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Sinngemäße
Übersetzung der lateinischen Texte:
Maximilian Franz Xaver
Joseph, Erzherzog von Österreich, der letzte Kölner Kurfürst,
ist am 27. Juli 1801 in Wien verstorben, nachdem er vom 7. August 1780
bis zum 15. April 1784 unter Maximilian Friedrich, Graf von Koenigseck-Rothenfels
und Kurfürst von Köln, Stellvertreter des Bischofs gewesen war
und am 8. Mai 1785 vom Trierer Kurfürsten Clemens Wenzeslaus im Münster
zu Bonn die Bischofsweihe empfangen hatte. Zugleich war er ab dem 16.
August 1780 Stellvertreter des Bischofs (von Münster) und ab dem
14. April Bischof von Münster.
Auf daß er dem
Verstorbenen in der Kölner Diözese nachfolge, wählte das
Kölner Kapitel am 9. September 1801 in Arnsberg Anton Friedrich,
Erzherzog von Österreich, womit es sich selbst einen großen
Gefallen tat.
Jedoch kam es nunmehr zur >SÄKULARISATION<, die man nicht hinreichend
genug beklagen kann.
Wichtigstes >Apostolisches
Datum< im Jahre 1801 ist der 29. November, an welchem die Diözese
Aachen gegründet und Marcus Antonius BERDOLET als erster Bischof
inthronisiert wurde. Und es ist fürwahr der Erwähnung wert,
daß dieser erste Bischof in den Wirren der >Französischen
Revolution< nebst etwa fünfhundert glaubenstreuen Priestern, unter
denen sich auch Monpoint befand, in der Stadt Besancon im Kerker gefangengehalten
wurde und mit der >GUILLOTINE< hingerichtet werden sollte, also
durch jenes berüchtigte Fallbeil, dessen Anwendung auf >ROBESPIERRE<
, den brutalsten Menschenschlächter seiner Zeit, zurückzuführen
ist.
Am selben Ort, zur selben Zeit und auf gleiche Weise gefangengehalten
und befreit wurde Joséphine de Beauharnais, die spätere Kaiserin,
so daß erwiesen sein dürfte, daß sie ihn nicht nur gekannt
hat, sondern vielmehr sein weiteres Schicksal günstig beeinflußt
hat.
Es soll auch nicht verschwiegen werden, daß Berdolet, bevor er in
Fesseln beziehungsweise Ketten gelegt wurde, Bischof im elsässischen
Colmar war.
Nach Wiedererlangung der Freiheit und weiterer Ausübung des Priesteramtes
(in Pfaffans -?-) bestieg er am 25. Juli 1802 den Aachener
Bischofsthron, wobei er durch Hermann Joseph Braun, den Abt von St. Pantaleon
in Köln, in die von Kaiser Karl dem Großen gegründete
Kathedrale eingeführt wurde.
Berdolet starb am 13. August 1809 im 69. Lebensjahr.
Johannes Franciscus
Dionysius CAMUS, den NAPOLEON BONAPARTE als Nachfolger für Berdolet
in der Aachener Diözese auserkoren hatte, brachte sich gelegentlich
einer >kleinen Audienz< bei Papst Pius VII. gemeinsam mit Präfekt
Graf LADOUCETTE am 16. Januar 1814 um 11 Uhr vormittags, durch
die >JAKOBSPFORTE< im Vatikan flüchtend, nach Frankreich in
Sicherheit, bevor gegen 3 Uhr nachmittags die russischen KOSAKEN durch
die >KÖLNER PFORTE< in die Gemächer des Heiligen Vaters
eindrangen.
Camus starb am 26. April 1814. Der Wahrheit die Ehre gebend merken
wir an, daß er bei seiner Amtsführung nichts ohne Billigung
des Berdoletschen Generalvikars, dem die Sorge für die Diözese
oblag, veranlaßt hat.
Das AACHENER DOMKAPITEL
wurde am 22. Juni 1803 durch den Präfekten des ROER-DEPARTEMENTS,
Melchin, einberufen und feierlich begrüßt.
Hier die Namen der
DOMKAPITULARE:
FONCK, Martin Wilhelm,
geboren zu Goch am 28. Oktober 1752, bis zum Jahre 1803 STIFTSHERR
in Cranenburg, erster GENERALVIKAR, außerdem Vikar des Domkapitels,
gestorben am 26. Juni 1830 als Vorsteher des KÖLNER DOMKAPITELS.
KLINKENBERG, Michael,
geboren zu Großhau (bei Düren) am 21. November 1752, zunächst
Prämonstratensermönch, dann Pfarrer zu Köln an St.
Maria Assumpta,
gestorben am 12. März 1822, nachdem er einige Jahre GENERALVIKAR
gewesen war.
CARDOLL, Konrad
Hermann,
zunächst Vorsteher des Kaiserlichen Stifts zu Aachen, dann Dekan
des
neugegründeten Domkapitels,
gestorben am 24. Juni 1822 im 82. Lebensjahr.
BRAUN, Hermann
Joseph,
geboren zu Endenich (bei Bonn), zunächst Abt an St. Pantaleon
zu Köln,
dann Stiftsherr zu Aachen,
gestorben am 7. April 1818 (im Alter von 62 Jahren).
GAUZARGUES, Petrus,
zunächst Stiftsherr zu Rochelle, dann zu Aachen,
gestorben...........................(?).
MONPOINT, Joseph,
geboren zu Belfort am 3. September 1767, zunächst Pfarrer in Mor
et Grand
Villers, dann Stiftsherr zu Aachen,
gestorben als Stiftsherr zu Köln am 10. Mai 1838.
TIMMERMANNS, Peter,
zunächst Kanoniker am KAISERKRÖNUNGSSTIFT zu Aachen, dann dort
Stiftsherr,
gestorben am 3. Mai 1812.
SMETZ, Franz,
geboren am 18. Oktober 1759,
zunächst Kanoniker am KAISERKRÖNUNGSMÜNSTER, dann ebendort
Stiftsherr und PÖNITENTIAR (=Beichtvater),
gestorben am 19. Januar 1818.
RULAND, Leonard,
zunächst Prior der KREUZBRÜDER zu Aachen, dann ebenda Stiftsherr,
gestorben am 28. August 1822 im 79. Lebensjahr.
HUTMACHER, Franz,
zunächst Pfarrer und ländlicher Dechant, dann Stiftsherr zu
Aachen,
gestorben am 13. November 1812.
Es folgten nach
am 10.05.1811 SCHUMACHER
Johann Adam
für GAUZARGUES, der sein Kanonikeramt niederlegte,
am 16.07.1812 DEBOEUX
Anton Wilhelm (gestorben am 14. Januar 1847)
für Peter TIMMERMANNS, der am 3. Mai 1812 verstorben war, und
am 20.01.1813 MOULAN
Johann Gerhard
für Franz HUTMACHER, der am 13. November 1812 verstorben war.
Im Jahre 1814 waren Stiftsherren ehrenhalber:
FINKEN, Joseph
BRANT, Jakob
LANKOHR, Johann
FELL, Johann Joseph
VON HERMANNI, Franz Philipp
CLERMONT, Franz Wilhelm
GYMNICH, Hermann Joseph
Bei Abwesenheit des
letzten Kölner Kurfürsten und nach dessen Tod versah Clemens
August VON MERL die bischöflichen Aufgaben, seines Zeichens Bischof
von Bethsaida i.R., zunächst mit demselben Aufgabenbereich zu Köln,
dann jedoch ab dem Juli 1802 zu ................(Eintrag fehlt); er starb
am 4. Januar 1810.
Am 16. Juni 1821 erließ Papst Pius VII. die folgende BULLE:
Auf daß er zum Heil der Seelen die Erzdiözese Köln
wiedereinführe, deren Bereich bislang von der Diözese Aachen
mitverwaltet wurde, wird dem Erzbistum als erster Erzbischof nach der
Französischen Revolution Ferdinand August VON SPIEGEL zugewiesen,
als Graf ZU DESENBERG UND CANSTEIN geboren am 25. Dezember 1764, zum Priester
geweiht am 6. Dezember 1799, als Bischof feierlich berufen durch Papst
Leo XII. am 20. Dezember 1824. Er trat die Verwaltung der Erzdiözese
an am 24. März 1825, wurde zum Bischof geweiht am 11. Juni 1825 und
starb am 2. August 1835.
Er war der Preußischen
Regierung nur allzu geneigt und hat die Rechte und Gebote der Kirche sowohl
in bezug auf Mischehen, als auch auf den >HERMESIANISMUS< (= Irrlehre
des katholischen Theologen Georg HERMES) nicht hinreichend verteidigt.
Ihm folgte nach einstimmigem
Beschluß des Kölner Domkapitels vom 1. Dezember 1835 Clemens
August Freiherr DROSTE VON VISCHERING,
geboren am 21. Januar 1773, zum Priester geweiht am 17. April 1798, mit
der Leitung der Diözese Münster betraut von 1807 bis 1813 und
vom 13. Mai 1815 bis zum Jahre 1820, ab 28. Oktober 1827 Weihbischof des
Bistums Münster mit dem Titel Calamensis i.p., zu Köln
inthronisiert am 29. Mai 1836, am 20. November 1837 unter Gewaltanwendung
nach Minden gebracht, gestorben zu Münster am 19. Oktober 1845 und
in der dortigen Kathedrale beigesetzt..
Er war ein heldenhafter Wahrer der kirchlichen Rechte, sowohl in bezug
auf Mischehen, als auch in der Bekämpfung des HERMESIANISMUS. Aus
letzterem Grunde wurde er ins Exil (nach Minden) geschickt,
dabei von den Mitgliedern seines eigenen Kapitels, die bis dato in Ehren
und Würden ihre Ämter versehen hatten, im Stich gelassen und
sogar beschuldigt. ..............:
Brief des Kölner
Kapitels an Papst Gregor XVI.
