewerbetreibende, Veranstalter, etc.), die gegen
das Gesetz verstoßen, können mit Geldstrafe oder Gefängnis
bis zu einem Jahr bestraft werden. Das Gesetz, so gut es gemeint sein
mag, ist zu milde: es verbietet den Jugendlichen zu wenig und ist zu gnädig
in der Bestrafung der Delinquenten.
Ein besseres Gesetz ist das Gesetz zur Ordnung des Schulwesens
im Lande Nordrhein- Westfalen. Es atmet christlichen Geist und garantiert
die konfessionelle Schule.
Es besagt u.a.:
Volksschulen sind Bekenntnisschulen, Gemeinschaftsschulen oder Weltanschauungsschulen,
je nach dem Willen der Erziehungsberechtigten (Eltern).
Der Religionsunterricht ist ordentliches Lehrfach an allen allgemein bildenden
Schulen. Er wird von Lehrern oder Geistlichen erteilt.
Die Erziehungsberechtigten werden zur Mitwirkung aufgerufen in Klassenpflegschaften,
Schulpflegschaften und Schulgemeindeversammlungen, in denen alle Fragen,
die Unterricht oder Erziehung betreffen, besprochen werden sollen.
Man kann der Landesregierung für ein solches Gesetz dankbar sein.
Effeld, abseits der großen Verkehrswege gelegen, hat bislang
schlechte Straßen gehabt.
Durch den Krieg wurden sie in einen noch schlechteren Zustand versetzt.
Der sogenannte Neue Weg (die Verbindung zwischen Effeld und
der Zollstraße, die von Wassenberg nach Roermond führt)
war in letzter Zeit nur noch für Fußgänger passierbar.
Ein solcher Zustand ist nicht länger haltbar. Die Zahl der Kraftwagen
nimmt zu, der Verkehr wird dichter.
Die Gladbacher Verkehrsbetriebe beabsichtigen (so wird gesagt),
ihre Autobuslinie München-Gladbach-Heinsberg von Wassenberg ab über
Birgelen-Effeld-Ophoven zu verlegen, weil die Postverwaltung die direkte
Verbindung Wassenberg-Heinsberg für sich in Anspruch nimmt.
Das sind Gründe, daß schleunigst etwas für die Instandsetzung
der Straßen geschieht.
Mit zusätzlichen Mitteln aus dem Grenzlandfonds und Beihilfen
des Kreises wird die Arbeit in Angriff genommen und in mehreren Teilabschnitten
durchgeführt.
Wir haben nun eine tadellose, wenn auch kurvenreiche Verbindung von der
Zollstraße nach Heinsberg.
Die Gladbacher Verkehrsbetriebe befahren die neue Strecke
zehnmal täglich in jeder Richtung, so daß die Bevölkerung
reichlich Gelegenheit hat, nach auswärts zur Arbeit, zum Einkauf
oder zum Vergnügen zu kommen.
Die Instandsetzung und stellenweise Verbreiterung der Straßen wirft
ein neues Problem auf:
kann das Kapellchen in der Dorfstraße an der jetzigen
Stelle stehenbleiben?
Ist es nicht ein Verkehrshindernis, da es die Straße in einer unübersichtlichen
Kurve beengt?
In einer öffentlichen Besprechung zwischen Kirchenvorstand, Gemeinderat
und Vertretern der Bevölkerung kommt man fast einstimmig zu dem Beschluß,
das altehrwürdige Kapellchen abzubrechen und es 7 m weiter zurück
in der gleichen Gestalt wie jetzt wieder aufzubauen. Die Gelder hierfür
sollen durch monatliche Haussammlungen aufgebracht werden, jedoch sollen
die Facharbeiten unentgeltlich und freiwillig von Männern des Dorfes
ausgeführt werden.
Bei den im
Mai beginnenden Abbrucharbeiten wird in der linken Seitenmauer unten eine
mit Siegellack verschlossene Blechbüchse gefunden, die z.T. stark
verrostet ist. In derselben befinden sich mehrere nach Art eines Skapuliers
zusammengefügte Papierbildchen mit Heiligendarstellungen und Gebeten.
Ebenso enthält die Blechdose eine längere Papierrolle (ca. 1,80
m) mit Andachtsgebeten zur Länge Christi, eine
Andachtsform, die früher hie und da in Übung gewesen ist.
Eine Urkunde oder irgendeine Angabe über den Zeitpunkt der Errichtung
des Kapellchens wurde nicht gefunden.
Zu vermuten ist, daß das Kapellchen vor ungefähr 200 Jahren
erbaut wurde als Wegekapellchen am Ausgang des Ortes, wo die Dorfstraße
sich in die Heckenstraße (rechts) und den Neuen
Weg (links) teilt.
Es wird ein offenes Kapellchen gewesen sein mit einer Muttergottesfigur,
vor der die Vorfahren gern einen Augenblick verweilt und gebetet haben,
wenn sie zu ihren Feld- und Waldarbeiten gingen.
Später hat man das Kapellchen nach vorn erweitert (das zeigen senkrechte
Fugen im Mauerwerk) und mit einer Tür versehen.
Eine kurze Zeit, so berichtet unsere Pfarrchronik auf Seite 40 (Original-CHRONIK),
ist auch das Allerheiligste darin aufbewahrt worden. Das war im Jahre
1853, als in Steinkirchen die alte Pastorat abgebrochen und an der gleichen
Stelle eine neue erbaut wurde. Pfarrer Johann Mathias HACK nahm damals
vorübergehend Wohnung im Haus des Lehrers LENNARTZ in der Dorfstraße,
und es wurde ihm von der Bischöflichen Behörde gestattet, das
Allerheiligste im Kapellchen von Effeld aufzubewahren, vielleicht auch
zu zelebrieren.
Aus diesem Anlaß ist wahrscheinlich die Erweiterung und Instandsetzung
des Kapellchens vorgenommen worden. Bei dieser Gelegenheit könnten
auch jene Bildchen und Gebetstexte eingemauert worden sein, die beim Abbruch
in diesem Jahre gefunden wurden.
Damit die Nachfahren über die Wiedererrichtung des Kapellchens
an der neuen Stelle genau unterrichtet sind, ist in den Steinsockel, auf
dem die Muttergottesfigur steht, ein Glasbehälter mit folgender Urkunde
eingemauert worden:
Im Monat Mai des Jahres 1952, unter dem Pontifikate Sr. Heiligkeit
Papst PIUS XII. und der Oberhirtlichen Leitung des Hochwürdigsten
Herrn Johannes Joseph VAN DER VELDEN, Bischofs von Aachen, wurde diese
Kapelle zu Ehren der Lieben Gottesmutter durch freiwillige
Spenden der Dorfbewohner errichtet. Sie wurde gebaut nach denselben Maßen
und im gleichen Stile wie eine andere alte Kapelle, die ungefähr
7 m südwestlich stand und infolge Straßenerbreiterung abgerissen
werden mußte.
In der alten Kapelle ist bisher, besonders aber während des Weltkrieges
1939-1945 viel gebetet worden.
Möge der Gebetseifer der Gläubigen an der neuen Stätte
nicht erlahmen, und möge die Liebe Gottesmutter sich auch weiterhin
als Beschützerin der Pfarre in Krieg und Frieden erweisen.
Effeld, den 12. Mai
1952
gez. ESSER, Pfr. gez. LEHNEN, Brgmstr.
Ebenso wurde ein 5-Mark-Stück
mit der Jahreszahl 1951 beigelegt.
Am 6. Juli
(Kirmessonntag) nach dem Hochamte wurde das neue Kapellchen unter Anteilnahme
der ganzen Bevölkerung feierlich eingeweiht.
Die Muttergottes-Statue mit Jesuskind, eine bekleidete Holzfigur, eine
Arbeit aus der Barockzeit, die vielleicht aus einer fremden Kirche oder
einem Kloster stammt, hat ein neues, passendes Gewand (eine Leihgabe des
Aachener Doms) erhalten.
In feierlichem Zuge wird sie von der Kirche zur Dorfstraße
getragen und, nachdem das Kapellchen die kirchliche Weihe erhalten hat,
im Inneren aufgestellt.
Ansprache des Priesters, Gebete der Gläubigen, Gesänge des Kirchenchors
umrahmen die schöne Feier.
Unser Kapellchen ist in Notzeiten, besonders im letzten Kriege eine gern
aufgesuchte private Gebetsstätte gewesen.
Möge sie es auch in Zukunft immer bleiben, damit durch Maria Gottes
Segen stets auf unserer Gemeinde ruhe.
Freitag, den 4.
Juli kommt der Hochw. Herr Weihbischof Dr. Friedrich HÜNERMANN
zur Firmung in unsere Pfarre.
Trotz des Werktags haben viele Gläubige sich frei gemacht, um den
Hochwürdigsten Herrn feierlich zu empfangen und der Firmenspendung
beizuwohnen.
107 Pfarrkinder (53 Knaben und 54 Mädchen) wurden zu Streitern Christi
gesalbt und mit den Gnaden des Hl. Geistes für den Glaubenskampf
ausgerüstet.
Sonntags vorher, den
29. Juni, war der Hochwürdigste Herr nachmittags in Dalheim,
dem Sitz des Dechanten (Geistl. Rat Domkapitular Anton RUPPERTZHOVEN)
eingetroffen und begrüßt worden.
Damit verbunden war die diesjährige Gottbekenntnisfeier der
katholischen Jugend, so daß die Jugend aus bischöflichem Munde
Worte der Zielweisung und Aufmunterung zur religiösen Jahresarbeit
vernehmen durfte, vor allem zum mannhaften Eintreten für das Reich
Gottes, die Kirche.
In einem gemeinsamen
Hirtenwort, das die deutschen Bischöfe am 13. August von Fulda
aus geben, wird die äußere und innere Lage der Kirche in deutschen
Landen geschildert.
Äußere Lage: in einigen Ländern wird das gottgegebene
Recht der Eltern auf Erziehung anerkannt und gesetzlich garantiert; in
den meisten Ländern wird es ignoriert und bekämpft.
