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Effeld im Spiegel
der Jahrhunderte
In unserer hektischen,
stressigen und medienbeherrschten Zeit kann es durchaus nicht schaden,
wenn wir uns hin und wieder Gedanken darüber machen, wie es wohl
früher in unserer Heimat ausgesehen haben mag und wie unsere
'Altvordern' in der sogenannten 'guten alten Zeit', die, wie wir wissen,
alles andere als gut war, ihr zumeist karges und kümmerliches,
durchschnittlich 40jähriges Dasein als Tagelöhner, 'Ackerer'
(=Kleinstlandwirte) und kleine Handwerker (Böttcher, Gerber,
Hufschmied, Korbmacher, Küfer, Radmacher, Schneider, Schreiner,
Schuhmacher, Stellmacher, Wagenmacher, Weber oder Zimmermann) fristeten,
ganz ohne die heute zum Standard gehörenden technischen Errungenschaften
wie beispielsweise Asphaltstraße, Automobil, Computeranlage,
Elektrizität, Faxgerät, Fernsehapparat, Heizung, Spülmaschine,
Telefon, Waschmaschine und Wasserleitung.
Für viele Zeitgenossen eine Horrorvorstellung!
Steinkirchen
Aus
dem 'Frühnebel der Geschichte' taucht zunächst der Name
des Weilers (Weiler=regelmäßig bis unregelmäßig
angeordnete Gruppe von fünf bis fünfzehn Haus- und Hofstellen)
Steinkirchen auf, und zwar wird im Jahre 1118 in einer unsignierten
Urkunde, die sich in Abschrift im Pfarrarchiv Wassenberg befindet,
die im Jülicher Amt Wassenberg gelegene 'ecclesia de Steinkirken'
(=Kirche von Steinkirken) erwähnt. Darin überträgt
der örtliche Grundherr Graf Gerhard von Wassenberg dem von ihm
im selben Jahr gegründeten 'Georgsstift zu Wassenberg' das halbe
Patronat (Patronat=Rechte und Pflichten des Stifters einer Kirche)
an der Martinus-Kirche zu 'Steinkirken'.
Möglicherweise kommt für die Errichtung der ersten Steinkirche,
nach der der Weiler benannt wurde, die Zeit Karls des Großen
in Betracht, in dessen Regierungszeit allenthalben steinerne Kirchen
erbaut oder bereits vorhandene Holzkirchen in Stein erneuert wurden.
Vielleicht aber auch fiel eine bereits vorhandene Holzkirche, für
deren Existenz ein altes Holzkreuz spricht, in das die Jahreszahl
803 eingeschnitten gewesen sein soll und das unter der Amtszeit von
Pfarrer Wolff (1887-1900) unter vielem anderen Inventar aus der alten
Kirche zersägt und zu Brandholz zerkleinert worden sein soll,
der Wut der Normannen zum Opfer, die furchtbar im Westen des Frankenreiches
hausten und zahlreiche Kirchen zerstörten. Für diesen Fall
fiele die Errichtung der Steinkirche vermutlich in die Zeit nach den
letzten Normannenzügen, also nach 881.
In im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf vorhandenen Urkunden ist 1666
erstmalig von 'Steinkirchen' die Rede; die älteren Urkunden weisen
als Ortsbezeichnung 'Steynkyrcken' (1460) und 'Steinkyrch' (1554)
auf.
Im Jahre 1692 kam der Ort mit Effeld, Ophoven und Orsbeck zur 'Herrschaft
Neuerburg'.
Im Jahre 1827, dem Jahr der ersten katastermäßigen Erfassung,
hatte Steinkirchen71 Einwohner.
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Effeld
Bei
der Namensdeutung von 'Effeld' streiten sich die Namenforscher, ob
man von einem alten Wassernamen "affa" ausgehen muß
oder von dem frühmittelhochdeutschen "iffa", womit
die Effe gemeint ist, eine ältere rheinische Bezeichnung für
die Ulme, so daß mit "Effeld" eine mit diesen Bäumen
bestandene Örtlichkeit gemeint sein könnte.
Im 13. Jahrhundert nannte sich ein adliges Geschlecht nach dem Ort.
