Unsere Heimat im Spiegel der Presse  
   
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HVZ vom 12. Mai 1956:

Effeld das nördlichste Grenzdorf unseres Kreises
Sorgen hat man nicht wenige, dabei jedoch einen gesunden Optimismus

EFFELD. - Wenn man eine Umfrage im Kreise Geilenkirchen-Heinsberg halten würde, wo Effeld liegt, und wer schon mal dort war, man würde erleben, daß zahlreiche Kreisbewohner bedauerlich die Achseln zucken würden. Damit kennzeichnet man so recht die Stellung eines Grenzdorfes, wie Effeld es ist. Man braucht dabei noch nicht zu erwähnen, daß die Menschen, die mit dem Gladba-cher Omnibus ungewollt durch Effeld gefahren werden, weil die Linie nun mal so läuft, höchstens über das „gottverlassene Kaff“ geschimpft haben, auf dessen kurvenreichen Straßen sie ordentlich seekrank geschüttelt werden.

Wer den kleinen Ort aber richtig kennt, muß ihn gern haben, es wohnt da eine Bevölkerung, die auf ihr Heimatdörfchen hält. Wenn die Effelder früher oft stark geschmuggelt haben, dann lag das daran, daß einmal die Grenze sehr nahe, und zum anderen, daß kein Geschäft im Ort war. Was wollten sie da schon anders machen?!

Heute ist das natürlich ganz anders. Saubere Geschäfte und Gaststätten sind vorhanden. Die Zielstrebigkeit der Effelder zeigt sich auch in den zahlreichen Neubauten, die errichtet wurden oder noch im Bau sind. Und da zeigt sich schon die erste große Sorge: es fehlt auch hier an Baugrundstücken. Allerdings hat man zwischen Effeld und Steinkirchen, das zur Gemeinde gehört, sehr schönes Baugelände und zahlreiche Interessenten für diese Baustellen. Aber leider hat man den Leuten von Effeld einen dicken Strich durch ihre Pläne gemacht. Ein größeres Gebiet in diesem Raum ist für militärische Anlagen beschlagnahmt und jede Bebauung im Umkreis von 1000 Meter untersagt.

Während andere Gemeinden sich von einer Flurbereinigung eine Besserung versprechen, halten die Effelder davon gar nichts. Verständlich, denn ca. 75 Prozent des Grund und Bodens ist zusammenhängender Großgrundbesitz, und die verbleibenden 25 Prozent Privatkleinbesitz noch zu bereinigen lohnt sich nicht und ist auch kostenmäßig undiskutabel. Von der Landwirtschaft kann man in Effeld sowieso nicht leben, Industrie ist überhaupt nicht vorhanden; kein Wunder, daß die Einkünfte der Gemeinde sehr bescheiden sind. Außerdem hatte man im Straßenbau ausgesprochenes Pech. Die Straße von Ophoven nach Effeld, die Hauptzubringerstraße, wurde vor Jahresfrist zur Landstraße 505 erklärt, aber nur bis zur Ortsgrenze Effeld. Die weite Strecke bis zum Ort, dann durch diesen bis zur Zollstraße Birgelen-Rothenbach, instand zu setzen, blieb der Gemeinde überlassen. Das hat so viel Geld gekostet, daß der Gemeindesäckel einen schweren Riß bekam. Das einzige, was die Gemeinde damit erreichte, war, daß eine Fernomnibuslinie über Effeld fuhr und damit die Abgeschlossenheit von der Welt aufhörte. Und das war für die Effelder sehr viel wert, denn sie wollen nicht abgeschlossen sein, obwohl sie fast am Ende der Welt wohnen. Ihre zweite Dorfstraße, die „Schleistraße“, mußte dafür benachteiligt werden; sie ist es heute noch, und die Gemeindeväter wissen nicht, woher sie die Mittel nehmen sollen, hier Abhilfe zu schaffen. Lediglich die Verpachtung der Kiesvorkommen im Gemeindebruch bedeutet eine annehmbare Einnahmequelle für die Gemein-
de , so daß wenigstens die laufenden Entwicklungsaufgaben erfüllt werden können.

Der früher lebhafte Verkehr zum benachbarten holländischen Dorf Vlodrop, das nur einen Steinwurf entfernt liegt, ist völlig eingestellt.Zwar ist der kleine Grenz- verkehr eingeführt, aber Effeld hat keine Zollstelle. Es ist bitter, wenn man von Dorfbewohnern hört, daß Effeld im Vergleich zu Vlodrop ein „vergessenes Dorf“ sei, denn drüben bahne sich eine Entwicklung größten Stils an. Denn die neue Zeche „BEATRIX“ strahlt ihre Entwicklung bis nach Vlodrop aus.

Trotz dieser Sorgen allerwegen herrscht ein gesunder Optimismus in Effeld. Man will die noch anstehenden Probleme wacker anpacken und ist überzeugt davon, daß auch die übergeordneten Stellen ihre Mithilfe nicht versagen werden. Das hat sich in der abgelaufenen Zeit bereits bewiesen: denn die Mittel für den Erweiterungsbau der Dorfschule und ein Jugendheim konnten gesichert werden. Der Baubeschluß wurde, wie wir bereits berichteten, in einer der letzten Gemeinderatssitzungen gefaßt. Das Jugendheim ist gerade für Effeld von größter Wichtigkeit, denn hier kann man noch die erfreuliche Feststellung treffen, daß sich das dörfliche Leben über die Jugendbewegung und die Orts- vereine im dörflichen Rahmen abspielt.

Nicht zuletzt hofft die Gemeinde im Laufe der Zeit auch zu einer zentralen Wasserversorgung zu kommen. Die ersten Überlegungen in dieser Richtung wurden bereits angestellt, und in der Hoffnung, daß die Regierung diese Notwendigkeit einsehen und die erforderlichen Mittel bereitstellen wird, glaubt man, dieses Ziel eines Tages zu erreichen.
L. B. (= Lothar BABST)

 
     
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