Was die innere Lage betrifft, so ist die betrübendste Zeiterscheinung
die Abwendung des Menschen von Gott, und das als Massenerscheinung,
so daß vor den Augen aller, auch der Guten, sich die Wirklichkeit
der andern Welt zu verdunkeln droht.
Betrüblich ist auch der Stand der christlichen Ehe und Familie, der
Seelsorge, der Diaspora, der Vertriebenen, etc.
Es gibt auch Positives und Erfreuliches, z.B. folgende Tatsachen:
Die Massen des deutschen katholischen Volkes sind noch irgendwie mit dem
Glauben verbunden; die Zahl der Kirchenbesucher ist im Steigen begriffen;
die Kirchenaustritte werden weniger; katholisches Schrifttum nimmt wieder
zu; es gibt noch manche feste Blöcke starken katholischen
Lebens, auf die die Kirche sich verlassen kann; es gibt noch Priester-
und Ordensberufe; die Akademikerschaft hat einen Wandel zum Glauben hin
vollzogen; selbst in der Ostzone gibt es noch manche Getreue in der so
hart bedrängten katholischen Jugend; es gibt auch Heilige der Standhaftigkeit
und Heiligkeit unter uns. Gottes Kraft hat sich auch in unserer Zeit wunderbar
gezeigt, und sie mag unser Volk
auch in Zukunft stärken und führen.
Zum diesjährigen Missionssonntag der Pfarre (2. November)
ist ein Missionar aus Südafrika anwesend; Pater Paul ESSER, C.S.Sp.,
aus dem Kloster Knechtsteden, ein Vetter des jetzigen Pfarrers von hier.
Er ist seit 14 Jahren in Harrismith (Oranje-Freistaat) unter den Zulus
tätig.
Er weiß in seinen Predigten und Vorträgen viel Interessantes
aus der Praxis der Heidenmission zu berichten und begeistert die Zuhörer
für den Missionsgedanken.
Durch Lichtbildervorträge in der Schule und Filmvorführungen
in einem Saale ergänzt und veranschaulicht er den Inhalt seiner Predigten.
Eine reiche Kollekte und viele Spenden zum Loskauf von Heidenkindern sind
das Echo auf sein missionarisches Werben.
Allen, die ein Heidenkind loskaufen, will er eine Fotografie des von ihm
getauften Negerleins schicken, um so die Bindung zwischen Heimat und Mission
persönlicher und fruchtbarer zu gestalten.
Pater ESSER muß sich einige Monate in Deutschland aufhalten zur
Wiederherstellung seiner angegriffenen Gesundheit.
Im Oktober - ebenso wie im Juni - soll der Kriegsgefangenen
gedacht werden im täglichen Beten des Rosenkranzes, damit Gottes
Gnade ihnen helfe, ihr schweres Los zu tragen und sie bald in die Heimat
zurückführe.
Für die Zeit vom 19.-26. Oktober wird vom Bischof eine Kriegsgefangenengedenk-
und Gebetswoche angeordnet, die eingeleitet wird mit einer allgemeinen
Betstunde für die Gefangenen und Vermißten.
Nach der Wahlordnung für die katholischen Kirchengemeinden
für die preußischen Diözesen vom 20. Dezember 1928 finden
in diesem Jahre Neuwahlen statt, und zwar Ergänzungswahlen
für die durch das Los ausscheidende Hälfte des Kirchenvorstandes.
Es scheiden im hiesigen Kirchenvorstande freiwillig aus die Herren Wilhelm
LINTZEN und Theodor RÖLKENS, durch das Los Herr Peter GERATZ.
Bei der Wahl am 5. Oktober werden in den Kirchenvorstand neugewählt
die Herren Hermann KÜPPERS und Peter BUSCH, wiedergewählt Herr
Peter GERATZ.
In einer Sitzung des Kirchenvorstandes vom 13. Oktober wird Herr Hermann
KÜPPERS zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.
Herr Franz JANSEN wird als Kirchenrendant weiter bestätigt.
Am 9. November finden in Nordrhein-Westfalen die Kommunalwahlen
statt.
In unserer Gemeinde werden gewählt die Herren:
(an dieser Stelle ist der Sichtvermerk des Dechanten angebracht)
Vidi in visit. eccles. 29.XII.1953. RUPPERTZHOVEN, dec.
LEHNEN Josef, KÜPPERS Lambert, KÜPPERS Gottfried, JENNISSEN
Heinrich, STAAS Heinrich, LANDMESSER Johann.
Ortsbürgermeister wurde Herr Josef LEHNEN.
Die letzten zehn Ortsbürgermeister unserer Gemeinde waren:
Heinrich DAENSKENS (+ 1902),
Josef LANDMESSER,
Hubert JENNISSEN,
Leonhard RAMAKERS,
Konrad FORGER,
Franz JANSEN (1928-1945),
Pfarrer ESSER 1945 (kurze Zeit, auf Anordnung der Britischen Besatzungsbehörde),
Franz MEYER (1945-1948),
Peter CREMER,
Josef LEHNEN.
Dem zielbewußten und beharrlichen Wirken unseres Lehrers Lothar
BABST (siehe Original-PFARRCHRONIK S. 293) ist es zu verdanken, daß
Effeld nun einen festgefügten Stamm der Deutschen Pfadfinderschaft
St. Georg hat, ebenso daß in der katholischen Volksschule ein
Raum als Jugendheim eingerichtet wurde, in dem mehrmals in der Woche Heimabende
für die einzelnen Sippen des Stammes abgehalten werden.
Am 2. April 1950 fand in der Effelder Kirche die erste Versprechensfeier
statt, bei der die Begründer und Führer des Stammes, sowie eine
größere Zahl von Jungen ihr Pfadfinderversprechen in die Hand
des Stammkuraten Pfr. ESSER ablegten.
Seitdem wurden, vor allem in den Sommermonaten, größere Wanderungen
und Fahrten durchgeführt, so
1949 nach Mitteldeutschland bis nach Kassel,
1950 nach Süddeutschland mit dem Ziel Oberammergau,
1951 Zeltlager in Einruhr (Eifel),
1952 Zeltlager in Hirschrott (Eifel),
ebenso 1952 Fahrt der älteren Pfadfinder.
1953
In der Ostzone wird der vom bolschewistischen System ausgeübte Druck
auf die dortigen Menschen immer größer, besonders auf jene,
die sich nicht restlos beugen wollen.
In immer größerer Zahl flüchten sie täglich nach
Westberlin; an einigen Tagen sind es 2.000! Im Monat Januar waren es insgesamt
25.000!
Diesen Menschen, die bar jeder Habe über die Grenze kommen, zu helfen,
ruft der Bischof von Berlin Dr. WESTKAMM zu einem Hilfswerk in Westdeutschland,
dem Katholischen Notwerk Berlin auf.
Auch bei uns wird neben einer Kollekte eine Kleidersammlung abgehalten,
die ca. zwei Zentner Kleidungs- und Wäschestücke einbringt.
In der Nacht von Samstag, 31. Januar zu Sonntag, 1. Februar gab
es in Westeuropa einen Schneesturm von bisher nicht erreichter
Heftigkeit, der besonders die Küsten Hollands und Englands heimsuchte.
Auch Westdeutschland, vor allem das Gebiet Aachen-Düsseldorf-Köln
wurde davon betroffen.
Der gesamte Eisenbahnverkehr wurde vorübergehend lahmgelegt; Telefon-,
Telegrafenstangen und Lichtmaste in großer Zahl wurden umgeknickt.
In Effeld und Umgebung waren auffallenderweise kaum Zerstörungen
zu verzeichnen.
Dagegen wurden an der Ostküste Englands und an der inselreichen Westküste
Hollands und Belgiens weite Landstrecken, mehrere Städte und viele
Dörfer überschwemmt. 20 Schiffe sind gestrandet oder gerieten
in Seenot. Man zählt mindestens 200 Todesopfer.
Die amtlichen Wetterstationen erklären:
Für die schwere Unwetterkatastrophe ist ein Zufall verantwortlich,
der unter Millionen Fällen nur einmal vorkommt. Ein kleiner Zyklon
entwickelte sich gegen Ende der Woche im Nordatlantik. Zur gleichen Zeit
bewegte sich ein Warmluftstrom zwischen Afrika und Island gegen Osten.
Die Warmluft strömte zu dem Herd des Zyklons ab, der so zu einem
großen Sturmzentrum anwuchs. Durch einen unglücklichen Zufall
erreichte der Sturm über der Nordsee gerade in dem Augenblick seinen
Höhepunkt, als die Flut den höchsten Stand erreicht hatte. Der
Sturm trieb die Wassermassen gegen die Dämme, die an den schwächsten
Stellen zerbrachen. Windgeschwindigkeiten von 182 km/h wurden amtlich
gemessen.
Das Nachbarland Holland ist in große Not geraten. Zu Tausenden flüchten
die Küstenbewohner in das Innere des Landes oder müssen mit
Flugzeugen (Hubschraubern) gerettet werden.
Überall, auch in Deutschland bilden sich freiwillige Hilfsmannschaften,
die an die Unglücksstellen eilen, um zu retten und zu helfen.
Eine Kollekte und eine Sachspendenaktion werden auf Anordnung des Bischofs
durchgeführt und haben guten Erfolg.
Die Not hat die Menschen und Völker ein gut Stück näher
gebracht, besser als es die bisherigen internationalen Konferenzen vermocht
haben.
Das Jahr 1953 ist für das junge Bistum Aachen von besonderer Bedeutung.
Zum ersten Male soll eine Diözesansynode stattfinden.
Am 6. Januar wird sie vom Bischof im Dom zu Aachen feierlich verkündet.
Im Fastenhirtenschreiben wird das Hauptthema der Synode, nämlich
die lebendige Gemeinde näher umrissen. Lebendig ist die
Gemeinde nicht, wenn in ihr viel los ist, wenn viel Betrieb
gemacht wird - das kann rein menschlicher Aktivismus sein - , sondern
wenn sie ihr Leben aus Christus und seiner Gnade schöpft, wenn sie
das Wort Gottes gläubig aufnimmt und danach zu handeln sucht, wenn
sie die hl. Messe feiert nicht als Akt persönlicher Andacht, sondern
als Liebes- und Opfergemeinschaft, die sich im Alltag der Pfarre bewähren
muß.
