Unsere Heimat im Spiegel der Presse  
   
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HVZ vom 22. August 1957:

Drei Kreuze am Wege
Zwei von ihnen wurden im Krieg vernichtet -
Nun sind sie alle wiedererrichtet

Effeld. - Vor dem Kriege konnte das kleine Dorf Effeld an der hollän-
dischen Grenze für sich in Anspruch nehmen, drei der schönsten Wegkreuze in unserer Heimat zu haben. Schon von weitem grüßten jeweils drei wuchtige Lindenbäume, deren ineinander verwachsenen Kronenäste das Kreuzdenkmal überschatteten. Es war immer ein Bild tiefsten Friedens und menschlicher Zufriedenheit, wenn die auf den Feldern arbeitenden Landleute im Schatten der Kreuzbäume ihre kurze Vesperpause machten oder ein paar Minuten ihrer knappen Zeit bereit hatten, um vor dem Kreuzbild ein stilles Gebet zu sprechen. Und wenn der rote Mohn blühte und die weißen Margeriten, dann verging kaum ein Tag, an dem nicht eine liebe Hand, meist waren es wohl Kinderhände, einen blühenden Strauß an den Kreuzbalken steckten. Wie oft fanden die Dorfbewoh-ner den Weg zu einem der drei Kreuze, um in gemeinsamem Gebet, besonders in Notzeiten, ihre Anliegen dem Schöpfer und Lenker aller Dinge vorzutragen und Trost und neuen Lebensmut zu finden. Es ist schon so, und darin bildete kein Dorf unserer Heimat eine Ausnahme, Wegkreuze gehörten zum Dorf, und Feldkreuze gehörten zum bäuerlichen Leben.

Die drei Kreuze in Effeld aber waren eine Besonderheit, die gekennzeichnet war durch die unter Denkmalschutz stehenden drei Lindenbäume. Das eine Kreuz stand an der „Schloßstraße“, nahe beim „Schloß Effeld“, das zweite an der Hauptstraße zwischen Steinkirchen und Effeld, und das dritte am „Heidacker“. Man weiß heute nicht den wahren Grund, warum die beiden erstgenannten Kreuze im Kriegsdurcheinander der Fronten gesprengt wurden. Vielleicht sah einer der Strategen in ihnen Beobachtungspunkte oder gar Zielpunkte, auf die sich die feindlichen Batterien einschießen konnten; wer weiß es. Als die Dorfbewohner jedenfalls nach der dunklen Zeit zurückkehrten, waren die Stellen, wo die beiden Kreuze gestanden hatten, nur noch ein Gewirr von Steintrümmern und zerfetzten Baumstümpfen und Zweigen; sie glichen einer stummen Anklage. Erhalten blieb lediglich das Kreuz mit seinen wunderbaren Bäumen am „Heidacker“; es lag wohl nicht in der „Schußlinie“ gleich hinter dem Dorf am nahen Waldrand.

Die Liebe und Verehrung der Dorfbewohner zu ihren Wegkreuzen hatte jedoch im Kriege nichts eingebüßt. Nachdem man wieder richtig Fuß in der Heimat gefaßt hatte, begann man auch die Umgebung der Kreuze aufzuräumen und zu ordnen. Als erstes wurde das Kreuz an der Hauptstraße wieder errichtet; leider pflanzte man diesmal Rotdornbäume um das Kreuz, wo es doch viel schöner und auch sinnvoller gewesen wäre, die gesprengten alten Lindenbäume durch neue junge Lindenbäume zu ersetzen.

Lange Zeit blieb das Kreuz an der „Schloßstraße“ als kahler Flecken in der Landschaft unaufgebaut liegen, bis vor einigen Wochen auch nun an dieser Stelle ein neues Kreuz errichtet wurde, als Gabe einer hochherzigen Spenderin. Das neue Kreuz ist in der Art eines „Marterls“ in guter handwerklicher Arbeit von einem heimischen Handwerker gefertigt, lediglich der Korpus stammt von einem früheren Kreuz. Noch ist die Umgebung des neuen Kreuzes kahl und einsam, noch bietet kein Baum und Strauch dem Kreuz und den Betern Schutz, aber sicherlich wird in der gleichen, gefälligen Form, die das Kreuz hat, bald auch die Umgebung gestaltet werden.

Das dritte Kreuz, das „Heidacker-Kreuz“, das im Krieg erhalten blieb, steht wie seit vielen Jahren noch im Schutz der alten Linden und ist heute noch ein gern besuchter Platz für die Dorfbewohner. Die dort noch erhaltene Betbank soll demnächst durch eine neue ersetzt werden, und sicherlich finden die Gemeinde-vertreter es richtig, außer der Betbank an dieser Stelle eine Ruhebank aufzustel-
len, wie man es ja, wie bereits berichtet, für die Umgebung von Effeld vorhat. Es ist ein stiller und friedlicher Waldwinkel, der das letzte noch erhaltene Kreuz umgibt, ein Stückchen Naturparadies, abseits vom lauten Verkehr. Schon immer fühlten sich die Effelder zu diesem Plätzchen besonders hingezogen, und es war gewiß kein Zufall, daß vor Jahren die Effelder Theaterfreunde an dieser Stelle ihre Freilichtspiele hielten. Zu loben ist das Dorf, das sich in einer unruhigen Zeit noch ein Plätzchen erhalten kann, wie es die Effelder hier haben. Es braucht nicht der Entspannung zu dienen, es braucht auch keine Sehenswürdigkeit zu sein,es ist nämlich im Grunde genommen viel mehr als beides zusammen, es ist ein Ort der Ruhe und der Besinnung, der Besinnung auf den Sinn und die Werte des Lebens.

 
     
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