Unsere Heimat im Spiegel der Presse | ||
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HVZ vom 6.,7., 8. und 13. Januar 1955: Vor zehn Jahren: Selfkant und Rurland
in der Zeit des Zusammenbruchs Geilenkirchen-Heinsberg. Unter der Ueberschrift
Selfkant und Rurland in der Zeit des Zusammenbruchs veröffentlicht
der Heimatkalender 1955 des Selfkantkreises Geilen- Die Invasion von Cherbourg war erfolgt (6. Juni 1944), und die der Welt mit soviel Wortschwall verkündete Unüberwindlichkeit des Atlantikwalles hatte versagt. Die Ereignisse rollten Schlag auf Schlag ab, bis dann Ende August das Zurückfluten der geschlagenen deutschen Truppen einsetzte: die Herren kamen per Auto, die Mannschaften zu Fuß in größeren und kleineren Trupps, welche dann als Versprengte aufgefangen und wieder zu Einheiten formiert wurde. Anfang September mußte es auch dem Befangensten einkeuchten, daß etwas in der Luft lag, auch für unser Heimatgebiet. Es kamen schon einzelne
Soldaten, welche die Rurdämme entlang Einmann-löcher aushoben,
bis dann eines Tages Marschbefehle ausgegeben wurden mit der Anweisung,
wo man sich für den Fall einer Freimachung mit seiner Familie und
kleinem Handgepäck einfinden mußte. Bald werden auch schon
Abfahrts- Am 20. September kommt
die erste Einquartierung: Pioniere der Einheit PFEFFER (Pi 6) und Schanzarbeiter.
Es waren dies ältere und ganz junge Leute, welche man aus den Betrieben
herausgeholt hatte. Als Einheit nannten sie sich Maulwurf-Bataillon,
Sie haben ihrem Namen alle Ehre gemacht und unsere Fluren nach allen Regeln
der Kunst zerwühlt und verwüstet durch Auswerfen von Panzergräben,
Laufgräben, Schützenlöchern usw. Freiwillig gezwungene
Russen in deutscher Uniform, sogenannte Tataren, legten die
Drahtverhaue an. Effeld Steinkirchen und Ophoven waren von zwei Panzer-gräben
von der holländischen Grenze bis zur Gemarkung Birgelen auf der Rurseite
und der Waldseite umschlossen. Der Graben auf der Rurseite hatte folgende
Maße: Tiefe 4 Meter, Krone 6 Meter und Sohle 2 Meter. Der Graben
an der Waldseite hatte etwa Zweidrittel dieser Maße. Die Erde war
nach beiden Seiten ca. 6 Meter breit planiert. Rechnet man die Länge
der Gräben auf 8 km, noch dazu all die Laufgräben, Schützenlöcher,
Bunker usw., so ergibt sich Doch nun wieder zur
eigentlichen Räumung. Die hier einquartierten Pioniere waren angewiesen,
ihre Quartierleute schonend auf die Möglichkeit einer Räumung
vorzubereiten. Bald schon überstürzten sich die Ereignisse,
die die Möglichkeit der Tatsache näher brachten. Es kommt keine
Post mehr, die Zeitung hat ihr Erscheinen eingestellt, es wird keine Milch
mehr zur Molkerei abgefahren, und aus den Geschäften holt die NSV
die Ware ab, man will uns räumungsreif machen. Vom Selfkant kommen
auch schon Vertrieben mit Karren hier durch, sogenannte Bauerntrecks,
welche in Effeld und Stein- So mußten denn
alle mit viel Weh und Leid im Herzen die liebe Heimat verlas-sen und Haus
und Hof fremden Menschen überlassen. Es war ein trauriger Anblick,
als die Karawane der Fahrzeuge zum Dorf hinaus steuerte, begleitet von
den tiefbetrübten Bewohnern, und es flossen die Tränen reichlich.