Sorgt mit dafür, mahnt der Oberhirte, daß
nicht Erstarrung Platz greift, daß vielmehr das Leben und die Liebe
Gottes mehr und mehr einströme in die Einsamkeit so vieler Herzen
und in das qualvolle Getriebensein der Menschen.
Wiederum wird das eucharistische Nüchternheitsgebot neu geregelt,
durch die Apostolische Constitution vom 6. Januar 1953.
Neu sind folgende Bestimmungen:
Der Genuß von natürlichem Wasser ist allen gestattet.
Vor der hl. Kommunion in einer Abendmesse darf man bis 3 Stunden vorher
feste Speisen, bis 1 Stunde vorher flüssige Nahrung zu sich nehmen.
Die Beichtväter können den Genuß von flüssiger Nahrung
bis zu 1 Stunde vor der
hl. Kommunion gestatten:
den Gläubigen, die nachts arbeiten,
den Gläubigen, die nach 9 Uhr die hl. Kommunion empfangen,
den Schülern, die nach der hl. Messe zur Schule gehen müssen,
den Gläubigen, die einen weiten Fußweg zur Kirche (2 oder mehr
Kilometer) zurücklegen müssen.
Die Beichtväter können kränklichen Personen den Genuß
von flüssiger Nahrung bis
unmittelbar vor der Kommunion gestatten.
Freuet euch!
so lautet die Parole der diesjährigen Erziehungswoche, die
von den deutschen Bischöfen angeregt wird.
Bei uns wird die Erziehungswoche auf die 7 Wochen der Fastenzeit ausgedehnt.
Als praktische Vorsätze werden den Kindern empfohlen:
möglichst täglicher Besuch der hl. Messe,
Verzicht auf Süßigkeiten und auf Kinobesuch,
täglich anderen eine Freude bereiten.
Jedem Kinde wird ein vervielfältigtes Schema zur Selbstkontrolle
in die Hand gegeben, in das es die Ausführung des Vorsatzes mit X,
die Unterlassung mit 0 eintragen kann.
Dieses praktische Hilfsmittel hat sich bewährt.
Dem Gotteshaus in Effeld hat bisher ein würdiger, den Beter ansprechender
Kreuzweg gefehlt. Die vorhandenen Stationsbilder waren schwarz-weiße
Drucke eines älteren Beuroner Kreuzweges, die ziemlich schadhaft
waren.
Am Herz-Jesu-Feste 1952 wurde die Beschaffung eines neuen Kreuzweges den
Gläubigen vorgeschlagen und um Gaben für denselben gebeten.
Nach und nach spendeten 9 Familien je eine Station zu 150 DM. An Teilbeträgen
gingen 527 DM ein, die Schulkinder sammelten 147 DM.
Unter mehreren Vorschlägen fand den meisten Beifall die Reproduktion
in Ölfarbe (Größe 37,5 x 45 cm) des Kleinen Kreuzweg
von Professor Gebhard FUGEL, dessen Original sich in München-Solln
befindet.
Mit gütiger Erlaubnis der Tochter des verstorbenen Künstlers
wird die Firma Robert ULLRICH, Calw-Wimberg (Schwarzwald) mit der Herstellung
der Kopien beauftragt.
Am Karfreitag, 3. April 1953, kann zum ersten Male vor dem neuen
Kreuzweg gebetet werden. Die Gläubigen freuen sich sehr über
den weiteren neuen Schmuck ihres Gotteshauses. Die Bilder finden allgemeines
Gefallen, weil sie den betenden und betrachtenden Menschen, auch wenn
er kein Kunstkenner ist, leicht ansprechen.
Mit Spannung werden die Wahlen zum 2. Deutschen Bundestag am 6. September
erwartet. Mit stärkstem Redneraufwand und größter Heftigkeit
haben die Parteien die Wahlkampagne geführt.
Das Ergebnis ist, so erklärt Kardinal FRINGS von Köln,
ein Sieg der Vernunft, des christlichen Gedankens und der überragenden
Persönlichkeit des Kanzlers Konrad ADENAUER.
Die CDU erringt die absolute Mehrheit. Die Verteilung der Sitze ist folgende:
CDU (Christlich-demokratische Union) 244 Mandate=50,1 % (1949=34,6 %)
SPD (Sozialdemokratische Partei) 150 Mandate=30,8 % (1949=32,6 %)
FDP (Freie demokratische Partei) 48 Mandate= 9,9 % (1949=12,9 %)
BHE (Bund d. Heimatvertr. u. Entrecht.) 27 Mandate= 5,5 % (1949=-----
%)
DP (Deutsche Partei) 15 Mandate= 3,1 % (1949= 4,2 %)
Z (Zentrum) 3 Mandate= 0,6 % (1949= 2,5 %)
insgesamt 487 Mandate
Im Heinsberger Land erhält die CDU 80 % aller Stimmen.
Effeld gibt
der CDU 442 Stimmen,
der SPD 35 Stimmen,
der FDP 38 Stimmen,
dem BHE 10 Stimmen,
der GVP (Gesamtdeutsche Volkspartei) 3 Stimmen,
der KPD 1 Stimme.
Unser Ort, der sich bisher einer friedlichen Abgeschiedenheit erfreuen
konnte, wird von nun ab mehr und mehr in die Unruhe des Verkehrs- und
Wirtschaftslebens hineingezerrt.
3 Projekte liegen vor, die seinen weiten Waldbestand bis in die Nachbargemeinden
hinein bedrohen. Im benachbarten Holland, am sogenannten Meinweg
(ein Zipfel, der in Deutschland hineinragt) sind Bodenuntersuchungen und
Bohrungen vorgenommen worden, die die Anlage der neuen Zeche Beatrix
(benannt nach der ältesten Tochter der Königin Juliana) vorbereiten
soll.
Auf deutscher Seite, auf dem Höhenzug bei Rosenthal, das zur Nachbargemeinde
Birgelen gehört, plant die Gewerkschaft Sophia-Jakoba,
Hückelhoven, eine neue Zechenanlage, die die Förderleistungen
der Mutterzeche Sophia-Jakoba noch überbieten soll.
Am meisten aber wird Effeld betroffen von einer neuen Kaserne für
4.000 britische Soldaten (Nachrichtentruppe), die nördlich der Zollstraße,
vom Rosenthaler Weg bis zur holländischen Grenze erbaut
werden soll.
Vergeblich bemühen sich die Gemeinde-, Kreis- und Landesbehörden,
die Alliierten zur Verlegung der Kaserne zu bewegen.
In einer Kabinettssitzung am 15. September fällt die Entscheidung:
die Kaserne kommt nach Effeld.
Bald sieht man die Vermessungsleute bei der Arbeit. Die Vorarbeiten sollen
so beschleunigt werden, daß nach dem Winter mit dem Bauen begonnen
werden kann.
Auf Grund einer Vereinbarung, die im vorigen Jahre getroffen wurde, erhielt
der Pfadfinderstamm Effeld Besuch von ausländischen Freunden.
Am 4. August traf eine Gruppe von 25 französischen Pfadfindern
aus Paris (Pfarre St. Pierre de Chaullat) mit ihrem Kuraten (Abbé
DAMAY) und ihren Führern (Georges SEIBEL, Jean-Baptiste TEITGEN -
Sohn des stellvertretenden Ministerpräsidenten TEITGEN - und Alain
-?- ) im Aachener Hauptbahnhof ein, wo sie vom Pfarrer von Effeld und
den deutschen Führern willkommen geheißen wurden.
Sie werden 3 Wochen mit den Pfadfindern aus Effeld, Heinsberg, Geilenkirchen
und Ratheim (zusammen 100 Pfadfinder) gemeinsam verbringen.
Nach einer mehrtägigen Rheintour treffen sie am folgenden Sonntag
in unserer Pfarre ein. Bis Donnerstag bleiben sie bei uns, wo sie von
den Eltern unserer Pfadfinder auf das freundlichste aufgenommen und beherbergt
werden.
Ein sehr herzliches Verhältnis bahnt sich zwischen Gästen und
Gastgebern an, das geeignet ist, ein besseres Verstehen zwischen beiden
Nationen herbeizuführen.
Der internationalen Verständigung und Annäherung soll das Treffen
überhaupt dienen.
Gemeinsame Wanderungen durch die Umgebung, Besichtigung von wichtigen
Werken (Glanzstoff Oberbruch), gemeinsames Lagerfeuer unter
Teilnahme der Bevölkerung, nicht zuletzt gemeinsame Gottesdienste
dienen diesem Zwecke.
Am Donnerstag fahren die deutschen Pfadfinder mit ihren französischen
Gästen zu einem 14tägigen Zeltlager nach Monschau (Eifel).
Über dem Lager wehen die Flaggen der Europa-Union, der Bundesrepublik
und die Trikolore, zu denen sich an einem Tage noch die holländische
Fahne gesellte, als eine Gruppe holländischer Pfadfinder das Lager
vorübergehend besuchte.
Ein gemeinsames Grußtelegramm an Bundeskanzler ADENAUER wurde mit
den herzlichen Worten erwidert:
Liebe junge Freunde!
Der Herr Bundeskanzler hat mich beauftragt, Ihnen für die ihm telegrafisch
übersandten
freundlichen Grüße bestens zu danken.
Er erwidert dieselben herzlich mit dem Wunsche, daß das gemeinsame
Lagerleben mit dazu beitragen möge, das Vereinigte Europa, das gemeinsame
Vaterland aller Europäer, zu schaffen.
Mit vorzüglicher Hochachtung.
gez. KILB.
Sonntag, den 23.
August reisten über 100 deutsche Eltern ins Lager nach und erlebten
mit ihren Kindern mehrere Stunden eines frohen, abwechslungsreichen Lagerlebens.
Größten
Dank für das Zustandekommen und die Durchführung des internationalen
Treffens hat sich auf deutscher Seite Lehrer BABST von hier erworben,
der keine Mühe und kein Opfer gescheut hat, dem Vorhaben einen gediegenen
Verlauf zu geben.