Cöln, 22.11.1837
Auf das Demüthigste
werfen wir uns zu den Füßen Ew. Heiligkeit nieder, um in Trauer
die schwierige Situation darzulegen, in welcher sich zur Zeit die Erzdiözese
Cöln befindet, und uns die Apostolischen Rathschläge und Aufträge
mit dem gebührenden, höchsten Gehorsam.zu erflehen. Vor drei
Tagen, am 20. November, wurde plötzlich auf Befehl Sr. Königlichen
Majestät unser Hochwürdigster Erzbischof Clemens August Freiherr
VON DROSTE VISCHERING aus der Erzdiözese entfernt und weit hinweg
in seine Heimat geführt, wobei ihm untersagt wurde, sich ferner der
Administration der Erzdiözese oder irgendwelcher geistlichen Angelegenheiten
in derselben anzunehmen. Gestern offenbarte dem versammelten Domkapitel
der Oberpräsident der Rheinprovinz, der zu Coblenz residierende Freiherr
VON BODELSCHWING, auf besonderen Befehl des Königs den Sachverhalt,
verlas und übergab uns Briefe Sr. Exzellenz Freiherr VON ALTENSTEIN,
des Königlichen Ministers der geistlichen Angelegenheiten, datierend
vom 15. November, in welchen er uns über diese Angelegenheit und
die zu ergreifenden Maßregeln umfassend unterrichtet. Diese Briefe
offenbaren kurz und bündig, wie und in welcher Weise unser Erzbischof
seit Übernahme der Administration in der Erzdiözese gegen die
Gesetze des Vaterlandes und die öffentlichen Einrichtungen verstoßen
hat, welche Gefahr er für die Aufrechterhaltung der öffentlichen
Ordnung bedeutet, so daß unser allergnädigster König sich
letztendlich schmerzlich genöthigt sehe, die ihm von Gott dem Herrn
anvertraute Gewalt dergestalt einzusetzen, daß dem Übel gesteuert
und der Erzbischof fürderhin daran gehindert werde, sein Amt zum
Nachtheile des Staates zu verwalten. Nachdem uns diese Unterlagen überhändigt
wurden, wurde uns bedeutet, Seine Königliche Majestät erwarte,
daß wir nach unserer Kenntniß der Dinge und unserer gerechten
und getreuen Gesinnung unverweilt das, was bei Verhinderung des Erzbischöflichen
Stuhles sowohl zur Schlichtung der fälligen kirchlichen Geschäfte,
als auch zur Wiederherstellung einer den >canones< gemäß
recht angeordneten Administration passend und gesetzmäßig zu
veranlassen ist, anordnen und vollziehen und über die leidige Angelegenheit
den Heiligen Stuhl umfassend informieren und dessen Weisheit überlassen,
was in dieser Lage entsprechend dem Kirchenrecht zu tun ist.
Inwiefern und inwieweit
unser Hochwürdigster Erzbischof gegen die vaterländischen Gesetze
verstoßen hat und aus welchen Gründen er der Gnade des Königs
verlustig ging, haben wir nicht zu untersuchen und zu beurtheilen; eines
können wir jedoch nicht verschweigen, nämlich daß wir
seine Verfahrensart und -weise nicht in Allem billigen konnten. Nur wenige
hatten Zutritt zu ihm. Er schien den meisten, und zwar vornehmlich den
gelehrteren und erfahreneren Männern zu mißtrauen, obwohl er
doch selbst schon wegen seines hohen Alters der Administration einer so
großen und ihm minder bekannten Diözese allein kaum genügen
konnte. Viele und besonders die jüngeren Priester behandelte er etwas
mürrisch und nicht ganz kanonisch und nöthigte sie, theses
zu unterschreiben, welche nicht sämmtlich mit den von der Kirche
festgestellten Lehren übereinstimmen. Er bemühte sich, Mehreres
und besonders, was von seinem Vorgänger, frommen Gedenkens, zum Nutzen
und Ruhm der katholischen Kirche trefflich und gesetzmäßig
und mit Mühe eingerichtet war, zu verwirren, so daß die Art
und Weise seiner Administration nicht immer Eifer aufzubauen, sondern
den Anschein der Zerstörung zeigte. Dieses Alles haben wir nicht
ohne herben Schmerz beobachtet, und hätten auch schon dem Heiligen
Stuhl klagend berichtet, wenn uns nicht das Ansehen des Erzbischofes,
unsere Ehrfurcht vor ihm und die Hoffnung, er werde, durch Erfahrung belehrt,
heilsameren Rathschlägen folgen, zurückgehalten hätten.
Da nun die Verhältnisse
so sind wie geschildert, und der Erzbischöfliche Stuhl gleichsam
vakant ist, so übernahmen gestern die Administration der Diözese
nach der entsprechenden Rechtsnorm c. si episcopus 3. de suppl.
neblig. VIto und machten dieses brieflich dem gesammten Clerus von
Cöln bekannt, indem wir sie ermahnten,daß Jeder die Apostolischen
Aufträge mit ruhigem und zuversichtlichem Gemüthe mit uns erwarten
und umsichtig und mit klugem Rathe um der Liebe Gottes willen Sorge tragen
solle, daß die Kirche in dem Staate nicht Schaden leiden, noch die
Gemüther der Gläubigen erregt und bekümmert würden,
und beschlossen zugleich, binnen acht Tagen zur Wahl eines Capitels und
Vikars zu schreiten. -
Was wir bisher gethan,
bitten wir aufs Demüthigste und Ergebenste, möge Ew. Heiligkeit,
der Vater der ganzen Kirche,nicht nur bestätigen,sondern auch uns
in einer so schwierigen Stellung rathen, und anordnen, was Ihr gefalle.
Auf das, was Ew. Heiligkeit befehlen wird, sind alle Gemüther gerichtet;
dieses wird alle besänftigen und die öffentliche Ruhe bekräftigen;
denn es sind alle von so zarter Liebe, Ehrfurcht und Vertrauen gegen Ew.
Heiligkeit durchdrungen, daß sie uns allein nicht übertreffen
sollen, die wir bis ins Grab verbleiben Ew. Heiligkeit ergebenste Söhne
und Diener.:
Carl, Freiherr VON
BEYER; Dr. HÜSGEN, Dekan; Dr. SCHWEITZER, Kanonikus; Dr. FILS, Kanonikus;
Dr. MÜLLER, Kanonikus; Dr. J. JAC..............., Kanonikus; Dr.
MÜNCHEN, Kanonikus und Dr. WEITZ, Kanonikus
Weihbischof
und Stellvertreter zu Zeiten von Clemens August sowie dessen Nachfolger
auf dem erzbischöflichen Thron war Johannes VON GEISSEL,
geboren am 5. Februar 1796 zu Gimmeldingen in der Diözese Speyer,
zum Priester geweiht am 22. August 1818 zu Mainz,
am 21. Juni 1822 zum Domherrn in Speyer berufen,
am 15. Juli 1835 daselbst zum Dekan des Kapitels,
am 20. Mai 1837 zum Bischof von Speyer ernannt,
am 13. August 1837 zu Augsburg geweiht und am 30. August zu Speyer inthronisiert,
durch päpstliches Schreiben vom 24. September 1841 zum Stellvertreter
des Erzbischofs Clemens August mit dem Recht auf Nachfolge und zum päpstlichen
Verwalter der Erzdiözese Köln ernannt, wobei der Antritt der
Verwaltung am 4. März 1842 erfolgte, zum Erzbischof Iconii
i.p. bestellt am 15. Mai 1842,
dem verstorbenen Clemens August nachgefolgt am 19. Oktober 1845,
nach Empfang des Weihemantels (PALLIUM) am 24. November 1845
zu Köln inthronisiert am 11. Januar 1846, von Papst Pius IX. am 30.
September 1850 an Sankt Laurenz auf dem Viminalis zu Rom in
den Kardinalsstand erhoben und mit dessen Insignien feierlichst geschmückt
am November 1850 im Kölner Dom durch den Apostolischen Nuntius am
österreichischen Kaiserhof, Erzbischof Viale PRELA.
Sein Charakter war ernst und streng sowie von großer Erfahrung geprägt;
was es an Schwierigkeiten zwischen Kirche und Staat gab, wußte er
zu entwirren. Im Jahre 1848, in dem fast alle Völker Europas aufbegehrten
gegen Könige und Fürsten,hat er es gemeinsam mit Melchior VON
DIEPENBROCK, dem Fürstbischof von Breslau, als erster gewagt, in
Pastoralbriefen warnend darauf hinzuweisen,daß man dem von Gott
bestimmten Herrscher gehorchen müsse, und jeder wußte,daß
ihm aus diesem Grunde sowohl die Kardinalswürde
als auch der ORDEN VOM SCHWARZEN ADLER verliehen wurden.
Unter den Bischöfen, die sich im Herbst des Jahres 1848 in Würzburg
versammelten, ragte er durch seinen fanatischen Eifer heraus, und er hat
viel dazu beigetragen, daß die Art und Weise Preußen zu regieren,
die in diesem Jahre kreiert wurde und die man als konstitutionell
bezeichnet, unserer Heiligen Kirche die ihr zukommende Freiheit des Handelns
und Verwaltens belassen hat.
Er hat in unserer Erzdiözese das EWIGE GEBET eingeführt, und
zwar mit Wirkung vom Januar 1855 bis zum Ende der Welt, wie
wir hoffen.
Ferner hat er zwei KNABENSEMINARE gegründet, eines in Neuss, das
andere in Münstereifel.
Auf seine Initiative ist im Jahre 1842 im Kölner Dom der erste Stein
zur Vollendung des Kirchenschiffes, das damals weitgehend in Trümmern
lag, gesetzt worden, und im Jahre 1848, als das Kirchenschiff trefflich
fertiggestellt war, hat er es feierlich eingeweiht. Er hat auch dafür
gesorgt, daß die Mauer, die den Chorraum vom Kirchenschiff trennte,
abgebrochen wurde und das Gotteshaus, mit Ausnahme der Türme, allenthalben
aufs schönste vollendet wurde. Was das Provinzialat für Köln
erreicht hat, war die Krönung und
Vollendung seines unermüdlichen Einsatzes für Gott und die Kirche.
Er starb am 8. September 1864.
Nach dem Tode des
Kardinals wurde Dr. Johannes Anton Friedrich BAUDRI zum Vikar des Domkapitels
gewählt; dieser war damals Weihbischof und Generalvikar zu Köln,
geboren zu Elberfeld am 20. Februar 1804, zum Priester geweiht am 26.
April 1827, von Papst Pius IX. zum Bischof Arethusanus i.p.
und Weihbischof zu Köln bestellt am September 1849 und in unserer
Kathedrale geweiht am 25. Februar 1850.
Die Kanoniker waren
seinerzeit mit dem Modus, mit dem sie den neuen Erzbischof zu wählen
hatten, derart unzufrieden, daß sie nicht nur Widerstand leisteten,
sondern sogar nach eigenem Gutdünken die Wahl immer wieder unmöglich
machten, bis am 21. Dezember 1865 Seine Heiligkeit Papst Pius IX. in Übereinstimmung
mit Wilhelm I., König von Preußen, den Bischof von Osnabrück,
Dr. Paul MELCHERS, an den Erzbischofsitz zu Köln versetzte.
