Unsere Heimat im Spiegel der Presse  
   
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HVZ vom 10. November 1959:

Vor fast 400 Jahren:
Überfall auf Effeld
Als das spanische Kriegsvolk das Amt Wassenberg unsicher machte

Effeld. - Die Nacht war stürmisch. Der kalte Oktobersturm tobte das Rurtal hinunter und fuhr mit schneidender Stärke in die weiten Wälder bei Steinkirchen-Effeld. Die Nacht war pechschwarz und verhüllte die spanischen Soldaten, die - schlecht gelaunt und völlig durchnäßt - hintereinander über einen engen Waldweg zogen und in der Nähe von Effeldes „Schleie“ aus dem Wald traten. Die Soldaten waren hungrig. Seit Monaten hatten sie keinen Sold mehr erhalten, seit Wochen durchstreiften sie das große Amt Wassenberg und versuchten, sich auf eigene Faust zu ernähren. Bei Tage war nichts zu machen. Die Bruderschaften griffen eiskalt zu, wenn sie einen von diesen herumstreifenden Spanischen erwischten. Überdies standen überall Schütztenbruderschaftswachen.

Diese Unruhe im Lande am Unterlauf der Rur datierte eigentlich schon seit der Eroberung von ROERMOND am 1. Juli 1572 durch die Protestanten. 1579 drang spanisches Kriegsvolk ins Amt Wassenberg vor und lag fast den ganzen August über in Birgelen, Ophoven, Steinkirchen, Melick und Herkenbusch. Die Rentmeisterrechnungen des Wassenberger Amtes berichten, daß die Spanischen menr als 42000 Taler Schaden verursachten. In dieser Nacht zum 14. Oktober 1586 ging es diesen neun spanischen Soldaten, als sie sich lautlos dem Orte Steinkirchen-Effeld näherten, um mehr als um ein rechtes Abendbrot. Diesmal wollten sie sich „gesund stoßen“ für die nächsten Wochen; denn in Effeld gab es Pferde, Kühe, Schafe und Schweine.

Je mehr sich die Spanier den ersten Häusern näherten, um so langsamer und vorsichtiger gingen sie voran. Plötzlich blieb der Anführer stehen. Am Ortsein-gang standen zwei Schützenbrüder. Die Effelder waren vorsichtig geworden, seitdem im nahen Herkenbusch um „funff uhren“ Spanische die Einwohner aus den Betten rissen, „vier häusleut ermordeten, etliche schwerlich verwundeten, viele gar nackend außzogen, spolyrt Pferdt, Küh, Schaff und Verken.“

Die beiden Effelder Schützenbrüder am Ortseingang hatten noch nichts von den heranschleichenden Soldaten gemerkt. Erst als der Anführer der Spanischen den Befehl zum Überrumpeln der Wache gab, überfiel sie der Schreck der Überraschung. Dem einen gelang es gerade noch, dem tödlichen Schlage auszuweichen und davon zu eilen. Dabei blies er rasch ins Alarmhorn und rannte die Dorfstraße hinunter. Die Spanischen hatten sich rasch in die ersten Höfe geschlichen, Feuer in die Scheunen geworfen, um in der Verwirrung desto sicherer ihre Beute fortzutreiben. Die 64 Einwohner waren im Nu auf den Beinen, aber der Sturm, die Feuersbrunst und das Geschrei Verwundeter fuhren als wilder Schrecken unter sie. Einzig die Schützenbrüder fanden sich rasch und stellten vier Spanier, die gerade versuchten, zwei Pferde vor einen Wagen zu spannen, während zwei andere Hühnern, Enten und Gänsen die Hälse umdrehten und sie auf den Wagen warfen. Die Effelder Armbrustschützen fuhren mit einem Hagel von Pfeilen dazwischen. Die Spanier stürzten oder flohen. Nach einer halben Stunde war der letzte Spanier gestellt und getötet. Aber noch bis zum Morgen durchsuchten die Schützen den nahen Wald, da sie nicht wußten, wie viele sie bedrohten. Aber der Wald war frei. In Steinkirchen-Effeld lagen wieder vier Tote: zwei Spanier und zwei Effelder. Es war kaum sechs Jahre her, seit 18 Männer und Frauen im Raum Steinkirchen-Effeld, Birgelen und Wassenberg bei nächtlichen Überfällen ihr Leben lassen mußten.

 
     
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