Im nächsten Jahre
sollen unsere Pfadfinder Gäste ihrer Pariser Freunde in Frankreich
sein.
Schon zu Beginn des Jahres hatte der Bischof angekündigt, daß
1953 eine Diözesansynode, die erste im Bistum Aachen Aachen
stattfinden werde und Priester und Gläubige zum Beten für ein
gutes Gelingen derselben aufgefordert.
Es soll mit dieser Synode die Grundlage zu einem eigenen Diözesanrecht
geschaffen werden.
Zur Vorbereitung der Synode werden folgende Kommissionen gebildet:
Glaubensverkündigung;
Gottesdienst und Verwaltung der Sakramente;
der Christ im öffentlichen Leben;
Bischof, Klerus und Volk;
Ehe und Familie, Unterricht und Schule;
Geschäftsführungs- und Ordnungskommission.
In allen Dekanaten werden die Themata der Synode besprochen, Anregungen
ausgearbeitet und Anträge gestellt.
Am Sonntag, dem 13. Dezember wurde die Synode im Aachener Dom feierlich
eröffnet.
An den 3 folgenden Tagen fanden die Beratungen im August-Pieper-Haus
(neben dem Priesterseminar) unter dem Vorsitz des Bischofs und unter der
Leitung des Generalvikars
Dr. MÜSSENER statt, an denen über 100 Priester teilnahmen.
Dem Bischof, der nach Kirchenrecht der unicus legislator in
seiner Diözese ist, obliegt es nun, den Beschlüssen der Synode
Gesetzeskraft zu verleihen.
Seit dem 26. Dezember 1903 besteht in der Pfarre der Kirchenchor Cäcilia.
Sangesfreudige und kirchlich gesinnte Männer, die an Sonntagen den
Choral sangen und an Feiertagen mehrstimmige Gesänge vortrugen, hat
es auch vordem schon gegeben.
In diesem Jahre kann unser Kirchenchor sein 50jähriges Bestehen feiern.
Die Mitglieder sind sich einig, daß das Stiftungsfest in einer dem
Chor gemäßen Weise begangen werden soll.
Es wird eine Art Weihnachtsoratorium, das Weihnachts-Singen der
Augsburger Singschule, für Soli, gemischten Frauen-, Kinder-
und Männerchor mit Orgel und Orchester, von Albert GREINER und Otto
JOCHUM, am Nachmittag des 1. Weihnachts-tages in der Kirche aufgeführt.
Das Resultat der vielen voraufgegangenen Proben ist eine Aufführung,
die wohl einmalig in der Geschichte des Chors ist und die allen Beteiligten,
besonders dem Dirigenten zur höchsten Ehre gereicht.
Vidi in visit. eccles.
28.XII.1954 RUPPERTZHOVEN, dec.
1954
Schon am 8. September 1953 hatte Papst PIUS XII. in der Enzyklika Fulgens
corona ein Marianisches Jahr angekündigt, aus Anlaß
der Jahrhundertfeier der Verkündigung des Dogmas von der Unbefleckten
Empfängnis Mariens am 8. Dezember 1854.
Am 8. Dezember 1953 hat der Hl. Vater das Marienjahr in der Basilika
S. Maria Maggiore zu Rom feierlich eröffnet.
Am 1. Dezember 1953 erläßt unser Bischof ein Hirtenschreiben,
um Priester und Gläubige auf die Bedeutung des Marianischen Jahres
hinzuweisen.
Es mahnt uns, an den Ernst der Sünde, an die Notwendigkeit
und Pflicht der Buße, aber auch an das Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit
zu denken. Solche Einkehr und Umkehr führt zur echten Nachfolge Christi.
Der Bischof ordnet an, daß das Bistum dekanatsweise Wallfahrten
zum Gnadenbilde Unserer Lieben Frau im Aachener Dom veranstaltet,
am Mittwoch einer jeden Woche.
Unser Dekanat soll am 1. Dezember nach Aachen pilgern.
Der Hl. Vater hat ein eigenes Gebet zum Marianischen Jahr verfaßt,
das bei uns jeden Samstag in der hl. Messe und bei vielen anderen Anlässen
verrichtet wird.
Auch der diesjährige Fastenhirtenbrief handelt von Maria als
der Magd des Herrn, die in allem nur das eine will: Gott dienen,
und die auch uns lehren soll, wie wir in heiligem Gehorsam gegen
Gott unser christliches Leben aufbauen sollen.....Das ist unsere Sünde,
daß wir Christen die Majestät Gottes nicht genügend anerkennen
und daß unser Leben nicht, wie es sein sollte, eine Hingabe in freudiger
Erfüllung des Willens Gottes ist.
Wo das aber der Fall ist, da herrschen die eigenen Götzen,
ganz besonders der Götze einer geradezu diabolischen Selbstsucht,
mag diese nun im Gewande falscher Frömmigkeit, mißdeuteter
Eheliebe oder kalter Geldsucht sich zeigen. Lasset uns vor dem Bilde
der Mutter des Herrn um die Kraft beten, stets zu erfüllen, was wir
erflehen, wenn wir sagen:
Herr, nicht mein Wille geschehe, sondern der Deine.
Die Fastenpredigten erläutern und vertiefen den Inhalt des
Fastenhirtenbriefes und behandeln insbesondere Mariens Reinheit, ihr opferbereites
Magdtum, ihre göttliche Mutterschaft, ihre Mittlerstelle zwischen
Christus und uns.
Seit 9 Jahren ist der Krieg zu Ende, und noch immer schwebt die Welt zwischen
Krieg und Frieden, insbesondere ist Deutschland noch immer durch den Eisernen
Vorhang gespalten.
Am 25. Januar sollen endlich die Außenminister aller Siegerstaaten
(auch Rußland) in Berlin zu einer Konferenz zusammenkommen.
Der deutsche Episkopat fordert alle Katholiken zum Gebete für ein
gutes Gelingen der Verhandlungen auf, damit der Geist Gottes den
verantwortlichen Männern Einsicht und Weisheit verleihe, ihren Sinn
mit Gedanken der Gerechtigkeit erfülle.....Gerechtigkeit schafft
Frieden und die Frucht der Gerechtigkeit ist Ruhe und Sicherheit für
immer.
(Is 32,17)
Die Konferenz findet statt, erzielt aber keinerlei Erfolg, Rußland
ist nicht verhandlungsbereit.
Um den Mißerfolg zu vertuschen, wird ein nochmaliges späteres
Treffen in Genf vereinbart.
Die Kindererziehungswoche steht in diesem Jahre unter dem Leitgedanken:
Zuchtvolle Jugend gewinnt das Leben.
Drei Vorsätze sollen die Kinder für die Fastenzeit fassen:
täglicher Besuch der hl. Messe,
Verzicht auf Süßigkeiten,
andern täglich eine Freude bereiten.
Es ist für den Seelsorger erfreulich festzustellen, daß die
Kinder mit viel gutem Willen und mit lobenswerter Treue sich bemühen,
das Versprochene zu halten.
Möge Gott die Opfer der Kleinen mit seiner Gnade segnen, damit sie
auch im späteren Leben Frucht bringen!
Ostern wird in diesem Jahre so gefeiert, daß morgens ½
5 Uhr eine Auferstehungsfeier mit Weihe des Feuers, der Osterkerze und
des Taufwassers (mit Erneuerung der Taufgelübde) gehalten wird.
Daran anschließend die erste Ostermesse, 8 Uhr Frühmesse, 10
Uhr feierliches Hochamt.
Das sonst zu Ostern übliche 40stündige Gebet wird auf den 28.
und 29. Juni (Fest Peter und Paul) verlegt, weil es eine
zu große Belastung von Priester und Gläubigen am Osterfeste
wäre.
Es hat sich jedoch gezeigt, daß eine solche Lösung keineswegs
ideal ist. Vielleicht findet sich im nächsten Jahr eine bessere.
In der Woche vom 2. bis 9. Mai hält Herr Pater HEPPENER, S.J. eine
Marianische Woche. Morgens und abends sind Predigten, die das Thema
behandeln: Maria, unsere Führerin zu Christus.
Die Gläubigen werden aufgerufen, im marianischen Jahr marianisch
zu denken und marianisch zu leben, nicht nur durch Beten sich ihren Schutz
zu erflehen, sondern mehr noch durch Glauben und gute Werke sich dieses
Schutzes würdig zu machen.
Die Teilnahme an den Veranstaltungen ist verhältnismäßig
gut.
Sie wäre gewiß besser gewesen, wenn nicht der Kasernen-Neubau
an der Zollstraße (siehe Seite 328 der Original-CHRONIK)
eine gewisse Nervosität und Unruhe in die Gemeinde gebracht hätte.
Mehrere Hundert fremde Arbeiter sind eingetroffen, die die erforderlichen
Erdbewegungen mit modernen Maschinen (Baggern und Räumpflügen)
vornehmen.
Für sie sind mehrere Kantinen (Baracken) an der Zollstraße
errichtet worden; viele von ihnen quartieren sich bei den Ortsbewohnern
ein.
Auch Effelder Männer und Jungmänner lassen sich für die
Erdarbeiten anwerben.
Bald beginnen die Bauarbeiten. Mehrere große Kasernen-Trakte, große
Garagen und Schuppen, ca. 20 Wohnhäuser mit den erforderlichen Straßen
und Wegen werden in erstaunlich schnellem Tempo erstellt.
Im Spätherbst steht die Kaserne bereits im Rohbau fertig da.
Die fremden Arbeiter ziehen nach und nach ab, andere kommen an und schaffen
an der Innenausstattung.
Bis zum Jahresende kann die Kaserne bezugsfertig sein.
Nach der Marianischen Woche vom 2. bis 9. Mai unternimmt der Ortspfarrer
mit zwei befreundeten Priestern eine Wallfahrt per Auto nach Lourdes,
um den besonderen Segen der Immaculata für sich und die
Pfarre zu holen.
Unterwegs erreicht ihn die Trauerbotschaft, daß der Bischof von
Aachen, der Hochwürdigste Herr Johannes Joseph VAN DER VELDEN
verstorben ist.