Am 8. Mai 1866 in unserer Metropolitankirche inthronisiert, verwaltete
er die Erzdiözese mit großem Eifer und gewaltiger Geistesanstrengung.
Kapitularvikar Dr.
BAUDRI ernannte am 10. Juni 1865 den Verfasser dieser Zeilen zum Pastor
in Steinkirchen, und der mit dieser Aufgabe betraute R.D. DROUVEN, Pastor
in Ratheim und bestellter Prior des Dekanates Wassenberg, führte
den Nominierten unter Assistenz von R. DD. SCHRAMMEN, Pastor in Birgelen,
und des zum Vertreter des Dechanten bestellten Ophovener Pastors EßER
sowie des Roerkempener Pastors GOEBBELS am 5. Juli 1865 ordnungsgemäß
in sein Amt ein.
Wenn man nach dem
Alter von Kirche und Pfarrei STEINKIRCHEN fragt, so ergibt sich aus einem
Dokument der KOLLEGIALKIRCHE zu WASSENBERG,
daß GERHARD Graf von Wassenberg und Geldern der Kirche in Wassenberg
am 30. September 1118 einen halben Anteil an den Einkünften
der Steinkirchener Kirche stiftete - gemäß LACOMBLET I Nro.
289 - , woraus eindeutig hervorgeht, daß zu jener Zeit unsere Kirche
bereits existierte.
In unserem Archiv befindet sich unter Nr. XXI des literarischen Inventars
ein Dokument aus dem Jahre 1333, aus dem hervorgeht, was es mit dem Ausdruck
>halber Anteil der Steinkirchener Kirche< auf sich hat. Dort heißt
es:
Ich, Friedrich VON HELPENSTEYN, wünsche allen Interessierten öffentlich
kundzutun, daß ich nach reiflicher Überlegung und aus eigenem
Antrieb, weder durch Gewalt noch Furcht beeinflußt, sondern einzig
und allein für mein und meiner Vorfahren Seelenheil sowie für
die Vergebung meiner Sünden, zukommen lasse und unwiderruflich übereigne
im Wege der rechtmäßigen Schenkung das Patronatsrecht hinsichtlich
der Kirche in Steinkirchen,
Diözese Lüttich, welches ich bisher gemeinsam mit dem
ehrwürdigen Propst und Kapitel der Kirche zu Wassenberg (ebenfalls
Diözese Lüttich) ausübe, nunmehr in vollem Umfange besagtem
Prior und Kapitel;
auf diese Weise vereinigen diese die ohnehin schon armseligen Pfründe
hinsichtlich der Kirche in Steinkirchen und stimmen der Schenkung und
Rechtsübertragung zu, während ich verspreche, besagte Schenkung
als erwünscht, rechtsgültig und bindend für ewige Zeiten
zu betrachten und niemals - weder durch mich noch durch andere - durch
Wort und Tat, im Wege von Trick, Raffinesse oder Vorwand, in Frage zu
stellen.
Vor den Anwesenden
habe ich auf
die Schenkungsurkunde
mein Siegel gesetzt.
Und Wir, Wilhelm Herr VON HELPENSTEYN, Bruder von Friedrich,
sowie Elisabeth, seine Gemahlin,
ratifizieren die Schenkung für uns und unsere Erben hinsichtlich
des Patronatsrechts an vorerwähnter Kirche, gemacht in Anwesenheit
des Propstes und Kapitels der Kirche zu Wassenberg, und bekräftigen,
die mehrfach erwähnte Schenkung des Patronatsrechts hinsichtlich
der Kirche zu Steinkirchen nach Treu und Glauben als bindend zu betrachten
und niemals, sei es durch Trick, Raffinesse oder irgendeinen Vorwand,
in Frage zu stellen. Dies bestätigen wir durch unser Siegel, wobei
ich, Elisabeth, Gattin des vorgenannten Wilhelm,
die Richtigkeit des Siegels meines Herrn bescheinige.
Gegeben im Jahre des
Herrn 1333 am dritten Tage nach den Kalenden des Monats..............
So heißt es demnach über die Schenkung des Patronatsrechts
hinsichtlich unserer Kirche, die zugunsten des Propstes und Kapitels von
Wassenberg erfolgte, daß der Schenkungsgeber das Patronatsrecht
zuvor im Wechsel mit dem Propst und Kapitel von Wassenberg ausgeübt
hat. Und mir scheint dieses Patronatsrecht nicht unzutreffend mit >halber
Anteil an der Steinkirchener Kirche< bezeichnet zu werden, weil es,
wie wir zitiert haben, ein Dokument der Errichtung einer Kollegialkirche
Wassenberg aus dem Jahre 1118 gibt.
An dieser Stelle sei ein Einschub erlaubt, der sich auf die Familie und
das Geschlecht VON HELPENSTEYN bezieht: Die Herren VON HELPENSTEYN,
aus dem zwischen Hülchrath und Neuss gelegenen HAUS HELPENSTEYN
stammend, die dem Erzbischof von Köln unterstanden, hatten, unter
vielen anderen Besitztümern, in der Nähe von Arsbeck eine Burg,
deren Ruinen und Trümmer, wie ich einmal salopp sagen möchte,
noch heute abseits der öffentlichen Straße von Arsbeck nach
Wildenrath, wo diese ins Tal abfällt, zu sehen sind.
Eine Urkunde vom
Fastensonntag QUINQUAGESIMA des Jahres 1231 bezeugt, auch ausweislich
LACOMBLET II 170, daß Heinrich VON HELPENSTEYN dem OPHOVENER
KONVENT der Zisterzienserinnen Grundstücke und die MÜHLE in
DALHEIM verkauft hat. An dieser Stelle soll sich auch das erste Fundament
des Klosters der Zisterzienserschwestern befinden. Friedrich VON HELPENSTEYN
ist gemeinsam mit seinen Brüdern Dietrich und Wilhelm in der Schlacht
im Jahre 1329 mit dem Kölner Erzbischof Heinrich II. gefangengenom
men worden, während sein Bruder Ludolf getötet wurde und das
Kastell Helpensteyn zerstört wurde. Im Jahre 1333, am 22.
September, verkauften Friedrich und Wilhelm VON HEPENSTEYN ein Landgut
bei Schlich und das Patronat hinsichtlich der Kirche zu Glehn an das Kölner
Domkapitel.
Nach LAC. III. 244.
Im Jahre 1406 brach zwischen Arnold PALDES, Kanoniker in Wassenberg,
und Theodor ELNNE, Kanoniker an Sankt Gangolf zu Heinsberg
ein Streit aus, wer von beiden Pfarrer an unserer Kirche werden solle,
den Johannes VON LOHN, der Nachfolger der Herren von Wassenberg in allen
Rechten und Privilegien, an den man appelliert hatte,folgendermaßen
entschied, und zwar am 23. Mai 1406,
daß für diese StelleTheodor
ELNNE als Pastor ausersehen sei und bleiben solle,künftig aber
Vorstand und Kapitel der Kirche zu Wassenberg das Patronatsrecht hinsichtlich
unserer Kirche ohne Widerspruchsmöglichkeit ausüben solle.
Diese Erklärung wurde am 18. Januar 1423 durch Johannes VON
LOHN einem von ihm beauftragten Notar zu Protokoll diktiert
(gemäß Nro. XXVI unseres Archivs und gemäß Kremer:
Akte I. S. 53).
Nachfolger von Theodor
ELNNE wurde Matthias VLIEGE, der, wie das Dokument Nro. XXIV unseres
Archivs ausweist, im Jahre 1441 verstarb.
Am 6. September
1430 (gemäß Nr. XXVI unseres Archivs) stimmte der Bischof
von Lüttich, Johannes von Heinsberg, der Vereinigung unserer Kirche
mit dem Kapitel der Pfarrei Vom Hl. Geist in Roermond zu,
die Papst Martin V. angeregt hatte und der auch der Campinische
Erzdiakon der Lütticher Kirche, Wilhelm VON LYEKERK, zustimmte
(ausweislich Nr. XXVI b unseres Archivs).
So weit - so gut; als nach dem Tode von Matthias VLIEGE der Propst von
Wassenberg, Heinrich VON LOUAMO (ausweislich Nr. XXIV unseres Archivs),
den Wassenberger Kanoniker Petrus AEBEY zur Übernahme d. Pfarreramts
an unserer Kirche vorschlug, präsentierte das Kapitel Vom Hl.
Geist zu Roermond seinen Kandidaten Hermann VON RIETMEKER, der gleichfalls
zur Übernahme des Amtes bereit war, wie Nr. XXVII unseres Archivs
ausweist.
Der aus dieser Sachlage resultierende Streit wurde letztendlich dem Papst
vorgetragen
und endgültig entschieden durch die Bulle von Papst Eugen IV., die
sich unter der Nr. XXVII in unserem Archiv befindet.
Nachdem Hermann VON RIETMEKER freiwillig auf seine Rechte verzichtet hatte,
übernahm der Bischof von Lüttich, VALNEY, die Aufgabe, am 26.
April 1442
Petrus AEBEY als Pfarrer unserer Pfarrgemeinde einzuführen. Es ist
noch anzumerken, daß im Jahre 1439 - Matthias VLIEGE war
damals noch im Amt - Wilm STECKENCKS und seine Gattin Giertgen eine Brotspende
am
St. Catharinen-Altar unserer Kirche ins Leben gerufen hatten.
Dem Petrus AEBEY folgte
im Amt Petrus DE LAPIDE ( = Peter VOM STEIN oder VON DER STEIN),
der am 2. April 1472 zugunsten des Wassenberger Kanonikers Wilhelm
BUYSMAN von seinem Amte zurücktrat. Papst Sixtus IV. nahm(mit Bulle
aus dem Jahre 1472; vgl. Nr. XXVIII unseres Archivs)
akzeptierte diesen Verzicht und ordnete gleichzeitig an, daß der
dritte Teil der
Einkünfte unserer Pfarrei dem zurücktretenden Pfarrer verbleiben
solle.