Wir hatten im Wald schon das Vieh versorgt, zu Abend gegessen und waren
gerade dabei, unser Nachtlager herzurichten, als wir von den Grünen
erwischt wurden. Wir Männer wurden zu dem Anführer, einem ganz
jungen Polizeileutnant, zitiert, welcher uns mit dem Gruß empfing:
Diese verdammte schwarze, halsstarrige Bande vom Selfkant!
Und als der junge Schnösel sogar mit Arbeitslager drohte, hat ihm
eine von unseren Frauen gründlich den Kopf gewaschen. Die ganze,
einem großen Omnibus entsteigende Polizeimacht, wurde auf uns losgelassen,
um unsere beschleunigte Weiterfahrt zu erzwingen. Die meisten waren wüste,
rabiate Kerle, aber der Ehre halber muß gesagt werden, daß
es auch mitfühlende Menschen darunter gab. So sagte z.B. einer zu
mir: Dort blieben wir zwei Tage. Ich pendelte mit dem Rad in dieser Zeit mehrmals zwischen Steinkirchen und Eulenbusch, und als ich mich vergewissert hatte, daß die grüne Gefahr vorbei war, fuhren wir am anderen Morgen noch bei Nacht und Nebel wieder nach Hause zurück und luden ab mit dem Vorsatz, nicht mehr auzuladen, komme was wolle, welchen Vorsatz wir auch gehalten haben. Doch nun wieder zum Selfkant, wo Ende September der Vormarsch der Alliierten zum Stehen kam. Es gab wieder eine Frontlinie. Von den Alliierten waren besetzt: Millen, Tüddern, Süsterseel, Hastenrath, Kievelberg, Vinteln, Stahe, Gillrath, Teveren, Gangelt und Grotenrath. Am 16. November wurden die Bewohner dieser Ortschaften von den Amerikanern in das Camp Vught nach Nordbrabant gebracht und interniert. Die deutsche Linie verlief damals von Süstern (Susteren) über Schalbruch, Havert, Breberen, Schierwaldenrath auf Geilenkirchen zu. Hier haben Angriff und Gegenangriff bis Ende Januar 1945 gedauert, mit dem Ergebnis, daß die deutsche Front immer mehr auf die Rur zurückgedrängt wurde. Die in der Kampflinie liegenden Dörfer sind Brennpunkte der Kämpfe gewesen, und wo ein Dorf als strategisch wichtiger Punkt angesehen wurde, wechselte es öfters seinen Besitzer und wurde zur Ruine. So besonders Schierwaldenrath. Nach Stillstand der
Offensive wird das Hinterland in Zonen aufgeteilt. Die Kampfzone ist Rote
Zone, dann kommt die Grüne Zone bis zur Rur und
darüber hinaus bis in Höhe von Effeld die Weiße
Zone. Ein Anschlag an Haus Nr. 1 in Effeld besagt: Wer sich
ohne Ausweis in Feindrichtung bewegt, wird erschossen. Dadurch,
daß die Front stand, wurde es den arbeitsfähigen Männern
gestattet, zurückzukommen zur Dienstverpflichtung, worüber man
einen diesbezüglichen Ausweis erhielt. Später wurde die Rückkehr
auch den Frauen ohne Anhang (Kinder) gestattet. Uns Männern oblag
es zunächst, das Rurufer von allem Strauchwerk zu säubern, eine
Maßnahme, die von Wehr- (Fortsetzung vom 7.1.1955): Im November-Dezember wurden dann für die Division im Wald bei Gut Cromland acht Bunker gebaut, luxuriös und mit allem Komfort ausgestattet. Das Material und die Einrichtung wurden aus dem zerstörten Heinsberg herangeschafft. Sogar ein hochnobles Offiziers-Casino fehlte nicht. Aber die Bunker sind kaum bezogen worden, denn die Herren zogen es vor, rechtzeitig ab zu Rücken. Als Mitte November dann die vielen Einquartierungen kamen und die Feldgrauen im Gegensatz zu den Braun-Grünen sich den Zivilisten gegenüber freundlich und helfend erwiesen, wagten letztgenannte Farben sich nicht mehr auf den Plan, was besonders für die vielen Untergetauchten eine Befreiung war. So haben wir denn, trotz der Schwere der Zeit, mit den Soldaten manche frohe Stunde