Am 19. Mai ist er abends 8.30 Uhr während einer Visitation
in Krefeld an einem Herzschwächeanfall gestorben, als er sich anschickte,
zu den in der St. Liebfrauenkirche versammelten Gläubigen zu sprechen.
Von dem schweren Herzleiden, das ihn vor zwei Jahren befiel, hatte er
sich nur wenig erholt und sich in seinem angeborenen Schaffensdrang zu
wenig Schonung auferlegt.
Groß ist die Trauer in der gesamten Diözese bei Priester und
Volk. Die Überführung der Leiche von Krefeld nach Aachen gleicht
einem Triumphzuge.
Die feierliche Beisetzung findet Dienstag, 25. Mai im Hohen
Dom zu Aachen statt.
Zum Kapitularvikar wird Dompropst Dr. Hermann MÜSSENER gewählt.
In allen Pfarren, auch bei uns, werden Exequien für den verstorbenen
Oberhirten gehalten.
Ein Weltgebetstag der Kinder für den Frieden soll - nach dem
Wunsche des Hl. Vaters - der 5. Sonntag nach Ostern (23. Mai) sein.
Gut vorbereitet, schreibt der Papst, muß ein solcher
Tag in seiner Wirksamkeit mehr bedeuten als eine Kundgebung vergänglicher
Begeisterung.
Er wird bei den Kindern den Sinn wecken für christlich-brüderliche
Verbundenheit in der ganzen Welt, sie den Frieden schätzen und lieben
lehren und sie anspornen zu Opfern für den Frieden.
Das vom Hl. Vater selbst verfaßte Friedensgebet lautet:
Liebreichster Jesus, auch du bist einst Kind gewesen wie wir und
hast die Kleinen gern um dich gehabt, wie es das Evangelium erzählt.
So kommen wir denn heute zu dir, wir Kinder aus allen Völkern der
Welt, um dir unsern Dank darzubringen und zu dir um den Frieden zu flehen.
Du möchtest immer und überall, o Jesus, bei uns sein; wohne
darum in unsern Herzen, mach sie zu deinem Altar und Thron.
Gib ,daß wir Kinder der ganzen Welt eine einzige Familie bilden
und eins sind unter deinem Schutz und in deiner Liebe.
Halte fern von allen Menschen, groß und klein, alle Sünde;
denn durch das Böse fallen sie in deine Ungnade und werden Feinde
untereinander.
Deine Gnade schütze uns vor denen, die sich gegen dich und deinen
Vater auflehnen.
Verzeih ihnen, o Herr; sie wissen nicht, was sie tun.
Wenn die Menschen mit deiner Hilfe einander lieben, wird wahrer Friede
in der Welt herrschen, und wir Kinder können dann ohne Furcht vor
den Schrecken eines neuen Krieges leben.
Wir flehen zu Maria, der Unbefleckten, deiner und auch unserer Mutter,
daß sie unser Gebet für den Frieden zu deinem Gnadenthrone
bringt. Ganz sicher wirst du uns dann
erhören.
Dank dir, liebreichster Jesus! Amen.
Im Bundesgebiet
sind im letzten Jahre bei Verkehrsunfällen mehr als 10.000 Menschen
zu Tode gekommen und etwa 300.000 verletzt worden.
Das sind Zahlen, wie andere Länder sie in dieser Höhe nicht
aufzuweisen haben.
In einer Verkehrssicherheitswoche, die in ganz Deutschland veranstaltet
wird, werden die Menschen - auch von der Kanzel - darauf hingewiesen,
daß mehr Vorsicht und Rücksicht von allen Verkehrsteilnehmern
auf der Straße zu üben ist, daß aus dem 5. Gebot
die Verpflichtung erwächst, Leib und Leben - das eigene und das der
andern - nicht unnötig in Gefahr zu bringen.
Ein für die Pfarre
wahrscheinlich erstmaliges freudiges Ereignis in dem Marianischen Jahr
ist die Primiz eines ihrer Söhne.
Weder die Pfarrchronik noch die Überlieferung berichtet davon, daß
ein Priester aus Effeld oder Steinkirchen hervorgegangen sei.
Anton LINTZEN, geboren am 9. September 1925 in Eulenbusch, Pfarre Birgelen,
Sohn der Eheleute Johann LINTZEN (gestorben 17.2.1954) und Maria Magdalena
geb. RÜTTEN (gestorben 10.8.1952), seit seiner Kindheit in Effeld
ansässig, wird am 24. Juli d.J. im Hohen Dom zu Aachen von
Weihbischof Dr. HÜNERMANN zum Priester geweiht.
Der Neugeweihte hat nach Absolvierung der Volksschule in Effeld die Aufbauschule
in Alsdorf besucht, ist 1943 zum Heeresdienst einberufen worden, hat 2
¼ Jahre in französischer Gefangenschaft (in Chartres) zugebracht,
hat nach seiner Entlassung seine Gymnasialstudien in Heinsberg vollendet,
hat an der Universität Bonn Theologie studiert und am Priesterseminar
in Aachen seine letzte Vorbereitung auf das Priestertum erhalten. Die
Pfarre hat das Werden ihres ersten Priestersohnes mit regem Interesse
verfolgt, zumal der Geweihte sich mühsam zum Studium hat durchringen
müssen und den Tag seiner Primiz als Eltern- und Geschwisterloser
begehen muß.
Alle Vereine und Gläubigen tun ihr Bestes, ihm eine würdige
Feier zu bereiten.
Samstag, den 31. Juli abends 8 Uhr wird er am Kapellchen in der
Dorfstraße von der Bevölkerung begeistert empfangen,
von Pfarrer und Bürgermeister begrüßt und in festlichem
Zuge zum Elternhause in der Schleistraße geleitet.
Anderntags wird er dort abgeholt und nach Überreichung des Biretts
in Prozession unter Gesang und Musik zur Kirche geführt, wo er sein
erstes feierliches hl. Meßopfer in der überfüllten Heimatkirche
darbringt.
Viele befreundete Geistliche, u.a. der Dechant des Dekanates Wassenberg,
Geistlicher Rat, Domkapitular Anton RUPPERTZHOVEN, Dalheim, nehmen an
der Feier teil.
Die Primizpredigt hält der Heimatpfarrer.
Nachmittags ist feierliche Dankandacht, wobei der Neupriester (2 ½
Stunden lang) den Primizsegen erteilt.
Abends ist im Saale BUSCH ein Festakt, bei dem zwischen Ansprachen, Gedichten
und Gesängen dem Primizianten von Vereinen und Freunden Geschenke
überreicht werden.
Andern Morgens zelebriert der Neupriester die hl. Messe für seine
verstorbenen Angehörigen und die Verstorbenen der Gemeinde.
Es ist die einmütige Auffassung aller, daß die Pfarre sich
bei dieser Gelegenheit von der allerbesten Seite gezeigt hat und daß
sie treu zum katholischen Priestertum steht.
Es ist zu wünschen und zu hoffen, daß noch weitere Priesterberufe
aus der Pfarre diesem ersten folgen werden.
Seine erste Anstellung erhält der Neupriester LINTZEN als Kaplan
in der Pfarre Baesweiler.
In diesem Jahre treffen sich unsere Pfadfinder mit dem 41. Troupe
Scauts de France, Paris, der Pfarrei St. Pierre de Chaillot vom Juli
bis 16. August.
Nach dreitägigem Aufenthalt in der französischen Hauptstadt
geht die gemeinsame Fahrt an die Loire zur Besichtigung der dortigen schönen
Schlösser und anschließend zu einem Lager in die Bretagne im
Departement du Morbihan, in der Nähe von Quimperlé, nahe der
Küste.
Auch die Hafenstadt Lorient wird besucht, eine Meerfahrt zur Insel Groix
wird unternommen.
Vieles, sehr vieles haben unsere Pfadfinder gesehen und gelernt.
Begeistert über die Frankreichtour, insbesondere über die vornehme
Gastfreundschaft der Franzosen (Hauptlehrer BABST war Gast des französischen
stellvertretenden Ministerpräsidenten TEITGEN) kehren sie am 16.
August nach Effeld zurück.
Zum 12. Zentenar des
seligen Hinscheidens des hl. Bischofs und Blutzeugen Bonifatius richtet
Papst PIUS XII. am 5. Juni eine Enzyklika an die Bischöfe von England,
Deutschland, Österreich, Frankreich, Belgien und Holland, in der
er auf das heldenhafte und erfolgreiche Wirken dieses großen Heiligen
hinweist.
Daher darf dieses Volk (Deutschland) mit Fug und Recht ihn als seinen
Vater betrachten und ehren, dem es immer dankbare Gesinnung bewahren und
dessen herrliches Tugendbeispiel es in Werk und Tat nachleben möge.
Woraus schöpfte Bonifatius die Kraft zu seinem apostolischen Eifer?
Aus der Gnade Gottes, die er selber in demütigem Gebet erflehte und
um die er andere, geistliche Freunde und Klostergemeinden beten ließ;
ebenso aus seiner engen Verbindung mit dem Apostolischen Stuhle und seiner
glühenden Liebe zur Kirche.
Gleichen Starkmut möge seine Vermittlung denen vor allem von
Gott erwirken, die heute durch die böswilligen Machenschaften der
Feinde Gottes in harter Bedrängnis sind. Zugleich aber möge
sie alle zurückrufen zur Einheit der Kirche, welche die ständige
Richtschnur seines Lebens und Wirkens wie sein innigstes Anliegen und
Wollen war, von dem entzündet er sein Leben lang mit voller Hingebung
arbeitete.
Wegen der Zwölfhundertjahr-Feier des hl. Bonifatius findet der diesjährige
Deutsche Katholikentag in Fulda statt in der Zeit vom 31. August
bis 5. September, unter dem Leitgedanken: Ihr sollt mir Zeugen
sein.
15 Arbeitsgemeinschaften behandeln das Thema des christlichen Zeugnisses
in Ehe und Familie, in der Welt unserer Kinder, in Lehrstatt und Berufsausbildung,
in Sport und Körperkultur, in Arbeit und Freizeit, in Geben und Nehmen,
in Rat und Trost, in Krankheit und Tod, in der Wissenschaft, in der Kunst,
in der politischen Entscheidung, in der Diaspora, in der Kirche des orientalischen
Ritus, in Welt- und Ordensstand, in den Missionen.
