Unsere Heimat im Spiegel der Presse  
   
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  HVZ vom 23. September 1961:

Wertvolle Sammelstücke
Ein Bürger von Steinkirchen verwahrt den alten Kirchturmhahn, ein Stück
der alten Glocke und eine wertvolle Urkundenabschrift

Steinkirchen. Das alte Steinkirchen lebt im Herzen der Bevölkerung. Es findet sichtbaren Ausdruck in der Kirchenruine, deren Geschichte Jahrhunderte überdauert hat. Auch wenn das alte Gotteshaus jetzt einen erbarmungswürdigen Anblick bietet, so wird es nach dem Willen der Bevölkerung und mit Zustimmung des Bischofs wiedererstehen. Wie das künftige Gotteshaus gestaltet wird, ist heute noch nicht vorauszusagen.

Das alte ist dahin, es wird kaum wiederkehren. Doch alte Stücke halten die Verbindung mit der Vergangenheit. Weit hallte einst der Klang der alten Kirchenglocken über das Land um Steinkirchen. Doch sie verstummten.
Im ersten Weltkrieg wurden sie eingeschmolzen. Heimlich schaffte im Jahre 1916 ein junger Steinkirchener Bürger ein Stück der zerschlagenen Glocken beiseite. Er hat es über den zweiten Weltkrieg hinweg gerettet und hütet sorgsam das mit Rankenwerk verzierte Metallstück der alten Glocke. Vielleicht wird dieses Stück nach dem Wiederaufbau von Steinkirchens Kirche einen Ehrenplatz in der neuen Pfarrkirche finden, vielleicht wird es beim Guß der neuen Glocken der Glockenspeise beigefügt und stellt damit auch die materielle Verbindung zu den Kirchenglocken von einst her.

1802 wurde der Kirchturm der Pfarrkirche mit einem Kirchenhahn geschmückt. Rund 135 Jahre prunkte das schmiedeeiserne Stück über dem Land. Es kam das Jahr 1937. Derselbe Mann, der im Jahre 1916 ein Stück der alten Glocke an sich genommen und der Nachwelt erhalten hat, gab in der großen Zahl der Hinterbliebenen und Trauergäste seiner Mutter das letzte Geleit. Heftig tobte ein Sturm über das Land. Unter der Last des Winddrucks bogen sich die Bäume. Die Trauergesellschaft zog in das nahegelegene Trauerhaus zum Kaffee. Es heulte und pfiff in der Luft. Plötzlich mischte sich in den infernalischen Lärm ein Donnern und Getöse. Unwillkürlich ging der Blick des Steinkirchener Bürgers zur Spitze des Kirchturms. Der Wetterhahn fehlte. Er ging zum Friedhof. Gerade war das Grab seiner Mutter zugeschaufelt. Im weichen Erdreich steckt bis etwa zur Hälfte seiner Länge der Wetterhahn von Steinkirchens Kirche, dort, wo noch kurze Zeit früher die Trauergesellschaft gestanden hatte. Mit Einverständnis des Pfarrers nahm der Mann den Wetterhahn an sich. Er verwahrte ihn als bleibende Erinnerung bis zum heutigen Tage. „VAN PER 1802“ ist in das Metall eingearbeitet. Wie der Besitzer des Wetterhahnes sagt, soll in Steinkir-chen um das Jahr 1800 ein Pfarrer namens van Per gelebt haben. Das verzeich-net angeblich die alte Pfarrchronik.

Ein weiteres Stück aus der alten Kirche von Steinkirchen verwahrt sorgsam der ortsansässige Bürger. Es ist eine Chronikabschrift, die viele Jahre in der zerstörten Pfarrkirche gehangen hat und die in dem alten Gemäuer, durch das der Wind pfeift und der Regen schlägt, zu verkommen drohte. Er nahm sie an sich, um sie der Nachwelt zu erhalten. Aus dieser in lateinischer Schrift verfaßten Chronik geht hervor, daß bei der Gründung der Pfarrkirche in Wassenberg im Jahre 1118 die Pfarrkirche von Steinkirchen als Pfarrei erwähnt wurde.

Das alte Steinkirchen lebt im Herzen seiner Bürger. Es lebt in den alten Stücken der Pfarrkirche, die ein Steinkirchener Bürger sorgsam der Nachwelt erhält.

(Dem Artikel ist ein Foto beigefügt:
„Unser Bild zeigt die drei alten Stücke aus der ehemaligen Pfarrkirche von Steinkirchen, und zwar links der Wetterhahn, in der Mitte die Chronikabschrift und rechts ein Stück der alten Glocke.“)

 
     
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