verlebt. Sie waren alle für die kleinste Aufmerksamkeit dankbar und hilfsbereit. Während die Front im Selfkant stand, wurde von der deutschen Heeresleitung eine großangelegte Offensive geplant. Sie wurde vorbereitet unter dem Deck-namen Unternehmen Greif und startete unter dem Motto: Wir greifen an! Allgemein ist sie bekannt unter dem Namen RUNDSTEDT-Offensive. In die Geschichte wird sie eingehen als Verzweiflungsdefensive. Sie sollte, vom Raum Aachen-Trier aus, durch Belgien durchstoßen bis Antwerpen und so den am Selfkant stehenden Gegener sowie die links der Maas sich vorkämpfenden alliierten Truppen von ihren rückwärtigen Verbindungen abschneiden. Im Zusammenhang mit der RUNDSTEDT-Offensive wurden die Dörfer des unteren Rurtales stark mit Einquartierung belegt, mit dem Zweck, falls die Offensive Erfolg haben sollte, Truppen und Material bereit zu haben, um den am Selfkant stehenden, von seinen rückwärtigen Verbindungen abgeschnittenen Gegner anzugreifen und zu vernichten. Waren es linksrurisch mehr die Erdkampftruppen, so lagen rechtsrurisch die technischen Einheiten und die Trosse. Zeitweilig war das kleine Steinkirchen (19 Häuser) mit über 300 Mann und den dazu gehörigen Fahrzeugen belegt. Als dann um Weihnachten die Offensive als gescheitert angesehen werden konnte, wurden die vielen Soldaten langsam ins Innere zurückgenommen. So ging es bis Ende Januar 1945. Am 22. und 23. Januar war noch einmal Zwangsräumung. War die Räumung im Oktober schon bitter und leidvoll, so wurde jetzt der Becher des Leides und der Bitternis übervoll. Es war eine Flucht durch Eis und Schnee, wobei nur wenige Habseligkeiten mitgenommen werden konnten. Wenn unsere Nachkommen etwa auch betrübte und armselige Zeiten durchleben sollten, so sollen sie stets eingedenk sein, daß ihren Vorfahren an Leid und Weh nichts erspart geblieben ist. In Effeld konnte sich niemand halten. In Ophoven sechs und in Steinkirchen 18 Leute. Als dann am 24. Januar Heinsberg von den Deutschen aufgegeben wurde, wurde in der Nacht zum 25. Januar die deutsche Front diesseits der Rur zurückgenommen. Die Soldaten waren froh, wenn sie Zivilisten antrafen; sie glichen mehr fahrendem Volk als Kampftruppen. Auch im Punkte Verpflegung war es nicht gut bestellt. Diese Frage wurde aber bald zur Zufriedenheit der Soldaten gelöst. So kam denn in Steinkirchen zwischen den Soldaten und Zivilisten eine Not- und Todgemeinschaft zustande. Waren wir jetzt vor dem Vertriebenwerden absolut sicher, so entstand uns dafür eine neue Gefahr. Wir befanden uns plötzlich über Nacht in der Hauptkampflinie. Wir mußte und wegen des Artilleriebeschusses fast ständig im Keller aufhalten. Solange die Engländer uns gegenüberlagen, war der Beschuß noch erträglich, da mit einer gewissen Pünktlichkeit geschossen wurde und dazwischen regelmäßig schußfreie Pausen lagen. Wir hatten uns schon unseren Reim darauf gemacht: Jetzt gehen die Engländer Kaffee trinken oder zu Mittag essen. Als dann aber, etwa um den 10. Februar herum, die Amerika-ner die Front übernahmen, wurde pausenlos gefeuert. Geschosse aller Kaliber, mit Aufschlag und Verzögerung, prasselten Tag und Nacht ins Gelände. Nach sehr vorsichtiger Schätzung fielen etwa von der Ziegelei Forst bis zur holländischen Grenze (ca. 5 km) in einer Tiefe von ebenfalls 5 km täglich mehrere tausend Schuß. Es war ein Glück, daß dieses Schießen nicht so sehr als Ziel-, sondern als Geländeschießen anzusehen war, sonst wäre in Effeld, Ophoven und Steinkirchen kein Stein auf dem anderen geblieben. Im folgenden noch