Es folgte also Wilhelm
BUYSMAN, dessen handgeschriebenes Testament in unserem Archiv unter
Nr. XXIII aufbewahrt wird. In diesem heißt es, daß er dem
Kaplan unserer Kirche, Heinrich von Roermond, der mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit als erster Kaplan von Steinkirchen anzusehen
ist, ein kleines Vermächtnis ausgesetzt hatte; aber wir finden in
diesem Testament zu unserem großen Bedauern auch belegt, daß
er einen leiblichen Sohn namens Wilhelm hatte, dem gleichfalls etwas testamentarisch
zu hinterlassen er sich nicht schämte.
Das Testament datiert vom 11. September 1497 und kann als Beweis
dienen für die seinerzeitige Perversion der Sitten, die wenige Jahre
später zur REFORMATION führte.
Ihm folgte Werner
LEYENDECKER, über den wir außer seinem Todesjahr 1548
nichts wissen.
Georg VON GROT(H)EN
wurde am 1. Januar 1549 durch den stellvertretenden Propst und
das Kapitel zu Wassenberg dem Campinischen Erzdiakon und Generalvikar
der Diözese Lüttich als Nachfolger vorgeschlagen, ausweislich
Nr. XXV unseres Archivs.
Diesem folgte Heinrich
VON GROTHEN, über den wir nur berichtet finden, daß er
im Jahre 1579 verstarb.
Heinrich VISCHER
wird unter dem Datum vom 1. Juli 1579 vom Wassenberger
Kapitel dem Dechant zu Wassenberg zur Ernennung präsentiert.
Für die Christenheit
gab es drei Arten von Kirchen:
VOLLKIRCHEN (=ecclesiae integrae),
HALBKIRCHEN (=ecclesiae mediae)
und
VIERTELKIRCHEN (=capellae quartae).
Alle galten zwar
als Pfarrkirchen, aber sie unterschieden sich darin, daß die Pfarrer
der capellae quartae vom Dechant, die Pfarrer der ecclesiae
mediae vom Erzdiakon und die Pfarrer der ecclesiae integrae
vom Bischof ernannt wurden.
Nachdem die Machtfülle der Erzdiakone größer geworden
war, behielten sich diese auch das Recht vor, die Pfarrer an den ecclesiae
integrae zu ernennen.
Die Urkunde Nr. XXII
unseres Archivs weist aus, daß unsere Kirche zu den
capellae quartae gezählt wurde.
Im Jahre 1569
wurden hier zahlreiche Bäume des im Eigentum der Allgemeinheit (ALLMENDE)
stehenden Waldes gefällt und an die Pfarrangehörigen verteilt;
das ergibt sich aus dem Dokument, das diese Verteilung zum Gegenstand
hat und das zur Erinnerung an den Namen des damaligen Küsters - dieser
unterzeichnete besagtes Dokument mit Georg ENGELMANS
- aufbewahrt worden ist.
Die Aufgaben eines Küsters waren, wie wir wissen, in jener
Zeit nahezu identisch mit dem Aufgabenbereich eines SCHULMEISTERS.
Auf diese Weise ist Georg ENGELMANS nicht nur der erste schriftlich
nachgewiesene
KÜSTER unserer Pfarrgemeinde, sondern nach unserem Kenntnisstand
auch der erste nachgewiesene Lehrer unserer Schuljugend.
Petrus MUGGENBROICH
Am 2. November 1625 hat ein Priester, dessen Name auf einem teilweise
zerrissenen Dokument nicht mehr entziffert werden kann, die Weihe unseres
Catharinen-Altars vorgenommen; die Pfarrerstelle war nämlich
infolge des Todes des Initiators besagten Altares, der auch, wie aus einem
Dokument aus dem Jahre 1617 hervorgeht, >SCHOLASTIKER< in Wassenberg
war, vakant.
Im Jahre des Herrn 1633 begegnen wir letztmalig dem Namen Petrus
MUGGENBROICH, Pfarrer zu Steinkirchen, auf einem von ihm selbst
unterzeichneten Dokument. Weil uns der Name in den Jahren 1637 und
1638 nicht mehr begegnet, schließen wir daraus, daß er
zwischenzeitlich verstorben war.
Heinrich BONGARTZ,
der sich stellvertretender >KURAT< nennt. Sein und seines Nachfolgers
KÜSTER
und gleichzeitig SCHULMEISTER der Gemeinde war ein gewisser >WERNER<.
HERMANN HÜLSEN ist sein Nachfolger, der sich ab 12. Dezember
1639 als Pfarrer in Steinkirchen bezeichnet. Von Heinrich HÜLSEN,
seinem Bruder, ist uns überliefert, daß seiner Initiative der
Altar der heiligen Katharina und seiner Wohltätigkeit eine Spende
von vier Maltern Hafer jährlich zu verdanken gewesen sei. Zu Lebzeiten
von Hermann HÜLSEN gibt es in unserer Pfarrei hundertzwanzig Personen,
die zu kirchlichen Gemeinschafts aktionen regelmäßig ihr Scherflein
beisteuern..
HÜLSEN starb am 15. Januar 1650; sein Nachfolger war
Hermann VENHOFF.
Im Jahre 1669 überdachte man in Roermond die bestehende ZEHNTREGELUNG<.
Der Große Zehnt war im Interesse der Einheit unserer
Kirche dem Kapitel Vom Hl. Geist in Roermond durch Papst Martin
V. zugesprochen worden,während das >PRÄSENTATIONSRECHT<
(=Vorschlagsrecht für Ämterbesetzung) beim Kapitel von St.
Georg zu Wassenberg verblieb; dies alles geschah im Jahre 1430
(!) VENHOFF machte im Mai 1679 ein Testament, in dem er erklärte,
er wünsche vor dem PREDIGTSTUHL (=Kanzel) unserer Kirche bestattet
zu werden. Zu jener Zeit,
mit Sicherheit aber ab dem Jahre 1676 versah das Amt des Küsters
unserer Pfarrei ein Mann namens Johann THYSSEN, der am 3. Januar 1701
sanft im Herrn entschlief.
Unter Pfarrer Hermann VENHOFF hob am 7. März 1679 Anna Catharina
VON
HOCHKIRCHEN geborene VON NESSELRODE, die Gemahlin von Adolph Winand VON
HOCHKIRCHEN auf HAUS NEUERBURG, welcher Kanzler von Jülich
und Berg war, ein Kind aus der Taufe.
Am 21. Januar 1663 wurde Johannes Arnold getauft, ein Sohn von
Adolph Winand VON HOCHKIRCHEN und Anna Catharina VON NESSELRODE; Taufpatin
war Anna Elisabeth VON NESSELRODE, eine Schwester seiner Mutter; kurz
vor dem Tode des Vaters verstarb Johannes Arnold, wobei der Vater am 10.
August 1706 im Herrn entschlief und vor dem Hochaltar
unserer Kirche in voller Rüstung beigesetzt wurde. Auf HAUS NEUERBURG
folgte ihm ein Herr VON VELEN nach, welcher die älteste Schwester
des Verstorbenen geehelicht hatte.
Am 5. Mai 1671, ihrem Todestag, vermachte Agnes VON BAEXEN geborene
VON EYLL, Herrin auf Schloß Effeld, unserer Kirche 250
Reichstaler für den
Katharinenaltar, welche ihr Erbe Adolf VON WYLICH zur Großen
Bernsau / nahe
Steinbach unter juristischem Zwang am 19. April 1684 auszahlte.
Im Jahre 1678 vermachte Maria SCHOEPGENS unserer Kirche testamentarisch
sechs Reichstaler für die Anfertigung eines Silberkelches und eines
neuen
Kleidungsstückes für die Statue der Heiligen Jungfrau
Maria in unserer Kirche.
Hermann VENHOFF war bereits krank, als dieses Testament zustande kam,
weshalb ein Franziskanerpater namens Franz VON KESSEL stellvertretend
für ihn das Dokument unterzeichnete. Unter diesem Dokument steht
auch die Unterschrift eines weiteren Stellvertreters namens Wilhelm RARIX,
datierend vom 1. November bzw. Dezember 1679. Kurze Zeit danach
starb VENHOFF, und sein Nachfolger wurde
Werner ESSER, dessen Namen wir unter dem 7. April 1680 im
Taufbuch erstmalig begegnen, wo er bezeugt, dies sei seine erste Taufe
in Steinkirchen.
Wir haben von ihm ein unter dem 27. August 1690 errichtetes Testament
und wissen, daß er 30. März 1691 gestorben ist. Wie
er es gewünscht hatte, wurde er in unserer Kirche vor dem Katharinenaltar
beigesetzt.
Im Taufbuch jener Zeit ist unter dem 20. März 1658 die Taufe
eines Kindes vermerkt, bei dem es sich um HILLEN, die spätere Äbtissin
von Dalheim, handelt.
Am 24. November 16...(Jahreszahl ist nicht angegeben) spendete
Reiner RAMECHER einen halben Morgen Ackerland für die Sonntagsfrühmessen.
Am 18. April 1682 besuchte Henricus GIESSEN, der Pfarrer von Melick
und
Herkenbosch, Werner ESSER und starb nach schwerer Krankheit am 27.
April 1682 in Steinkirchen; er wurde in Melick beigesetzt.
Am 17. April 1681 starb hier der an Aussatz erkrankte Paul
RADEMACHER.
In der Fastenzeit des Jahres 1682 machten Lorenz NIEßEN, Wilhelm
WINKENS und Katharina WINKENS geborene KLOECKERS unserer Kirche ein violettfarbenes
VELUM zum Geschenk, mit welchem das Kreuz vollständig bedeckt werden
konnte, das in der Fastenzeit vor dem Chorraum aufgestellt wurde.
In der Fastenzeit
des Jahres 1687 spendete Gertrud LINTZEN drei linnene
Seidentücher zur Verhüllung der drei Altäre während
der Fastenzeit, und es verdient auch erwähnt zu werden, daß
Adolph Winand VON HOCHKIRCHEN am 10.04.1683 ein großes Kreuz
von Düsseldorf nach hier schaffen ließ und zur Ehre Gottes
stiftete, und ich bin überzeugt davon, daß es dasselbe ist,
welches nunmehr oberhalb des Beichtstuhles unserer Kirche an der Wand
befestigt ist.
Am 10. Oktober
1683 gegen 20 Uhr entschlief sanft im Herrn Nikolaus DECKER,
der Stifter des Katharinenaltares in Steinkirchen. Der Altarstifter war
vorübergehend Pfarrer in Steinkirchen, wie Werner ESSER aus dem Munde
des Hochedlen Herrn Adolph Winand VON HOCHKIRCHEN vernommen
hatte, der ein entsprechendes Schriftstück über diese Angelegenheit
im Archiv Seiner Durchlaucht des Herrn Herzog von Jülich, Kleve
und Berg gesehen und gelesen haben will, eine Information, der man
durchaus Glauben schenken darf.