'Philipp von Effeld' übertrug im Jahre 1280 Güter, die er
von 'Goswin von Born' zu Lehen (=ein Leiheverhältnis, gemäß
dem der Beliehene lebenslänglich ein vererbbares Gut von dem
Lehensherrn <König, Fürst, Klöster etc.> gegen
persönliche Dienste <Heerfolge, Treuepflicht> erhielt)
hielt, dem Heinsberger 'Norbertinerkloster'.
Otto, Sohn des 'Arnold von Effeld', trug im 14. Jahrhundert 'Hof und
Land zu Effeld' von der Herrschaft Heinsberg zu Lehen. Später
war der Hof Lehen der Mannkammer (=Lehngericht) Wassenberg, in deren
brabantischem Lehnsregister hier gelegene Güter 1312/1350 erscheinen.
'Haus Effeld' befand sich seit etwa 1500 bis 1724 im Besitz der Herren
'von Baexem'. Im Jahre 1606 wurde das Wasserschloß in der jetzigen
Gestalt erweitert und umgebaut. Nach dem Tode des letzten Herrn 'von
Baexem' folgten durch Verwandtschaft verschiedene Besitzer, so ein
General 'von Hees' im Jahre 1739 und ein Hauptmann 'von Hasenbach'
im Jahre 1746, dessen Schwester bis zu ihrem Tode im Jahre 1806 Schloßherrin
war..
Im Wege der Erbschaft folgte ein Herr 'von Splinter' aus Roermond,
dann noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Familie
'van der Renne'. 'Amadeus van der Renne' in Brügge (Belgien)
verkaufte im Jahre 1899 das Haus an den Freiherrn'Theodor von Blanckart'.
Das Schloß befindet sich auch heute noch im Besitz der Familie
'von Blanckart'.
Im Jahre 1692 kam Effeld zur 'Herrschaft Neuerburg' (vgl. unter a).
Der Ort gehörte zum Kirchspiel (=Bezirk, in dem ein Pfarrer predigen
und die kirchlichen Amtspflichten ausüben darf) Steinkirchen.
Mit der Einweihung der Herz-Jesu-Kapelle in Effeld im Jahre 1910 wurde
Effeld Pfarrort.
Auf Veranlassung der französischen Besatzungsbehörde (Regierungskommissar
für die eroberten Länder zwischen 'Maas und Rheinz' und
'Rhein und Mosel') wurden u.a. in den Jahren 1799 und 1801 Bevölkerungslisten
erstellt, enthaltend alle Personen 'über 12 Jahre' sowie die
Anzahl der Kinder 'unter 12 Jahren'.
1799 wurden in unserer Heimatgemeinde 228 Personen 'über 12 Jahren'
und 158 Kinder 'unter 12 Jahren',
insgesamt also 386 Einwohner registriert.
1801 wurden registriert: 150 Männer, 152 Frauen, 103 Knaben und
80 Mädchen 'unter 12 Jahren',
insgesamt also 485 Einwohner.
Im Jahre 1812 betrugen die Einwohnerzahlen: Effeld 409, Steinkirchen
70, Neuerburg 23, Fahrter Hof 12;
insgesamt 514.
Die Berufsstruktur sah wie folgt aus: Effeld hatte 3 Schäfer,
1 Zimmermann, 2 Schuhmacher, 1 Näherin,
34 Ackerer und 19 'Domestiken' (=Dienstboten); Steinkirchen hatte
1 Stellmacher, 1 Schuhmacher, 5 Ackerer, 1 Priester und 1 Domestiken;
Neuerburg hatte 1 Schuhmacher, 1 Ackerer und 3 Domestiken; der
Fahrter Hof hatte 1 Ackerer und 5 Domestiken.