200.000 Gläubige aus Deutschland und dem Auslande strömten zusammen;
besonders zahlreich waren die Katholiken (vor allem Jugendliche) aus dem
getrennten Osten.
Samstagabend nahm Kardinal FRINGS von Köln die Weihe Deutschlands
an die Muttergottes vor.
Sonntagnachmittag, bei der Schlußfeier, traten Vertreter der Missionsländer
auf und baten um Entsendung von Missionaren. Eine Segensbotschaft des
Hl. Vaters mahnt die Teilnehmer, Zeugnis abzulegen für die Unbedingtheit,
die sachliche Wertung, die Wirklichkeitsgeltung und die Weltgeltung des
katholischen Glaubens.
Die Witterung in diesem Jahre ist so schlecht, wie sie seit Menschengedenken
vielleicht nicht gewesen ist. Seit Mai vergeht kaum ein Tag ohne Regen,
mitunter sind es heftige, von Stürmen begleitete Niederschläge
oder Gewitter.
Allen Ernstes fragt man sich, ob die in Rußland und Amerika zur
Explosion gebrachten Atombomben nicht die Ursache der plötzlichen
atmosphärischen Veränderungen sind.
Im Süden und Südosten Deutschlands haben gewaltige Wetterkatastrophen
im Juli weite Strecken verwüstet. 1.000 qkm Ackerland sind überflutet,
die Ernte Niederbayerns ist zu 60 % vernichtet, Tausende von Gehöften
sind zerstört, ganze Viehherden umgekommen, zahlreiche Menschen ertrunken.
In allen Kirchen Deutschlands wird für die Opfer der Katastrophe
gesammelt.
In der engeren Heimat blieben wir zwar von der Katastrophe verschont,
aber die Erntearbeiten können nur sehr spät und unter den schlechtesten
Bedingungen vorgenommen werden.
Ein hiesiger Landwirt kann erst am 14. Oktober seine letzte Fuhre Hafer
einfahren. Der Ertrag der Ernte ist, wie sich herausstellt, quantitativ
befriedigend, läßt aber qualitativ sehr zu wünschen übrig.
Am 29. Mai wird der selige Papst PIUS X. in Rom heiliggesprochen
von seinem 3. Nachfolger gleichen Namens, dem es vergönnt war,
noch unter ihm an der römischen Kurie zu dienen.
In der Ansprache zur Heiligsprechung feiert PIUS XII. seinen Vorgänger
als Erneuerer des Kirchenrechts (neuer Codex juris canonici),
als Lehrer der Wahrheit (Antimodernisten-Eid), als Spender
des Lebens (Dekrete über Früh- und Oftkommunion) und schließt
mit dem Gebete:
Heiliger Papst PIUS X.,
Ruhm des Priestertums, Glanz und Zierde des christlichen Volkes!
Du, in dem sich die Demut mit der Größe zu verbrüdern
scheint, die Strenge mit der Milde, die einfache Frömmigkeit mit
der tiefen Gelehrsamkeit;
Du, der Papst der Eucharistie und des Katechismus, des unversehrten Glaubens
und der unerschütterlichen Festigkeit - richte Deinen Blick auf die
heilige Kirche, die Du sehr geliebt, der Du das Beste der kostbaren Gaben
geweiht hast, welche die Güte Gottes mit freigebiger Hand in Deine
Seele senkte;
erlange ihr Unversehrtheit und Standhaftigkeit in den Schwierigkeiten
und Verfolgungen unserer Zeit, richte diese arme Menschheit auf, an deren
Schmerzen Du so innigen Anteil genommen, daß schließlich der
Schlag Deines Herzens verstummte;
laß in dieser gehetzten Welt jenen Frieden triumphieren, der Verständigung
unter den Völkern, brüderliche Eintracht und ehrliche Zusammenarbeit
unter den sozialen Schichten, Liebe und helfende Güte unter den Menschen
bringen muß, damit so jene Nöte und Sorgen, die Dein apostolisches
Leben verzehrten, durch Deine Fürbitte zu echtem Glück führen,
zur Ehre unseres Herrn Jesus Christus, der mit dem Vater und dem Hl. Geiste
lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Durch Bulle vom 30. August hat der Hl. Vater einen neuen Bischof
für Aachen ernannt. Es ist der bisherige Generalvikar von Münster
Prälat Dr. Johannes POHLSCHNEIDER, geb. 18.4.1899 in Osterfeine (Oldenburg),
zum Priester geweiht 19.4.1924 in Rom, von 1940-1948 Bischöflicher
Offizial in Vechta, seit 1948 Generalvikar von Münster.
Die Bischofsweihe und Inthronisation findet am 18. November statt.
In seinem ersten Hirtenwort an die Diözesanen bekennt er, daß
es ihm nicht leicht gewesen sei, seine geliebte Heimat Oldenburg zu verlassen,
um die schwere Verantwortung für das Bistum Aachen mit seinen 1.200.000
Katholiken und vielen Hunderten von Priestern zu übernehmen. Das
Programm seines künftigen Wirkens wird sein das Evangelium Christi.
Darum, katholisches Volk des Bistums Aachen, halte fest an deiner
alten katholischen Tradition, die bis in die Zeit Karls des Großen
und darüber hinaus zurückreicht. Der Glaube an Christus ist
das Fundament deiner großen ehrwürdigen Kultur. Er war auch
die verbindende Kraft zwischen den Völkern des Abendlandes, die gerade
von Aachen aus in die Länder Europas ausstrahlte.....Ich bitte euch
von ganzem Herzen, den Wahlspruch, den ich mir als Bischof von Aachen
gewählt habe, auch zu dem eurigen zu machen:
Christus, pax nostra, Christus unser Friede.
In einem besonderen Brief an die Priester schreibt der neue Bischof:
In Gottes Namen will ich versuchen, Ihnen als der Oberhirt der Diözese
voranzugehen, und ich hoffe, daß Sie mir in Treue und Liebe folgen
werden, damit wir als eine acies ordinata den Kampf um die
Ausbreitung des Reiches Gottes auf Erden erfolgreich zu führen vermögen.
Als Methode hierzu empfiehlt der Bischof die vom hl. Bernhard vorgeschlagenen
Heilmittel:
Verbum, exemplum, oratio, tria haec - maior autem horum est oratio.
In einem Schreiben vom 31. August wiederholt der Deutsche Episkopat
(veranlaßt durch den Schulkampf in Niedersachsen) die katholischen
Grundsätze bezüglich der konfessionellen Schule.
Jeder Katholik muß:
die katholische Schule für katholische Kinder fordern,
die Gemeinschaftsschule (auch die sogenannte christliche Gemeinschaftsschule),
ebenso die Staatszwangsschule ablehnen.
Die Eltern haben das erste Recht auf ihre Kinder. Es ist ein Natur- und
Gottesrecht, das der Staat anzuerkennen und zu schützen hat.
Am Feste der Mutterschaft Mariens (11. Oktober)
pilgern die Frauen und Mütter unserer Pfarre zum Birgelener
Pützchen. Im Marianischen Jahr wollen sie sich der lieben Gottesmutter
mit ihren vielen Anliegen und Sorgen empfehlen und sich neue Kraft holen
für ihre schweren Aufgaben in Ehe und Familie.
Am 1. Dezember pilgert unser Dekanat - als letztes der Diözese
- zusammen mit dem Dekanate Wegberg zum Gnadenbilde Unserer Lieben
Frau im Dom zu Aachen, wie der verstorbene Bischof es gewünscht
hat.
Morgens ist im Dom Pilgermesse, zelebriert von Dechant RUPPERTZHOVEN,
mit Predigt von Pater HEPPENER, S.J.; nachmittags Kreuzweg in St.
Michael, später Schlußandacht im Dom, bei der der neue
Oberhirte den Pilgern den sakramentalen Segen erteilt.
Die Beteiligung der einzelnen Pfarreien ist gut und die Haltung der Pilger
mustergültig.
Um dem zu Ende gehenden Marianischen Jahr einen glücklichen
und ersprießlichen Abschluß zu geben, und um den dringenden
Bitten, die aus aller Welt an Uns gelangt sind, zu willfahren, haben Wir
beschlossen, ein liturgisches Fest der seligsten Jungfrau Maria-Königin
einzusetzen, schreibt PIUS XII. in einer Enzyklika vom 1. November
1954.
Damit ist kein neues Dogma verkündet, es wird nur das bestätigt,
was immer geglaubt worden ist, wenn sie von jeher als Patronin, Herrin,
Herrscherin, Mutter des Königs, Königin angerufen wurde.
Das bezeugen die ältesten Kirchenlehrer, und der hl. Alfons von Liquori
schreibt ausdrücklich:
Nachdem die Jungfrau Maria zur hohen Würde erhoben wurde, Mutter
des Königs der Könige zu sein, hat die Kirche sie zu vollem
Recht mit dem Titel Königin geehrt.
Die Liturgie bestätigt es:
Salve Regina, Ave Regina caelorum, Regina caeli laetare, etc.;
ebenso die Kunst:
Bilder Mariens mit königlichen Insignien,
und die Theologie:
Mutter des Gottkönigs Jesus Christus.
Das Fest Maria-Königin soll am 31. Mai begangen werden,
und es soll an diesem Tage die Weihe des Menschengeschlechtes an das Unbefleckte
Herz Mariä wiederholt werden.
Am 8. Dezember (Fest der Unbefleckten Empfängnis)
wird das Marianische Jahr feierlich abgeschlossen mit
einer Weihe der Pfarre an die Himmelskönigin.
Möge die allerseligste Jungfrau, die in diesem Jahre mehr als sonst
verehrt worden ist, sich mehr und mehr als Mutter und Königin der
Welt erweisen!
In Rom sollte der Hl. Vater selbst am 8. Dezember in einer großen
Feier in S. Maria Maggiore das Marianische Jahr
beschließen, wie er es dort vor einem Jahre eröffnet hatte.
Er wurde aber durch eine schwere Erkrankung des Magens daran gehindert.