einige Notizen: 20. Januar 1945: Gegen 10 Uhr wird Effeld von Fliegern angegriffen. Von 12 Bomben fallen acht vor das Dorf, vom Schloß bis in den Garten von Haus Nr. 136. Zwei fallen hinter das Dorf, je eine in die Gebäulichkeiten von Geschwister THISSEN und Wilhelm RAMAKERS. Große Materialschäden, aber keine Menschenverluste. Ich liege etwa 20 Meter davon entfernt, als die Bombe in den Garten von Haus Nr. 136 einschlägt. Einen Schreck und viel Dreck habe ich abbekommen, weil die Bombe rund 4 Meter tief einschlägt und dann krepiert. (Fortsetzung vom 8.1.1955): 22. und 23. Januar: Zweite Zwangsräumung. Ophoven bekommt Artilleriebe-schuß. Zwei Bewohner werden durch Splitter schwer verletzt, an deren Folgen sie auch gestorben sind. 24. Januar 1945: Heinsberg aufgegeben. In der Nacht wird die Front über die Rur zurückgenommen. Auf der anderen Seite der Rur bleiben nur noch Stütz-punkte. Uns gegenüber in Karken-End und weiterhin in Kempen. Stützpunkt Karken-End hat höchstens 35 Mann gehabt. Karken-Dorf war sogenanntes Niemandsland, es konnten sich dort mehrere hundert Einwohner halten. Die sogenannte Front bestand in unserem Bereich (etwa 5 km) aus der ersten und dritten Grenadier-Kompanie, Grenz-Rgt. 1218, im ganzen etwa 80 Mann, dazu zwei Granatwerfen und einige MGs. Als artilleristische Stütze standen im Wald hinter Rothenbach einige Geschütze. Wegen des großen Munitionsmangels hatte die Artillerie meistens Schießverbot, wenn sie von einem bedrängten Stützpunkt oder Spähtrupp jenseits der Rur um Unterstützung angerufen wurde. Die Infanteristen hatten die Aufgabe, die Verbindung zwischen den Stützpunkten und der Front aufrechtzuerhalten und an der anderen Seite Stoß- und Spähtruppunternehmen durchzuführen. Zu diesem Zweck war über die Rur ein Steg gebaut. Später, nach der Hochwasserflut, wurde der Verkehr vermittels Kähnen aufrechterhalten. Der Verkehr über die Rus hat immerhin 25 jungen Menschen das Leben gekostet. Davon fielen nur zwei durch Feindberührung, die einen durch eigene Minen, die meisten aber durch Artilleriefeuer, da der Verkehr über die Rur gut einzusehen war. Um durch das Hochwasser in Sumpf und See verwandelte Gelände weiterkommen zu können, hatten die Soldaten von den Scheunen und Stallungen die scharfkantigen Sparren heruntergeholt und damit einen Laufsteg gebaut. 26. Januar 1945: Schloß
ELSUM wird aus der Luft angegriffen und mit Phos-phorbomben belegt, wodurch
es vollständig ausbrennt. In der Nacht kommt ein Pionierkommando
in unser Haus. Es sollen 2000 Minen im Gelände um Stein- Februar 1945: Artillerietreffer in den Häusern Nr. 3 und 5 (in Steinkirchen). Februar 1945: Fernmündlicher
Räumungsbefehl von der Division. In der 19. Februar 1945: Stützpunkt Karken-End wieder besetzt. Der Verkehr wird mit Kähnen aufrechterhalten. Starker Beschuß bis zum 23. Februar. 23. Februar 1945: Das Feuer verstärkt sich fortwährend. Nachts gegen 12 Uhr Drahtmeldung: Die Effelder Kirche brennt! Da aber kein Feuerschein zu sehen ist, muß angenommen werden, daß der Brand von Soldaten gelöscht wurde. Es ist auch nur das Orgelgebläse ausgebrannt. 