Im Jahre 1827 (Einführung der Katastervermessung) hatte Effeld
436 Einwohner, davon 'Haus Effeld' 5.
Im Jahre 1852
erstellte die Verwaltung des Kreises Heinsberg eine kommunale Statistik,
die für unseren Heimatort, der bis 1935 zur Gemeinde Birgelen
gehörte, wie folgt aussah:
EFFELD Dorf :112 vorhandene Gebäude 535 Einwohner
HAUS EFFELD landtagsfähiges Rittergut: 2 Gebäude, 5 Einwohner
EFFELDERBRUCH Häuser: 2 Gebäude, 10 Einwohner
JÄGERHAUS Haus: 1 vorhandenes Gebäude, 8 Einwohner
NEUERBURG landtagsfähiges Rittergut: 1 Gebäude, 14 Einwohner
ROTHENBACH Zollhaus: 1 Gebäude
STEINKIRCHEN Kirchdorf: 20 vorhandene Gebäude, 53 Einwohner
gesamt: 139 vorhandene Gebäude 634 Einwohner
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NEUERBURG
Bei
der Neuerburg handelt es sich um eine mehrteilige Burganlage mit Gräben.
Die Anlage soll sich bereits im 13. Jahrhundert im Besitz der 'Herrschaftlichen
Familie von Vlodrop' befunden haben.
Im Jahre 1549 übergab 'Cäcilia von Flodorff (Vlodrop)' das
Gut 'Neuweburg' ihrer Tochter Adriana, die es durch Heirat dem 'Johann
von Hochkirchen' zubrachte. Um diese Zeit wurde die 'Neuweburg, eine
Wasserburg, bestehend aus Herrenhaus, Wirtschaftsgebäuden und
Zugbrücke, neugebaut. Möglicherweise war das der Anlaß
für die Namengebung.
Die Freiherren 'von Hochkirchen' gelangten im Laufe der Zeit zu immer
größerem Reichtum und Ansehen. Sie besaßen um 1700
wohl ein Dutzend Höfe, darunter im Kirchspiel Steinkirchen den
Hof Overbeick (=am Bach), den Hof zur Fahrt (=Fahrter Hof, der im
Jahre 1846 aufgegeben wurde; urkatastermäßig noch als 'an
Faderhof' erhalten) und den Hof am Broich (=Bruch), der im Wassenberger
Lehensregister (1450-1505) noch unter 'Hoff up den Berge' bzw. 'Verckens-Hoff'
(urkatastermäßig noch als 'Ferkeshof' erhalten) aufgeführt
ist; jeder " für 2-3 Pferde groß".
'Adolf Winand von Hochkirchen zu Neuerburg' war Geheimrat, Kurfürstlicher
Kämmerer, Jülich-Bergischer Hofratspräsident, Jülich'scher
Landhofmeister und Amtmann zu Wassenberg. Er hatte 1692 vom Kurfürsten
Johann Wilhelm für geleistete und noch zu leistende treue Dienste
und für Verzicht auf sein rückständiges Gehalt im Betrage
von 4000 Reichstaler die Kirchspiele Orsbeck, Ophoven und Steinkirchen
(einschließlich Effeld) als eine sogenannte 'Unterherrschaft'
erhalten. Damit gingen die Steuern und Abgaben aus den genannten Orten
und eine Anzahl sonstiger Rechte auf ihn über, insbesondere wurde
er auch Gerichtsherr erster Instanz. Auf der Neuerburg tagte nunmehr
das Schöffengericht für die drei Pfarrgemeinden.
Effeld war also eine Art Residenz geworden. Der Glanz und Reichtum
' seines Herrn' tröpfelte auch auf den Ort. 'Golddorf Effeld'
war vorprogrammiert.
'Adolf Winand' starb am 10. August 1706 in Düsseldorf. Sein Leichnam
wurde am 12. August durch den Schwiegersohn Gerard Adolf Freiherr
von Mirbach und zwei Kapuzinerpater aus Wassenberg in Düsseldorf
abgeholt und hochfeierlich in der Familiengruft vor dem Hochaltar
der Pfarrkirche in Steinkirchen beigesetzt. Später wurde die
Gruft mit einem neuen Wappenstein versehen, da der vorhandene bei
der Öffnung entzweigebrochen war. Nicht nur die Grabplatte 'von
Hochkirchen', auch die 'von Baexem' und 'von Hees' sind verschwunden.
Beim Neubau der Steinkirchener Kirche 1871 waren sie jedenfalls nicht
mehr vorhanden.