Zum zweiten Male in diesem Jahre ist PIUS XII. ernstlich erkrankt. Es
wird auf der ganzen Welt viel für seine Wiedergenesung gebetet.
Gott füge es, daß uns der weise und gütige Vater der Christenheit
erhalten bleibe!
1955
Zum Weihnachtsfeste 1954 hat der Hl. Vater eine Botschaft über
den Völkerfrieden an die Welt gerichtet.
Er beklagt, daß immer noch der sogenannte kalte Friede
herrscht, der nichts anderes ist als das bloße Nebeneinanderstehen
(Koexistenz) verschiedener Völker, das aufrecht erhalten wird
durch gegenseitige Furcht und beiderseitige Ernüchterung.
Abzulehnen ist eine solche Koexistenz in der Furcht, ebenso die Koexistenz
im Irrtum. Einzig die Koexistenz in der Wahrheit, die sich auf das Wahre
und Vernünftige und Gute bei den Partnern stützt, berechtigt
zu der Annahme, daß es einmal zu einem wahren Frieden der Völker
kommen kann.
Der Gesundheitszustand des Hl. Vaters ist noch immer besorgniserregend.
Zwei Ärzte bemühen sich um ihn und wenden die neuesten Heilmittel
an (Frischzellenpräparate).
In der ganzen katholischen Welt wird eifrig gebetet.
Der Papst ist trotz der ernsten Erkrankung unermüdlich tätig,
nur die großen Audienzen sind abgesagt.
Gegen Mitte Februar bessert sich sein Zustand, und am 6. März kann
er zum ersten Male seit zwei Jahren wieder an der Jahresfeier seiner Krönung
in der Sixtinischen Kapelle teilnehmen.
Der erste Fastenhirtenbrief unseres neuen Oberhirten ist der Frage
des Priestermangels gewidmet, die ihn mit großer Sorge erfüllt.
Im letzten Kriege und danach konnten in Aachen nur wenige Priester geweiht
werden, durchschnittlich 19 jedes Jahr. Es hätten 28 sein müssen.
Mit mehr Priesterweihen ist in den nächsten Jahren nicht zu rechnen.
Auch sind die noch tätigen Priester zu einem großen Teil überaltert,
d.h. über 65 Jahre.
Augenblicklich sind im Bistum Aachen 801 Diözesanpriester tätig;
es müßten mindestens 1.000 sein. Darum soll das katholische
Volk um Priesternachwuchs besorgt sein.
Hierzu helfen:
Pflege der priesterlichen Berufung in den Seelen junger Menschen,
Führung eines echt christlichen Familienlebens.
Der Heranbildung des Priesternachwuchses dienen das vor zwei Jahren gegründete
Bischöfliche Konvikt Haus Eich in Aachen für Gymnasiasten
und das Abendgymnasium in Neuss für Spätberufene.
Vor allem soll das Gebet um gute Priester beharrlich gepflegt werden.
Betet, ihr Väter und Mütter, daß Gott, wenn es sein
Wille ist, einen eurer Söhne zum geistlichen Stand berufen möge!
Betet, ihr katholischen Jungen, um die Gnade und die Bewahrung des Priesterberufes!
Betet, ihr Kranken und Leidenden, und opfert eure Schmerzen auf für
die Rettung der unsterblichen Seele.
Am 8. Mai ist auf Anordnung der deutschen Bischöfe Schulsonntag.
In diesem Jahre, schreibt der Bischof von Aachen, soll es der Tag
des katholischen Lehrers sein.
In einem Hirtenbrief zeigt er Würde und Aufgabe des katholischen
Erziehers auf.
Gute Schulen, hat schon PIUS XI. in seiner Erziehungsenzyklika
vom 31.12.1929 gesagt,
sind nicht so sehr die Frucht guter Schulpläne, sondern vielmehr
und vor allem guter Lehrer.
Mit Recht, erklärt der Bischof, hat man den Lehrerberuf
in die unmittelbare Nähe des Priestertums gerückt. In ihm sieht
die Kirche.....ein echtes Laienapostolat.
Kinder und Eltern sollen für gute Lehrer und Erzieher in Verehrung
und Dankbarkeit beten.
Im Jahre 1954 betrug die Zahl der Verkehrstoten
in der Bundesrepublik 11.000. Eine erschütternde Zahl! Versagen der
menschlichen Persönlichkeit und Rücksichtslosigkeit spielen
die Hauptrolle.
Vom 8. bis 21. Mai werden im Bundesgebiet Verkehrssicherheitswochen durchgeführt,
in denen von staatlicher und kirchlicher Seite auf die Notwendigkeit einer
gewissenhaften Verkehrsdisziplin hingewiesen wird.
Für Christen ist Verkehrsdisziplin eine Forderung des 5. Gebotes,
eine Pflicht der Nächstenliebe und der Selbstliebe.
Am Sonntag, 24. Juli, dem Vortage vom Feste des hl. Christophorus,
des Patrons der Autofahrer, werden nach dem Hochamte die Fahrzeuge
der Pfarre gesegnet.
In einer Ansprache werden Kraftfahrer an die Pflicht erinnert, auch am
Steuer Christ zu sein, indem sie:
das fünfte Gebot erfüllen Du sollst nicht töten!
und keinen oder sich selbst in Gefahr bringen;
aus Nächstenliebe Rücksicht nehmen auf die andern Verkehrsteilnehmer;
um den Schutz Gottes und der Heiligen, besonders des hl. Christophorus
bitten.
Weit über 100 motorisierte Fahrzeuge (Krafträder, Personenwagen,
Lastautos und Traktoren) sind zu beiden Seiten der Kreuzstraße
aufgestellt, und unter den Gebeten und Gesängen der teilnehmenden
Gläubigen schreitet der Priester an ihnen vorbei, um sie einzeln
zu segnen.
In Vietnam herrscht große Not, seit dem Kriege, der zwischen
den französischen Kolonialtruppen und den Einwohnern ausgebrochen
ist und später mit einem Vergleich beendet wurde.
Die Bischöfe des Landes wenden sich an die Katholiken der Welt um
Hilfe für die Kriegsopfer und Flüchtlinge.
Der Bischof von Aachen gibt diese Bitte in einem Schreiben vom 4. Juni
an seine Diözesanen weiter, und in einer Sonderkollekte spenden die
Gläubigen reichlich für ihre leidenden Brüder in Asien.
Die Bedeutung des Films und die Forderungen, die an einen idealen
Film zu stellen sind, behandelt PIUS XII. in einer Ansprache an Vertreter
der italienischen Filmindustrie.
Allein 1954 haben, so stellte der Papst fest, in allen Ländern der
Erde 12 Milliarden Menschen die Kinos besucht, davon 2,5 Milliarden in
den USA, 1,3 Milliarden in England und 800.000 in Italien.
Der Film müsse, so sagte der Hl. Vater, das schildern, was den Menschen
in seiner Würde stärkt und erhebt und was in ihm die Überzeugung
festigt, daß er sich nach einem Falle wieder erheben und durch den
rechten Gebrauch seiner Freiheit zum sittlich Besseren fortschreiten kann.
Darum, so mahnt der Papst, setzt an die Stelle von unbedeutenden
oder verführerischen Darstellungen gute, vornehme und schöne
Filme, die zweifellos anziehend sein können, ohne schwül zu
werden, im Gegenteil den höchsten Grad der Kunst erreichen können.
In Rio de Janeiro, der Hauptstadt Brasiliens, findet vom 17. bis 24.
Juli der 36. Eucharistische Weltkongreß statt.
Der Bischof von Aachen schreibt hierzu:
Mit der kleinen Gruppe, die aus Deutschland am Eucharistischen Weltkongreß
teilnehmen wird, soll.....das ganze katholische Volk unserer Diözese
sich im Geiste verbinden. Die Zeiten sind unheilschwanger, und unsere
Seelen sind mit bangen Besorgnissen erfüllt. Mögen die segnenden
Hände des Weltheilandes, dessen Monumental-Statue auf dem Corcovado
über Rio de Janeiro thront, sich heilend auf die blutenden Wunden
der Gegenwart legen!.....Dies sei unser innigstes Gebet zum 36. Eucharistischen
Weltkongreß!
Die hiesigen Pfarrkinder vergessen nicht ihre Toten.
Sie lassen viele hl. Messen für sie darbringen. Die Meßbestellungen
sind so zahlreich, daß der Priester sie kaum persolvieren kann.
An die verstorbenen Seelsorger der Gemeinde wird dagegen weniger gedacht.
Deshalb hat der derzeitige Pfarrer eine Meßstiftung für
die verstorbenen Priester unserer Pfarre gemacht, die alljährlich
am 9. August, dem Fest des hl. Pfarrers von Ars (in diesem
Jahre zum ersten Male) gehalten wird.
Ein besonderer Gebets-
und Opfertag für die Missionen wird Sonntag, den 7. August
in unserer Pfarre gehalten.
Prediger ist Herr Pater LÜRKEN, O.S.F.S., vom Provinzialat Overbach
bei Jülich.
Er versteht es, die Zuhörer zu erwärmen, ihre Herzen und ihre
Geldtaschen zu öffnen für das große Werk der Heidenbekehrung.
PIUS XII. ernannte
am (?) den bisherigen Propst Dr. Otto SPÜLBECK, Leipzig zum
Bischof-Koadjutor von Meißen, eines Bistums, das ganz in der Ostzone
liegt.
Bischof SPÜLBECK ist Aachener, geboren am 8. Januar 1904 und Bruder
des derzeitigen Pfarrers von Wassenberg: Paul SPÜLBECK.
Er war vor einem Jahr in Effeld und hat anläßlich eines Diasporatages
zu den Gläubigen gesprochen.
In diesem Jahre
haben sich unsere Pfadfinder unter Führung von Hauptlehrer
BABST mit einer holländischen Pfadfindergruppe aus Roermond zu einem
gemeinsamen Zeltlager im Eichbachtal bei Aremberg (Eifel) zusammengetan.
In einer einsamen Schlucht, am Fuße von bewaldeten Höhen, auf
denen sich ab und zu die Hirsche zeigen, stehen die deutschen und die
holländischen Zelte, überragt vom Lagerkreuz und der Europaflagge.