24. Februar 1945: Frühmorgens liegt das Gelände vor Steinkirchen von Karken aus unter rasendem MG-Feuer. Von der Leuchtspur-Munition ist das Dörfchen grausig beleuchtet. Gegen 10 Uhr morgens wird die Spitze des Steinkirchener Kirchturmes von Karken-Tichelkamp aus von Flachbahngeschützen wegge-schossen. Der Turm war einige Zeit vor dem Kriege von Offizieren in Zivil als strategischer Punkt in die Meßtischblätter eingetragen worden. In der Frühe sind die Granatwerfer abgerückt. In der Nacht rücken nochmals einige Soldaten in Steinkirchen ein. Das vernichtende Artilleriefeuer hat sich noch verstärkt und wird in der Nacht immer wütender. Frühmorgens am 26. Februar entstehen in Steinkirchen vier Großbrände durch Phosphor. Von Haus Nr. 4 brennen die Stallgebäude aus. Das Vieh kommt in den Flammen um. Haus Nr. 12 samt den Oekonomiegebäuden brennt vollständig aus, dazu die Hälfte der Scheune von Haus Nr. 11. Von Haus Nr. 10 brennen Scheune und Stallungen nieder. Ueber Tag unvermindert starker Beschuß. Haus Nr. 1 erhält einen Volltreffer; in das Wohnhaus Nr. 3 gehen sechs Treffer und mehrere in das Oekonomiegebäude. Haus Nr. 2 fast vollständig zerstört. In der Nacht rücken die nachts vorher gekommenen Soldaten wieder ab. Es kommen nochmals sechs neue. (Schluß vom
13.1.1955): 28. Februar 1945: Wir haben gefrühstückt. Eine Frau, welche mal nach oben gegangen ist, ruft plötzlich in den Keller hinein: Was sind das für Soldaten, welche die Straße nach Effeld ziehen? Der Amerikaner war da. Gegen 9 Uhr wurden wir durch ein energisches Raus! aus dem Keller nach oben befohlen. Eine Anzahl amerikanischer Soldaten stand mit schußbereiten Maschinenpistolen im Anschlag an der Haustür Spalier, und wir mußten auf der Straße antreten zum Abmarsch nach Ophoven. Wir atmeten wie von einem Alp befreit auf. Was kümmerte uns, daß wir nur notdürftig bekleidet waren, was scherte uns die starke Eskorte der Soldaten mit schußbereiten Maschinenpistolen! Wir waren frei! Frei von banger Kellerhaft, befreit von manch seelischer Not. So waren wir denn auch alle, jung und alt, frohgelaunt. Ich muß gestehen: so lieblich wie an jenem Morgen hat mir nie Gottes Sonne geleuchtet, so würzig war mir nie die Luft, nie so schön die Natur. In Ophoven wurden wir zunächst ins Pfarrhaus gebracht, wo die Herren waren, mußten dann aber wegen der großen Zahl der Internierten (sechs von Ophoven waren schon da) in das Haus des Rendanten SCHLÖSSER umsiedeln. Hier besuchte uns ein Offizier, welcher uns mit den Worten begrüßte: Schickt euch gut, dann habt ihr`s gut! Daß wir keine NAZIS waren, nahm er als selbstverständlich an, denn sonst wären wir doch nicht in der Heimat geblieben. Auch mußten wir aus unserer Mitte einen Bürgermeister wählen. Dieser wurde öfters zu den Herren gerufen und kam dann jedesmal mit Anordnungen zurück. Wir durften das Haus nicht verlassen und nur den Hof betreten. Von drei Doppelposten wurden wir bewacht. Anderentags stand nur noch der Posten am Tor. Tagsüber kamen dann noch 24, welche sich auf Gut Cromland, in Rosenthal und Crafeld gehalten hatten. Sie brachten auch Mundvorrat aus Bunkern mit. Am 3. März hielten
wir in Ophoven das Begräbnis des auf Schloß ELSUM durch Artilleriebeschuß
ums Leben gekommenen Franz HOFFMANN von Gut WYLACK und der Mechtilde WERES
aus Ophoven in würdiger und christlicher Weise. An diesem Tage war
in Ophoven und Steinkirchen kein Soldat mehr, nur in Effeld war der Ausgang
des Dorfes auf den Wald zu noch besetzt. Am Nachmittag sind wir wieder
nach Hause zurückgekehrt. Während unserer Abwesenheit hatten
die Soldaten in den Häusern alles durchstöbert und kunterbunt
durcheinandergeworfen. Die Truppen, welche das Gelände des unteren
Rurtales von Hilfarth aus durchkämmten, gehörten zur 134. Division.