Im Jahre 1680
besorgte Werner ESSER unserer Kirche über die Kanoniker zu
Roermond einen goldenen Kelch und ein Meßbuch.
Am 20. Oktober
1686 veranlaßte er, daß der AUFSICHTSBEAMTE
(=Wächter oder Polizist) Hubert SCHROERS einen neuen Beichtstuhl
anfertigte.
Am 8. Juli 1681
überließen die RRDD Kanoniker zu Roermond aus Anlaß ihres
Verzichts auf den Zehnten unserer Kirche eine schön verzierte
ALBE (=ein weißes
liturgisches Gewand), eine grüne KASEL (=liturgisches Meßgewand),
zwei VELEN (=Seidentücher), nämlich ein grünes und ein
violettfarbenes, sowie eine gleiche Anzahl Salbfläschchen mit kleinen
Trinkschalen; besorgten uns auch Polsteruntersätze für das Meßbuch
und darüber hinaus im Jahre 1684 zwei Seidenkissen. Im April
des Jahres 1687 veranlaßte sie ferner den Einbau eines neuen
Gebälks (beziehungsweise Bretterbodens) in unsere Kirche.
Am 22. August 1685 wurden in Roermond ein neuer Regenmantel sowie
eine Stola aus bunter Seide beschafft, beides Geschenke von Dekan Jacob
OVENEN und dem Hl. Geist-Kapitel.
Frühmeßstiftungen
Die erste Frühmesse
zelebrierte Pfarrer Werner ESSER am 30. April 1684.
Reichsthaler Albus
Die Gemeinde zu Steinkirchen und Effelt an Pension von einem von der Freifrau
Agnes VON EYLL, Witwe von DE BAEXEN hierzu legirten (=testamentarisch
vermachten) Capital von 250 Reichsthalern (ALBUS=Silbergroschen) 12 ½
80
Johann DECKER zu Ophoven
an Pension 4 (Ihre Exzellenz VON HOCHKIRCHEN hat dem DECKER Haus und Hof
für 80 Reichsthaler
verkauft und diese Summe für Frühmessen überwiesen)
Joh. Engelbert GÖRTZ
von einem Capital von 23 Reichsthalern
(BLAFFERT=Silbermünze) 1 3 Blaffert
Heinrich Conrad
DÜFFES von einem Capital von 20 ½ Reichsthalern 1 ½
Blaffert
Joh. KAYSER von einem
Capital von 29 Reichsthalern 1 9 Blaffert
Paulus VOCHT an Pacht
von ¾ Platz Land 1
Leonard VON CRÜCHTEN
hat zur Frühmesse gegeben einen Morgen Land in der Gitstapper
Ohe gelegen, welchen Joh. JENNISSEN bearbeitet für jährlich
3 Summer Korn u. (SUMMER=Scheffel) 3 Buchweizen
Obige 250 Reichsthaler
vermehrt um 28, also 278 Reichsthaler zusammen,
sind dem PRIMISSARIUS (=ALTARISTA= Inhaber einer Verpflichtung, innerhalb
einer Pfarrei Frühmessen zu lesen) BUDDE gegenüber von der Gemeinde
zu Steinkirchen und Effeld gerichtlich anerkannt worden mit 5% verzinslich
im Jahre 1740, den 7. April in Ophoven.
(vgl. unter Nr. 1)
250 Reichsthaler vom Freiherrn VON HOCHKIRCHEN der Gemeinde von Steinkirchen
und Effeld zur Frühmesse überlassen. Gerichtliches Schreiben
vom Jahre 1689 5%
Von dieser Summe
haben 1784 den 14. Januar die Eheleute Joseph LAMBERTZ und Anna
Catharina HONEN 57 Reichsthaler von dem zeitigen Primissar, welchem die
genannte Gemeinde 1783 diese Summe zurückgezahlt hatte, geliehen
nebst 1 Morgen Ackerland im Ophovener Feld gelegen als Unterpfand.
Oelkrug 2. August 1787 und Löschhörnchen
Im Jahr des Herrn
1687
am Fest Mariä Lichtmeß erhielt man vom Kapitel in Roermond
eine neue weiße Kasel und am 26. April 1688 zwei Gebildtücher
für den Hochaltar.
Das erfreulichste für den Pfarrer aber ist die Einführung der
sieben Gedenkmessen für die Verstorbenen gewesen, was sowohl im Interesse
des Seelenheils der Verblichenen als auch der Hinterbliebenen lag.
Am 30. April 1684
wurde erstmalig damit begonnen, an allen Sonn- und Feiertagen eine Messe
zu lesen.
Im Jahr des Herrn
1681 veranlaßte das Roermonder Kapitel die Errichtung eines
neuen Altares, ich glaube zu Ehren des hl. Rochus, und machte unserer
Kirche
einen vergoldeten Silberkelch zum Geschenk.
Erwähnenswert
ist auch, daß Werner ESSER am 3. März 1685 General Christoph
VON METTERNICH und Margarethe VON BUDHBERG, die am 29. Dezember verstarb,
traute.
Ein Jahr nach dem
Tode von Werner ESSER, am 25. April 1692, wurde Nicolaus
SCHILLINGS vom Wassenberger Kapitel zum Pfarrer zu Steinkirchen auserkoren;
aber erst nach zweijährigen Auseinandersetzungen zwischen ihm und
Johann Vitus WILMS von Elsum,die in Lüttich und Rom angezettelt wurden
kam es zur gütlichen Einigung.Solange die Fehde nicht beigelegt war,
verwaltete Bernhard SCHÜTZER, der sich Vize-Pfarrer und
Kaplan nannte, die verwaiste Pfarre. Wir wissen, daß
Johann Vitus WILMS vom 8. August 1692 bis 18. März 1693 das
Pfarramt in Besitz hatte, d.h. im Pastorat wohnte, und fügen ergänzend
hinzu, daß später Pfarrer in Ratheim und Dechant des Dekanates
Wassenberg gewesen ist. In der Epoche, über die wir berichten, wird
das Wassenberger Kapitel GOLDENES KONZIL genannt, und es steht
fest, daß wir Werner ESSER den Kämmerer des Goldenen
Konzils zu nennen haben.
Vom 25. April
1692 an war Pfarrer
Nicolaus SCHILLINGS,
der am 4. Oktober 1723 verstarb, hochverehrte von der Geistlichkeit
und von der
Pfarrgemeinde.
Was er bewirkt hat, finden wir im DIREKTORIUM der Pfarre Steinkirchen,
und
zwar im Buch der Stiftungen, der Verpflichtungen und der pastoralen Aufgaben
in
in Steinkirchen unter Nicolaus SCHILLINGS aus Eys bei Gülpen, für
die Zeit seiner Pfarrtätigkeit zusammengestellt und für die
Nachfolger im Amt
aufgezeichnet, ein Verzeichnis, das wir unter A in unserem Archiv verwahren.
Wie er am 21.
Juli 1708 vermerkt, war er gezwungen, sich und seine Mutter mit den
in den Pfarrbüchern erwähnten Tätigkeiten zu ernähren.
Er erzählt unter
anderem, er habe in der fünften Fastenwoche zweihundert Pfarrkinder
empfangen, und er habe am Ostersonntag von einigen, denen er die
heilige Kommunion erteilt habe, ein FETTMÄNNCHEN (=eine
geringe kölnische
Scheidemünze) erhalten.
Am 1. März
1710 notierte er, daß von einigen an einem Samstag innerhalb
der
vierzigtägigen Fasten am Altar der hl. Katharina eine
Opfergabe dargebracht
werde, und daß Gerhard KRINS und Margarete CLOUT an besagtem Altar
ab dem Januar 1702 jährlich vier SÜMMER (=SUMMER=Korb,
Getreidemaß) Brot
und vier Reichsthaler gespendet hätten.
Im Jahr des Herrn
1717 wurde beschlossen, daß der Effelder Johann GÖRTZ in
Effeld weder vor- noch nachmittags Schulunterricht erteilen dürfe.
Denn zwischen
Johann GÖRTZ und dem Küster unserer Kirche, Johann THYSSEN,
dem Sohn des am 3. Januar 1701 verstorbenen Küsters gleichen
Namens, war hinsichtlich der Erteilung des Schulunterrichts ein Rechtsstreit
ausgebrochen.
Am 11. Januar 1720 wurde Johann GÖRTZ durch SCHILLINGS und
die Ordnungshüter untersagt,während des laufenden Jahres Effelder
Knaben Unterricht zu erteilen,
während
Johann THYSSEN für diese Aufgabe zwei Reichsthaler und die Hälfte
des zur Schule gehörenden Gehölzes zugesprochen wurden. Überdies
wurde Johann GÖRTZ auferlegt, wöchentlich die Knaben fünfmal
nach HAUS NEUERBURG und zweimal in die Pfarrkirche zur heiligen Messe
zu führen, außerdem die Knaben sonntags für die erste
Nachmittagsstunde in der Schule zu versammeln und zum Katechismusunterricht
in die Pfarrkirche zu führen sowie samstags das in diesem Unterricht
Gehörte mit ihnen zu wiederholen. Johann GÖRTZ belustigte die
Auflage, den Unterricht für ein Jahr auszusetzen, sehr, weil ihm
ohnehin von der weltlichen Obrigkeit die Fortführung seiner Unterrichtstätigkeit
bei Androhung einer Geldstrafe untersagt war.
SCHILLINGS engagierte sich nachhaltig in dieser Angelegenheit, mit der
Folge,
daß Heinrich BÜRSGENS, der angesehenste unter den Pfarrangehörigen,
zum
ÄLTESTEN (=Kirchenvorsteher) gewählt wurde.
BÜRSGENS wurde als erster in der Kapelle von HAUS NEUERBURG in
Amt und Würden eingeführt.
In unserem Archiv befindet sich ein von BÜRSGENS am 23. März
1714 errichtetes Testament; im selben Jahr ist er auch gestorben.
Sein Nachfolger im Amt war ein gewisser MEY.
Es verdient auch erwähnt
zu werden, daß Nicolaus SCHILLINGS an den zweiten Tagen der Hochfeste
eine Messe für die verstorbenen Pfarrangehörigen einführte,
als Dank für Hilfeleistung, und dieser schöne Brauch gilt auch
heute noch.