Außer von Herrn Kaplan STRICK, Heinsberg, werden die Pfadfinder
an einigen Tagen von Herrn Kaplan WEYNEN, Vlodrop (Holland) und Pfarrer
ESSER, Effeld besucht.
Wenn auch das Wetter manchmal weinte, die Herzen der Jungen
strahlten vor Freude und empfanden keine Langeweile.
Der Tag der Heimkehr kam noch zu früh.
Die Kleidung der Geistlichen in Deutschland modernisiert
sich. In den letzten Jahren ist der Gehrock (Soutanelle) immer seltener
geworden. Heute wird meist ein kurzer Rock getragen.
Nun drohen auch Priesterweste und Priesterkragen zu schwinden. Das Bischöfliche
Generalvikariat will aber Letzteres verhüten und ordnet unter dem
an, daß alle Geistlichen gemäß can. 136 § 1 CJC
verpflichtet sind, die im Bistum
gebräuchliche Kleidung zu tragen, d.h. bei Gehrock oder kurzem Rock
ist eine hochgeschlossene Weste oder ein großes Kollar (steifer
Halskragen) vorgeschrieben.
Die seit 2 Jahren geplante (s. S. 329 der Original-CHRONIK) Britenkaserne
an der Zollstraße, in der Nähe des Grenzüberganges
Rothenbach, ist am 1. April fertig geworden und wird nach und nach
mit englischen Soldaten (Nachrichtentruppe) belegt. Östlich der Kaserne,
in Richtung Birgelen, sind ca. 25 Wohnhäuser für die Offiziere
und ihre Familien gebaut worden.
Seelsorglich werden die Soldaten, unter denen nur wenige katholisch sind,
von einem eigenen Militärgeistlichen betreut, der außer Rothenbach
noch 2 andere Lager (Elmpt und Wildenrath) zu betreuen hat.
Mit der Bevölkerung hat die fremde Besatzung nur wenig Kontakt. Außer
ein paar unliebsamen Vorkommnissen in hiesigen Wirtschaften hat es keine
Schwierigkeiten gegeben.
Bei der Kirchenvorstandswahl am 11. September wurden die
drei Mitglieder, die in diesem Jahre ausscheiden sollen, wiedergewählt.
Es sind die Herren:
Heinrich RADEMACHER,
Johann SCHMITZ und
Heinrich RAMAKERS.
Auch der Rendant Franz JANSEN wird einstimmig wiedergewählt.
Am 1. Dezember 1954 hatte der Kirchenvorstand den Schüler
des Gregorius-Hauses in Aachen Josef HEINRICHS, geb. 17.7.1933, als Küster,
Organist und Chorleiter auf ein Jahr zur Probe angestellt.
Zum 1. Dezember dieses Jahres wird das Dienstverhältnis auf
Wunsch des Angestellten beendigt.
Nachfolger ab 1.12.1955 ist Herr Karlheinz KREMERS aus Karken,
geb. 12.4.1932, der am 24.9.1952 die Abschlußprüfung am Gregorius-Haus
bestanden hat.
Zur geplanten Einführung der 40-Stunden-Woche und zum Problem
der Frauenarbeit nehmen die deutschen Bischöfe in einem längeren
Hirtenwort vom 25. November Stellung.
Die 40-Stunden- oder 5-Tage-Woche kann ein Segen für die Menschen
sein, indem sie ihm mehr Abstand von der Technik gibt, den Sonntag von
Versammlungen und Veranstaltungen entlastet, größeren Raum
dem Familienleben gewährt und mehr Zeit für Entspannung und
Erholung schafft.
Sie kann aber auch sich zum Schaden auswirken, wenn sie eine erhöhte
Arbeitsleistung in verkürzter Zeit fordert, wenn sie die Schwarzarbeit
(am Samstag) fördert, wenn nicht alle in den Genuß der kürzeren
Arbeitszeit gelangen, wenn die verlängerte Freizeit nicht sinnvoll
ausgenützt wird und die Vergnügungssucht begünstigt wird.
Die heute weit verbreitete Frauenarbeit - als Folge unzureichenden Verdienstes
des Mannes - muß abgelehnt werden.
Familienlohn statt Leistungslohn, sozial gerechte Kinderzulagen, größeres
Interesse und bessere Vorbereitung der Ehefrauen für die Aufgaben
der Familie können und sollen Abhilfe schaffen.
Am 23. September feiern die Eheleute Peter WINDELN und Katharina
geb. JENNISSEN das Fest ihrer goldenen Hochzeit.
Die gesamte Pfarre nimmt freudigen Anteil an ihrem Ehrentage und gedenkt
ihrer in einem feierlichen Amte am Morgen.
Gegen Mittag erscheinen zur Gratulation Vertreter von Gemeinde, Kirche
und Schule. Abends findet ihnen zu Ehren noch eine besondere Saalfeier
statt.
Der Goldjubilar, von Beruf Korbflechter, war lange Jahre Mitglied des
Kirchenvorstandes.
Am 30. November verstarb nach längerer tückischer Krankheit
im Alter von 62 Jahren Herr Hauptlehrer Eduard WALTER.
Seit 1949 war er an unserer Schule tätig. Seine Heimat Schlesien
hatte er gegen Ende des Krieges mit seiner Familie verlassen müssen
und war nach mehrjährigem Aufenthalt in Bayern ins Rheinland gekommen.
4 Jahre lang hatte er auch mit gutem Erfolg unsern Kirchenchor geleitet.
Seine letzte Ruhe fand er auf dem Kölner Südfriedhof. Köln
soll die künftige Heimat der Gattin und ihrer drei Kinder werden.
Die Schützenbruderschaften, die vielfach (so auch hier) sich
fast nur noch auf weltlichem Gebiete (Veranstaltung der Kirmes) betätigen,
werden vom Bischof aufgefordert, folgende Bestimmungen zu beachten:
Männer,
die in kirchlich nicht geordneter Ehe leben, die aus der Kirche ausgetreten
sind
oder die durch ihren Lebenswandel Ärgernis erregen, können nicht
als Mitglieder aufgenommen werden.
Zu kirchlichen
Ehrendiensten (bei er Fronleichnamsprozession, beim Ewigen Gebet,
bei Flurprozessionen, usw.) dürfen nur die Schützenbruderschaften
herangezogen werden, die dem Diözesanverband der Historischen
Schützenbruderschaften angehören.
Katholische
Aktion muß zum vordringlichen Arbeitsgebiet der Schützenbruderschaften
werden.
(Erlaß vom 15.12.56)
In diesem Jahre kann das Bistum Aachen mehrere bedeutsame Gedenktage
feiern:
vor 1.150 Jahren wurde die karolingische Pfalzkapelle geweiht,
vor 600 Jahren wurde die gotische Chorhalle des Domes gebaut,
vor 25 Jahren wurde das Bistum Aachen wiedererrichtet,
vor 1 Jahre wurde der jetzige Oberhirte Dr. Johannes POHLSCHNEIDER
zum Bischof konsekriert.
Dieser Ereignisse wurde in einem feierlichen Triduum in Aachen vom
18.-20. November gedacht.
Die Wiederinstandsetzung der Kirche in Steinkirchen ist wohl ein
dutzendmal Gegenstand von Beratungen und Beschlüssen des Kirchenvorstandes
seit 1945 gewesen, ohne daß es zu einem greifbaren Ergebnis gekommen
wäre.
Die Bischöfliche Behörde hat bisher alle Anträge auf finanzielle
Beihilfe abgelehnt mit der Begründung, es gäbe einstweilen keine
zwingende Notwendigkeit für die Instandsetzung, da die Katholiken
von Steinkirchen leicht den Gottesdienst in Ophoven besuchen könnten.
Schriftlich und mündlich habe ich das Generalvikariat wiederholt
aufmerksam gemacht auf die infolge von Witterungseinflüssen immer
bedenklicher werdenden Schäden an Gewölbe und Mauerwerk der
Kirche, auch auf den immer lauter sich äußernden Unwillen der
Bevölkerung, die es auf die Dauer nicht verstehen kann, daß
für ihr Gotteshaus nichts geschieht, während ringsum die Kirchen
repariert oder sogar neue gebaut werden.
Ich habe daraufhin dem Herrn Generalvikar Dr. MÜSSENER allen Ernstes
vorgeschlagen, die Kirche abzubrechen und mit dem noch verwendbaren Material
eine Kapelle zu bauen, die für die ca. 80 Katholiken Steinkirchens
genügen würde.
Eine Kirche bricht man nicht ab! erhielt ich zur Antwort und
wurde verabschiedet mit der Versicherung, man wolle sich des Problems
Steinkirchen intensiver annehmen.
Ein Jahr verging.
Dann habe ich beantragt, daß wenigstens das Kirchendach provisorisch
mit Asphaltpappe gedeckt werde, um den Regen vom Mauerwerk abzuhalten.
Das wurde genehmigt und bald darauf durchgeführt.
Der Turm wurde mit Hilfe der Landesdenkmalpflege gründlich repariert,
und der Turmhelm wurde, allerdings etwas niedriger als bisher wieder aufgebaut
und ordnungsmäßig beschiefert.
Seit Ende 1955 hat das Steinkirchener Gotteshaus wieder ein würdiges
Aussehen.
Das Innere dagegen trägt noch die Wunden des Krieges, und es wird
wohl noch eine Weile dauern, bis wieder Gottesdienst darin gefeiert werden
kann.
In unseren beiden Gotteshäusern, besonders in Steinkirchen fehlen
noch viele notwendige Ausstattungsgegenstände, die nicht aus etatmäßigen
Mitteln beschafft werden können.
Um für Ausgaben dieser Art rechtzeitig vorzusorgen, wird ab Weihnachten
1955 monatlich eine Sonderkollekte in der Kirche durchgeführt.
Sonntags vorher werden den Kirchenbesuchern Papiertäschchen ausgehändigt,
in das sie ihr Opfer legen sollen, um es am folgenden Sonntag in das Sammelkörbchen
zu legen.
Bei der ersten Kollekte dieser Art kamen 289,85 DM ein.
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