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HVZ
vom 12. Dezember 1951
Wie die Effelder
Frauen den Als im Jahre 1870
beschlossen wurde, der großen Raumnot in der alten Steinkirchener
Kirche durch Verlängerung des Kirchenschiffes abzuhelfen, löste
dieser Beschluß, besonders in der Ortschaft Effeld, heftigen Widerspruch
aus. Die Effelder hegten den berechtigten und verständlichen Wunsch,
daß statt des Erweiterungsbaues in Steinkirchen ein Neubau in Effeld
erstellt werde, wo An einem Frühlingstag des Jahres 1873 kam der ehrsame Schuhmacher Karl DELOU, der Kirchweg 136 wohnte, und den alten Leuten noch als gewaltiger Baßsänger in Erinnerung ist, zu dem in der Dorfstraße 118 wohnhaften Bauern Peter THISSEN und bat ihn, ihm am nächsten Morgen eine kleine Parzelle für die Kartoffelbestellung zu pflügen. THISSEN, der wegen seines Aussehens im Dorf allgemein dr schwatte THISSE hieß, war ein arger Schalk und stets darauf bedacht, den Mitmenschen Streiche zu spielen. Diesmal sollte DELOU das Opfer sein und zugleich der Zug nach Steinkirchen, für den er sich sehr interessierte, in Szene gesetzt werden. Er sagte zu DELOU, er könne am nächsten Morgen nicht, da er den Frauen versprochen hätte, um 9 Uhr das Glöckchen zu läuten. DELOU erwiderte arglos, das brauche ihn nicht zu hindern, da er das Läuten gerne besorgen wolle, womit denn die Sache als abgemacht galt. Am anderen Morgen Punkt 9 Uhr bimmelte das Glöckchen. Die Frauen steckten die Köpfe zum Fenster hinaus und fanden sich dann auch nach und nach in der Dorfstraße ein, wo sie sich unter Führung von GRACHTEN Antonett und JAKELS Güdree zum Zuge nach Steinkirchen formierten. Ob es wahr ist, daß einzelne versteckt ein Stocheisen, einen Kochlöffel oder sonstige Waffen mitführten, konnte nicht festgestellt werden. Obwohl einige Teilnehmerinnen wohl aus Angst vor der eigenen Courage umkehrten, war es doch ein stattlicher Zug, der in Steinkirchen zur Überraschung der Dorfbewohner und der Werksleute am Kirchenbau eintraf. Die neue Umfassungsmauer war erst etwa 1 Meter hoch; die Frauen kletterten mehr oder weniger fix auf die Mauer und setzten sich da nieder. Sie trotzten allen guten Zureden und bösen Drohungen des Bauführers (BARTHS Heinsberg) und gaben die besetzten Mauern nicht frei. Da erschien auf der Bildfläche Heinrich DAENSKENS, der Gemeindevorsteher, ein sehr strenger und von allen gefürchteter Herr. Sofort sprangen die meisten Frauen herunter und nahmen Reißaus, und auch die beherztesten verließen, als er mit seiner Donnerstimme dazwischen fuhr, die Mauer. Still wie eine geschlagene Truppe kamen die Frauen in kleinen Gruppen nach Effeld zurück und manchen Spott mußten sie noch, besonders vom schwatten THISSE, über sich ergehen lassen. Dem Karl DELOU wurde vom dicken Röl (Polizist Roland RAUSCHEN) ein Strafmandat über 3.- Mark wegen groben Unfugs zugestellt, das aber THISSEN für ihn bezahlte. Auch hat der THISSEN seitdem den Acker von DELOU unentgeltlich gepflügt. |
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