Adolph Winand VON
HOCHKIRCHEN erteilte am 31. Januar 1697 die Erlaubnis, auf HAUS
NEUERBURG die Messe zu lesen. Dasselbe gestattete Adam VON BAEXEN für
HAUS EFFELD.
Alexander VON VELEN, der Schwager des Adolph Winand VON HOCHKIRCHEN und
dessen Nachfolger im Besitz von HAUS NEUERBURG, wurde für dieses
Privileg drei Jahre nach der Einführung durch Joseph Clemens, Erzbischof
von Cöln und Bischof von Lüttich, feierlich geehrt.
Am 29. Dezember
1697 führte der Bischof von Namur Graf VON BERLO,
ARCHIDIAKON (=Erzdiakon) des KEMPENLANDES (=sandige Heidelandschaft
zwischen Maas und Schelde in Nordbelgien und der niederländischen
Provinz
Nordbrabant mit dem Hauptort TURNHOUT), ab ein Uhr mittags eine KIRCHEN-
VISITATION durch, nach der er nur eines bemängelte, nämlich
daß der Friedhof mit all seinem prächtigen Schmuck nicht abgesperrt
wäre. Infolgedessen ist der Friedhof im Jahre 1701 mit einer
Mauer umgeben worden. Nach Abschluß der kanonischen Visitation nahm
der Bischof an einem von SCHILLINGS eigens vorbereiteten Fischessen teil.
Was würden wir wohl sagen, wenn wir lesen würden, ihm seien
für die Ausrichtung dieses Gastmahls von der Kirche drei Reichsthaler
erstattet worden?!?
Die nächste kanonische Visitation wurde vom selben Bischof am 25.
Juli 1712 ab 10 Uhr vormittags durchgeführt, d.h. von seinen
Mitarbeitern, während er selbst in Roerkempen verblieb.
Am 2. März
1698 führte der Jesuit Franz KAPPENSTEIN in unserer Kirche eine
wirkungsvolle MISION durch, und der Jesuit Johann GREFFRATH in Ophoven.
Am 23. August 1712 spendete Franz Ludwig VON LIBOY, Bischof von
Hermopolis und Weihbischof von Lüttich, den Pfarrangehörigen
von Steinkirchen, Ophoven, Orsbeck und Ratheim das heilige Sakrament der
Firmung, am 24. August den Pfarrangehörigen von Doveren, Hückelhoven,
Kleingladbach, Gerderath, Wilrath (=Wildenrath) und Myll (=Myhl), und
zwar jeweils in der Wassenberger Pfarrkirche, nachdem das heilige Sakrament
für die Dauer von 32 Jahren nicht mehr gespendet worden war.
Nicolaus SCHILLINGS
folgte im Jahre des Herrn 1723 im Amt nach
Paul GEUSEN,
geboren in Linnich.
Er starb am 3. Januar 1733.
Am 28. Februar
1730 verstarb Johann THYSSEN, unser Küster und Schulmeister,
dem hinsichtlich beider Obliegenheiten sein Sohn Heinrich THYßEN
am 25. April 1730 nachfolgte.
Johann Peter CREMERS
wurde in Gangelt geboren; als Pfarrer zu Steinkirchen leistete er seine
Unterschrift erstmalig am 1.12.1733. Während seiner Amtszeit wurde
auf HAUS NEUERBURG Quirin HEINSBECK in sein Amt eingeführt, das er
bis zu seinem Tode am 17. April 1752 ausübte. Sein bereits erwähnter
Amtsvorgänger hatte das Amt zur Verfügung gestellt.
Unter den Urkunden
vom 7. April 1740 und 23. November 1750 finden wir die
Unterschrift von Hermann BUDDE, der sich Vikar auf HAUS NEUERBURG
und
PRIMISSAR (=zuständig für Frühmessen) zu Steinkirchen
nennt.
Er hinterläßt ein Testament vom 15. Oktober 1767, in dem er
15 Reichsthaler für
Frühmessen stiftet.
BUDDE scheint HEINSBECK und Pfarrer CREMERS unterstützt zu haben
und
nahm nach dem Tode des Erstgenannten auch dessen Aufgaben wahr.
Am 15. Dezember
1739 wurde der Kirchturmhahn repariert und rot angestrichen.
Am 30. November
1744 starb auf HAUS EFFELD Johann Georg VON HEES und wurde unter der
Sakristei, wo seinerzeit die Gebetsstätte derer von HAUS EFFELD war,
beigesetzt.
Die letzte Unterschrift
von Johann Peter CREMERS, auf die wir gestoßen sind,
datiert vom 16. Februar 1750.
Im selben Jahr leistete
Christian BAUR unter dem 7. Oktober seine Unterschrift als stellvertretender
Pfarrer, am 26. März 1751 aber bereits als Pfarrer.
Daraus geht hervor, daß Johann Peter CREMERS zwischen dem 7. Oktober
1750 und dem März 1751 verstorben sein muß, wobei BAUR ihn
zum ersterwähnten Zeitpunkt vertreten hat und zum letztgenannten
bereits an seine Stelle getreten war. Allerdings unterschreibt im Jahre
1751 auch ein Bartholomäus TEN GREVENBROCK als Pfarrer in Steinkirchen.
Ob man vielleicht Zweifel an der Tauglichkeit von BAUR gehabt hat und
ihn schließlich als Pfarrer ersetzt hat?
Christian BAUR.
Über ihn wissen wir, daß er im Jahre 1753 stellvertretender
Pfarrer zu Hückelhoven gewesen ist, was auch darauf schließen
läßt, daß er unsere Pfarrei alsbald wieder verlassen
hat, und zwar bereits im Jahre 1751, weil uns nämlich schon unter
dem Datum vom 22. September 1751 die Unterschrift des neuen Pfarrers
Johann Leonard
VAN PIER begegnet.
Ihm war es beschieden, unsere Pfarrei über einen Zeitraum von 57
Jahren zu
betreuen, nämlich vom 22. September 1751 bis zum 17. Januar 1808.
Er hatte auch das Ehrenamt des Kämmerers des Goldenen Konzils
von Wassenberg inne, wie vor ihm bereits Werner ESSER.
Mit dem Mandat des
französischen Konsuls vom 20. Prairial des Jahres X (=9. Juni
ging das Wassenberger Kirchenkollegium seines Amtes und seiner Würden
verlustig. Als am 10. Ventose des Jahres XII (=10. März 1806)
die Diözese Aachen ins Leben gerufen wurde, wurde unsere Pfarrgemeinde
aus der Diözese Lüttich in die Diözese Aachen verbindlich
übergeführt.
Durch die Päpstliche
Bulle DE SALUTE ANIMARUM (=Zum Heil der Seelen)
vom 16. Juli 1821 wurden wir aber der Metropolitankirche in Cöln
unterstellt.
Als am 24. Februar 1827 die Dekanate neu eingeteilt wurden, wurde
Wassenberg das Dekanat Nr. 43.
Die Diözesanverwaltung
in Aachen servierte Johann Leonard VAN PIER zum
obenerwähnten Zeitpunkt (17. Januar 1808) als ausgedient
ab. Sein Nachfolger wurde erst am 16. Juli 1821 (vgl. Päpstliche
Bulle) ernannt.
Während seiner
Amtstätigkeit verstarb im Jahre des Herrn 1761 unser Küster
und Schulmeister Heinrich THYßEN, dem sein Sohn Gerhard THYßEN
nachfolgte.
Im Jahre des Herrn
1752 weigerte sich Görten JENNISSEN, der Verwalter des
>FAHRTER HOFES<, die Leitung der Kirchenwerkstatt
zu übernehmen, und
zauderte derartig, daß die Order des Kurfürsten vom 21.
Januar desselben Jahres unter Gegenzeichnung des Grafen VON SCHAESBERG
zurückgenommen wurde, mit der Maßgabe, daß dem Zauderer
nach seinem Ableben keinerlei kirchliche Vergünstigung zuteil werden
solle.
Im Juni 1753
wurde unsere Kirche auf Veranlassung und Kosten des Roermonder Kapitels
getüncht, im vorhergehenden Jahre wurde ein Viertel des Kirchenschiff
daches erneuert, gleichfalls auf Kosten des Roermonder Kapitels.
In diesem Zusammenhang kommt uns in Erinnerung, was unter dem Datum vom
Juni 1702 vermerkt steht, daß nämlich an diesem Tage
der Turm und das Dach
des Kirchenanbaus repariert worden sind. Dabei ist die Rede von einem
Anbau, der heute nicht mehr vorhanden ist und von dem man nicht weiß,
wann er abgebrochen worden ist.
Die Kirchenmauer
an der Westseite läßt aufgrund ihrer Konstruktion erkennen,
daß sie zur Sicherung nach dieser Seite hin dienen sollte, ist sie
doch vom Kirchenschiff her an drei Stellen durch Überdachungen verstärkt,
die wie Bollwerke wirken. Mauersteine der Kirche, die wir beim Ausheben
der Grabhügel heute 6 oder 7 Fuß von der Außenmauer entfernt
finden, lassen uns erkennen, daß die Überdachungen ebensoviele
Fuß in den Friedhof hineinragten.
Am 23. September
1753, dem Vortag unseres Kirchweihfestes, erhielt Pfarrer VAN PIER
vom Roermonder Stift eine nicht allzu kostbare ALBE sowie eine neue
OPFERSCHALE aus vergoldetem Silber, letztere über den Goldschmied
N. WENDELL aus Heinsberg.
Im selben Jahr fertigte der vorerwähnte Goldschmied für unsere
Kirche einen
Behälter in Form eines silbernen Fischs an, in welchem das Krankenöl
aufbewahrt wurde; diesmal auf Kosten unserer Kirche; es handelt sich vermutlich
um denselben FISCH, der bis zum Jahre 1871 in Gebrauch war.
Im Juli 1754
wurden aus Kircheneinkünften zwei Altäre mit Marmor verkleidet,
sowie Beichtstuhl und Kanzel, zugleich mit anderen Einrichtungen aus dem
Mittelteil des Kirchenraums, bunt angestrichen. Es sei noch angemerkt,
daß die angestrichene Kanzel im Jahre 1713 in Kleingladbach angefertigt
worden war, die Kirchenbänke im Jahre 1719 durch Johann KÜSTERS
aus Myhl für 10 Reichstaler und 80 Kölner Silbergroschen hergestellt
wurden, die Kupferampel für das Ewige Licht, die wir
im Jahre 1867 veräußert haben,von einem
Aachener Fabrikdirektor, der eigens hierher reiste, erworben wurde, und
schließlich die bis auf den heutigen Tag verwendete Kommunionbank
im Jahre 1797 von einem Roermonder Schnitzer hergestellt worden ist.