Die Neuerburg erbte Maria Adriana Catharina, die älteste Tochter
Adolf Winands. Sie war die zweite Gattin von 'Christoff Alexander
Freiherr von Vehlen', der rechtsrheinisch wohnte und nur gelegentlich
nach Neuerburg kam. Frau von Vehlen vermachte bei ihrem Tode im Jahre
1725 -sie starb kinderlos- die Neuerburg ihrem Gemahl, und als nach
dessen Tod ein Kind seiner ersten Ehe die Neuerburg erbte, erhoben
die Nachkommen einer andern Tochter Adolf Winands, die mit 'Gerhard
Adolf Freiherr von Mirbach' verheiratet war, Ansprüche. Nach
einem langwierigen Prozeß wurde ihnen im Jahre 1771 die Neuerburg
zugesprochen. Aber schon lange vorher war die Neuerburg nur noch von
Pächtern bewohnt; das Herrenhaus stand leer, verfiel und wurde
1808-1810 abgebrochen.
Adolf Winand hatte in seiner Glanzperiode auch eine Schloßkapelle
auf der Neuerburg eingerichtet und hielt einen Schloßkaplan.
Dieser bezog seine Einkünfte aus Zehnten in Herkenbosch, die
'von Hochkirchen' besaß. Der erste Schloßkaplan war Henricus
Bürsgens. Er starb 1714.
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GITSTAPPEN
Bei den
nördlich von Effeld gelegenen 'Gitstappen' handelt es sich um
zwei dicht benachbarte Einzelsiedlungen, eine Hofanlage und eine(heute
auf niederländischem Gebiet gelegene) Mühle am 'Rothenbach'.
Das Grundwort ist das mittelniederdeutsche Wort 'stappe' = Fußstapfe
(zum Verb stapfen).
Im Bestimmungswort dürfte das mittelniederdeutsche 'gete, geite'
= Ziege vorliegen. Die auf Hof und Mühle übergegangene Stellenbezeichnung
kann sich auf einen Übergang über den 'Rothenbach' beziehen,
der beide trennt.
Der Hof war 1312/1350 brabantisches Lehen der 'Herrschaft Wassenberg'.
Die Mühle wurde einige Jahrzehnte später errichtet, nachdem
Herzog Wilhelm von Jülich und Herzogin Maria am 26.12.1377 bestimmt
hatten, daß der Bach 'Geitstapperbeeck' (=Rothenbach) unterhalb
des Hügels 'Geitstapperberch' (=heute liegt dort ein 'Etsberg'
genannter Weiler) der geeignetste Platz für eine Mühle in
Vlodrop sei,woraufhin 'Stephan von Oerade" ("Oerade"
= alter Herrensitz in Vlodrop) an besagter Stelle eine Mühle
baute.
Hof und (verpachtete) Mühle 'up der Geitstappen' (so genannt
in beim Hauptstaatsarchiv Düsseldorf archivierten Rechnungen
des Herzogtums Jülich-Berg aus dem Jahre 1555) waren später
Lehen der Mannkammer Wassenberg. Sie gehörten zu diesem Gericht
und zum Kirchspiel Steinkirchen.
Die ursprüngliche Mühle war eine Kornmühle. Im 18.
Jahrhundert wurde eine neue Mühle errichtet, bestehend aus einer
Kornmühle, einer Ölmühle und einem Wohnhaus mit Satteldach.
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DER
EFFELDER WALD
Nordöstlich
von Effeld erstreckt sich ein umfangreicher Wald- und Heidekomplex,
dessen Kernstück der 'Meinweg' bildet.
Der Meinweg wurde vom Spätmittelalter bis ins neunzehnte Jahrhundert
von den Einwohnern von vierzehn rings herum liegender Orten 'zum Holzschlag,
zur Heideschneide und zur Viehweide' gemeinschaftlich genutzt (als
sogenannte 'Allmende').
Im Zeitalter des Absolutismus (17./18. Jahrhundert) gehörte der
Meinweg zum Amt Wassenberg, einem Verwaltungsbezirk des Herzogtums
Jülich. Dieses Amt war aus dem etwa gleich großen 'Land
Wassenberg' hervorgegangen, das ebenfalls bereits den Meinweg umfaßte,
bevor es in der Mitte des 16. Jahrhunderts in das Jülich'sche
Territorium integriert wurde.