Die im Wald stehende deutsche Artillerie hat, ehe sie abzog, auf
Befehl wohl als Abschieds- Als wir einige Tage zu Hause waren, stellte sich Brotmangel ein. Die Soldaten, welche uns damit versorgt hatten, waren ja nicht mehr da, und so mußte es denn gewagt werden, unsere Nachbarn jenseites der Grenze in Anspruch zu nehmen, da unsere heimischen Mühlen nicht mehr intakt waren. Mit einem Säckchen Roggen wurde der Weg zur Gitstapper Mühle angetreten, und er endete in Vlodrop im Kittchen, und nur der Großzügigkeit des Vlodroper Bürgermeisters haben die drei Grenzgänger es zu danken, daß sie nicht in Roermond gelandet sind. Auch brachten sie das Mehl und ein achtpfündiges Brot mit heim. Als dann nach und nacht immer mehr Bewohner zurückkehrten, wurde von dem damaligen Ortsbürgermeister, Pfarrer ESSER, eine Arbeitsgemeinschaft eingerichtet mit dem Zweck, wenigstens für die Frühjahrsbestellung das Feld einigermaßen in Ordnung zu bringen. Jeden Montagmorgen arbeiteten die Männer und nachmittags die Frauen durch Zuwerfen der Gräber und Löcher. Die Panzergräben wurden im Herbst 1947 von Planierraupen eingeebnet. Auch sorgte Pfarrer ESSER dafür, daß von auswärts Lebensmittel herangebracht wurden, ebenfalls sorgte er für Hausbrand. Von deutscher Seite wurden durch Sprengung, besonders im unteren Rurtal, viele Kirchen zerstört, so in Vlodrop, Herkenbosch, Karken, Kempen und Oberbruch, und wohl die Zerstörung der Wassenberger Kirche kann man auch auf dieses Konto setzen, denn laut Erklärung von Pater HÄHNER wäre ihm die Sprengung schon vorher angekündigt worden. Man kann diese Maßnahmen nur bösen Vandalismus nennen, da etwa nur der Kirchturm als militärisches Objekt anzusprechen war. Aber es ging um die Kirchen selbst, was aus der Äußerung eines Sprengoffiziers zu entnehmen war, als er sagte: Wozu braucht ihr Kirchen? In Effeld verunglückten
durch Minen Willi LANDMESSER und Hans OPHET- Im Mai-Juni 1945 setzte
das große Waldsterben ein. Von Holland wurde der ganze Wald beschlagnahmt.
Zunächst wurde das Betreten des Waldes durch aufgestellte Schilder
mit der Aufschrift Betreten des Waldes für Deutsche verboten!
untersagt. Von Holland wurde dann der brauchbare Bestand haupt-sächlich
als Grubenholz abgemacht und nach Holland transportiert. Als Merk- |
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