Im Dezember des
Jahres 1755, am Festtag des gesteinigten hl. Stephanus,
in der Nacht zum Fest des Evangelisten Johannes, ungefähr ein Viertel
nach zwölf Uhr, wurden hier wie an vielen anderen Orten zwei ERDBEBEN
wahrgenommen, von denen das erste sehr viel heftiger war als das zweite,
das eine Viertelstunde nach dem ersten folgte.
Am 26. Januar
1756, um etwa vier Uhr in der Frühe, bebte die Erde erneut;
das Beben war allerdings nicht so heftig wie die zuvor erwähnten.
Am , ungefähr
drei Uhr morgens, bebte die Erde wiederum mit der gleichen Stärke
bzw. Intensität wie beim letzten Mal. Die beiden letztgenannten Beben
nahm Pfarrer VAN PIER überhaupt nicht wahr.
Dann aber, wenige
Tage später, nämlich am 18. Februar morgens gegen acht
Uhr ereignete sich erneut ein Erdbeben, das heftiger war als alle
früheren und das, wie VAN PIER und zahlreiche Bewohner der hiesigen
Gegend bestätigen, sieben Sekunden andauerte, und als Pfarrer VAN
PIER gegen halb neun Uhr am selben Morgen die Messe las, bemerkte man
wiederum ein leichtes Beben.
Am darauffolgenden Tag um sechs Uhr morgens bebte die Erde erneut,
jedoch
nicht allzu heftig, und am nächstfolgenden Tag, also am 20. Februar,
vor vier Uhr
morgens nahm man wiederum ein Beben wahr, und viele behaupteten, zuvor
in
dieser Nacht
bei stürmischen Windgeräuschen einige leichtere Erdbeben wahr-
genommen zu haben. Im Gegensatz zu anderen Orten haben wir hier bis auf
den heutigen Tag -Gott sei gepriesen!- alle diese Katastrophen unbeschadet
überstanden.
Im März des
Jahres 1758 fertigte der Heinsberger Goldschmied N. WENDELL auf Kosten
der Kirche zwei Behältnisse in Form von Silberfischen an, in denen
die für die Spende der Taufe erforderlichen heiligen Öle aufbewahrt
werden, und die noch heute in Gebrauch sind.
Im August desselben
Jahres wurde unsere Monstranz auf Kosten der Kirche in
Aachen restauriert, und im Juli waren Hannoveraner zu Gast (???).
Der Überzug
unserer Predigtkanzel wurde im Jahre 1792 renoviert.
Im April des Jahres
1761 wurde unser Hochaltar auf Kosten der Kirche bzw. aus
den Einkünften der Kirche durch den Wassenberger Jakob VOUS (oder
VOSS) mit mit Marmor sehr schön ausgekleidet. Der Tabernakel wurde
mit Feingold
überarbeitet, das ein Geschenk des Dekans des Roermonder Kapitels,
Adm. R.D. DISSEN, und des dortigen Kantors war.
Im September desselben
Jahres besorgte das Roermonder Kapitel auch einen neuen Schrank bzw.
eine Truhe für die Aufbewahrung der PARAMENTE (=beim christlichen
Gottesdienst verwendete textile Ausstattungsgegenstände, zum Beispiel
liturgische Gewänder, Altartücher), die hinter dem Altar zu
stehen kam.
Im Mai des Jahres
1765 erhielt Pfarrer VAN PIER von Aachen ein neues silbernes ZIBORIUM
(=Kelch mit Deckel, zur Aufbewahrung der EUCHARISTIE=Hostien), das auch
heute noch in Gebrauch ist. Es ist innen vergoldet und aus Kircheneinkünften
mit 40 IMPERIALEN (=kleine italienische Silbermünzen des 12.-15.
Jahrhunderts) bezahlt worden. Es wurde seinerzeit durch den Bischof von
Roermond eingeweiht und kann bei der Meßfeier Verwendung finden.
Im gleichen Jahr
wurde auf Kosten der Kirche in Utrecht ein neues Taufbecken
für zwei GOLDPISTOLEN (=alte Goldmünzen) beschafft und an dem
Platz aufge-
stellt, an dem es heute noch steht. Ebenfalls in diesem Jahr wurde auf
Kosten der Kirche für 15 IMPERIALE eine kostbare KASEL (=liturgisches
Meßgewand) mit Goldaufdruck angeschafft. Im gleichen Jahr schenkte
Herr VON HASENBACH, der Besitzer von HAUS EFFELD, unserer Pfarrei ein
ganz mit Gold durchwirktes VELUM (=Kelchtuch), welches für das Abstellen
der MONSTRANZ (=Gefäß zum Tragen und Zeigen der geweihten Hostie)
bestimmt war, und zwei Pfarrangehörige spendeten für die Ausschmückung
der Statue der Seligen Jungfrau Maria drei Silberherzen.
Herr Bernhard VON
HASENBACH verstarb hier im Dezember 1803 in seinem
Lebensjahr. Er war Kaiserlicher Rat und Mitglied der Verwaltung
des
Preußischen Königs in Kleve gewesen.
Seine Schwester Maria Agnes Ernestina VON HASENBACH starb hier
am 3. April 1806. Beide wurden unter der Sakristei (KRYPTA) unserer
Kirche beigesetzt.
Im September 1765
wurde aus Kircheneinkünften ein schwarzer CHORMANTEL
(Regenumhang) für 12 ½ IMPERIALE gekauft, der auch heute noch
in Gebrauch
ist.
Im Oktober desselben
Jahres wurde eine PROZESSIONSFAHNE erworben, auf der die Selige
Jungfrau Maria und der hl. Martin dargestellt sind. Nebst Hülle
wurde sie aus Kircheneinkünften für 29 IMPERIALE beschafft.
Im Jahre 1766
wurde aus Kirchenrücklagen für 22 IMPERIALE ein neuer
Prozessionsbaldachin angeschafft.
Im gleichen Jahr
schenkte Derich VON ELMPT zur Ausschmückung der Statue
unserer Seligen Jungfrau Maria zwei KANDELABER (=Ständer
für Kerzen oder
Lampen) und einen Engelskopf, jeweils aus Kupfer.
Im Jahre 1767
wurde auf Kosten der Kirche in Aachen ein Kreuz angeschafft zum Preise
von 6 IMPERIALEN. Unter diesem wurde die Prozessionsfahne aufgestellt.
Von diesem Kreuz erzählt man, im Jahre 1867 sei sein Kupfergehalt
verändert worden.
Im Dezember 1768
wurden aus den Opfergeldern am Katharinenaltar zur Ver-wendung an diesem
Altar ein neues Meßgewand zum Preise von 5 IMPERIALEN
und ein leinenes Mundtuch zum Preise von 1 IMPERIAL 60 Silbergroschen
ange-
schafft. Aus Einkünften der Kirchenwerkstatt wurden drei
gleichförmige
ANTEPENDIEN (=Verkleidung des Altarunterbaus) zum Preise von sieben
IMPERIALEN angefertigt.
Im Jahre 1775
am Feste der Himmelfahrt der Seligen Jungfrau Maria gegen
Uhr wurden alle Feldfrüchte durch Hagelschlag vernichtet, ausgenommen
die auf dem Ophovener Feld.
Im Jahre 1776
wütete hier wie nahezu im ganzen Jülicher Land eine Viehseuche
(Viehpest), von der vor allen Dingen die Rinder (Kühe) befallen waren,
von denen
kaum drei bis fünf übrigblieben.
Nach der CHRONIK
wurden im Dezember 1779 auf Veranlassung des Roermonder Kapitels
die Kirchenwände aufgemauert, das Dach erneuert und die Kirche fast
völlig wiederhergestellt..
DEKAN UND KAPITEL HABEN AUSGEZEICHNET RENOVIERT!
An einem Tag im
Juli 1781 um vier Uhr nachmittags brannte DIE SCHAAFF,
das Haus von Joseph und Heinrich WASSEN, völlig nieder.
Am 16. November
1783, einem Sonntag und gleichzeitig Kirchweihfest (Kirmes), um acht
Uhr brannte hier in Steinkirchen während der ersten Meßfeier
das Nachbarhaus der Pastorat, welches Peter SCHMETZ (zuvor Cornelius -Nellis-
DECKERS) gehörte, vollständig aus.
Im Jahre des Herrn
1800 herrschte auf Erden eine große Dürre, und ob der
sengenden Sonne reifte auf den Feldern kaum ein Malter Getreide heran.
Im Juli desselben
Jahres, schon um neun Uhr in der Frühe, brannten auf der
Heckenstraße innerhalb einer Stunde drei Gebäude
mit Speichern und
Stallungen bis auf die Grundmauern nieder.
Am 9. November
desselben Jahres tobte hierzulande ein orkanartiger Sturm derart heftig,
daß das eiserne Kreuz vom Kirchturm heruntergerissen wurde und die
im Jahre 1701 aus Steinen gemauerte Friedhofstür zu Bruch ging und
einstürzte. Das herabgestürzte Kreuz wurde am 17. November 1802
repariert und in den heutigen Zustand versetzt; es stammt aus Roermond,
wo es den Turm der
Minoritenkirche zierte; Gestänge und Hahn waren vergoldet; auf der
Brust des
Hahnes ist der Name J. L. V. PIER eingraviert.
Am 2. August 1787
wurde für 2 Reichstaler und 30 Stüber (=niederrheinische
Münze) ein kupfernes Ölgefäß nebst dazugehörender
Flüssigkeit besorgt.
BUDDE, Vikar auf
HAUS NEUERBURG und PRIMISSAR (=für Lesung der
Frühmessen zuständig) in Steinkirchen, dessen Testament vom
15.10.1767 in
unserem Archiv aufbewahrt wird, folgte am 30. Oktober 1770 im Amte
nach
SCHMITZ; später war Heinrich DÖRSTEN Primissar; letzter Primissar
(oder PRIMISSÄR) war Johann SCHLÖSSER aus Ophoven, der hochbetagt
am 9. Januar 1847 starb und unter einem aus behauenen Steinen gefertigten
Monument beigesetzt wurde.
Ich gestatte mir die
Anmerkung, daß Johann Leon(h)ard VAN PIER zur Zeit der
französischen Besetzung die zu unserem Pastorat gehörenden Besitztümer
für
100 Kronentaler an die Zivilgemeinde verpachtete, im wohlverstandenen
Interesse seiner Amtsnachfolger.