Zum 'Land Wassenberg' gehörten seinerzeit u.a. auch Effeld, Ophoven
und Steinkirchen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts umfaßte der
Meinweg 2405 Hektar. Im Jahre 1633 trat eine neue Waldordnung in Kraft,
die bis Ende des 18. Jahrhunderts ihre Gültigkeit behielt. Der
Inhalt der Waldordnung bezieht sich auf das Holzding (=Gericht über
Waldfrevel), die Bestellung und Aufgaben der Förster, die Ausübung
der Nutzungsrechte und die Strafen.
Zum Kreis der Berechtigten am Meinweg zählten u.a. Ophoven und
Steinkirchen. Effeld war zwar nicht aufgelistet, hatte aber auf Grund
anderer Quellen doch Nutzungsrechte am Meinweg!
Jeder Haushalt innerhalb der berechtigten Kirchspiele konnte den Meinweg
nutzen. Dabei gab es keinen Unterschied zwischen Eigentümern
und Pächtern, wohl aber zwischen Pflügern und Köttern
(=Inhaber einer Kate bzw. Hütte). Die Kötter unterschieden
sich von den Pflügern dadurch, daß sie kein Pferd besaßen.
Eine Übersicht des Landes Wassenberg aus dem Jahre 1576 weist
aus, daß in den Kirchspielen weniger als die Hälfte der
Haushalte Pferdebesitzer war. Die Kötter hatten im Falle von
'Waldfrevel' weitaus geringere Bußgelder zu zahlen als die Pflüger.
Ophoven und Steinkirchen besaßen zusätzlich -gemeinsam
mit Effeld- einen Wald, der auf ihr Betreiben hin Ende des 18. Jahrhunderts
in 'Effelder Wald' und 'Ophovener Wald' 'generalgeteilt' ('Generalteilung'
= endgültige Aufteilung einer gemeinsamen Nutzungsberechtigung)
wurde. Dabei fielen 10/17 der Fläche an Effeld und Steinkirchen,
7/17 an Ophoven.
Die bäuerliche Bevölkerungsgruppe hatte nicht immer eine
einheitliche Meinung über die beste Nutzung der Allmenden. Vielfach
wünschte die kleinbäuerliche Unterschicht die Beibehaltung
der traditionellen Nutzung, während die hofbäuerliche Schicht
eher die Auflösung befürwortete. So beriet im Jahre 1827,
und zwar im Zusammenhang mit der Einführung der Katastervermessung,
der Schöffenrat (=Gemeindevertretung) der Gemeinde Effeld über
den Vorschlag der preußischen Bezirksregierung in Aachen, einen
Teil des (zu Heide degradierten) 'Effelder Waldes' mit Nadelholz zu
besäen. Die Schöffen waren mit dem Vorschlag nicht einverstanden,
sondern vertraten den Standpunkt, daß die Bevölkerung zur
Beschaffung von Dünger, d.h. zur Streugewinnung, auf die Allmende
angewiesen sei. Bei einer Aufforstung fiele für die ärmeren
Einwohner die Viehhaltung fort, und die Felder würden nicht richtig
bestellt. Außerdem habe sich ein Verein gebildet, der den Wald
anpachten, in Lose einteilen und dann auf die Häuser verteilen
wolle. Wenn aber verkauft würde und das Kataster einmal eingeführt
sei, müßten die bisherigen Anpächter Steuern zahlen,
und der Wald brächte nicht mehr soviel ein wie früher. Die
Gemeinde fürchtete also, daß ihr durch eine Spezialteilung
eine Einkommensquelle verloren ging und daß weiter die Grundsteuerbelastung
der Bevölkerung ansteigen würde.
Auch damals gab es also bereits Ärger mit den Behörden!
Im Effelder
Wald wurden steinzeitliche Geräte und Abfallstücke sowie
ein mittelalterlicher Töpferofen gefunden; außerdem wurde
ein ergiebiges vorrömisches, eisenzeitliches Gräberfeld
entdeckt.
Effeld, den 26. November 1998
Heribert
Cremers
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