Unsere Heimat im Spiegel der Presse  
   
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HVZ vom 12. Juni 1959:

Grenzdorf Effeld im Blickpunkt
Am Sonntag Dekanats- und Amtsschützenfest -
Aus der Geschichte der Effelder Bruderschaft -
„Tag der Königin“

Effeld. - Die St.-Martini-Schützenbruderschaft Effeld-Steinkirchen kann in diesem Jahre auf ihr 350jähriges Bestehen zurückblicken. Aus diesem Anlaß wurden das diesjährige Dekanatsschützenfest und das Amtsschützen-treffen in das kleine Grenzdorf verlegt. Auch Bruderschaften aus dem Dekanat Heinsberg und aus Holland werden an diesem Fest teilnehm,en.

(An dieser Stelle ist in der Originalzeitung ein Bild des Schützenkönigs mit folgendem Text eingerückt:
„Ein wertvolles Königssilber wird König Leo CARON von der Effelder
St.-Martini-Schützenbruderschaft auch zum Dekanatsschützenfest am Sonntag tragen. Die älteste Silberplakette stammt aus dem Jahre 1650; sie trägt die Buchstaben H. K. und ein Wappen mit der Kirche. Die zweitälteste Plakette von 1696 trägt die Aufschrift: Ferdinandus Wilhelmus LANDANIUS.“)

Der Auftakt ist am Samstag, dem 13. Juni. Viele auswärts wohnenden Effelder und Steinkirchener werden als Ehrengäste in einem festlichen Zug in Steinkir-chen und Effeld abgeholt und zum Festzelt geleitet, wo ein Heimatabend gehalten wird. Alle auswärts wohnenden Effelder und Steinkirchener sind dazu eingeladen. Diesem Wiedersehenstreffen gehen eine Gedenkfeier für die Gefallenen der Gemeinde und die Weihe einer neuen Fahne vorauf.

Am Sonntagnachmittag wird ein großer Festzug mit den auswärtigen Bruder-
schaften und Musikzügen durch den festlich geschmückten Ort ziehen. Dieser Festzug wird als Aufzug gewertet. Alle Beteiligten werden aus diesem Grunde darauf hingewiesen, daß auf gute Haltung und Beteiligung großer Wert gelegt wird. Die Preisparade findet nach dem Festzug auf der Festwiese bei HAUS NEUERBURG statt, wo auch das Festzelt aufgebaut wird. Die Tanzveranstaltungen sind im Festzelt und im Saale BUSCH. Montags und dienstags aber feiert Effeld die traditionelle Kirmes.

Zum Schutz gegen Plünderer

Die St.-Martini-Schützenbruderschaft Effeld-Steinkirchen wurde im Jahre 1609 gegründet. Der Gründer dieser Bruderschaft ist wahrscheinlich Johann von BAEXEM, der in der damaligen Zeit auf „Schloß Effeld“ wohnte. Er wurde 1590 auf Grund seiner Verdienste durch den Herzog Wilhelm V. von Jülich, genannt „der Reiche“ (1539 - 1592), als Gesandter nach Spanien geschickt.
In der damaligen Zeit durchstreiften wilde Horden und durchziehende Truppen auch unser Gebiet. Nicht nur die Bevölkerung, auch die Herren von BAEXEM hatten unser dieser Schreckenszeit, dem hundertjährigen (1560-1660), schwer zu leiden. Plünderungen und Kontributionen waren an der Tagesordnung. Besonders stark waren die Plünderungen im kölnisch-truchsessischen Kriege (1583). In den alten Geschichstbüchern heißt es: „Effeld wurde geplündert und so viel geraubt, daß sie dasselbe vor 1200 Taler ranzionen (Lösegeld) nicht lassen wollen.“ Während dieser Zeit hatte besonders die Familie von BAEXEM so schwer zu leiden, daß sie daran zugrunde ging und das Geschlecht von BAEXEM nach und nach verarmte. Die Gründung der Effeld-Steinkirchener Bruderschaft im Jahre 1609 ist daher mehr oder weniger aus der Not heraus geboren; Johann von BAEXEM hat sie zum Schutze der Bevölkerung, die sonst wehrlos den Plünderern ausgeliefert war, ins Leben gerufen.

Altes Brauchtum

Die St.-Martini-Schützenbruderschaft hat sich ein eigenartiges und wohl auch seltenes Brauchtum erhalten. Am Kirmesdienstag, dem „Tag der Königin“, er-freut sich dieses Brauchtum bei der gesamten Bevölkerung besonderer Beliebt-heit. Wahrscheinlich ist es noch eine alte Erinnerung an die schweren Tage der Plünderungszeit, die dem Gründungsjahr 1609 vorausgegangen ist. Am „Tag der Königin“ zieht der König mit seiner Königin durch Effeld und Steinkirchen. Die Wache, die den Schutz des Königs und der Königin zu übernehmen hat, hat an diesem Tage besonders auf der Hut zu sein. Sie wurde von der Königin aus-gesucht, die sich natürlich die stärksten und zuverlässigsten Männer zu ihrem Schutze auserwählt. Für diesen Ehrendienst spendiert der König ein Faß Bier.

„Dir Königin ist verschwunden“

Am Kirmesdienstag zieht die Schützenbruderschaft mit Musik und einer ausge-zeichneten Stimmung durch das Dorf. Die Wache ist natürlich auch dabei. Doch plötzlich bemerkt an einer Kurve eine Barrikade. Die Wache hat nun die Aufga-be, diese und auch weitere Störungsbarrikaden zu beseitigen. Die muß aber schnell geschehen, damit der Zug ohne langen Aufenthalt weiterziehen kann. Bei Wegräumen der Barrikaden muß die Wache auch noch auf den Schutz der Königin achten, daß sie nicht etwa geraubt oder entführt wird. Aber wie es das Schicksal will, die Königin ist plötzlich verschwunden. Die Wache hat nun die Aufgabe, die Königin zu suchen und die Entführer aufzustöbern und zu verhaf-ten. Sind die Übeltäter gefunden, so werden sie gefesselt vorgeführt und verur-teilt. Die Buße besteht heute mehr oder weniger aus einer „Lage alkoholischer Getränke“. Dieses Brauchtum wird wohl auf einen ernsten Alarm zurückzuführen sein, besonders für die Wachen der damals neugegründeten St.-Martini- Schützenbruderschaft.
(Ein weiteres zu diesem Artikel gehörendes Foto von PINZEK ist mit folgendem Text versehen: „Eine Reihe von Plaketten wurde von den Adelsfamilien von „Haus Effeld“ und „Haus Neuerburg“ gestiftet, u. a. von der Freiin von MIRBACH geb. Gräfin von SCHAESBERG, ferner von der Freiin von BLANCKART geb. Freiin von LEYKAM.“)

 
     
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