(20). Pfarrer war
Johann SCHLAB(B)ERTZ.
Dieser starb am 17. Januar 1844. Während seiner Amtsführung
starb am 17. Februar 1808 Gerhard THYßEN, unser ehemaliger
Küster und Schulmeister, nachdem bereits einige Jahre zuvor Jakob
CARON - dieser starb am 4. Januar 1809 - die Aufgaben des Schulmeisters
und Christian FO(U)RGER die des Küsters übernommen hatten.
Als Küster und
Schulmeister folgte diesen nach Heinrich WINDELEN, der
am 3. November 1811 starb.
Diesem wiederum folgte
in beiden Aufgabenbereichen Hermann JENNISSEN.
Dieser nahm die Pflichten als Küster bis zu seinem Tode am 7.
Januar 1857, die als
Schulmeister jedoch nur bis zum Januar 1841 wahr, dem Zeitpunkt,
in dem der im Brühler Seminar ausgebildete Friedrich LENNARTZ zum
Lehrer unserer Pfarrei bestellt wurde. Letztgenannter starb am 5. Mai
1860.
Am 4. Oktober
1810 schaffte SCHLABBERTZ zwei Sternbildtücher zur Abdeckung
der beiden Altäre an.
Am 15. Juni 1816
wurde auf der linken Seite des Chorraums eine neue Sitzbank
aufgestellt, und Christian FO(U)RGER stellte am 14. Oktober 1820
eine neue
Truhe fertig. Die Sitzbank kostete 11 Reichstaler 6 Stüber, die Truhe
5 Reichstaler.
Aus der Überlieferung
wissen wir, daß Johann SCHLABBERTZ in den ersten
Jahren seiner Amtsführung sich durch Tüchtigkeit und Eifer hervortat,
in späteren
Jahren jedoch alkoholabhängig wurde.
Ihm folgte nach
Johann Adam VASSEN
- und zwar am 1. Februar 1844 -,
der vorher Vikar in Haaren gewesen war.
Er war ein gewissenhafter und eifriger Pfarrer, wenn auch ein wenig unvorsichtig.
Indem er sich nämlich der Auflösung der Sitten, die sich allmählich
breitmachte,
tapfer entgegenstemmte, machte er sich viele Feinde. Er war vertrauter
mit den
internen Problemen des Lebens, als den Menschen lieb war.
Schließlich wurde er bei den Kirchenoberen häßlicher
und unehrenhafter Dinge
beschuldigt. Da diese Anschuldigungen völlig haltlos und falsch waren,
bereiteten
sie ihm derartige seelische Qualen, daß er früh starb, nämlich
am 13. Juni 1853
im 60. Lebensjahr.
Der ihm am vehementesten zugesetzt hatte, erklärte ihn am Tage der
Beisetzung
vor allen Trauergästen, sowohl Verwandten als auch Pfarrangehörigen,
für
rechtschaffen und frei von jeglicher Schuld.
Pfarrer VASSEN hatte
dafür gesorgt, daß der Hochaltar renoviert und zugleich
mit dem Estrich im Chorraum auch die Kommunionbank höher positioniert
wurde.
Vorher hatten der Estrich im Chorraum und der Fußbankbereich (zum
Knien) vor
dem Tisch des Herrn auf gleicher Höhe wie der Estrich
im Kirchenraum gelegen, und zum Hochaltar hatte man lediglich eine Stufe
zu bewältigen.
Dies alles (die Renovierung) erfolgte im Jahre 1845.
Johanna Ludowika
VAN DER RENNE, die Schwester des Herrn auf HAUS
EFFELD, Theodor VAN DER RENNE, beschaffte zusätzlich zu unserem Hochaltar
noch einen weiteren Altar, der - vom Roermonder Bischof DD. PAREDIS geweiht
- am 9. November 1845 aufgestellt wurde.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte nur eine einzige Familie das Recht, DIE
SEINEN
an bestimmten Stellen des Friedhofs beizusetzen. Aufgrund dieser Tatsache
wurden die zwischen den entsprechenden Grabstätten liegenden Räume
freigelassen. VASSEN holte am 12. August 1845 eine entsprechende
Genehmigung des Generalvikariats ein und begann danach, die Verstorbenen,
ohne jedweden Widerspruch seitens der Pfarrangehörigen, in lückenloser
Reihe, d.h. ohne Zwischenräume, zu
beerdigen.
Im Jahre 1844
wurde in Effeld für 2400 Taler ein Schulgebäude errichtet,
welches im Jahre 1867durch einen Anbau vergrößert wurde
und infolgedessen weit besser für seine Funktion geeignet war.
Am 15. November
1845 gab Theodor VAN DER RENNE die Erlaubnis, den Betraum neben dem
Chorraum unserer Kirche, der bislang ausschließlich von der
Familie des Besitzers von HAUS EFFELD genutzt werden durfte, in eine Sakristei
umzufunktionieren. Er machte diese Erlaubnis jedoch abhängig von
der Erfüllung der Bedingung, daß unter der neuen Sakristei
Plätze zur Beisetzung der Herren von HAUS EFFELD reserviert würden
und besagter Herrschaft das Recht auf eine eigene Bank auf der rechten
Seite des Chorraumes der Kirche zugestanden würde.
Zuvor mußten sich die Priester immer hinter dem Hochaltar auf das
heilige Opfer vorbereiten, wovon eine auf dieser Höhe befindliche
Tür in der Kirchenmauer
Zeugnis ablegt, die nunmehr verschlossen wurde und nur mehr in ihren Umrissen
erkennbar ist, anhand der Bögen, die man auch heute noch an der Rückseite
des
Altares sehen kann.
VASSEN wollte unsere
Kirche mit einer neuen Orgel, auf die man bisher hatte
verzichten müssen, ausstatten. Aus diesem Grunde richtete er unter
dem
November 1845 einen Brief an den Grafen VON MIRBACH in HAUS HARFF,
den Besitzer von HAUS NEUERBURG, mit der Bitte, etwas zum Orgelbau beizu-
tragen. Aber seine damit verbundenen Hoffnungen wurden enttäuscht.
Der Graf
beantwortete den Bittbrief gar nicht erst, und so mußte VASSEN,
bar jeglicher
Unterstützung, von seinem Vorhaben Abstand nehmen.
Im Jahre 1851
wurde die dritte Glocke, die aus Altersgründen geborsten
war, für 122 1/3 Taler durch eine neue ersetzt, die GOULARD-CHANDRON
in Forst bei Wassenberg gegossen hatte.
Am 21. April 1846
wurde die Erlaubnis erteilt, in dem für die Kirchenwerkstatt
bestimmten Waldstück einige Eichen zu fällen, mit denen der
Teil unserer Kirche,
der als Belehrungs- und Unterweisungsraum genutzt wird und
unmittelbar dem
Altar gegenüberliegt, ausgebaut werden kann.
Am 3. Mai 1852
wurde die Rurbrücke bei Rurkempen für 3117 Taler
gebaut. Ein
gewisser WILMS aus Stahe / bei Gangelt übernahm diese Aufgabe. Eine
Hälfte der Baukosten trug die Gemeinde Ophoven, die andere die Gemeinde
Effeld.
Mit Vollmacht des
Koadjutors und Administrators der Erzdiözese Cöln, Johann VON
GEISSEL, gründete VASSEN am 5. Januar 1845 die Bruderschaft
Jesus,
Maria und Joseph.
In früheren Zeiten
hat es in unserer Kirche zwei Beichtstühle gegeben, und diese
waren an der Wand aufgestellt, wo es zum Turm geht, also hinter dem eigentlichenGebetsraum.Wo
heute der Beichtstuhl steht, befand sich der Kircheneingang mit einem
kleinen abgetrennten, als Windschutz gedachten Verschlag. Als dieser Verschlag
einmal defekt war, ließ VASSEN diese Tür zumauern, versetzte
den Beichtstuhl an seine heutige Stelle und bestimmte das Portal im Turm
als einzigen Zugang zur Kirche.
Am 13. März
1845 schenkte Johann Ludowika VAN DER RENNE der Pfarrei
einen weißen, mit Seide ausstaffierten CHORMANTEL. Da dieser Mantel
aus
Roermond stammte, nahmen VASSEN und Heinrich GOERTZ, der Verwalter des
Herrn VAN DER RENNE, um eine Zollabgabe zu umgehen, das Risiko auf sich,
das Geschenk mit einem seinerzeit regelmäßig verkehrenden
Fuhrwerk über die holländische Grenze an seinen Bestimmungsort
zu bringen. Jedoch das Vorhaben scheiterte; kaum hatten sie die holländische
Grenze passiert, wurden sie von für die Bekämpfung
von Schmugglern zuständigen Leuten gesichtet, und es hätte
nicht viel gefehlt, so wären sie gefaßt worden, noch bevor
sie mit besagtem Fuhrwerk wieder über die Grenze nach Holland zurückkehren
konnten. In der darauffolgenden Nacht wurde der Chormantel von anderen
Pfarrangehörigen dann heimlich über die Grenze geschmuggelt.
Nun aber überkam VASSEN eine Furcht, den Mantel zu verwenden, und
die Angst war so groß, daß er kleinmütig um die Erlaubnis
ersuchte, den Zoll nachträglich entrichten zu dürfen, und diese
Genehmigung wurde ihm auch erteilt.
Am 6. Juli 1845
spendete der Kölner Weihbischof CLAESSEN in Wassenberg das heilige
Sakrament der FIRMUNG, während der Bischöfliche Koadjutor
das gleiche in Heinsberg tat. VASSEN traf gegen sieben Uhr morgens in
Wassenberg mit 170 Firmlingen ein, denen er jeweils einen Zettel aushändigte
folgenden Inhalts:
Ich, Pfarrer VASSEN, bezeuge, daß die / der Angehörige meiner
Pfarrei N.N.
das Sakrament der Firmung zu empfangen wünscht; sie / er ist in den
Grundzügen des christlichen Glaubens hinlänglich unterrichtet
und würdig,
das Sakrament zu empfangen.
Die Gesamtzahl
aller Pfarrangehörigen betrug damals 637!
Im Jahre des Herrn
1844 wurden Scheune und Stallungen des Pfarrhauses auf
Kosten der Kirchenfabrik renoviert.
Kurz vor dem Tode
von VASSEN genehmigten sowohl die kirchlichen als auch die zivilen Obrigkeiten,
an Stelle des abbruchreifen Pfarrhauses ein neues zu errichten.
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